Projekt-70: Untersuchungen zur Befallsregulierung der Kastanienminiermotte (Cameraria ohridella) durch natürliche Gegenspieler

Projektleitung

Michaela Stolz

Forschungseinrichtung

Österreichische Gartenbaugesellschaft

Projektnummer

1061

Projektlaufzeit

-

Finanzierungspartner

Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft

Allgemeine Projektinformationen

Titel, Abstract, Schlagwörter (englisch)

Titel (englisch)

Investigations on biological control methods for the horsechestnut mining moth (Cameraria ohridella) with naturally occurring parsitoids

Projektziele

Versuche zur biologischen Bekämpfung der Kastanienminiermotte mittels natürlicher Gegenspieler (Erhebung der Parasitierungsleistung und Anzuchtversuche von Nützlingen, Untersuchung zum natürlichen Gleichgewicht zwischen Schädling und Nützlingen).
Untersuchung der Möglichkeiten für eine Massenzucht natürlicher Gegenspieler der Kastanienminiermotte.

Berichte

Abschlussbericht , 01.04.2000

Kurzfassung

Die Kastanienminiermotte hat sich seit ihrem ersten Auftreten 1989 in Oberösterreich bis zum jetzigen Zeitpunkt in ganz Österreich sowie in den umgebenden Nachbarstaaten verbreitet. Da die natürliche Parasitierung der Miniermotte bis 1994 sehr gering war (0,5 %), galt das Interesse vorerst wirksamen chemischen Bekämpfungsmöglichkeiten, die am Bundesamt und Forschungszentrum für Landwirtschaft in Wien erarbeitet wurden und die aufgrund der eingeschränkten Machbarkeit nur als Zwischenlösung betrachtet werden. Im Gegensatz dazu sollte im vorliegendem Forschungsprojekt die Erarbeitung eines nachhaltigen biologischen Bekämpfungskonzeptes forciert werden, das bisher nicht in größerem Umfang bearbeitet wurde. Durch ein Screening der auf C. ohridella in Österreich natürlich vorkommenden Parasitoidenarten wurde ein Anteil der Parasitoide am Gesamtschlupf von durchschnittlich 17 % der überwinternden Mottengeneration 1996/97 bzw. 27 % 1997/98 und 45 % im Winter 1998/99 ermittelt. In den jeweils folgenden ersten Generationen im Frühsommer 1997 und 1998 lag die Parasitierungsrate jedoch nur bei unter 20 %. Die Individuenzahl der Miniermotten sanken von 1996/97 bis 1998/99 im Wiener Raum durchschnittlich um 60 % von 2,1 auf 0,8 Individuen pro Fiederblatt, während jene der Parasitoide um durchschnittlich um 75 % von 0,4 auf 0,7 Individuen pro Fiederblatt anstieg. Dominierend am Parasitoidenkomplex der Kastanienminiermotte waren die beiden eulophiden Erzwespen (Chalcidoidea) Minotetrastichus frontalis (standortabhängig bis zu 78 %) und Pnigalio agraules (bis zu 57 %), die an allen beobachteten Standorten auftraten. Weitere häufige Vertreter dieser Wespenfamilie waren Cirrospilus vittatus und Baryscapus nigroviolaceus, sowie aus der Familie der Pteromaliden Pteromalus cf. semotus. Insgesamt konnten über 20 Parasitoidenarten gefunden werden, wobei der Anteil der chalcidoiden Wespen mehr als 98 % betrug. Vertreter der Schlupfwespen (Ichneumonoidea ; vor allem die Ichneumonide Itoplectis alternans) waren nur in geringen Mengen vorhanden. Alle gefundenen Parasitoidenarten kommen in Österreich natürlich vor und leben hauptsächlich unspezialisiert auf minierenden Dipteren- und Lepidopterenarten. Die Artenzusammensetzung der gefundenen Parasitoidenarten variierte in den Wintergenerationen 1996/97 bis 1998/99. Ein durchgehend weibchenbetontes Geschlechterverhältnis der Hauptparasitoide M. frontalis, P. agraules und B. nigroviolaceus spricht für eine gute Akzeptanz von C. ohridella als Wirt. Erste Versuche zur Erhöhung der Parasitierung erfolgten durch Freilassen von Parasitoiden an befallenen Roßkastanien im Frühjahr 1997, die aus kühl gelagertem Winterfalllaub gezüchtet wurden. Es konnte eine Steigerung von 200 % gegenüber der natürlichen Parasitierungsrate erzielt werden. Eine Anzucht von Parasitoiden von C. ohridella auf dem Ersatzwirt Drosophila melanogaster (Diptera: Drosphilidae) gelang nicht. Versuche mit dem Ersatzwirt Liriomyza huidobrensis (Diptera: Agromyzidae) auf verschiedenen Wirtspflanzen resultierten in 6 von 74 Wiederholungen im Schlupf von drei mal je einem Männchen von P. agraules und drei mal je einer M. frontalis. Versuche zur Zucht von C. ohridella auf künstlichem Nährmedium verliefen negativ. Künstlicher Nährboden für Apfelwickler wurde durch Zugabe von Kastanienbrei für die Motte adaptiert. Probleme mit der raschen Schimmelbildung des Nährbodens, trotz geeigneter Hygienemaßnahmen, wurden mit der Eiablage der Motten auf mit Kastanienblattsaft bepinselten Folien umgangen. Auf den Folien abgelegte Eier entwickelten sich bis zur schlüpfbereiten Larve bzw. vertrockneten die Larven beim Schlupf aus dem Ei. Wurden die Folien mit den Eiablagen nach unten auf Nährbodenscheiben plaziert, konnten sich auch hier das neonate saftsaugende Larvenstadium nicht in das Substrat einbohren, da es sowohl von der stofflichen als auch von der strukturellen Zusammensetzung nicht optimal auf die Larven abgestimmt war. Parallel zu den Folienversuchen wurden auch Blätter anderer Pflanzen mit Kastanienblattsaft behandelt. C. ohridella legte auf behandelten Blättern der Guave (Psidium guajava, Myrthaceae) Eier ab. Die Larven bohrten sich sogar in die Blätter ein, starben jedoch nach wenigen Millimetern in den Fraßgängen ab.

Berichtsdateien

1061_Artikel.pdf

1061_Kastanienminiermotte_Abschlussbericht.pdf

Autor/innen

Michaela Stolz