Kühe auf der Weide

© Leopold Podstatzky

TG Low Input: Entwicklung betriebsangepasster Strategien zur Optimierung der Tiergesundheit auf Low-Input-Milchviehbetireben im Rahmen der Low-Input Bildungsmaßnahme

Projektleitung

Leopold Podstatzky-Lichtenstein

Forschungseinrichtung

LFZ Raumberg-Gumpenstein

Projektnummer

101128

Projektlaufzeit

-

Finanzierungspartner

Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft| Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus| Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus

Allgemeine Projektinformationen

Abstract (deutsch)

In Zusammenarbeit von Forschung, Beratung und Praxis werden Milchviehbetriebe, welche sich an der Low-Input Bildungsmaßnahme von Bio Austria und dem Bio-Institut beteiligen, über zwei Projektjahre bei der Entwicklung und Umsetzung betrieblicher Strategien (Hygiene, Management, Prävention, Fütterung, Haltung etc.) begleitet und unterstützt. Die Forscher und Berater beraten die Praktiker-Pioniergruppe, fördern das gemeinsame und gegenseitige Lernen und zeichnen die Ergebnisse auf.
Im Rahmen der Low Input Bildungsmaßnahme sollen bei 10-15 interessierten Betrieben durch unten angeführte Methoden Strategien erarbeitet und umgesetzt werden, die zu einer Verbesserung der Tiergesundheit und zur Minimierung des Einsatzes von Medikamenten in der Low-Input Milchviehhaltung beitragen.
Dazu werden folgende Methoden angewandt:
(1) Aufzeigen von Möglichkeiten zur Verbesserung der Tiergesundheit an Hand von Checklisten
(2) Erstellung eines individuellen Maßnahmenplanes
(3) Aufzeichnungen und Kontrolle der Umsetzung auf den Betrieben
(4) Evaluierung der Ergebnisse und systematische Berücksichtigung der Erfahrungen der Landwirte, Berater und Forscher im Projektverlauf,
(5) Beschreibung von „erfolgversprechenden Strategien“ auf Grund der gewonnenen Erfahrungen und Erkenntnisse.

Schlagwörter (deutsch)

Low-Input, Tiergesundheit

Titel, Abstract, Schlagwörter (englisch)

Titel (englisch)

Development of appropriate strategies to optimize animal health in low-input milkproduction systems as part of the low-input training program

Abstract (englisch)

Farmers participating in the low-input training project of BIO AUSTRIA and the Institute for Organic Farming of the HBLFA Raumberg-Gumpenstein will be accompanied and supported in the development on strategies (hygiene, management, prevention, feeding, etc.). Researchers and advisers record datas, advise farmers and promote common learning.
As part of the training project of Bio Austria, 10 - 15 interessted farmers will take part in this project with the aim to develop and implement strategies, which contribute to improvement of animal health and to minimize the use of drugs in low-input dairy farming.

For this purpose, the following methods are used:
(1) identifying opportunities to improve animal health on the basis of checklists
(2) creating an individual action plan
(3) recording and monitoring of implementation on the farms
(4) evaluation of results and systematic consideration of the experiences of farmers, advisers and researchers during the project,
(5) Description of \"promising strategies\" based on the gained experiences and findings.

Projektziele

Die Vorgaben zur biologischen Landwirtschaft sowie die Richtlinien von Bio-Verbänden und Vermarktungsorganisationen beinhalten eine grundfutterbasierte Wiederkäuerfütterung und einen begrenzten Einsatz von Kraftfutter. Einerseits führen die hohen Kosten für biologisches Kraftfutter aus ökonomischer Sicht, andererseits aber auch aus ethischer Sicht zu einem Überdenken der bisher stattfindenden Form der Milchproduktion. Mit welcher Strategie Milchviehbetriebe in Zukunft geführt werden können bedarf weitreichender Überlegungen. Low-Input verlangt einen geschulten Blick in allen Bereichen eines Betriebes. Damit eine größere Unabhängigkeit von externen Betriebsmitteln, wie Kraftfutter und Energie, erreicht werden können, ist es wichtig die betriebseigenen Ressourcen effizient zu nutzen. In den letzten Jahren wurden viele Initiativen zur Low Input Milchviehhaltung im alpinen und voralpinen Gebieten gesetzt. Zur Umsetzung eines solchen Systems braucht es eine gesamtbetriebliche Anpassung. Das Wissen dazu wird in einem über zwei Jahre laufenden Bildungsprojekt von BIO AUSTRIA in Zusammenarbeit mit Beratern, Landwirten und Wissenschaftern vermittelt. Wichtige Erkenntnisse vor allem im Bereich der Tiergesundheit und des Arzneimitteleinsatzes unter Low-Input Verhältnissen sollen aus diesem Projekt gewonnen werden. Dabei werden Analysen von Erhebungsdaten und Aufzeichnungen die Möglichkeiten (und Grenzen) von Medikamenteneinsparungen aufzeigen.

Im Rahmen dieses umsetzungsorientierten Bildungsprojektes sollen daher Strategien erarbeitet und umgesetzt werden, die bei der Umstellung bzw. Adaptierung auf Low Input Strategien (Fütterung, Haltung, Zucht, Betriebsmanagement) zu einer verbesserten Tiergesundheit und zur Minimierung des Einsatzes von Medikamenten beitragen. Analysen von Erhebungsdaten und Aufzeichnungen sollen die Möglichkeiten von Medikamenteneinsparungen hervorheben.
Dazu werden folgende Methoden angewandt:
(1) Aufzeigen von Möglichkeiten zur Verbesserung der Tiergesundheit an Hand von Checklisten
(2) Erstellung eines individuellen Maßnahmenplanes
(3) Aufzeichnungen und Kontrolle der Umsetzung auf den Betrieben
(4) Evaluierung der Ergebnisse und systematische Berücksichtigung der Erfahrungen der Landwirte, Berater und Forscher im Projektverlauf,
(5) Beschreibung von „erfolgversprechenden Strategien“ auf Grund der gewonnenen Erfahrungen und Erkenntnisse.

Die gewonnenen Erkenntnisse und Erfahrungen sollen als Grundlage für Beratungs- und Umsetzungsempfehlungen dienen. Darüber hinaus sollen durch das Projekt auch Pilotbetriebe aufgebaut werden, die der Beratung als Multiplikatoren dienen können.

Praxisrelevanz

Das Low-Input System bietet eine Möglichkeit standortangepasste Milchproduktion unter bestmöglicher Nutztung des Grundfutters in der Landwirtschaft zu etablieren. Ökonomische, ökologische, ethische und tiergesundheitliche Aspekte spielen in der Entscheidungsfindung vor allem in der biologischen Landwirtschaft eine große Rolle. Die Verringerung des Arzneimitteleinsatzes in der Nutztierhaltung ist einerseites wegen der kritischen Haltung der Konsumenten andererseits aber acuh wegen der weltweit steigenden Frequenz von Resistenten ein Anliegen der Landwirtschaft.

Berichte

Abschlussbericht , 06.07.2018

Kurzfassung

In diesem Projekt wurden Betriebe, die an einem über zwei Jahre laufenden Bildungsprojekt zu LOW Input Strategien von BIO AUSTRIA teilnahmen, von veterinärmedizinischer Seite begleitet. Die meisten Betriebe wünschten einen Ansprechpartner für etwaige veterinärmedizinische Fragestellungen. Der Großteil der veterinärmedizinischen Probleme lag im Bereich der Eutergesundheit, aber auch Fruchtbarkeit und Kälbergesundheit wurden thematisiert. Wenn notwendig, wurden Maßnahmen besprochen bzw. wurden diese Themen auch in den Bildungsmodulen des BIO AUSTRIA Projektes behandelt. In die Auswertung flossen die Milchleistungsdaten und Arzneimittelaufzeichnungen von den zwei Vorprojektjahren und den beiden Projektjahren ein. Die Allgemeinen Daten spiegelten die eher kleinstrukturierte Landwirtschaft im inneralpinen und voralpinen Raum wider. Bei allen teilnehmenden Betrieben stieg aber die Kuhanzahl bis Projektende. Alle Betriebe boten Weidegang zumindest für einen Teil ihre Tiere an. Je nach betrieblichen Gegebenheiten reichte das Weideangebot von Stundenweis bis zur Vollweide. 3 von 18 Betrieben fixierten die Kühe nach der Melkung. Diese Maßnahme wird empfohlen, weil der Strichkanal ca. eine halbe Stunde benötigt, bis er wieder fest verschlossen ist. Bei Fixierung können sich die Kühe nicht niederlegen und somit wird auch eine Kontamination des – noch nicht ganz verschlossenen – Strichkanals verhindert. Bei permanentem Weidezugang ist diese Maßnahme schwerer umzusetzen, wobei auf der Weide die Gefahr einer Zitzenverschmutzung deutlich geringer ist als im Stallbereich. Die Entwicklung der Milchleistung zeigte im Gesamten eine leicht fallende Tendenz, wobei die Unterschiede zwischen den am Projekt teilnehmenden Betrieben und den Betrieben der Milchleistungskontrolle auf Landesebene in der Steiermark am größten waren. Bei einer Umstellung auf Low Input Strategie bzw. Erhöhung des Weideanteils an der Fütterung kommt es zu einer Verringerung der Milchleistung. Ziel einer Low Input Strategie ist es, möglichst mit den eigenen Ressourcen auszukommen. Z. B. wo es möglich ist, einen hohen Weideanteil zu ermöglichen, damit Grünfutter optimal ausgenützt und eine hohe Flächeneffizienz erreicht wird. In diesem BIO Austria Projekt gab es aber keine Vorgabe zur Ausweitung der Weide, sondern es wurden alle Bereich eines Betriebes im Hinblick auf Low Input beleuchtet. Wieviel von den Bildungsmodulen von den Landwirten umgesetzt wurden, lag im Ermessen der jeweiligen Betriebe. Die Entwicklung der Zellzahlen zeigte in den NÖ, OÖ und SLZBG Betrieben eine fallende Tendenz. Lediglich in der STMK blieb die Zellzahl auf gleichbleibenden Niveau. Die Harnstoffwerte in der Milch lagen in NÖ und OÖ über dem Landesdurchschnitt, in SLZBG entsprachen sie dem Landesdurchschnitt und in der STMK lagen sie darunter. In Low Input Betrieben wird unter anderem eine Verringerung des Kraftfuttereinsatzes angestrebt. Die durchschnittlichen Anteile mit einem FEQ > 1,0 lagen im Schnitt im einstelligen Bereich, lediglich bei den steirischen Betrieben im niedrigen zweistelligen Bereich. In den OÖ und STMK Betrieben fiel die Verringerung dieser Anteile am deutlichsten aus. Im Gegenzug stieg der Anteil mit einem FEQ >1,5 in allen Betrieben teilweise deutlich an. Ein FEQ über 1,5 spricht in den ersten hundert Laktationstagen für einen Energiemangel (niedriger Eiweißgehalt durch Energiemangel und hoher Fettgehalt durch erhöhten Fettabbau) und dem Vorhandensein einer Ketose. Zu bedenken gilt es, dass bei Umstellung auf Low Input Strategien das Fütterungsmanagement zwar geändert wird, der Tierbestand – mit einem höheren Leistungspotential - aber noch längere Zeit der gleiche bleibt. Je nach Weideanteil in der Jahresration sinkt das Milchleistungsniveau aus dem Grundfutter zum Teil stark ab. In der Zucht brauchen Änderungen aber längere Zeit bis zur Umsetzung. D.h., dass in der Anfangsphase der Umstellung auf Low Input noch Tiere mit einem höheren Milchleistungspotential bei geringerer Energieaufnahme gemolken werden. Auffallend waren die teilweise großen Unterschiede zwischen den Bundesländern. SLZB wies die niedrigsten Werte bei der Rastzeit auf, während OÖ und STMK im letzten Projektjahr eine starke Zunahme der Tiere mit einer ZKZ > 420 Tage aufwiesen. Ein Betrieb in der STMK erkannte selbst seine Probleme (Zeitmangel wegen politischer Aktivitäten) und arbeitete an einer Änderung, sodass sich Auswirkungen erst nach dem Projektende zeigen werden. Der Großteil der antibiotisch wirksamen Präparate wurde im Bereich der Eutergesundheit (46,7 - 74,2 %), der Klauen (1,6 - 15,6 %) und der Fruchtbarkeit (0 - 12,9 %) eingesetzt. Bundesländerweise gab es geringe Unterschiede im Umfang des Antibiotikaeinsatzes bei der Eutergesundheit. Dass die Eutergesundheit verbessert werden kann ohne den Antibiotikaeinsatz zu erhöhen, zeigten die Betriebe in SLZBG. Verbesserungen sind immer möglich, dafür ist aber ein kontinuierliches Monitoring und Reagieren notwendig. Fortbildungsveranstaltungen, wie z. B. das Austria Bio Projekt sowie auch einschlägige Euterhygieneseminare sind dazu empfehlenswert. Aus den Gesprächen des Zweitbesuches konnten positive Reaktion auf das von BIO Austria und der HBLFA Raumberg-Gumpenstein durchgeführte Projekt verzeichnet werden. Speziell was die Anforderung für eine Low-Input Strategie betraf, wurde großes Interesse gezeigt. Wie aus den ausgewerteten Daten ersichtlich ist, wurden im Bereich der Tiergesundheit keine nachteiligen Auswirkungen festgestellt. Welche Maßnahmen aus den Bildungsmodulen umgesetzt wurden, hängte stark von der jeweiligen Massnahme (z. B. Stallumbau (längerfristig) oder Einführung von Melkzeugzwischendesinfektion (kurzfristig)) und der Bereitschaft der Betriebsleiter ab. Der hohe Anteil an Weidewirtschaft in den Betrieben erleichterte die Adaption auf eine Low Input Wirtschaftsweise. Die Anpassung des Tierbestandes und die Adaption des Tierbestandes an ein Zuchtziel, das der Low Input Wirtschaft entspricht, muss aber längerfristig verfolgt werden. Für Low Input Betriebe ist die Zuchtausrichtung wichtig. Die Erhöhung des Anteils von FEW > 1,5 und des Anteils von EW < 3,2 zeigte, dass die Stoffwechselsituation beobachtet werden muss. Selbst betroffene Landwirte fragten, wohin die Zucht gehen wird. Im BIO AUSTIA Projekt wurde dies Thematik in einem eigenen Zucht-Modul bearbeitet.

Berichtsdateien

Abschlussbericht_TGLowInput.pdf

Autor/innen

Podstatzky, L.; Mayrhauser, J.