Projekt-754: EU-Projekt „Integration von Umweltanliegen in die Berglandwirtschaft“

Projektleitung

Thomas DAX

Forschungseinrichtung

Direktion Bergbauern

Projektnummer

10408

Projektlaufzeit

-

Allgemeine Projektinformationen

Titel, Abstract, Schlagwörter (englisch)

Projektziele

Die europäischen Bergregionen besitzen aufgrund ihrer vielfältigen Ressourcen (Bodenschätze, Böden, Wasser, Artenvielfalt etc.) aber auch als Kulturlandschaften und natürliche Ausgleichsräume eine große Bedeutung für die Gesamtgesellschaft. Die Berglandwirtschaft hat dabei, vor allem in ihrer traditionellen Form, über eine lange Zeit die Umwelt in den Bergregionen geprägt, verändert und zu ihrer Erhaltung beigetragen.
In der EU wurde bereits in den Siebziger Jahren die Grundlagen für eine Förderung der Berglandwirtschaft geschaffen. In den gemäß der VO 75/268 ausgewiesenen Berggebieten (als Teil der benachteiligten landwirtschaftlichen Gebieten) besteht seit 1975 die Möglichkeit, den landwirtschaftlichen Betrieben eine Ausgleichszulage als teilweisen Ausgleich ihrer naturräumlichen Bewirtschaftungsnachteile zu gewähren. Die Gebietskulisse der benachteiligten Gebiete wurde in Folge sukzessive ausgeweitet. Während heute in der EU die landwirtschaftliche Nutzfläche (LN) der benachteiligten Gebiete bereits 56% der gesamten LN beträgt, halten die Berggebiete bei einem Anteil von 20%.
Erst seit einigen Jahren setzt sich in der EU die Überzeugung durch, dass alleine durch die Gewährung von Ausgleichszulagen die Bewirtschaftung der landwirtschaftlichen Flächen im Berggebiet nicht gesichert werden kann. Aus diesem Hintergrund heraus wurde das Forschungsprojekt von der Generaldirektion Umwelt (GD XI) der Europäischen Kommission in Auftrag gegeben und von der EUROMONTANA in Paris/Brüssel, einer Interessensvertretung der Berglandwirtschaft bzw. Berggebiete Europas, koordiniert. Anhand einer vergleichenden Untersuchung in 25 ausgewählten Studienregionen in der EU, der Schweiz und Slowenien wurde die Frage der Umweltentwicklung in den Berggebieten unter besonderer Berücksichtigung der Berglandwirtschaft analysiert. Die Studienregionen umspannen dabei alle Situationen und Problembereiche der europäischen Bergregionen. Die Bundesanstalt für Bergbauernfragen übernahm die Leitung des Netzwerkes \"Ost- und Zentralalpen\", eines von insgesamt sechs regionalen Netzwerken.
Die Hauptintention der Untersuchung bestand darin, zunächst über eine Situationsanalyse einen Überblick über die spezifischen Problemlagen in den einzelnen Studienregionen zu erhalten, um daraus Ansatzpunkte für zukünftige Strategien einer Berggebietspolitik zu entwickeln.

Berichte

Abschlussbericht , 31.12.1998

Kurzfassung

Die Sensibilität der natürlichen Umgebung stellt einen der primären Faktoren und zugleich den gemeinsamen Nenner für alle europäischen Berggebiete dar, auch wenn ansonsten unbestritten große Unterschiede je nach Region bestehen, wie z.B. humide, ozeanisch geprägte Zonen, mediterrane Trockengebirge, unterschiedliche Höhenzonen etc. Zweifellos wird darüber hinaus in diesen Regionen das ökologische Gleichgewicht durch menschlichen Einfluss maßgeblich gestört, oft mit irreversiblen Konsequenzen. Die Schädigung der natürlichen Umgebung erfolgt oft langsam und unscheinbar. Durch die langen Zeitspannen werden diese Risiken häufig nicht bemerkt (z.B. Wasserverschmutzung, Zerstörung des Bodens, der Landschaft, Verlust an der Vielfalt der Fauna und Flora etc.). Diese Störung des Gleichgewichts kann sich dann in einschneidenden Naturkatastrophen, Lawinen, Überschwemmungen etc. erweisen. Der Landwirtschaft kommt aufgrund ihrer Wirkung auf Boden, Standort und Landschaft eine besondere Verantwortung zu. Sowohl eine Aufgabe als auch eine zu intensive Nutzung kann dauerhaft das natürliche Gleichgewicht gefährden. Oft treten dabei Intensivierungs- und Extensivierungstendenzen auf kleinsten Räumen nebeneinander auf. Während z.B. Tallagen und flache Hochalmen vielfach zu intensiv genutzt werden, kommt es an den steilen Hängen zur Aufgabe der Bewirtschaftung. Die Bergbauern üben ihre Tätigkeit in aufgrund des Klimas, der Seehöhe, der Hangneigung oder räumlichen Abgeschiedenheit benachteiligten Regionen aus. Aufgrund der naturräumlichen, klimatischen und produktionstechnischen Einschränkungen sind sie rein ökonomisch gesehen mit den agrarischen Gunstlagen Europas nicht konkurrenzfähig. Die Berglandwirtschaft hat daher ihre Hauptaufgabe nicht in der bloßen Produktion von Nahrungsmitteln, sondern sie stellt vielmehr die Grundlage für die Erhaltung und Gestaltung der Kulturlandschaft, den darauf aufbauenden Tourismus sowie die Entwicklung der Umweltqualität, wie beispielsweise Biodiversität, Bodenfruchtbarkeit und Verfügbarkeit von Wasserressourcen dar. Eine Verbreiterung umweltverträglicher landwirtschaftlicher Methoden wird generell in der Agrarpolitik angestrebt. In weiten Bereichen entspricht die Berglandwirtschaft (noch) solchen Grundsätzen. Die künftige Gestaltung der Agrarförderungen wird diese Tendenz, die sich auch in einer entsprechenden Steigerung der Nachfrage nach qualitativ hochwertigen Produkten niederschlägt, Rechnung tragen. Auch die biologische Landwirtschaft, Veredelung und Direktvermarktung wird in Zukunft eine größere Bedeutung gewinnen. Die bisherige Differenzierung der EU-Förderungen hat die spezifischen Bewirtschaftungserschwernisse der Bergbauernbetriebe nur unzureichend berücksichtigt. Der Bezug zu den tatsächlichen Bewirtschaftungsunterschieden wäre zu verstärken und eine Bewirtschaftung gerade hochgelegener Weideflächen, auch angesichts der sektorübergreifenden Wirkungen zu sichern. Die Einkommenssituation der Bergbauern bleibt eine der zentralsten Fragestellungen. Ist das Einkommen zu niedrig, wird es bald zur Aufgabe der Aktivitäten führen oder das traditionelle System verändern. In beiden Fällen sind Auswirkungen auf die Umwelt zu erwarten. Zum einen hat es den Anschein, dass sich in vielen europäischen Berggebieten die Aufgabe der Bewirtschaftung vor allem in den Hanglagen, dort wo die Arbeitsbedingungen am schlechtesten sind, weiter fortsetzen wird. Die häufigsten Folgen davon sind Bodenerosionen, Hangrutschungen, Lawinen, Rückgang der Terrassenwirtschaft und der Weidenutzung in Trockengebieten mit allen Folgen und, im Zusammenhang mit dem Wasserhaushalt, die Frage von Hochwasser und Überschwemmungen aufgrund heftiger Niederschläge etc. Der äußerst hohe Anteil an Betrieben mit Erwerbskombination macht eine starke Verknüpfung mit anderen Wirtschaftsbereichen deutlich. Eine Aufrechterhaltung der landwirtschaftlichen Bewirtschaftung ist nur über integrierte Regionalprogramme mit der Nutzung der lokalen bzw. regionalen Entwicklungspotentiale und Stärken in allen Bereichen möglich. Verbesserte Einkommen aufgrund einer Umstellung von Bewirtschaftungssystemen haben meistens auch Auswirkungen auf die Situation der Umwelt. Ob eine Wirkung als positiv oder negativ zu beurteilen ist, ist jedoch vielfach vom jeweiligen Standpunkt des Betrachters abhängig. Das gilt auch für die Erhaltung der genetischen Vielfalt, die Pflege der Kulturlandschaft und die landwirtschaftliche Tätigkeit im allgemeinen. In vielen Fallen ist das Verständnis für die Einbeziehung der ökologischen Wirkungen erst im Entstehen begriffen. Aktionen, die zu einer breiten Beteiligung der Bevölkerung führen und die mithelfen, die Sensibilität der Berggebiete zu thematisieren, sind daher von besonderer Bedeutung. Hinsichtlich der langen Zeiträume, in denen sich Einstellungsänderungen vollziehen, ist die Arbeit mit der lokalen Bevölkerung und die Entwicklung von Pilotprojekten besonders wichtig, um die Beteiligten für die Integration der Umweltbelange weiter zu sensibilisieren.