Biogerste: Untersuchungen zum Rohprotein- und Aminosäurengehalt als wichtige Kriterien des Futterwerts biologisch erzeugter Gerste

Projektleitung

Werner Zollitsch

Forschungseinrichtung

Universität für Bodenkultur - Department Nachhaltige Agrarsysteme Institut für Nutztierwissenschaften

Projektnummer

1294

Projektlaufzeit

-

Finanzierungspartner

Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft

Allgemeine Projektinformationen

Titel, Abstract, Schlagwörter (englisch)

Titel (englisch)

Investigation of the crude protein and amino acid content as important traits of the feeding value of organically grown barley

Projektziele

In Rationen für monogastrische Nutztiere, die in ökologisch wirtschaftenden Betrieben gehalten werden, stellen Getreidearten wie Weizen, Triticale, Gerste oder Mais die Hauptkomponenten dar. Wegen der Beschränkungen, denen biologisch wirtschaftende Betriebe hinsichtlich der Produktionstechnik unterliegen (Rat der Europäischen Union 1999), kommt dem Getreideprotein in der Ernährung dieser Tierarten eine deutlich wichtigere Rolle zu als dies in der konventionellen Landwirtschaft der Fall ist. In dem hier vorgeschlagenen Projekt sollen daher die Gehalte an Rohprotein und Aminosäuren der für die Biologische Landwirtschaft Österreichs derzeit bedeutendsten Gerstesorten untersucht und deren Übereinstimmung mit praxisüblichen Tabellenwerten festgestellt werden. Weiters sollen Sortenunterschiede der Eiweißgehalte und -zusammensetzung ermittelt und eventuelle Einflussgrößen bestimmt werden.
Ermittlung der 10 im Biologischen Landbau bedeutendsten Gerstesorten (Expertenbefragungen).
Analyse der Trockensubstanz, Rohnährstoffe, Rohprotein- und Aminosäurengehalte dieser Sorten sowie begleitende Erhebung der wichtigsten Einflussfaktoren auf den Proteingehalt (Ertrag, Stellung in der Vorfrucht, Düngermenge).
Vergleich der analysierten Rohprotein- und Aminosäurengehalte mit praxisüblichen Futterwerttabellen zur Ermittlung von statistisch signifikanten Unterschieden.
Statistische Analyse von Sortenunterschieden bei Rohprotein und den limitierenden Aminosäuren Lysin, Methionin, Cystein, Threonin und Tryptophan unter Einbeziehung der wichtigsten Einflussfaktoren.
Darstellung der Konsequenzen aus den vorliegenden Daten sowie der Ergebnisse des Forschungsprojekts Nr. 1113 für die Rationsgestaltung anhand von Modellrationen für Mastschweine und laktierende Zuchtsauen.

Berichte

Abschlussbericht , 01.05.2003

Kurzfassung

In biologisch wirtschaftenden Schweinezucht- und -mastbetrieben werden verschiedene Getreidearten als Hauptkomponenten in den Futterrationen eingesetzt. Der Beitrag des Getreides zur Gesamtaminosäurenversorgung ist nicht zu vernachlässigen (Meyer 2001), weswegen die übliche Verwendung von konventionellen Futterwert-Tabellen zur Rationsoptimierung vor allem aus Sicht des Protein- und Aminosäurengehalts kritisch betrachtet werden muss. Ziel der Untersuchung war es, einerseits die Inhaltsstoffgehalte ökologisch angebauter Gerste festzustellen und mit praxisüblichen Futterwert-Tabellen statistisch zu vergleichen, und andererseits Stärken oder Schwächen einzelner Sorten im Rohproteingehalt und in der -zusammensetzung darzustellen. Dazu wurden jene 10 Sorten untersucht, die derzeit am häufigsten in Bio-Betrieben angebaut werden (Baccara, Balaki, Barke, Carola, Elisa, Hellana, Montana, Prosa, Virac, Virgo). Die Analysen der Inhaltsstoffgehalte (Weender Analyse) erfolgte nach ALVA (1983), jene der Aminosäurengehalte nach Kommission der EU (1998). Die Gehalte an Umsetzbarer Energie (Schwein) wurden rechnerisch ermittelt (DLG 1991). Der Unterschied zu den gewählten, weil in der Praxis häufig verwendeten, Futterwert-Tabellen von DLG (1991) und Degussa (2001) wurde mittels t-Test nach vorangegangenem F-Test statistisch untersucht. Mit Hilfe zweier Modelle wurden Unterschiede zwischen den Sorten bzw. dem Typ (Sommergerste/Wintergerste) statistisch ausgewertet (Eßl 1987). Der Vergleich der Analysenergebnisse mit den beiden genannten Futterwert-Tabellen zeigte, dass der XP-Gehalt von Sommergerste signifikant über und jener von Wintergerste unter den Angaben von DLG (1991) lag. Vor allem die ertragsstarke, mehrzeilige Wintergerstensorte Balaki war unterdurchschnittlich in den Rohnährstoff- und Energiegehalten (in der T). Aufgrund des Zuchtfortschritts der vergangenen Jahrzehnte sind die Angaben von DLG (1991) allerdings generell zu hinterfragen, da mit den in diesem Zeitraum erfolgten Ertragssteigerungen bei neuen Sorten Verminderungen im Eiweißgehalt einhergingen. Weiters zu beachten ist die Tatsache, dass die untersuchten Proben nur aus einem Erntejahr stammen und der Jahreseinfluss somit nicht berücksichtigt werden konnte. Um die Frage der Unterschiede zu Futterwert-Tabellen zu klären, sind daher unbedingt mehrjährige Untersuchungen notwendig! Bei der Zusammensetzung des Proteins zeigte sich sowohl bei Sommer- als auch bei Wintergerste ebenso wie bei Winterweizen und Triticale (Wlcek und Zollitsch 2001), dass biologisch erzeugtes Getreide reicher an den schwefelhältigen AS Met und Cys (im Protein!) ist als von Degussa (2001) angegeben. Dagegen sind im Bio-Getreideprotein sowohl die Lys- als auch die Trp-Gehalte signifikant geringer. Wie sehr diese Unterschiede durch unterschiedliche Analysenmethoden beeinflusst wurden, bleibt abzuklären. Biologisch wirtschaftenden Betrieben, die Futterrationen aus eigenem Getreide zusammenstellen, wird dringend geraten, zumindest einmal im Jahr den Rohnährstoffgehalt des betriebseigenen Getreides oder der Futtermischungen feststellen zu lassen. Die Aminosäurengehalte der Bio-Getreide können mit Hilfe von Regressionsgleichungen z. B. von Degussa (2001) geschätzt werden, wobei nach den vorliegenden Ergebnissen bei Lysin und Tryptophan ein Abschlag von etwa 10 % ratsam ist.

Berichtsdateien

Endber_1294.pdf

Autor/innen

Dipl.-Ing. Dr. Sonja Wlcek, Ao.Univ.Prof. Dipl.-Ing. Dr. Werner Zollitsch