Projekt-965: Schmetterlinge auf Lawinenbahnen

Projektleitung

Karel Cerny

Forschungseinrichtung

Umweltbüro DI Dr. Karel Cerny

Projektnummer

40640

Projektlaufzeit

-

Finanzierungspartner

Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft

Allgemeine Projektinformationen

Schlagwörter (deutsch)

Lawinenbahnen

Titel, Abstract, Schlagwörter (englisch)

Projektziele

In den Jahren 1999, 2000 und 2001 wurden 168 Flächen im Bereich von 29 überwiegend südlich orientierten Lawinenbahnen, so wie Referenzflächen ihrer Umgebung in den silikatischen und karbonatischen Gebieten von Nordtirol insektenkundlich und botanisch untersucht. Alle untersuchten Flächen wurden botanisch charakterisiert. Es wurde das Vorkommen von insgesamt 136 tagaktiven Schmetterlinge nachgewiesen. Die gewonnenen Daten wurden statistisch ausgewertet.

Berichte

Abschlussbericht , 01.09.2002

Kurzfassung

Die Ergebnisse haben bewiesen, dass die Lawinenabgänge eine starke Auswirkung auf die Tierwelt ausüben. Auf den karbonhaltigen Gesteinen sind die Lawinenbahnen bedeutend artenreicher als die lawinenfreien Referenzflächen und auch ihre Gesamtdiversität ist höher. Nach der Verbauung ändert sich die Bestandsstruktur. Die Nutzungsform der Rasenbestände ist auf Karbonat vor allem in den tieferen Lagen wichtig, wobei die Artenvielfalt entlang der Reihe Brache - Weide - Mähwiese abnimmt. Die Artenzahl ist auf den Mähwiesen im Vergleich zu den beiden anderen Nutzungsformen statistisch bedeutend niedriger. Über 1600 m Seehöhe ist die Nutzungsform auf Karbonat weniger bedeutend. Auf den silikatischen Gesteinen entscheidet in den höheren Lagen die Nutzungsform über die Artenzahl. Im Rahmen der bisherigen Untersuchungen wurde jedoch keine statistisch bedeutende Abhängigkeit zwischen dem Alter der Verbauung und der Gesamtdiversiät nachgewiesen. Diese Versuche haben auch keinen statistisch nachweisbaren Unterschied zwischen den Lawinenbahnen auf Silikat und den Referenzflächen bestätigt. Die Lawinenabgänge verhindern jedoch die Entwicklung der besonders arten- und individuenarmen Bestandsformen (etwa der Zwergstrauchheide) und ersetzen somit im Hinblick auf die Bestandsstruktur zum Teil das Wegfallen von Pflegemaßnahmen. Der EU-weit geschützte Goldene Scheckenfalter (Euphydryas aurinia debilis Oberthür) ist eine charakteristische, aber im Sommer nicht mehr dominante Art der Lawinenbahnen, vor allem in Gebieten mit Karbonatgestein. Die Gesellschaften mit ihm haben eine niedrigere Diversität, weil die Ausgeglichenheit der Lebensgemeinschaften in Folge des Vorkommens von dominanten Arten vermindert ist. Auf den beweideten Flächen kommt in den tieferen Lagen der Schwarzgefleckte Bläuling (maculinea arion), in den felsigen Bereichen der Apollofalter (Parnassius apollo) vor. Die aktiven Lawinenbahnen stellen für sie bedeutende Rückzugsgebiete dar, die kaum gedüngt werden und die nicht verbuschen können. Die Ergebnisse haben einen positive Auswirkung der Lawinenabgänge auf die Artenvielfalt und Gesamtdiversität im Bereich der karbonathaltigen Gesteine direkt und im Bereich der silikatischen Gesteine indirekt bewiesen und damit die Ausführungen von Habeler (HABELER, 1991) bestätigt. Aus der Sicht des Schmetterlingsschutzes wäre es wünschenswert die Lawinenabgänge nicht zu verhindern, sondern sich durch andere Maßnahmen (etwa durch Bau von Galerien, Schutzdämmen usw.) unschädlich zu machen. Diese Förderung wird um so dringlicher, um so weniger die Bergwiesen, vor allem im Silikatgestein, bewirtschaftet werden.

Berichtsdateien

DB_Bericht_40640.doc

Autor/innen

Karel Cerny