
© Velik, M.
Wiesenrind: Mast von Kreuzungsrindern Milchrasse×Fleischrasse (Holstein×Angus) im Grünland: Einfluss auf Mastleistung, Schlachtleistung, Fleischqualität, Effizienz, Wirtschaftlichkeit und Umweltwirkungen
Projektleitung
Margit Velik
Forschungseinrichtung
HBLFA Raumberg-Gumpenstein
Projektnummer
101682Projektlaufzeit
-
Finanzierungspartner
Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus
Allgemeine Projektinformationen
Schlagwörter (deutsch)
Rindermast, milchbetonte Rasse, Angus, Weide, Kurzrasenweide, Futtereffizienz, Zunahmen, Schlachtkörperqualität, Rindfleisch, Lebenszyklusanalyse, Nachhaltigkeit
Titel, Abstract, Schlagwörter (englisch)
Titel (englisch)
Grassland fattening of crossbred dairy×beef breed (Holstein×Angus): Impact on fattening and slaughter performance, meat quality, efficiency, economics and environmental impacts
Abstract (englisch)
Aims of the present project are:
• Examine fattening performance, efficiency, carcass and meat quality and economics of grassland fed heifers and steers with regard to dairy×beef breed and low slaughter weight
• Modelling the potential environmental impacts of beef production from grassland based production analysing nutrient flux and effects on biodiversity and animal welfare
• Literature review on dairy×beef breed fattening (fattening performance, carcass and meat quality) in pasture based beef production systems
Projektziele
• Ermittlung und Beurteilung der Mastleistung (Futter- und Nährstoffaufnahme, Gewichtsentwicklung im Mastverlauf etc.), Futter- und Flächeneffizienz und Schlachtleistung (Klassifizierung, Ausschlachtung, Teilstückanteile, Fetteinlagerung etc.) von Holstein x Angus Kalbinnen und Ochsen im Vergleich zu Fleckvieh Ochsen bei Mast im Grünland auf 400 kg Mastendgewicht mit unterschiedlichem Fütterungsregime (Kurzrasenweide vs. Heu-Grassilage-Ration mit geringem Kraftfuttereinsatz)
• Effekt von Rasse/Kreuzung (Holstein x Angus vs. Fleckvieh) und Fütterungsregime auf die innere Fleischqualität (Fleischmarmorierung, Wasserbindungsvermögen, Fleischfarbe und Fett, Fettsäuren etc.)
• Literaturrecherche zum Thema „Mast von Milchrasse x Fleischrasse im Grünland“ mit Schwerpunkt auf Mastleistung, Schlachtkörper- und Fleischqualität. Ein Schwerpunkt liegt auch auf der praxisgerechten Zusammenfassung und Aufbereitung wesentlicher Ergebnisse/Aussagen
• Deskriptiver Vergleich der tierischen Leistungen und Effizienz dieses neuen Produktionsverfahren „Wiesenrind“ mit Mastversuchen zur Jungrindproduktion aus Mutterkuhhaltung, Ochsen- und Kalbinnenmast
• Modellierung der potenziellen Umweltwirkungen der Rindfleischproduktion im Grünland unter Berücksichtigung der Stoffkreisläufe und der Wirkungen auf Artenvielfalt und Tierwohl
• Ökonomische Bewertung der Versuchsergebnisse
Praxisrelevanz
Die Milchrassen Holstein, Braunvieh und Red Holstein machen in Österreich rund 13 % der gehaltenen Rinder aus (Grüner Bericht, 2020). Laut Milchleistungskontrolle werden in Österreich rund 52.000 Holstein Kontrollkühe und rund 42.00 Brown Swiss Kontrollkühe gehalten (Zuchtdata Jahresbericht, 2020), wobei (nur) knapp über 80 % aller Milchkühe unter Leistungskontrolle stehen., d.h. auf österreichischen Betrieben noch um rund 20 % mehr Holstein und Braun Swiss Milchkühe stehen. Die Kälber von Milchrassen, sofern nicht für die weibliche Nachzucht benötigt, sind bei österreichischen Mästern aufgrund ihrer schlechteren Mast- und Schlachtleistung gegenüber Fleckvieh (kaum)/nicht gefragt. Eine Möglichkeit, um die Schlachtleistung zu verbessern ist, Milchrassekühe mit Fleischrassen (Weiß blauer Belgier, Charolais, Blonde D’Aquitaine, Limousin etc.) zu belegen. Dies wird in Österreich teilweise auch praktiziert.
Die Kälbermast ist eine weitere Möglichkeit, um den Inlandsabsatz von Milchrassekälbern zu verbessern. In den letzten 2 Jahrzehnten ist die Bedeutung der Kälbermast deutlich gesunken (BAB, 2021), derzeit wird die heimische Kälbermast aber von mehreren Organisationen und Bundesländern wieder forciert. Nichtsdestotrotz wurden im Jahr 2020 rund 39.000 Nutzkälber exportiert und im Gegenzug Kalbfleisch von rund 85.000 Kälbern importiert (BAB 2021, Online-Tabellen).
Das vorliegende Projekt könnte – bei zufriedenstellenden Schlachtkörperqualitäten und entsprechendem Interesse vom Markt – eine zusätzliche Möglichkeit sein, um Kälberexporte zu reduzieren.
Angus hat in Österreich einen Rassenanteil von rund 0,9 %, was ca. 16.000 Tieren entspricht (Grüner Bericht 2020). In extensiven, trockenen Grünlandgebieten werden häufiger Angus Rinder gehalten, was sich auch im Burgenland zeigt, wo rund 17 % aller gehaltenen Rinder Angus sind.
Der durchschnittliche Österreicher verzehrt jährlich knapp 63 kg Fleisch, wovon Rind inklusive Kalb knapp 12 kg ausmachen (Statistik Austria, Versorgungsbilanzen 2019). Nach Umfragen der AMA Marketing bezeichnen sich rund ¾ der Befragten als Fleischesser und rund 16 % als Flexitarier (RollAMA, AMA-Marketing, KeyQUEST Mahlzeit-Monitor, 2019). Unser Fleischkonsum wird in der heutigen Gesellschaft – vor allem auch von jüngeren Menschen – aus unterschiedlichen Gründen zusehends kritisch gesehen. Fleischproduktionssysteme, die neben einer guten Produktqualität auch mit einer besonderen Prozessqualität, also der Art und Weise wie Fleisch erzeugt wird, punkten, können in dieser Diskussion Vorteile haben. Angus Rindern wird sehr gut marmoriertes Fleisch (=Fetteinlagerung im Muskelfleisch) nachgesagt, und diese gute Fleischmarmorierung wird bei einer bestimmten Fleischkäuferschicht verstärkt nachgefragt.
Die Weidehaltung bzw. Weideverpflichtung ist derzeit in der biologischen Landwirtschaft ein ganz aktuelles Thema. Ergebnisse zur weidebasierten Rindermast unterstützen die Umsetzung der Weideverpflichtung in der Bio-Tierhaltung und erweitern das Ergebnis-Umsetzungsangebot für die Beratungskräfte und die Praxis.
Berichte
Kurzfassung
Berichtsdateien
Abstract (deutsch)
In Mitteleuropa sind Holstein-Kälber für die Weitermast kaum gefragt. Eine Gegenmaßnahme ist, Milchrassekühe mit Fleischrassen zu belegen (beef-on-dairy). Ein Forschungsprojekt der HBLFA Raumberg-Gumpenstein beleuchtete die Grünlandmast von Holstein×Angus-(HF×AA)-Ochsen und - Kalbinnen im Vergleich zu Fleckvieh-(FV)-Ochsen. In Versuch I (Stallversuch) wurden die Tiere mit einer Grassilage-Heu-Ration und 1,5 kg Kraftfutter gemästet. In Versuch II (Weideversuch) wurden die Tiere auf Kurzrasenweide mit anschließender kurzer Mast im Stall mit der Ration aus Versuch I gemästet. Die Schlachtung erfolgte mit 400 kg Lebendgewicht. Diese neue Mastform nimmt eine Zwischenstellung zwischen der Jungrindproduktion in Mutterkuhhaltung und der herkömmlichen Mast auf höhere Mastendgewichte ein.
Das durchschnittliche Schlachtalter betrug bei den HF×AA-Tieren 14,5 Monate und bei den FV-Ochsen 15,5 Monate, nur im Weideversuch war der Unterschied signifikant.
Die täglichen Zunahmen während der Mast lagen in Stall- und Weideversuch bei durchschnittlich 900 g. Es konnten keine signifikanten Unterschiede zwischen HF×AA und FV abgesichert werden; numerisch schnitten die HF×AA-Ochsen bei den Zunahmen aber etwas besser ab als die FV-Ochsen. Die HF×AA-Kalbinnen hatten eine schlechtere Futterverwertungsrate als die FV-Ochsen (8,4 vs. 7,3 TM pro kg Zuwachs, P-Wert 0,028); zwischen FV-Ochsen und HF×AA Ochsen war der Unterschied nur numerisch.
Die FV-Ochsen zeigten im Vergleich zu den HF×AA-Ochsen eine tendenziell bessere Schlachtleistung (Fleischklasse, Muskelgröße, wertvolle Teilstücke). Zwischen HF×AA-Ochsen und -Kalbinnen zeigten sich nur geringe Unterschiede in der Schlachtleistung: Die Ausschlachtung der HF×AA-Ochsen war tendenziell höher als bei den Kalbinnen; im Weideversuch waren auch die Fleischklasse und der Anteil wertvoller Teilstücke tendenziell höher. Deutlich erkennbar war die stärkere Fetteinlagerung der Kalbinnen.
In der Fleischqualität schnitten die HF×AA-Tiere etwas besser ab als die FV-Ochsen. Dies war insbesondere in der Scherkraft (Fleischzartheit) sichtbar. Das Fleisch der Kalbinnen zeigte das beste Safthaltevermögen und den höchsten intramuskulären Fettgehalt. Der IMF-Gehalt der FV-Ochsen lag mit 1,2 % im Rostbraten am niedrigsten.
Die Mast von HF×AA-Kreuzungen im Grünland wäre eine Möglichkeit, um den gesellschaftlich unerwünschten Export von Milchrasse-Kälbern zu reduzieren und Rindfleisch mit ausgezeichneter Produktions- und Produktqualität zu erzeugen.
Abstract (englisch)
Holstein dairy breed calves are hardly in demand for beef fattening in mid Europa. One countermeasure is to sire dairy cows with beef breeds. A research project at AREC Raumberg-Gumpenstein examined the grassland fattening of Holstein×Angus (HF×AA) steers and heifers in comparison to Fleckvieh (FV) steers. In trial I (indoor trial), the animals were fattened on a grass silage/hay ration and 1.5 kg of concentrates. In trial II (grazing trial), the animals were fattened on short grass pasture and then in the barn with the ration from trial I. Slaughter took place at 400 kg live weight. This new form of fattening occupies an intermediate position between suckler calf production with suckler cows and fattening to higher fattening weights, which is typical in central Europe.
The average age at slaughter was 14.5 months for the HF×AA animals and 15.5 months for the FV steers; the difference was only significant in the grazing trial.
Daily weight gain during fattening averaged 900 g in the indoor and grazing trials. No significant differences between HF×AA and FV could be confirmed; numerically, however, the HF×AA steers performed slightly better than the FV steers in terms of weight gain. The HF×AA heifers had a poorer feed conversion rate than the FV steers (8.4 vs. 7.3 DM per kg gain, P-value 0.028); the difference between FV steers and HF×AA steers was only numerical.
Compared to the HF×AA steers, the FV steers tended to better slaughter performance (conformation class, muscle size, valuable cuts). Between HF×AA steers and heifers there were only minor differences in slaughter performance; the dressing percentage of the HF×AA steers tended to be higher than that of the heifers; in the grazing trial, the conformation class and the proportion of valuable cuts also tended to be higher in HF×AA steers compared to heifers. The greater fat storage of the heifers was clearly recognisable.
In terms of meat quality, the HF×AA animals performed slightly better than the FV steers. This was particularly evident in the shear force (meat tenderness). The meat of the heifers showed the best juiciness and the highest intramuscular fat content. The IMF content of the FV steers was lowest at 1.2% in the roast beef.
The fattening of HF×AA crosses in grassland would be one way of reducing the socially undesirable export of dairy breed calves and producing a beef product with excellent production and product quality.
Autor/innen
Velik, M. Steinwidder, A. Häusler, J. Kitzer, R. Eingang, D. Kaufmann, J. Griesebner, A. Royer, M. Rohrer, H. Podstatzky-Lichtenstein, L. Starz, W. Mößler, A.