Seltene Farbphänotypen beim Lipizzaner, Noriker und Esel

© Lipizzanergestüt Piber; Gertrud Grilz-Seger; Viktoria Hainzl; Kärntner Pferdezuchtverband

Farbgenetische Untersuchungen in Hinsicht auf praktische Zuchtarbeit und Generhaltung beim Lipizzaner, Noriker und dem Weißen Barockesel

Die Zucht spezieller Fellfarben nimmt in der österreichischen Pferdezucht einen großen Stellenwert ein und ist bei den drei Hauptrassen Haflinger, Lipizzaner und Noriker ein wichtiges Rasse- und Selektionskriterium. In der genetischen Forschung spielte die Farbvererbung beim Pferd schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine wichtige Rolle bei der Verifizierung bzw. Anwendung der Mendelschen Erbregeln und das Interesse an den Fellfarben des Pferdes ist seitdem in der internationalen „scientific community“ ungebrochen. Das Ziel des DaFNE-Projekt FARBgen 101 332 war es, (1) den Farbgenpool und die spezifischen Allel Frequenzspektra beim Lipizzaner zu identifizieren, (2) die Erblichkeit bzw. genetische Komponente der vorkommenden Abzeichen und Scheckungsvarianten beim Lipizzaner zu bestimmen, (3) den genetischen Hintergrund der spezifischen Fellfarbe des Österreichisch-Ungarischen Weißen Barockesels zu klären und (4) beim Noriker zu testen, ob ein von den Projektmitarbeitern identifizierter genetischer Marker als Gentest für den Mohrenkopf- Braun- und Rotschimmel (im Englischen als blue/bay/red roan bezeichnet) geeignet ist.
Ein zweiter Forschungsschwerpunkt war die Auswirkungen der Farbzucht auf die Populationsstruktur, Selektionssignaturen und Autozygotie beim Noriker, Lipizzaner und Haflinger zu untersuchen und eine genomische Charakterisierung durchzuführen. Durch die Etablierung hochdichter SNP Genotypisierungsarrays steht ein wichtiges wissenschaftliches Werkzeug zur Analyse des Equinen Genoms zur Verfügung. Auf Basis von Genotypisierungsdaten und hochdichten SNP Chip Daten wurden in anderen Spezies (Rind, Schaf, Ziege) die demografischen Auswirkungen und die Effekte von Zuchtprogrammen und Selektionsstrategien auf die Populationsstruktur, den Autozygotiegrad und Selektionssignaturen untersucht. Ähnliche Studien zum Pferd mit 670k Daten waren bis dato nur in geringer Anzahl vorhanden. Im Rahmen dieses Projektes wurden die ersten umfassenden genomischen Populationsanalysen anhand von 670k SNP Daten beim Lipizzaner, Noriker und Haflinger vorgenommen. Die in dieser Arbeit ausgearbeitete und adaptierte grafische Repräsentation der Ergebnisse in Form von Netzwerkgrafiken ermöglichen eine leichte Nachvollziehbarkeit wissenschaftlicher Ergebnisse, die wichtige zuchtpraktische Hinweise, wie genetische Verwandtschaft und Inzuchtgrad von einzelnen Individuen sowie vom Familien zueinander veranschaulicht.
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