RoWei: Gelenkte Weideführung auf österreichischen Almen: Maßnahmen für eine praxisorientierte Umsetzung
Projektleitung
Maria Naynar
Forschungseinrichtung
Höhere Bundeslehr- und Forschungsanstalt für Landwirtschaft Raumberg-Gumpenstein
Projektnummer
102090Projektlaufzeit
-
Finanzierungspartner
Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft
Allgemeine Projektinformationen
Abstract (deutsch)
Durch die sinkende Anzahl an Weidetieren auf Österreichs Almen, wird es zunehmend schwieriger, Almfutterflächen zu erhalten. In den letzten Jahrzehnten ist ein kontinuierlicher Rückgang der Almfutterflächen zu beobachten. Die Grabneralm in Admont durchläuft eine für die Region häufige Entwicklung: Durch die sinkende Anzahl an Schafen können die Almflächen nicht mehr offengehalten werden. Um einer Verbuschung entgegenzuwirken, wird ein Rotationssystem aufgebaut. Dabei werden Flächen, die jährlich höchst extensiv bestoßen werden, mit solchen, die in einem Zweijahresrhythmus gut ausgegrast werden (weniger als 20% Weidereste), verglichen und die Auswirkungen der alternierenden Beweidung auf die Almweiden, ihre Vegetation und Futterqualität untersucht. Der Fokus liegt hierbei auf der Erhaltung der Almflächen mit kleinen Herden, weniger auf der Renaturierung, wobei der Unterschied zwischen "gezielter Beweidung" im Sinne des Projekts AGRAM und "gelenkter Weideführung" berücksichtigt wird.
Schlagwörter (deutsch)
Almwirtschaft, Almweide, Weideführung, Rotationsweide, Kleinwiederkäuer, Landschaftspflege, Behirtung
Titel, Abstract, Schlagwörter (englisch)
Titel (englisch)
Targeted pasturing on Austrian alpine pastures: Management for practical implementation
Abstract (englisch)
With a decreasing number of grazing animals on Austria's alpine pastures, it is becoming increasingly difficult to maintain alpine pasture areas. In recent decades a continuous decline in alpine pasture areas has been observed. The Grabneralm in Admont is undergoing a development that is common for the region: Due to the decreasing number of sheep, the alpine pastures can no longer be kept open. In order to counteract encroachment of shrubs, a rotation system is being set up. Areas that are grazed yearly, but extremely extensively, are compared with those that are used on a two-year cycle with less than 20% pasture residues. The effects of alternating grazing on alpine pastures, its vegetation and fodder quality are examined. The focus lays on maintaining the alpine pastures with small herds, rather than on restoration, regarding the difference between "targeted grazing" in the sense of the project AGRAM and "controlled grazing management".
Schlagwörter (englisch)
Alpine farming, mountain pasture, alpine pasture, small ruminants, landscape conservation, shepherding
Projektziele
Das Ziel des Projekts ist es, alternierende Beweidung als mögliche Form des Weidemanagements auf Almen zu erproben und die Auswirkung auf die Vegetation zu untersuchen. Es wird die Ausgangsfläche, die extensiv mit wenigen Tieren beweidet wird, unterteilt und die Teilflächen alternierend im Zweijahresrhythmus mit den Tieren intensiver, dem Weidepotenzial besser entsprechend, beweidet.
Daraus ergeben sich folgende Teilfragen:
- · Wie wirkt sich die alternierende Beweidung im Zweijahresrhythmus im Vergleich zur jährlichen extensiven Beweidung auf die Weidefläche aus? Dabei wird auf Futterqualität und -quantität sowie auf Vegetationszusammensetzung geachtet.
- · Wie verändert sich im Vergleich dazu die Vegetation dieser Almflächen bei Stilllegung der Beweidung?
- · Wie kann dieses Weidesystem praxistauglich umgesetzt werden? Welche Empfehlungen leiten sich daraus für die praktische Anwendung ab?
Praxisrelevanz
Die österreichische Almwirtschaft steht vor vielen Herausforderungen. In den letzten Jahrzehnten ist ein kontinuierlicher Rückgang der Almfutterflächen zu beobachten. Waren es 1960 noch 921.004 ha (BML, 2001), so bewirtschafteten 7.998 Almbetriebe im Jahr 2022 nur noch 305.948 ha. Innerhalb eines Jahres (2021-2022) verringerter sich die Almfutterfläche um 1.400 ha. Auch die Anzahl der gealpten GVE nahm im letzten Jahr ab und beträgt 2022 noch 259.400 GVE (BML, 2023). Vom Rückgang der Weidetiere sind seit 2020 besonders Schafe betroffen (Hofer, 2024).
Eine sinkende Anzahl von Weidetieren wirkt sich rasch auf die Almfutterflächen aus: Vor allem Flächen unterhalb der Baumgrenze sind bei Bewirtschaftungsaufgabe der Verbuschung und Verwaldung ausgesetzt. Die Nutzbarkeit für die Weidewirtschaft sinkt dabei rasch. Dies geht auch mit einem Verlust der Biodiversität einher. Wenn eine starke Verbuschung eingetreten ist, ist es sehr schwierig, den ursprünglichen Zustand wiederherzustellen (Maag, Nösberger, & Lüscher, 2001).
Eine zusätzliche Herausforderung stellt auch der Klimawandel dar. Besonders der österreichische Alpenraum ist von der Klimaerwärmung betroffen. Dies hat auch eine deutliche Verlängerung der Vegetationsperiode zur Folge, besonders in Österreichs Bergregionen (Chimani, et al., 2016). Das „magische Dreieck der Almbewirtschaftung“ aus angepasster Tieranzahl, rechtzeitigem Auftrieb und gelenkter Weideführung zeigt die notwendigen Managementanpassungen, um einer weiteren, beschleunigten Verbuschung frühzeitig entgegenzuwirken (Fürstauer-Reiter, Rettenegger, & Steinberger, 2023). Die Grabneralm bei Admont liegt mit ihren Weideflächen zwischen 1400 und 1780 msm und damit Großteils unterhalb der Baumgrenze. Sie kann somit als Mittelalm bezeichnet werden. Mit den letzten Jahren, in denen sich der Schafbestand zunehmend minimiert hat, können die Almfutterflächen nicht mehr vollständig offengehalten werden und mit den Herausforderungen durch den Klimawandel wird dies auch zunehmend schwieriger. Das ist eine typische Entwicklung vieler Almen in der Region.
Die Landwirtschaft muss zukünftig auf neue Bewirtschaftungsmethoden setzen, um diesen Herausforderungen entgegenzuwirken. Die Vielseitigkeit der österreichischen Almwirtschaft benötigt auch vielseitige Lösungswege. Dieses Projekt soll eine mögliche Form des Managements aufzeigen, um eine verbesserte Bewirtschaftung der Almflächen zu erreichen.