Projekt-831: Einfluss der Haltung und des Fütterungsregimes auf die Klauengesundheit, auf biomechanische Parameter der Klaue und auf die Fleischqualität von Fleckvieh-Maststieren

Projektleitung

Johannes Frickh

Forschungseinrichtung

BMLFUW - Landwirtschaftliche Bundesversuchswirtschaften GmbH

Projektnummer

1140

Projektlaufzeit

-

Finanzierungspartner

Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft

Allgemeine Projektinformationen

Titel, Abstract, Schlagwörter (englisch)

Titel (englisch)

Impact of housing and feeding regime on claw health, biomechanical parameters of the claws and on meat quality of Simmental fattening bulls

Projektziele

Es soll unter standardisierten Verhältnissen festgestellt werden, welchen Effekt zwei verschiedene Haltungssysteme (Anbindehaltung, Auslaufhaltung), bei zwei verschiedene Fütterungssystemen (Maissilage, Komplettfutter pelletiert) auf die Klauengesundheit, Gliedmaßengesundheit und mechanische Festigkeit von Fleckviehmaststieren haben, und inwieweit bestimmte Verhaltensweisen zu Verletzungen der Klauen führen. Weiters sollen die Zusammenhänge zwischen Klauengesundheit und Schlachtkörper bzw. Fleischqualität festgestellt werden.
Quantifizierung des Einflusses von Fütterung und Haltungssystem auf die Klauengesundheit, das Verhalten und die Fleischqualität von Fleckviehmaststieren ist. Dafür werden die Klauen- und die Gliedmaßengesundheit mit dem von BOOSMAN (1989) und STANEK (1991) entwickelten Klauenscoringsystem beurteilt, Verhaltensbeobachtungen durchgeführt und verschiedene Parameter der Fleischqualität erhoben.

Berichte

Abschlussbericht , 01.12.1999

Kurzfassung

Wesentliche Verhaltensmerkmale werden vom Haltungssystem beeinflusst. Tiere, die im Freien gehalten wurden, standen signifikant häufiger auf, als Tiere, die in Anbindehaltung standen. Tiere der Gruppe G 3 (Anbindehaltung, Maissilage) standen aufgrund des unterschiedlichen Fütterungssystems häufiger pferdeartig auf als Tiere der Gruppe G 1 (Anbindehaltung, Pellet-alleinfutter). Aufstehen mit Ausrutschen kam nur in den Stallgruppen G 1 und G 3 vor. Die Unterschiede zu den Tieren in der Koppelhaltung waren signifikant. Auch beim Abliegevorgang kam es zu Ausrutschvorgängen. Tiere, die im Freien gehalten wurden zeigten ein signifikant niedrigeres Körperpflegeverhalten als Stiere in Anbindehaltung. Stiere der Gruppe 1 zeigten ein signifikant anderes Liegeverhalten als Stiere der Gruppe 3. Diese Tiere lagen weniger häufig im Kotgraben und auf der äußeren Kante des Liegestandes. Tiere, die im Freien gehalten wurden und eine Maissilage-Kraftfutter-Ration fraßen (G 4), nahmen signifikant häufiger Liege- und Stehpositionen im Koppelauslauf ein, während sich die Pellettiere (G 2) häufiger am betonierten Auslauf niederließen bzw. standen. Diese Tiere hielten sich auch häufiger unter Dach auf. Stiere in Anbindehaltung (G 1, G 3) zeigten signifikant häufiger partnerbezogene Aktivitäten, als die Stiere im Freien (G2, G 4), wobei es bei keiner der vier Gruppen zu einem Ausrutschvorgang kam. Der von STANEK (1991) beschriebene Klauenscore eignet sich sehr gut für den Vergleich von verschiedenen Haltungssystemen auf Grund ihrer Klauengesundheit. Sehr deutlich zum Vorschein kamen in dieser Untersuchung die Beeinträchtigungen vor allem am Relief der Klau-enwand und -sohle. Die Ballenfäule war in der Anbindehaltung fortgeschritten, während in der Koppelhaltung einwandfreie Klauen festzustellen waren. Massive Veränderungen der Klauen in Form von Doppelsohle, Ulcus Rusterholzi konnten bei den Stallklauen festgestellt werden. Klauen von Tieren aus der Koppelhaltung unterlagen kaum Veränderungen. Das Zahlenmaterial für den Elastizitätsmodul wies auf eine weite Streuung der Einzelwerte hin. Im statistischen Test ergaben sich weder zwischen den zwei Haltungsformen noch zwischen den Fütterungsmethoden signifikante Unterschiede. Im Merkmal Trockenmasse konnten keine Unterschiede festgestellt werden. Die bei den untersuchten Tieren postmortal gemessenen hohen Werte des E-Moduls weisen auf eine generelle Klauengesundheit hin. Dies ist umso bemerkenswerter, als die Klauenscorewerte bereits auf eine beginnende Verschlechterung hindeuten. Ähnlich wie beim Pferd konnte auch in der Rinderpopulation eine große Anzahl an Pilzarten differenziert werden. Der weitaus größere Anteil der Pilze (wie auch in Pferdepopulationen) kann als für Klauenhorn unbedenklich beurteilt werden, wobei jedoch insgesamt 33 Klauen mit keratinopathogenen Pilzen befallen waren. Die befallenen Klauen zeigten jedoch keine Veränderungen, die mit dem Krankheitsbild des Huf-pilzes beim Pferd verglichen werden können. Die chemischen Untersuchungen zielten auf die Weichmacherfunktion von Wasser in der Eiweißstruktur von Klauenhorn als qualitätsbe-stimmendes Kriterium hin. Die Polypeptidstruktur von CO-NH ist eine stark polare Gruppe, die ein C-hartes Verhalten verursacht indem sie über Wasserstoff-Brücken-bindungen eine Weichmachung erreichen, die zu einer erhöhten Zähigkeit der Werkstoffe führen. Die Ergebnisse zeigen allerdings, dass die in der Infrarotspektroskopie gefundenen OH-Schwingungsbereiche von Klauenhorn-Kbr-Presslingproben mehrheit-lich überlappend sind und somit aus diesen Untersuchungen keine Aussagen getroffen werden können, in welchen Ausmaß die Wasser-stoffbrückenbindungen die Klauenhornqualität beeinflussen. Die Ergebnisse der Mastleistung zeigten deutliche Einflüsse des Fütterungsregimes und der Haltung auf. Die große Leistung der Stiere in der Koppelhaltung konnte auf das Wohlbefinden der Rinder, als wesentliche Voraussetzung für maximale Leistungen, zurückgeführt werden. Die Sinneswahrnehmungen und Vorlieben der Rinder stimulieren ihre Leistungen. Die im vorgelegten Versuch gestaltete Umwelt in der Kop-pelhaltung kann als Indikator für die hohen Leistungen angesehen werden. Die Bewegung der Stiere gehört zu den Faktoren, welche die Leistungsfähigkeit der Produktion steigern können. Auch die Ergebnisse der Schlachtleistung werden von Haltung und Fütterungsregime beeinflusst. Die Koppelhaltung hatte in den Merkmalen Warmgewicht, Rückenmuskelfläche, Nettozunahme, Ausschlachtung und Fleischigkeitsklasse große Vorteile gegenüber der Anbindehaltung. Das erreichte Warmgewicht in der Koppelhaltung war um 9,2%, die Rückenmuskelfläche um 18,2%, die Nettozunahme um 11,7%, die Ausschlachtung um 1,9% und die Fleischigkeitsklasse um 18,2% höher als bei der Anbindehaltung im Warmstall. Aus den Ergebnissen der vorgelegten Studie ist zu schließen, dass unter optimalen Fütterungs- und Haltungsbedingungen nicht nur Fleisch mit sehr guter Fleischqualität erzeugt werden kann, sondern diese auch besser ist als Fleisch, das aus Systemen stammt, die nicht alle Kriterien einer tiergerechten Fütterung und Haltung erfüllen. Konstitutionelle Zuträglichkeit und tägliche Zunahme reichen nicht aus, um eine Aussage zur Tiergerechtheit von Systemen zu machen. Viel-mehr müssen Untersuchungen, die die Tiergerechtheit von Haltungssystemen beurteilen, einen umfassenden Ansatz haben. Das Wohl-befinden von Tieren ist Initiator von Gesundheit und hoher Leistung. Summary Impact of housing and feeding regime on claw health, biomechanical parameters of the claws and on meat quality of Simmental fattening bulls. The objective of this investigation was to compare behaviour, claw health, biomechanical parameters, animal performance, carcass composition meat quality of Simmental beef cattle, reared in two different feeding and housing systems. 60 bulls were divided in 4 groups. 15 bulls were fed with pelleted feed, housed indoors in a tying system (group 1), 15 bulls were fed with pelleted feed, housed outdoors in a system like a feedlot (group 2), 15 bulls were finished on maize silage plus concentrate, housed indoors in a tying system (group 3) and 15 bulls were finished on maize silage plus concentrate, housed outdoors in a system like a feedlot (group 4). Behaviour of indoor bulls were different to outdoor bulls. Outdoor bulls got up more often than indoor bulls, significantly. The frequencies of abnormal (horselike) get up was higher in group 3 because of their feed than in group 1. Getting up and lying down with slip was only observed in group 1 and group 3, which were housed in the tying system. This differences to the outdoor housing system were significant. Comfort activity of outdoor bulls was significantly shorter and less frequent than that of indoor bulls, who showed substitute behaviour, just as urine drinking and tongue rolling. Bulls of group 3 lied longer and more often in the dunging passaage than bulls of group 1. The claw score, which was developed by STANEK (1991) is an excellent system to judge the health of claws and compare different housing systems. Especially the damage of the wall and the sole of the hooves became significant. Rottenness of pad, double sole and Ulcus Rusterholzi reached an advanced stage in the tying system in contrast to outdoor housed bulls, who had healthy claws. The modulus of elasticity showed no differences at all, whether in housing nor in feeding systems. This trait was not to be observing the health of caws. Many species of fungi were identified. Most of them were not pathogen. Nevertheless 33 hooves were infected by ceratinopathogenic mould fungi. But the infected claws showed no adequate damages, which were comparable with the clinical picture of fungi on horse hooves. The chemical investigation should give information about the plasticizer function of water in connection with claw-horn. The results gave no response to the examined questions. Feeding regimes and housing systems had a great influence on fattening performance. The outstandingly good performance was caused by the wellbeing of the bulls, which is a fundamental condition for maximal performances. Wellbeing of bulls, which includes moving and outdoor housing facilities stimulate performance of bulls. Slaughtering performance was effected by feeding and housing systems, too. The outdoor housing system had great advantages over the tying system in slaughter weight, eye muscle area, net gain, kill-out proportion and carcass conformation. The reached slaughter weight was about 9,2 %, the eye muscle area 18,2 %, net gain 11,7 %, kill-out proportion 1,9 % and carcass conformation 18,2 % higher in outdoor system than in indoor tying system. Because of the results of this investigation, we can conclude that beef, produced in feeding and housing systems which were adequate to bulls, is meat of high quality and often better than meat produced in intensive systems. Constitution and daily gains are not sufficient to describe the wellbeing of cattle. Investigations have to be more comprehensive because wellbeing is an indicator for health and high perfomances.

Berichtsdateien

1140_Abschlussbericht.pdf

Autor/innen

Dipl.-Ing. Dr. Johannes Frickh