Die Heidelbeere ist ein gesundes und wohlschmeckendes Wildobst.

© HBLFA Raumberg-Gumpenstein

VACCI Raumberg: Evaluierung des obstbaulichen Potentials autochthoner und selektierter Typen der Wald-Heidelbeere (Vaccinium myrtillus) Untertitel: Inkulturnahme von Vacc. myrtillus zur nachhaltigen Nutzung und Förderung der regionalen Wertschöpfung

Projektleitung

Andreas Bohner

Forschungseinrichtung

LFZ Raumberg-Gumpenstein

Projektnummer

100801

Projektlaufzeit

-

Finanzierungspartner

Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft| Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus

Allgemeine Projektinformationen

Abstract (deutsch)

VACCI: Evaluierung des obstbaulichen Potentials autochthoner und selektierter Typen der Heidelbeere (Vaccinium myrtillus) - Inkulturnahme von V. myrtillus zur nachhaltigen Nutzung und Förderung der regionalen Wertschöpfung

Ziel ist die Möglichkeit der obstbaulichen Kultivierung der heimischen Heidelbeere V. myrtillus zu entwickeln.
Die Heidelbeere soll einen Beitrag zur Förderung der regionalen Wertschöpfung und zur Agrobiodiversität bieten.

Das Projekt wird fachlich und organisatorisch in drei Bereiche mit eigenen Projektwerbern unterteilt. Die Projektwerber mit ihren Schwerpunktzielen sind:
- BOKU, Institut für Garten-, Obst- und Weinbau: Koordination des Generalprojektes, Charakterisierung von natürlichen Heidelbeer-Vorkommen an weiteren Standorten in Österreich, Untersuchung der Relevanz der ericoiden Mykorrhiza, Vermehrungsarbeiten für Prüfstandorte und die Abschätzung von Langzeitfolgen, Labor (chemische Analysen)
- HBLA und BA Klosterneuburg: Evaluierung des obstbaulichen Potentials autochthoner und selektierter Typen, Beschreibung mittels international standardisierten Deskriptor-Katalogen, Bewertung der äußeren und inneren Fruchtmerkmale, Bewertung der Pflanzengesundheit
- HBLFA Raumberg-Gumpenstein: Koordination und Entwicklung von innovativen Produktionssystemen (regionaltypisch), Best practice Beispiele für die praktische Umsetzung, Wissensmanagement und -transfer, Standortcharakterisierung von natürlichen Heidelbeer-Vorkommen im Ennstal

Pflanzenmaterial von V. myrtillus wird von ausgewählten Standorten zur einheitlichen Bewertung und Selektion auf drei klimatisch unterschiedliche Prüfstandorte transferiert.
International standardisierte Deskriptorsysteme für Vaccinium werden auf V. myrtillus angewendet und hinsichtlich ihrer obstbaulichen Aussagekraft evaluiert und adaptiert. Untersuchungen zum Einfluss von Mykorrhizen, phytopathologischen Erhebungen, Inhaltsstoffanalysen werden mit kultivierten V. corymbosum verglichen und die Marktfähigkeit der Früchte der Wildheidelbeere untersucht.
Ziel ist die Feststellung eines inhaltsstofflich interessanten und an mehreren klimatischen Standorten kultivierfähigen Ökotypus.
Experimentelle Produktionsszenarien für die praktische Umsetzung zur Förderung der regionalen Wertschöpfung und Agrobiodiversität werden entwickelt. Angedacht sind Produktionssysteme wie Managementmaßnahmen zur Nutzung autochthoner Vorkommen, Agroforst-Fruchtsysteme (extensive Mehrschichtkulturen für zB Direktvermarktung) und biologisch bewirtschaftete Kulturen im Plantagensystem.

Die Vernetzung mit der LTSER Forschungsplattform Eisenwurzen soll durch die Standorte der Produktionsszenarien und die Orte der praktischen Umsetzung in der Region Eisenwurzen erfolgen.

Schlagwörter (deutsch)

Vaccinium myrtillus, Vaccinium corymbosum, Standortcharakterisierung, Vegetationsaufnahmen, Kulturprüfung, regionale Wertschöpfung, regionaltypische Produktionsszenarien, Agrobiodiversität, ericoide Mykorrhiza, pomologische Deskriptoren

Titel, Abstract, Schlagwörter (englisch)

Titel (englisch)

Evaluation of the fruit growing potential capacity of autochthonous and selected wild blueberry ecotypes (Vaccinium myrtillus) Subtitel: Adaption of Vacc. myrtillus for sustainable use and social economic added value

Abstract (englisch)

VACCI-Project deals with the evaluation of the fruit growing potential capacity of autochthonous and selected wild blueberry ecotypes and with the adaptation of V. myrtillus for sustainable use and social economic added value.
The harvesting potentials should offer a contribution to foster regional added value and agrobiodiversity.

Objectives of the project:
1. Characterization of the habitat of natural V. myrtillus incidence
2. Evaluation of the fruit growing potential of autochthonous and selected blueberry ecotypes
3. Experimental production scenarios for practical implementation to foster regional added value and bioagrodiversity

VACCI focuses on different focal points which are realised by three project partners:

- University for Natural Resources and Applied Life Sciences, Institute for Garten-, Obst- und Weinbau:
Characterisation of natural V. myrtillus incidences in Austrian habitats, analysis of the relevance of mycorrhiza, V. myrtillus reproduction for test areas and estimation of long-term effects

- HBLA und BA Klosterneuburg:
Evaluation of the fruit growing potential of autochthonous and selected ecotypes, description with international standardised descriptor-catalogues, evaluation of external and internal fruit characteristics, evaluation of plant healthiness

- Agricultural Research- and Education Centre Raumberg-Gumpenstein:
Characterisation of natural V. myrtillus incidences in habitats in the district Liezen/ Enns Valley, regional production scenario, best-practice examples for the practical implementation, economic efficiency in the region, knowledge management and know-how transfer (incl. dissemination of know-how with LTSER platform Eisenwurzen - Austrian long-term ecosystem research network)

Projektziele

VACCI: Evaluierung des obstbaulichen Potentials autochthoner und selektierter Typen der Heidelbeere (Vaccinium myrtillus)
Inkulturnahme von V. myrtillus zur nachhaltigen Nutzung und Förderung der regionalen Wertschöpfung

In Österreich hat nachhaltiges Wirtschaften einen hohen Stellenwert und die Akzeptanz für biologische Produktionsmethoden ist sowohl bei Produzenten als auch bei Konsumenten hoch. Der Anbau weniger Sorten bei den landwirtschaftlich genutzten Pflanzenarten hat nicht nur eine stark eingeschränkte genetische Vielfalt zur Folge, sondern vernachlässigt auch die Anpassungsfähigkeit von Pflanzen an den Standort sowie die kulturelle Vielfalt in der Nahrungsmittelerzeugung. Eine erweiterte Auswahl von Arten und Sorten erhält und fördert die genetische Biodiversität und bildet die Grundlage für Nahrungssicherheit, sowie die Anwendung traditioneller Anbaumethoden und für eine regionale Entwicklung (Weltagrarreport 2007). Klimatische Veränderungen machen es auch notwendig, Sorten und Anbaumethoden zeitgleich zu entwickeln, da sich sowohl die Anbaubedingungen als auch der Schädlingsdruck verändern werden. Die gärtnerische Nutzung der heimischen V. myrtillus ist insofern ein Beitrag zu nachhaltigem Wirtschaften, zumal natürliche Bestände geschont werden und die Biodiversität der Nutzpflanzen erhöht wird.
Vor allem die regionale Vermarktung wird in den Vordergrund gestellt (Marktnische für Landwirte in klimatisch benachteiligten Regionen oder auf ertragsschwachen, stark versauerten Böden). Der gesundheitliche Aspekt und die Vielfalt des Einsatzes im Lebensmittelbereich sind auch für eine nachhaltige Ernährung von großer Bedeutung.
Die letzten Jahre zeigen einen Trend zu regionalen, aber auch gesundheitsrelevanten Produkten. Die Heidelbeere bietet neben ihrem heimischen Vorkommen und damit dem regionalen Bezug auch gesundheitsfördernde Inhaltsstoffe und eine gleichzeitige Verwendung als Farbstofflieferant zur Reduktion von künstlichen Farbstoffen in der Lebensmittelverarbeitung ist möglich.


Das Projekt wird fachlich und organisatorisch in drei Bereiche mit eigenen Projektwerbern unterteilt.
Die Projektwerber mit ihren Schwerpunkten sind:
- HBLA und BA Klosterneuburg: Evaluierung des obstbaulichen Potentials autochthoner und selektierter Typen
- HBLFA Raumberg-Gumpenstein: Standortcharakterisierung von natürlichen Heidelbeer-Vorkommen im Ennstal, regionaltypische Produktionsszenarien, Best practise Beispiele für die praktische Umsetzung
- BOKU, Institut für Garten-, Obst- und Weinbau: Charakterisierung von natürlichen Heidelbeer-Vorkommen an weiteren Standorten in Österreich, Wirtschaftliche Potentiale von AgroForestSytems, Analytik, Vermehrungsarbeiten, Labor

In Kooperation mit der HBLA und BA Klosterneuburg, sowie der Universität für Bodenkultur wird die Inkulturnahme der europäischen Wildheidelbeere geprüft und im gezielten Anbau in Form von innovativen, nachhaltigen Produktionssystemen unter unterschiedlichen Bedingungen getestet. Hierbei kommt parallel zu obstbaulichen Kulturen auch der Etablierung/Optimierung von Agroforst- und Agroforstfrucht-Systemen Bedeutung zu. Es erfolgt eine Prüfung der Interaktion in der Rhizosphäre. Verschiedene Qualitätsparameter in Früchten und Blättern werden zwecks Nutzung dieser Pflanzenteile untersucht. Die praktische Verwertung liegt in Marktnischen für Landwirte oder Forstwirte in benachteiligten Gebieten und der Mehrfachnutzung von Flächen.

Die HBLFA Raumberg-Gumpenstein übernimmt gem. dem gegenständlichen Projektantrag folgende Aufgaben:
• Standortcharakterisierung von natürlichen Heidelbeer-Vorkommen in ausgewählten Gebieten
• Einrichtung von experimentellen Produktionsszenarien (Mehrfruchtsysteme und Plantagenkultur)
• Best-practice Beispiele für die praktische Umsetzung zur Förderung der regionalen Wertschöpfung und Agrobiodiversität
• Organisation einer Fachtagung
• Betriebswirtschaftliche Analysen

Arbeitsplan und wissenschaftlich-technische Beschreibung:
Standortscharakterisierung / Monitoring (1. und 2. Jahr)
Materialsammlung (1. Jahr)
Analytik (1. Jahr)
Klima-/Wetterdaten (1.-3. Jahr)
Versuchsflächen (Anlage / Betreuung) (1.-3. Jahr)
Auswahl der Testgebiete für die wirtschaftl. Produktion in der Region (Testflächen auf den Betrieben) (2.-3. Jahr)
Betriebswirtschaftliche Analysen (3. Jahr)
Fachtagung (3. Jahr)
Leitfaden f.d. Produktion (2. – 3. Jahr)
Verbreitung der Ergebnisse (laufend)

Praxisrelevanz

Das Projekt hat auch für die Land- und Forstwirtschaft eine hohe Bedeutung.
Bei Naturräumen in denen V. myrtillus gut gedeiht (Wald- und Mühlviertel, Zentralalpen) handelt es sich zum Teil um strukturschwache Regionen (Marktnische, Zusatzeinkommen für kleinbäuerliche Betriebe). Die Nutzung von V. myrtillus kann für kleinbäuerliche Betriebe durch die lokale und regionale Vermarktungsmöglichkeit ein Zusatzeinkommen sein, das gleichzeitig die Wertschöpfung der Region steigert.

Anhand der Erfahrungen aus den Testgebieten sollen interessierte Landwirte/ Forstwirte/ Obstbauern diese Kulturform übernehmen und betriebswirtschaftliche Erfolge aus diesem Nischenprodukt erzielen. Die praktische Bedeutung des beantragten Projektes liegt vor allem in der:
• Steigerung der regionalen Wertschöpfung durch qualitativ hochwertige, natürliche Produkte
• Mehrfachnutzung von Waldstandorten oder versauerten Almböden (Mehrfruchtsystem, Plantagenkultur, Forstsysteme).

Eine genaue Anleitung für die Kultivierung von V. myrtillus unterstützt die Betriebe, um den wirtschaftlich optimalen Ertrag zu erzielen.
Als Abnehmer kommen Konsumenten vor Ort (Gastronomie und Einzelhandel, touristisches Vermarktungspotential, Bauernmärkte), die Pharmazie, Nutraceutical-Hersteller und Produzenten von Naturfarbstoffen in Frage. Die Untersuchungen zu Agrofruchtforstsystemen sind neuartig in Österreich und bieten damit auch ein Modellsystem für ähnliche Entwicklungen mehrschichtiger Obstbaukonzepte und der Mehrfachnutzung einer Fläche im Verlauf der Vegetationsperiode und veränderlicher Anteile einzelner Arten am Standort.

Berichte

Abschlussbericht , 31.12.2019

Kurzfassung

Die Heidelbeere wächst an Naturstandorten am besten auf lockeren, gut durchlüfteten, humusreichen, sandigen, stark sauren, basen- und nährstoffarmen Böden mit ausgeglichenem Bodenwasserhaushalt. Sie hat einen geringen Nährstoffbedarf. Der calcifuge Zwergstrauch ist an ein niedriges pflanzenverfügbares Stickstoffangebot im Hauptwurzelraum angepasst. Die Blätter und Stängel enthalten hohe Mengen an Mangan. Mangan ist in stark sauren Böden gut pflanzenverfügbar. Die schlechtesten Böden eignen sich für den Anbau der Heidelbeere.

Berichtsdateien

Abschlussbericht_Vacci.pdf

Autor/innen

Bohner Andreas; Unterweger Petra; Rohrer Viktoria; Gantar Eva-Maria; Sobotik Monika; Kappert Rita