StandortgerechtMilch: Untersuchung von Fütterungskonzepten für eine standortgerechte Milchproduktion in Österreich

Projektleitung

Georg Terler

Forschungseinrichtung

Höhere Bundeslehr- und Forschungsanstalt für Landwirtschaft Raumberg-Gumpenstein

Projektnummer

101787

Projektlaufzeit

-

Finanzierungspartner

Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus

Allgemeine Projektinformationen

Abstract (deutsch)

Das Ziel des Projekts ist, Fütterungskonzepte für eine nachhaltige, regionale Milchproduktion in Österreich zu untersuchen. Diese Fütterungskonzepte bauen auf folgende Punkte auf:

  • Grundlage ist betriebseigenes Grundfutter
  • Begrenzung des Futterzukaufs pro Milchkuh (Kraftfutter, Silomais etc.) auf 1.100 kg/Laktation
  • Einsatz von Kraftfutter, welches für die Monogastridenernährung nicht oder wenig geeignet ist, gemessen am „human edible factor (HEF)“
  • Bedarfsgerechte und ausgeglichene Nährstoffversorgung zur Erreichung eines hohen Tierwohl-Levels und niedriger Emissionen

Daraus ergeben sich für das Berggebiet (definiert als reines Grünlandgebiet) und für Gunstlagen (definiert als Grünland/Ackerbau-Gebiet) in Österreich unterschiedliche Fütterungskonzepte und Produktionsstrategien, welche in diesem Projekt durch unterschiedlichen Einsatz (Menge und Zusammensetzung) von Grundfutter und Kraftfutter berücksichtigt werden. Das Ziel ist, Auswirkungen dieser Fütterungskonzepte auf tierische Leistungen, Wirtschaftlichkeit, Umweltwirkungen und Vermarktungsmöglichkeiten zu untersuchen und Handlungsempfehlungen für Landwirte sowie Grundlagen für die Evaluierung oder Weiterentwicklung von Vermarktungs- und Förderprogrammen zu liefern.

Schlagwörter (deutsch)

Milchvieh, Regionalität, Standortgerechte Produktion, Ökonomie, Ökologie, Fütterungsversuch

Titel, Abstract, Schlagwörter (englisch)

Titel (englisch)

Testing of feeding concepts for a locally adapted milk production in Austria

Abstract (englisch)

This project aims to study feeding strategies for a sustainable and regional milk production in Austria. The basic aspects of these feeding strategies are:

  • The basic feed is home-made forage
  • Limitation of feed purchase per cow (concentrate, maize silage etc.) at 1.100 kg per lactation
  • Use of concentrates, which are not appropriate for nutrition of monogastric animals due to unfavourable nutrient composition
  • Balanced supply of animals with nutrients to assure high animal welfare level and low emissions

Based on these aspects, each three feeding concepts were developed for farms in mountainous areas (areas with permanent grassland only) and in favourable areas for milk production (areas with permanent grassland and arable land), which will be tested in this project. Feeding concepts differ in forage and concentrates (amount and composition) used for feeding of cows. The aim is to study effects of these feeding strategies on animal performance, economy, environmental aspects and possibilities for distribution of animal products. The outcome of this project should be recommendations for farmers how to produce animal products in a site-adapted way and basic concepts for evaluation and further development of distribution and subsidy programs.

Schlagwörter (englisch)

dairy cattle, regional production, site-adapted production, economy, ecology, feeding trial

Projektziele

Sowohl seitens der Politik als auch seitens der Gesellschaft wird eine regionalere und nachhaltigere landwirtschaftliche Produktion gewünscht bzw. sogar gefordert. Was Nachhaltigkeit betrifft ist die österreichische Landwirtschaft eine der Vorreiterinnen in Europa (z.B. hoher Bio-Anteil, Gentechnik-Freiheit in Milchproduktion). Hinsichtlich regionaler Produktion gibt es zwar immer mehr klein-regionale Initiativen, ein Konzept für die gesamte österreichische Landwirtschaft fehlt jedoch bisher. Das Ziel dieses Projekts ist daher, für die Milchviehhalter im Berggebiet (reines Grünlandgebiet) und in Gunstlagen (Grünland/Acker-Gebiet) Fütterungskonzepte zu untersuchen, welche grundfutterbasiert sind und somit auf eine möglichst regionale Milchproduktion aufbauen.


Diese Fütterungskonzepte sehen vor, dass:

• die Fütterung auf am eigenen Betrieb produziertem Grundfutter basiert. Grundfutterzukauf ist nur bei Unwetterereignissen vorgesehen. Weiters ist es möglich, Silomais zuzukaufen, wenn gleichzeitig der Kraftfutterzukauf reduziert wird

• ausschließlich Kraftfutter verwendet wird, welches in Österreich in ausreichenden Mengen produziert wird.

• nur so viel Getreide und Körnermais an Rinder verfüttert werden, wie auch in Österreichs Rinderproduktionsgebieten erzeugt wird.

• vorwiegend solche Eiweißfuttermittel eingesetzt werden, welche für die Schweine- und Geflügelfütterung nicht oder wenig geeignet sind.

• der Kraftfutterzukauf pro Milchkuh auf 1.100 kg pro Jahr (ca. 3 kg/Tag) und der KF-Einsatz (Zukauf + betriebseigenes Getreide) auf 2.000 kg/Jahr beschränkt ist (Gunstlagen).

• die Milchkühe aber trotzdem leistungsangepasst und ausgeglichen mit allen erforderlichen Nährstoffen versorgt sind, um ein hohes Tierwohl-Level und geringe Emissionen zu gewährleisten.

Aus diesen Zielen ergibt sich, dass, vor allem aufgrund unterschiedlicher Verfügbarkeit von betriebseigenen Ackerfuttermitteln (z.B. Silomais, Kraftfutter), verschiedene Fütterungskonzepte für unterschiedliche Standorte in Österreich erforderlich sind. Daher werden in diesem Projekt Fütterungskonzepte für das Berggebiet und Gunstlagen untersucht. Die Ziele des begrenzten Kraftfutterzukaufs und der ausgeglichenen Nährstoffversorgung der Tiere haben zur Folge, dass vor allem im Berggebiet mit keinem oder geringem Ackeranteil kaum Eiweißkraftfutter zugekauft werden muss. Der Eiweißkraftfuttereinsatz ist vorwiegend für Betriebe in Gunstlagen vorgesehen, welche aufgrund der günstigen Standortbedingungen in der Lage sind, vergleichsweise hohe Anteile an Silomais und Energiekraftfutter zu füttern.

Aufgrund der unterschiedlichen Verfügbarkeit von Ackerfuttermitteln mit hoher Nährstoffkonzentration ergeben sich für Berggebiet und Gunstlage unterschiedliche Leistungsziele. Im Sinne einer nachhaltigen und tiergerechten Milchviehhaltung ist es daher auch erforderlich, die Tiergenetik an die unterschiedlichen Futtergrundlagen und Leistungsziele anzupassen. Daher werden im Projekt hochleistende Kühe zur Erprobung des Fütterungskonzepts für Gunstlagen herangezogen (Versuch 1), während gut an Grundfutterverwertung angepasste Kühe mit mittlerer Leistung für die Untersuchung des Fütterungskonzepts für das Berggebiet (Versuch 2) verwendet werden.

Zunächst werden in zwei Fütterungsversuchen die tierischen Leistungen (z.B. Futteraufnahme, Milchleistung, Futtereffizienz) der Milchkühe bei Umsetzung der Fütterungskonzepte untersucht. Auf die Daten dieses Fütterungsversuchs wird eine Analyse der Wirtschaftlichkeit, der Umweltwirkungen und der Vermarktungsmöglichkeiten aufbauen.

Die Gesamtergebnisse dieses Projekts sollen Landwirten Handlungsempfehlungen für die Umsetzung einer nachhaltigen, regionalen Milchwirtschaft liefern. Weiters kann dieses Projekt auch als Grundlage für die Evaluierung oder Weiterentwicklung von österreichischen Vermarktungs- und Förderprogrammen dienen. Denn das übergeordnete Ziel ist, neue Perspektiven für die österreichische Milchproduktion zu schaffen und somit langfristig die bäuerliche, regionale Landwirtschaft zu erhalten und die Versorgung mit hochwertigen Nahrungsmitteln sicherzustellen.

Praxisrelevanz

In der österreichischen Viehwirtschaft geht die Schere zwischen gesellschaftlichen Erwartungen und Wirtschaftlichkeit der Produktion immer weiter auseinander. Die Produktionsrichtlinien für die Landwirte werden aus Umweltschutz- oder Tierwohlgründen immer weiter nach oben geschraubt, der Preis der unter diesen Vorgaben produzierten Produkte steigt jedoch nicht oder kaum. Das kommt daher, dass der Preis für konventionelle, tierische Produkte stark vom Weltpreis abhängig ist. Die Folge ist, dass immer mehr viehhaltende Betriebe die Produktion einstellen. Derzeit bewirken die steigenden Produktionsmengen der verbleibenden Betriebe eine konstante oder sogar steigende Produktion von tierischen Produkten. Sollte das „Bauernsterben“ anhalten, ist es nicht sicher, ob auch in Zukunft ausreichende tierische Lebensmittel in Österreich produziert werden können.

An diesem Punkt setzt das beantragte Projekt an, in welchem ein Konzept für die Milchproduktion untersucht wird, das sehr stark auf nachhaltige und regionale Produktion setzt. Nachhaltigkeit (z.B. geringe Emissionen, hohes Tierwohl) sowie regionale Produktion sind zwei Aspekte der tierischen Produktion, die von der Gesellschaft vermehrt gefordert werden. Der untersuchte Ansatz ist unabhängig von der Produktionsweise (konventionell oder biologisch) und soll den Milchvieh haltenden Betrieben in Österreich neue Perspektiven für die Zukunft schaffen. Denn die kleinstrukturelle, bäuerliche Landwirtschaft sollte auf jeden Fall erhalten bleiben, da sie im Sinne einer regionalen, nachhaltigen Milchproduktion sehr vorteilhaft ist.

Die ökonomische und ökologische Bewertung soll Engpässe aufzeigen, die für die Durchführung des Fütterungskonzepts (d.h. max. 1.100 kg Kraftfutter/Laktation) begrenzend wirken. Somit wird eine Grundlage geschaffen, wie die Betriebe mit richtigen Vermarktungs- oder Fördermaßnahmen unter diesen Rahmenbedingungen unterstützt werden können.