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RGHeavyMetal: Wasserwirtschaftliche Aspekte von Blockgletschern in Kristallingebieten der Ostalpen -Speicherverhalten, Abflussdynamik und Hydrochemie mit Schwerpunkt Schwermetallbelastungen
Projektleitung
Gerfried Winkler
Forschungseinrichtung
Universität Graz, Institut für Erdwissenschaften
Projektnummer
101093Projektlaufzeit
-
Finanzierungspartner
Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft| Amt der Kärntner Landesregierung| Amt der Salzburger Landesregierung| Amt der Steiermärkischen Landesregierung| Amt der Tiroler Landesregierung| Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus
Allgemeine Projektinformationen
Abstract (deutsch)
Aufgrund des Klimawandels erfolgt ein Abschmelzen des durch Permaforst gebundenen Eises. Dies und zu erwartende Änderungen der Niederschlagsmengen und -intensitäten bedeuten eine Änderung des Abflussverhaltens der alpinen Einzugsgebiete in diesen Höhenstufen. Damit ist aber auch eine mögliche qualitative Veränderung der Gewässer durch die Schwermetallbelastung verbunden, was Auswirkungen auf die wasserwirtschaftliche Nutzung nach sich zieht.
Ziel des Projektes ist es daher, eine Grundlage für die qualitative und quantitative Beurteilung in Bezug auf Schwermetallbelastung der Blockgletscherquellen im östlichen Alpenraum zu schaffen. Grundlage für das Verständnis der saisonalen Variabilität der Schwermetallkonzentrationen ist die Kenntnis der Entwässerungsdynamik und der Speicherfunktion von aktiven wie auch reliktischen Blockgletschern in alpinen Einzugsgebieten. Hierfür ist eine großflächige und in Teilgebieten flächendeckende Erfassung der von Permafrost beeinflussten und an Blockgletscher (intakt und reliktisch) gebundenen Quellen und deren Schwermetallbelastung vorgesehen. Die Ergebnisse und Daten werden digital für weitere Auswertungen und Untersuchungen zur Verfügung gestellt (z.B. H2O-Fachdatenbank; ArcGIS). Hydrographanalysen sowie natürliche und künstliche Traceruntersuchungen werden zur Beschreibung/Charakterisierung der Grundwasserkörper herangezogen.
Niederschlags-Abflussmodellierungen im regionalen Maßstab wie auch an lokalen Testgebieten sollen helfen, quantitativ das Abflussverhalten der Blockgletscher selbst und der tiefer liegenden Fließgewässer und die damit verbundene Verdünnung von Schwermetallkonzentrationen durch z.B. die Schneeschmelze besser zu verstehen.
Schlagwörter (deutsch)
Hydrogeologie von Blockgletschern, Schwermetallkonzentration, Speicherverhalten, Abflussdynamik alpiner Einzugsgebiete, Permafrost, Ostalpen, Österreich
Titel (englisch)
Water resources management issues of rock glaciers in alpine catchments of the Eastern Alps - storage capacitiy, flow dynamics and hydrochemistry in particular heavy metal pollution
Abstract (englisch)
Ongoing climate change results in melting of ice bound as permafrost and expected changes in the amount and intensity of precipitation might lead to changes in the discharge dynamics of alpine headwaters. Associated with this is also a potential change in heavy metal pollution of these water bodies, which has consequences for the water resources management.
It is therefore the aim of this project to develop a solid basis for the qualitative and quantitative assessment of heavy metal pollution of rock glacier springs in the Eastern Alps. Basis for the understanding of seasonal variability of heavy metal concentrations is the knowledge of the discharge dynamics and storage properties of active as well as relict rock glaciers in alpine catchments. For this purpose an extensive and in subregions detailed mapping of springs that are influenced by permafrost and bound to rock glaciers (intact and relict) is intended to investigate heavy metal pollution. Results and data will be provided in digital form for further analysis and investigations (e.g. H2O-database; ArcGIS).
Hydrograph analysis as well as natural and artificial tracer tests will be used to characterize these groundwater bodies (aquifers). Moreover, rainfall-runoff modeling on a regional scale as well as for local test sites is going to help to quantify the discharge dynamics. The actual flow components of rock glaciers can be studied in more detail as well as the influence on downstream water bodies, especially the related dilution of heavy metal concentration due to e.g. snow melt events.
Projektziele
Des Weiteren zeigen erste Wasserproben von Blockgletscherquellen in den Seckauer Tauern (Steiermark) deutlich erhöhte Arsengehalte, welche vereinzelt über dem Grenzwert der TWVO liegen. Erhöhten Arsenbelastungen sind aus anderen alpinen Regionen Österreichs (z.B. Kärnten, Tirol) bereits bekannt und teilweise auf die zugrunde liegende Geologie zurück zu führen. Bezogen auf die Schwermetallbelastung wurden noch keine großflächigen, österreichweiten Untersuchungen der wasserwirtschaftlich relevanten Blockgletscherquellen in den alpinen Kristallingebieten durchgeführt. Die zu untersuchenden Gebiete umfassen im Wesentlichen die Grundwasserkörper GK100010 Zentralraum [DUJ], GK100055 Salzburger Hohe Tauern [DUJ], GK100185 Salzburger Hohe Tauern [MUR], GK100052 Niedere Tauern einschl. Grauwackenzone [DUJ] und GK100116 Niedere Tauern einschl. Seckauer Tauern [MUR].
Die saisonalen Schwankungen der Schwermetallkonzentrationen (Krainer et al., 2015) weisen auf eine Verdünnungskomponente hin, weshalb auch das Abflussverhalten mit Hilfe von Niederschlags-Abflussmodellierungen näher untersucht werden soll, um ein Prozessverständnis der Verdünnung zu erhalten. Erste Grundlagen zum Abflussverhalten von aktiven und reliktischen Blockgletschern wurden bereits in Studien der letzten Jahre in Tirol (PermaNET, PERMAQUA, Permafrost and Climate Change) bzw. in den steirischen Niederen Tauern (RrgAlpCatch) erarbeitet. Untersuchungen in Tirol haben gezeigt, dass sich Blockgletscher in Kristallingebieten im hydrogelogischen Verhalten deutlich von Blockgletschern im Kalkalpin unterscheiden. Dies ist vor allem auf das geringere Speichervolumen der Kluftaquifer in den meisten Kristallingesteinen, der unterschiedlichen Korngrößenverteilung und dem Gesteinschemismus zurückzuführen (Krainer und Mostler 2002; Krainer et al. 2007).
Speziell die wasserwirtschaftliche Bedeutung der reliktischen Blockgletscher als wichtige Grundwasserspeicher in alpinen Einzugsgebieten (z.B. Untersweg und Schwendt, 1995,1996; Winkler et al., 2015) konnte aufgezeigt werden. Die Entwässerungsdynamik der aktiven im Vergleich zu den reliktischen Blockgletschern ist jedoch noch mit vielen offenen Fragen verbunden. In Tirol wurden in den letzten Jahren bereits zwei Pegelmessstellen vom Hydrographischen Dienst eingerichtet, die den Abfluss von aktiven Blockgletschern kontinuierlich aufzeichnen (Äußeres Hochebenkar bei Obergurgl und Berglerloch bei Galtür). Eine besondere Relevanz der sich ändernden Abflussdynamik ergibt sich aus dem Klimawandel (Änderung der Lufttemperaturen und Niederschlagsmenge und –intensität, verstärktes Abschmelzen des Permafrost-Eises). Dieser bewirkt das Abschmelzen des Permafrosteises in den Blockgletschern und die damit verbundene Veränderung von aktiven zu inaktiven und letztendlich zu reliktischen Blockgletschern, die vermutlich gänzlich unterschiedliche Speichereigenschaften aufweisen.
Ziel des Projektes ist es daher, eine Grundlage für die qualitative und quantitative Beurteilung in Bezug auf Speicherverhalten, Abflussmengen und Konzentration an gelösten Stoffen, insbesondere Schwermetallbelastung der Blockgletscherquellen im östlichen Alpenraum zu schaffen. Grundlage für das Verständnis der saisonalen Variabilität der Schwermetallkonzentrationen ist die Kenntnis der Entwässerungsdynamik und der Speicherfunktion von aktiven wie auch reliktischen Blockgletschern in alpinen Einzugsgebieten. Hierfür ist eine großflächige und in Teilgebieten flächendeckende Erfassung der von Permafrost beeinflussten und an Blockgletscher (aktiv, inaktiv und reliktisch) gebundenen Quellen und deren Schwermetallbelastung vorgesehen. Die Ergebnisse und Daten werden digital für weitere Auswertungen und Untersuchungen zur Verfügung gestellt (z.B. Quellkataster/GZÜV-Messstellen-Stammdaten; H2O-Fachdatenbank; ArcGIS Datensätze).
Hydrographanalysen sowie natürliche und künstliche Traceruntersuchungen werden zur Beschreibung/Charakterisierung der Grundwasserkörper herangezogen.
Niederschlags-Abflussmodellierungen im regionalen Maßstab wie auch an lokalen Testgebieten sollen helfen, quantitativ das Abflussverhalten und den Anteil der jeweiligen schnellen und langsamen Abflusskomponenten der Blockgletscher selbst und der tiefer liegenden Fließgewässer und die damit verbundene Verdünnung von Schwermetallkonzentrationen durch z.B. die Schneeschmelze besser zu verstehen.
Zusätzlich zu den bereits bekannten Permafrost-Quellen, die in bestehende Datenbanken aufgenommen werden sollen, ist in ausgewählten Einzugsgebieten eine umfassende Quellaufnahme und –beprobung geplant. Dazu sollen für jede Quelle die entsprechenden „Stammdaten“ (in Anlehnung an Vorgaben der H2O-Fachdatenbank) erfasst und angegeben werden.
Praxisrelevanz
Ein besseres Prozessverständnis der Speicherfunktion von Blockgletschern sowohl von intakten als auch von reliktischen, ist eine wesentliche Hilfestellung für Aussagen bzgl. Prognosen der Auswirkungen von Klimawandel auf Abflussverhalten alpiner Einzugsgebiete. Der Klimawandel bewirkt eine Änderung der Höhenlage der Permafrostuntergrenze, wodurch aktive Blockgletscher künftig zu reliktischen werden. Das hydraulische Verhalten sowie die Speicher – und Abflussdynamik beider Schuttakkumulationsformen im Vergleich ist noch nicht untersucht. Die wasserwirtschaftliche Bedeutung liegt einerseits in der Grundwasserspeicherung für den Abfluss während der Trockenwetterperioden und des Winters und andererseits in der Speicherung von Niederschlagswasser bei Starkniederschlagsereignissen (Schutz vor Hochwasserwellen in tiefer liegenden Flussabschnitten).