Rinderschlachtung: Stressfreie Schlachtung von Rindern am Heimbetrieb

Projektleitung

Roland Kitzer

Forschungseinrichtung

HBLFA Raumberg-Gumpenstein

Projektnummer

101430

Projektlaufzeit

-

Finanzierungspartner

Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus| Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus

Allgemeine Projektinformationen

Schlagwörter (deutsch)

Stressfrei, Schlachtung, Fleischqualität, praxistauglich

Titel, Abstract, Schlagwörter (englisch)

Titel (englisch)

Stress-free slaughter of cattle at home

Abstract (englisch)

This project is a cooperation project with the agricultural and forestry school Grabnerhof, 8911 Admont, Hall 225-228. Slaughtering on the farm is the only way to slaughter animals without fear and stress. It concerns primarily animal protection, animal welfare and ethics, resulting from it however from a substantially better meat quality. That is a very good sales argument, many consumers do not want that the animals, whose meat they eat, had to suffer before. Consumers are becoming increasingly critical and sensitive with regard to animal welfare, handling animals during slaughter, species-appropriate husbandry, process quality (production process).
For these reasons the responsible persons are required to do everything possible, to implement research findings and to create the possibility of a legal framework for stress-free slaughtering in a familiar environment. Slaughtering at home (without live transport to a slaughter plant) has the decisive advantage over conventional methods that the animals are slaughtered where they have lived without the use of coercive measures (capture, loading, transport).
A scientifically based experiment should provide a practical possibility, a guideline for farmers and direct marketers. They take the responsibility of their entire process chain (work steps) from birth to slaughter into their own hands, and the consumer therefore goes to the farmer or direct marketer.
The aims of the project are:
- To obtain data on the basis of the slaughter method (pasture/farm slaughter vs. conventional slaughter).
- Raising of stress parameters (cortisol, adrenalin, glucose, lactate) in the blood
- heart rate measurement (if technically possible)
- Determination of the sensory meat quality
- Meat quality between stress-free slaughtering vs. conventional slaughtering

Projektziele

In diesem Projekt werden Jungrinder (Alter bis 12 Monate) an der LFS Grabnerhof geschlachtet (Weide/Hofschlachtung vs. herkömmliche Schlachtung), sowie Jungrinder von den Initativen der Bauern (www.stressfrei.st) von der Koralm. Ergänzend dazu werden noch mind. 20 Jungrinder (Blutproben bei der Schlachtung) von einem externen Schlachthof (Norbert Marcher GmbH Graz) beprobt.
Das Blut (Stichblut) wird auf Stressparameter (Cortisol, Laktat, Glucose, Adrenalin) untersucht. Nach1 Stunde sowie 48 Stunden nach der Schlachtung wird der pH-Wert gemessen. Weiters werden auch Fleischproben nach einem festgelegten Schema von jedem Schlachtkörper entnommen und sämtliche Fleischqualitätsparameter (Saftverluste, Scherkraft (Zartheit)) bestimmt.
Ziele des Projekts sind:
• Ermittlung der sensorischen Fleischqualität (Weide-, Hofschlachtung vs. herkömmliche Schlachtung)
• Untersuchung der Fleischqualität (Saftverluste, Zartheit)
• Ermittlung auf Stressparameter im Blut (Cortisol, Laktat, Glukose, Adrenalin)
• Erstellung eines Leitfaden für die Landwirte
Nach der Schlachtung auf der Weide oder im Auslauf werden die Tiere auf den mobilen Schlachtanhänger abgelegt und hängend entblutet. Danach werden sie in die Schlachtanlage transportiert und dort die weiteren Arbeitsschritte zu vollenden. Die Tiere der herkömmlichen Schlachtung werden eingefangen, verladen und lebend in die Schlachtanlage transportiert (Transport ca. 1 Stunde). Bei der Zerlegung der Schlachtkörper werden Fleischproben entnommen, die an der HBLFA Raumberg-Gumpenstein auf sensorische Fleischqualitätsparameter (Farbe, Tropf-, Koch-, Grillsaftverlust, Zartheit) untersucht werden. Durch die Kooperation mit der LFS Grabnerhof (Mutterkuhherde mit Jungrindern) als Projektpartner ist es möglich die Kosten erheblich zu reduzieren.
Eine entsprechende behördliche Genehmigung des Amtes der Steirischen Landesregierung für die Durchführung der Weideschlachtung durch den im Projekt mitwirkenden Schlachthof wurde für das Jahr 2019 erteilt.

Praxisrelevanz

Die Schlachtung am Heimbetrieb (Hof- Schlachtung) ist die einzige Möglichkeit, Tiere ohne Angst und Stress zu schlachten. Dabei geht es in erster Linie um Tierschutz, Tierwohl und Ethik, daraus folgend aber um eine wesentlich bessere Fleischqualität. Das ist ein sehr gutes Verkaufsargument, viele Konsumenten wollen nicht, dass die Tiere, deren Fleisch sie essen, vorher leiden mussten. Der Konsument wird zunehmend kritischer und sensibler hinsichtlich Tierschutzes, Umgang mit den Tieren bei der Schlachtung, artgerechte Haltung, Prozessqualität (Ablauf der Produktion).
Aus diesen Gründen sind alle Verantwortungsträger gefordert alles Mögliche zu unternehmen, Erkenntnisse aus der Forschung zu gewinnen, und daraus Möglichkeiten sowie rechtliche Rahmenbedingungen dafür zu schaffen, sodass eine stressfreie Schlachtung in gewohnter Umgebung möglich ist. Die Schlachtung am Heimbetrieb (ohne Lebendtransport zu einer Schlachtanlage) hat gegenüber den herkömmlichen Verfahren den entscheidenden Vorteil, dass die Tiere ohne Anwendung von Zwangsmaßnahmen (einfangen, verladen, Transport) dort geschlachtet werden, wo sie gelebt haben.
Es sollte aufgrund des wissenschaftlich angelegten Versuchs eine praxistaugliche Möglichkeit, ein Leitfaden für Landwirte und Direktvermarkter geschaffen werden. Diese wollen die Verantwortung ihrer gesamten Prozesskette selbst von der Geburt bis zur Schlachtung in die Hand nehmen, weil sie sich damit voll und ganz identifizieren und der Konsument, der ja deswegen zum Landwirt bzw. Direktvermarkter geht, das auch von ihnen erwartet.

Berichte

Abschlussbericht , 31.01.2022

Kurzfassung

Das Trennen der Tiere von den Artgenossen, Transport, ungewohnte Umgebung, Lärm, Geruch etc. versetzt Tiere in Stress, der sich auf die Fleischqualität negativ auswirken kann (höherer Saftverlust, mindere Zartheit etc.). Die Konsumenten verlangen vermehrt, dass das Fleisch, das sie verzehren, von Tieren stammt, die vor der Schlachtung kein Leid und Stress erfahren mussten. In dieser Feldstudie wurde untersucht, inwieweit es Unterschiede bei den Stresshormonen wie Adrenalin, Cortisol, und den Stoffwechselabbauprodukten wie Glucose, Lactat im Blut bei verschiedenen Örtlichkeiten der Schlachtung gibt. Dazu wurden Proben von Stieren, Ochsen, Kalbinnen, Jungrindern sowie einer Kuh untersucht. Die Stresshormone Adrenalin und Cortisol sind bei einer Schlachtung im Schlachthof zwar höher als bei einer Heimschlachtung, allerdings lässt sich der Unterschied statistisch nicht absichern. Bei der Untersuchung der Kategorien fällt auf, dass Stiere einen deutlich geringeren Cortisolwert, dafür aber einen höheren Adrenalinwert aufwiesen. Fleischrassen hatten einen signifikant geringeren Cortisolwert. Der Lactatwert war hoch signifikant vom Geschlecht beeinflusst, wobei weibliche Tiere einen um ⅓ höheren Lactatwert aufwiesen. Zusätzlich wurden noch Untersuchungen an drei weiteren Rindern (2 Ochsen, 1 Kuh) vorgenommen, die mit Gewehrschuss im Auslauf völlig unbeeinflusst, stressfrei getötet wurden. Wegen der geringen Anzahl wurden diese Tiere nicht in die statistische Auswertung einbezogen. Interessant sind diese Tiere aber besonders deshalb, weil sie uns Auskunft über die Untersuchungsparameter bei völliger Stressfreiheit geben. Der Lactatwert lag hier bei 1,1 mmol/l, der Glucosewert bei 2,2 mmol/l, der Cortisolwert bei 0,5 ng/ml und der Adrenalinwert bei 0,1 ng/ml. Im Gegensatz zu diesen Werten wurden in den oben angeführten Proben folgende Maximalwerte gemessen: Lactat (16,3 mmol/l), Glucose (12,2 mmol/l), Cortisiol (87,5 ng/ml) und Adrenalin (8,5 ng/ml). Sobald Rinder vom Menschen in ihrem Managementbestreben beeinflusst werden, entsteht ein gewisser Stressfaktor. Dieser Stress kann sowohl durch die Handlung des Menschen, aber auch durch die eigene Herde (Rang in der Herde) ausgelöst werden. Vermutlich besonders stark wirkt aber die Separierung von Einzeltieren aus der Herde mit anschließender Verbringung zum oder Fixierung am gewählten Schlachtort. Zu beachten ist weiters, dass deutliche tierindividuelle Unterschiede auftreten können. Aus dieser Untersuchung geht hervor, dass Rinder, die am Heimbetrieb in einer teilmobilen Schlachtanlage geschlachtet wurden signifikant höhere Glucosewerte und tendenziell geringere Lactatwerte im Blut aufweisen. Die Stresshormone Adrenalin und Cortisol waren tendenziell höher, allerdings kann der Unterschied statistisch nicht abgesichert werden. Die Untersuchungen zeigen weiters, dass sich Handling bzw. Management, Umgebung und Umgang mit den Tieren vor der Schlachtung auf den Gehalt der Stressindikatoren auswirken können. Das gilt für die Schlachtung in der teilmobilen Schlachtanlage ebenso wie für die Schlachtung im Schlachthof. Entsprechend dieser Ergebnisse sollte weiter in die Entwicklung von schonenden Schlachtungsformen investiert werden.

Berichtsdateien

Abschlussbericht_24_05_21.pdf

Autor/innen

Ing. Roland Kitzer, HBLFA Raumberg-Gumpenstein; DRin Elke Rauch, LMU München