Projekt-830: Charakterisierung regionaler, autochthoner Fischarten mittels molekulargenetischer Methoden zur Erhaltung der Biodiversität in österreichischen Flusssystemen

Projektleitung

Franz Lahnsteiner

Forschungseinrichtung

Universität Salzburg - Naturwissenschaftliche Fakultät Institut für Zoologie

Projektnummer

1198

Projektlaufzeit

-

Finanzierungspartner

Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft

Allgemeine Projektinformationen

Titel, Abstract, Schlagwörter (englisch)

Titel (englisch)

Characterisation of autochthon fish populations of Austrian river systems with moleculargenetical markers to maintain biodiversity

Projektziele

Erstellung von Gütesiegeln für autochthones Fischmaterial mit Hilfe der molekulargenetischen Marker für den optimalen Nachbesatz.
Anlage von Gendepots autochthoner Aalrutten- und Nasenpopulationen.
Untersuchung von verschiedenen molekulargenetischen Markern (Allozymen, mtDNA, Mikrosatelliten DNA), die zur Unterscheidung von Populationen der Aalrutte, Lota lota (Gadidae) und der Nase, Chondrostoma nasus (Cyprinidae) geeignet sind.
Am Fallbeispiel der beiden Arten wird die Eignung der verschiedenen Methoden (Proteinelektrophorese von Allozymen, Restriktionsanalyse von mtDNA; Amplikation und Restriktionsanalyse von Mikrosatelliten DNA) für die routinemäßige Charakterisierung molekulargenetischer Unterschiede bei Fischpopulationen unter den Aspekten Sensibilität, Zeit-, Personal- und Kostenaufwand untersucht.

Berichte

Abschlussbericht , 01.11.2003

Kurzfassung

Bachforellen und Seeforellen wurden im letzten Jahrhundert in Österreich intensiv nachbesetzt. Es muß erwartet werden, dass es zu einer weitgehenden Veränderung der ursprünglichen Bestände kam. Um zu ermitteln, ob noch ursprüngliche Populationen existieren, wurden genetische und morphologische Untersuchungen an Bachforellen- und Seeforellenpopulationen aus Oberösterreich, Steiermark und Salzburg durchgeführt, und zwar an heutigen, als anthropogen unbeeinflusst geltenden Wildpopulationen, an Zuchtpopulationen, die in diesem Raum zum Nachbesatz verwendet werden und an Populationen des 19. Jahrhunderts (Museumsmaterial). Die genetischen Untersuchungen brachten folgende Ergebnisse: Im Gegensatz zu den heutigen Bachforellen- und Seeforellenpopulationen weisen die Populationen des 19. JH. einen anderen Genotyp auf. Keine der untersuchten Bachforellen- und Seeforellenpopulationen glichen in ihrem Genotyp dem des 19. JH.. Da für die letzten 100 Jahre sowohl eine natürliche Einwanderung dieser Art in den österreichischen Raum ausgeschlossen werden kann, als auch eine evolutionsbedingte Veränderung der untersuchten DNA, ist die Veränderung im Genotyp eindeutig auf menschlichen Einfluß zurückzuführen, also auf das Verdrängen von ursprünglichen Genotypen und das Einbringen von neuen. Viele der heutigen Wildpopulationen weisen einen eigenen Genotyp auf, der keine Verwandtschaft zu anderen Zucht- oder Wildpopulationen aufweist. Diese Fische haben in ihren Gewässersystemen auch stabile, selbst reproduzierende Populationen ausgebildet, und können unter dem Aspekt der Biodiversität als eigenständig und erhaltenswert betrachtet werden. Auch im Phänotyp, also in ihrer Gestalt, unterscheiden sich die heutigen Bachforellen- und Seeforellenpopulationen klar von einander und von denen des 19. JH. Grundsätzlich waren Bachforellen und Seeforellen aus Zuchten hochrückiger und dicker als Fische aus Wildpopulationen und der Augendurchmesser war geringer. Die Wildpopulationen aus dem 19. Jahrhundert hatten zusätzlich einen längeren Kopf und einen längeren Mundspalt. Besonders deutlich unterschieden sich die Fische des 19. JH von den heutigen anhand der Flossen. Die Brustflossen, Bauchflossen und die Afterflosse waren bei Fischen aus dem 19. Jahrhundert lang und schmal, bei den heutigen sind sie im Vergleich kurz und breit. Daraus kann geschlossen werden, das Bachforellen und Seeforellen heute einen anderen Phänotyp aufweisen als im 19. Jahrhundert. In der Färbung konnten keine Unterschiede gefunden werden. Weiters wurden molekulargenetische Untersuchungen an der Aalrutte (Lota lota) und an der Nase (Chondrostoma nasus) durchgeführt. Die Aalrutte ist nach der Roten Liste gefährdeter Tierarten Österreichs als stark gefährdet (Gefährdungsgrad 2) und die Nase als gefährdet (Gefährdungsgrad 3) eingestuft. Um die Aalrutten- und Nasenpopulationen zu stabilisieren, ist neben der Restrukturierung der Gewässer der Stützungs- bzw. Nachbesatz notwendig. Der Nachbesatz muß regionskonform nach Fließgewässer-Bioregionen und Einzugsgebieten erfolgen, damit man den Kriterien der Standortkonformität und Biodiversität entspricht. Daher sind genetische Charakterisierungen der Regionaltypen notwendig. Die Untersuchungen zeigten, dass Nasen und Aalrutten aus unterschiedlichen Fließgewässerregionen genetisch eindeutig voneinander differenziert sind. Aalrutten und Nasen wurden in den untersuchten Gewässersystemen soweit bekannt nicht eingesetzt, wodurch der Genotyp der untersuchten Populationen als der ursprüngliche zu gelten hat. Die einzigen für das relevante geographische Gebiet bekannten Zuchtstämme weisen in der genetischen Zusammensetzung einen statistisch signifikanten Unterschied zu den untersuchten Wildpopulationen auf. Da Aalrutten- und Nasenpopulationen unterschiedlicher Gewässersysteme spezifische Genotypen ausdifferenziert haben, sollte der Nachbesatz zur Erhaltung der Biodiversität mit standortkonformem Material durchgeführt werden.

Berichtsdateien

1198_Autochthone_Fischarten.pdf

Autor/innen

Franz Lahnsteiner