VERT-AGRI: Biologische Bekämpfung des hochinvasiven Götterbaums (Ailanthus altissima) im Weinbau, Obstbau, Ackerbau sowie in Sonderkulturen
Projektleitung
Erhard Halmschlager
Forschungseinrichtung
Universität für Bodenkultur Wien, Department für Wald- und Bodenwissenschaften, Institut für Forstentomologie, Forstpathologie und Forstschutz
Projektnummer
101576Projektlaufzeit
-
Finanzierungspartner
Amt der Burgenländischen Landesregierung| Amt der Kärntner Landesregierung| Amt der Niederösterreichischen Landesregierung| Amt der Oberösterreichischen Landesregierung| Amt der Salzburger Landesregierung| Amt der Steiermärkischen Landesregierung| Amt der Tiroler Landesregierung| Amt der Vorarlberger Landesregierung| Amt der Wiener Landesregierung| Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus| Raiffeisen Ware Austria
Allgemeine Projektinformationen
Schlagwörter (deutsch)
Götterbaum, Ailanthus altissima, biologische Bekämpfung, Neophytenbekämpfung, Weinbau, Obstbau, Ackerbau, Gemüsebau, Sonderkulturen
Titel (englisch)
Biological control of highly invasive Tree-of Heaven (Ailanthus altissima) in viniculture, horticulture, agriculture and specialised crops.
Abstract (englisch)
Projektziele
Dabei soll nachgewiesen werden, dass selbst bei direkter Inokulation des zur Götterbaum-Bekämpfung eingesetzten Welkepilz-Isolats in das Stämmchen der getesteten Weinreben sowie Obstsorten bzw. Sonderkulturen, an diesen keine Symptome entwickelt werden. Zudem sollen im Projektzeitraum auch etwaige sonstige Auswirkungen der Welkepilz-Inokulation z.B. auf den Ertrag, die Qualität des Ernteguts, die Anfälligkeit der getesteten Arten/Sorten gegenüber anderen Krankheitserregern oder spezifischen Schädlingen, etc. erhoben werden. Gerade hier ist die fachliche Begleitung und Expertise durch die o.g. Kooperationspartner (BOKU-Institut für Weinbau, Weinbauschule Krems, HBLA für Wein- und Obstbau – Klosterneuburg) unabdingbar, um aus den erzielten Ergebnissen auch fachlich fundierte, handlungsorientierte Empfehlungen für die Praxis ableiten zu können.
Sollten die Ergebnisse dieses Freiland-Projekts die in einem Vorversuch unter Glashaus-Bedingungen erzielten Ergebnisse bestätigen, wäre eine Ausweitung des Einsatzbereichs von Ailantex auf den Wein- und Obstbau und auf Sonderkulturen durch das Bundesamt für Ernährungssicherheit (BAES) durchaus realistisch. Zu Kulturen, die sich in diesen Versuchen entgegen unseren Erwartungen doch als anfällig gegenüber dem Verticillium nonalfalfae-Isolat Vert 56 erweisen sollten, müssten bei der biologischen Bekämpfung des Götterbaums dann künftig entsprechende, vom BAES festzulegende Sicherheitsabstände eingehalten werden.
Basierend auf den Erkenntnissen aus diesem Projekt könnten dem Bund als vollziehendes Organ in den Bereichen Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Wasserwirtschaft und Umwelt aber auch den für den Naturschutz zuständigen Bundesländern und nicht zuletzt den Anwendern in der Praxis ein biologisches und nachhaltig wirksames Bekämpfungsverfahren gegen den Götterbaum zur Verfügung gestellt werden, welches für einen weiten Anwendungsbereich (Forst, Nichtkulturland [Gleisanlagen, landwirtschaftlich nicht genutzten Flächen], Zierpflanzenbau, Weinbau, Obstbau, Sonderkulturen) zugelassen ist. Ein solches wäre – insbesondere in Hinblick auf die von der EU von den Mitgliedstaaten eingeforderten Management-Strategien gegen den mittelweile auf der EU-Liste der Invasiven Arten gelisteten Götterbaum – von hoher Relevanz!
Folgende Arbeitspakete werden im Rahmen des Projektes bearbeitet:
Testung der Anfälligkeit der in Österreich wichtigsten Rebsorten (AP1)
• Anlage einer Versuchsfläche durch randomisierte Auspflanzung der für die Testung ausgewählten Rebsorten auf einem weitgehend homogenen Versuchsstandort
• lfd. Messung von Temperatur und Feuchtigkeit auf der Versuchsfläche mittels Datalogger (Temperatur-Sensitivität des Erregers!)
• Inokulation von per Zufallsstichprobe ausgewählten Rebstöcken der zu testenden Rebsorten mit einer Sporensuspension des Welke-Pilzes (inokulierte Rebpflanzen) bzw. mit sterilem Wasser (Kontrollen)
• lfd. Monitoring der mit dem Welke-Pilz inokulierten Rebpflanzen in Hinblick auf das Entstehen einer Verticillose (Vergilbungen, Welke-Erscheinungen, Absterben von Pflanzenteilen, ggf. Mortalität) sowie der mit sterilem Wasser beimpften Kontrollen während der gesamten Vegetationsperiode inkl. Fotodokumentation
• lfd. Monitoring inkl. Fotodokumentation zu etwaig auftretenden sonstigen Erkrankungen oder Schädlingen bzw. von abiotischen Schäden an den mit dem Welke-Pilz inokulierten Rebpflanzen sowie den mit sterilem Wasser beimpften Kontrollen während der gesamten Vegetationsperiode und ggf. Ergreifen von geeigneten Pflanzenschutzmaßnahmen (keine systemischen Fungizide!!!)
• Versuche zur Re-Isolierung des Erregers aus Blättern bzw. Triebabschnitten inokulierter Pflanzen
• Erhebung und Dokumentation etwaiger sonstige Auswirkungen der Welkepilz-Inokulation z.B. auf den Ertrag, die Qualität des Ernteguts, die Anfälligkeit der getesteten Arten/Sorten gegenüber anderen Krankheitserregern oder spezifischen Schädlingen, etc.
• Erhebung und Dokumentation etwaiger sonstige Auswirkungen auf benachbarte Vegetation
Testung der Anfälligkeit der in Österreich wichtigsten Obstarten/ –sorten und Sonderkulturen (AP2)
• Auswahl der zu testenden Obstarten/-sorten bzw. Sonderkulturen auf der Versuchsanlage „Gut Haschhof“
• lfd. Messung von Temperatur und Feuchtigkeit auf der Versuchsfläche mittels Datalogger (Temperatur-Sensitivität des Erregers!)
• Inokulation von per Zufallsstichprobe ausgewählten Bäumen/Pflanzen der zu testenden Obstsorten/Sonderkulturen mit einer Sporensuspension des Welke-Pilzes (inokulierte Obstbäume bzw. Pflanzen der Sonderkultur) bzw. mit sterilem Wasser (Kontrollbäume, -pflanzen)
• lfd. Monitoring der mit dem Welke-Pilz inokulierten Bäume/Pflanzen in Hinblick auf das Entstehen einer Verticillose (Vergilbungen, Welke-Erscheinungen, Absterben von Pflanzenteilen, ggf. Mortalität) sowie der mit sterilem Wasser beimpften Kontrollen während der gesamten Vegetationsperiode inkl. Fotodokumentation
• lfd. Monitoring inkl. Fotodokumentation zu etwaig auftretenden sonstigen Erkrankungen oder Schädlingen bzw. von abiotischen Schäden an den mit dem Welke-Pilz inokulierten Obstbäumen bzw. inokulierten Pflanzen der Sonderkultur sowie den mit sterilem Wasser beimpften Kontrollen während der gesamten Vegetationsperiode und ggf. Ergreifen von geeigneten Pflanzenschutzmaßnahmen
• Versuche zur Re-Isolierung des Erregers aus Blättern bzw. Triebabschnitten inokulierter Bäume/Pflanzen
• Erhebung und Dokumentation etwaiger sonstige Auswirkungen der Welkepilz-Inokulation z.B. auf den Ertrag, die Qualität des Ernteguts, die Anfälligkeit der getesteten Arten/Sorten gegenüber anderen Krankheitserregern oder spezifischen Schädlingen, etc.
• Erhebung und Dokumentation etwaiger sonstige Auswirkungen auf benachbarte Vegetation
Projektkoordination und Wissenstransfer (AP3)
• Organisatorische Betreuung des Projektes
• wiss. Koordinierung und Abstimmung der Forschungsarbeiten mit den Kooperationspartnern
• Koordinierung und Abhaltung von Workshops
• Erstellung der Zwischenberichte und des Endberichts
Praxisrelevanz
Für den Bereich Umwelt ist besonders das Vordringen des Götterbaums in Natura 2000 Gebiete, Europaschutzgebiete, Nationalparks, etc. von großer Problematik, wo diese Art durch ihre besonders hohe Konkurrenzkraft andere Baum- und Pflanzenarten unterdrückt oder durch Allelopathie ihr Aufkommen überhaupt hemmt. In der Folge verdrängt der Götterbaum somit die natürliche Vegetation und hat damit nachhaltig negativen Einfluss auf die natürlichen Wald- und Pflanzengesellschaften.
In der Wasserwirtschaft liegt die besondere Gefahr in der Besiedlung von Hochwasserschutzdämmen, wodurch es im Hochwasserfall infolge der Entwurzelung von etabliertem Götterbaumbewuchs zu Zerstörungen an Schutzeinrichtungen kommen kann.
In der Forstwirtschaft kann das Auflichten von Beständen, in deren Nähe sich Samenbäume befinden, zur sehr raschen Etablierung von dichtem Götterbaumjungwuchs führen, der mit mechanischen Methoden oder klassischen Managementmethoden des Waldbaus kaum mehr zurückgedrängt werden kann! In Sizilien hat dieser Verdrängungsprozess bereits derartige Ausmaße angenommen, dass dort mittlerweile in der Forstinventur ein eigener Vegetationstyp „Götterbaumreinbestand“ ausgeschieden wurde!
In der Landwirtschaft ist die Götterbaum-Problematik besonders in mehrjährigen Kulturformen wie dem Weinbau, dem Obstbau, in Sonderkulturen sowie anderen mehrjährigen LW-Kulturen gegeben, da hier das jährliche Ausreißen von etwaig angeflogenen Sämlingen bzw. das Ausreißen einer von benachbarten Flächen ausgehenden Wurzelbrut bzw. klonal vordringender Götterbaumschösslinge nicht durch jährliches Pflügen und Eggen unterbunden wird.