Projekt-988: Praxistest Traktoren mit Vorderachsfederung
Projektleitung
Manfred Nadlinger
Forschungseinrichtung
Direktion FJ-BLT
Projektnummer
10097Projektlaufzeit
-
Finanzierungspartner
Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft
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Kurzfassung
Für die in diesem Beitrag beschriebenen Versuche standen 3 Traktoren der oberen Leistungsklasse (110 kW/150 PS) von 3 verschiedenen europäischen Herstellern zur Verfügung. Bei allen 3 Fahrzeugen konnte wahlweise die Vorderachsfederung abgeschaltet und die vorhandene Kabinenfederung für die Versuche blockiert werden, sodass 4 Federungszustände bei jedem Fahrzeug untersucht wurden. Allen Kabinenfederungen gemeinsam war das Prinzip der gefederten Wippe („Ein-Achsen-Federung“), d. h. die Kabinen waren an den beiden vorderen Befestigungspunkten elastisch gelagert, während die beiden hinteren Kabinenbefestigungen durch mechanische oder hydraulische Feder-Dämpfer-Elemente ersetzt wurden.
Zum Unterschied von der vollgefederten Fahrerkabine (z. B. Renault) und dem vollgefederten Fahrzeug (JCB) ist diese Lösung nicht nur technisch sehr einfach und billig, sondern kann auch relativ leicht bei Serientraktoren nachgerüstet werden. Obwohl bereits 1988 von R. Stayner (Silsoe Research Institute, UK) erstmals in der Literatur erwähnt und für einen britischen Kabinenhersteller entwickelt, war es Fendt vorbehalten, 1993 erstmals Serientraktoren mit dieser einfachen Kabinenfederung auszurüsten. Weitere Hersteller wie Deutz, Same und Steyr sowie Nachrüster (Hegele) folgten.
Unter vergleichbaren Bedingungen wurden auf den vorhandenen Prüfstrecken der BLT (100m- und 35m-OECD-Testbahn nach ISO 5008, 24m-Testopbahn, BLT-interne Asphalt- und Betonstraße) und unter praktischen Einsatzbedingungen – als Kontrolle der Praxisrelevanz der Ergebnisse der Teststrecken – mit verschiedenen Reifendrücken, Ballastierungen, Fahrgeschwindigkeiten und Fahrersitzen über 2000 Versuchsfahrten durchgeführt. Die auftretenden Schwingungen in den 3 Richtungen wurden an ausgewählten Punkten (z. B. Sitzfläche, Sitzbefestigungspunkt, Rahmen, Vorderachse, Hinterachse) von einem Mehrkanaldatenerfassungssystem (Hottinger) ebenso während der Fahrt aufgezeichnet wie die Relativbewegungen zwischen Vorderachse und Rahmen und die Kräfte im Oberlenker bei Anbaugeräten. Entsprechend ISO 2631 wurden die gemessenen Schwingungen im Labor bewertet, die für den Fahrkomfort nicht relevanten Schwingungsanteile (z. B. Motorschwingungen) mittels Filter ausgeschieden und nach verschiedenen Kriterien ausgewertet. Gemeinsam mit den Traktorherstellern wurden die 3 Schwingungssysteme (Vorderachsfederung, Kabinenfederung, gefederter Sitz) optimiert und abgestimmt.