Projekt-677: Die Sprenkelkrankheit der Gerste und ihre Bedeutung für den Pflanzenbau in Österreich

Projektleitung

Herbert HUSS

Forschungseinrichtung

Archiv_Intern

Projektnummer

10589

Projektlaufzeit

-

Finanzierungspartner

Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft

Allgemeine Projektinformationen

Titel, Abstract, Schlagwörter (englisch)

Projektziele

Die Sprenkelkrankheit der Gerste ist eine in Bayern und Österreich weit verbreitete Krankheit, die in den Jahren 1994 und 1997 zu einer massiven Schädigung der Gerstenbestände führte. Die wirtschaftliche Bedeutung, das zunehmende Interesse seitens der Pflanzenschützer, Pflanzenzüchter und Landwirte und der Umstand, dass diese Krankheit in der einschlägigen Fachliteratur bisher praktisch unerwähnt blieb, sind Anlass für dieses Projekt.
Das Projekt befasst sich mit folgenden Teilaufgaben:
1. Nachweis des Erregers
2. Epidemiologie der Krankheit
3. Verbreitung der Krankheit
4. Klimatische Ansprüche des Erregers
5. Auswertung der bisherigen Fungizidversuche
6. Resistenz

Berichte

Abschlussbericht , 31.12.2000

Kurzfassung

Die Symptome der Sprenkelkrankheit der Gerste sind in Österreich und Bayern schon seit längerem bekannt. Eine Abbildung von Blattflecken dieses Typs findet sich bei FABER und ZWATZ (1967), die sie Helminthosporium sativum, also der Braunfleckigkeit der Gerste zuordnen. Untersuchungen an der Versuchsstation Lambach-Stadl-Paura ergaben jedoch, dass es sich um eine neue, bisher offenbar übersehene Krankheit handelt, die vom imperfekten Pilz Ramularia collo-cygni hervorgerufen wird. Obwohl diese Untersuchungen auch von englischen Autoren bestätigt wurden, ist dieser Pilz für andere Autoren lediglich ein Saprophyt, also ein Sekundärbesiedler. Um Klarheit in dieser Frage zu bekommen, wurden in Zusammenarbeit mit der Biologischen Bundesanstalt in Kleinmachnow Infektionsversuche durchgeführt. Die Sommergerstensorte Scarlett wurde im 3-Blattstadium mit Sporensuspensionen beimpft. Nach 7 Tagen traten die ersten Symptome auf. Nach dem Auslegen der befallenen Blätter auf Wasseragar bildeten sich die typischen Konidienträgerbüschel von Ramularia collo-cygni. Außerdem gelang es, den Pilz von den künstlich erzeugten Blattflecken zu reisolieren. Die Sporen von Ramularia collo-cygni werden nach Absterben des befallenen Blattgewebes in großen Massen produziert und mit dem Wind verfrachtet. Versuche in einem Folientunnel und in einem Glashaus in Lambach bescheinigen den Ramularia – Sporen eine besonders gute Flugfähigkeit, Blattteile, die den auf den Bestand niedergehenden Sporenwolken besonders ausgesetzt sind, zeigen eine sehr intensive Sprenkelung. Bei den meist flach ausgebreiteten Fahnenblättern ist die Sprenkelung relativ gleichmäßig, während sie auf den darunter liegenden Blattetagen mit steil aufgerichteten und überhängenden Blättern zumindest zu Beginn der Infektion auf den Krümmungsbereich des Blattes beschränkt sind. Junge Blätter sind deutlich resistenter als ältere. Der Ausbruch der Krankheit erfolgt erst ab einem bestimmten Alter der Blätter, wobei die physiologischen Hintergründe dieses Phänomens noch völlig unbekannt sind. Der „innere Zeitgeber“ für den Ausbruch der Krankheit scheint allerdings sehr exakt definiert zu sein. Bei Sorten unterschiedlicher Reife und ähnlicher Resistenz verschiebt sich der Ausbruch der Krankheit analog zur Reifeeinstufung. Bei frühen Sorten beginnt die Krankheit entsprechend früher als bei späten Sorten, Ähnliches kann im Gerstenbestand beobachtet werden. Die Krankheit beginnt an den unteren (älteren) Blattetagen und schreitet allmählich nach oben hin fort. Die ersten Symptome an den obersten Blattetagen werden in der Regel zur Zeit des Ährenschiebens sichtbar. Die Sprenkelkrankheit wird an der Versuchsstation Lambach-Stadl-Paura seit 1986 beobachtet, wobei sie am Abreifegeschehen der Wintergerste bis 1994 sehr unterschiedlichen Anteil hatte. Neben der Netzfleckenkrankheit hatte insbesondere der Zwergrost große Bedeutung, wobei ein gewisser Antagonismus zwischen dieser Krankheit und R. c.-c unverkennbar war. In einem starken Zwergrost-Jahr, wie 1989, verschwand Ramularia fast völlig, während der Zwergrost in den letzten, von Ramularia dominierten Jahren fast nicht mehr in Erscheinung trat. Es ist auch bezeichnend, dass Ramularia c.-c. in dem vom Zwergrost dominierten Marchfeld nur auf der zwergrostresistenten Sorte Carola gefunden wurde. Mit der zunehmenden Dominanz der Sprenkelkrankheit war auch eine Änderung der Befallsdynamik zu beobachten. Während 1987 auf den Fahnenblättern erst um den 10. Juni die ersten Symptome sichtbar wurden, war 1999 um diese Zeit der gesamte Blattapparat bereits tot. Mit der Zunahme der Intensität der Krankheit verlagerte sich das Krankheitsgeschehen auch in Richtung physiologisch relativ jüngere Blattstadien. Damit verbunden war offenbar auch eine Ausweitung des Areals von Ramularia c.-c. War die Sprenkelkrankheit ursprünglich auf das oberösterreichische Alpenvorland, das oststeirische und südburgenländische Hügelland sowie Teile von Kärnten beschränkt, erfuhr sie in den letzten Jahren eine Ausweitung in Richtung westliche und südliche Teile des Weinviertels, die östlichen Teile des Alpenvorlandes sowie das inneralpine Mur- und Mürztal. In Bayern und Baden Württemberg hat die Krankheit ebenfalls an Bedeutung gewonnen. Besonders spektakulär ist sie erstmals 1997 in Schottland und Irland in Erscheinung getreten., wo sie bislang unbekannt war und zu massiven Ertragseinbußen bei der für die Whisky-Produktion wichtigen Sommergerstensorte Chariot geführt hat. Auch in Mittelnorwegen ist sie seit Jahren die dominierende Abreifekrankheit. Nachgewiesen wurde sie außerdem in der Schweiz , in Tschechien, Sachsen und Thüringen sowie in Neuseeland. Seit 1986 werden an der Versuchsstation Lambach-Stadl-Paura Fungizid-Versuche durchgeführt. Wegen des unterschiedlichen Anteils der Sprenkelkrankheit am Komplex der Abreifekrankheiten waren Aussagen über das tatsächliche Ausmaß der Schädigung der Wintergerste durch die Sprenkelkrankheit meist nur sehr eingeschränkt möglich. Aus diesem Grund werden nur die Ergebnisse der Wintergersten-Versuche aus dem Jahr 1994 bzw. 1997 bis 1999 mitgeteilt, also in den Jahren mit eindeutiger Dominanz der Sprenkelkrankheit. Die Gerste wurden nach dem Ährenschieben, nachdem sich das Fahnenblatt entfaltet hatte, mit Folicur behandelt. 1994 und 1997 betrug die Aufwandmenge 1,5l, 1998 und 1999 1,25l. Nach der Fungizid-Behandlung blieben die Blätter deutlich länger grün, gänzlich saniert werden konnte die Krankheit allerdings nicht. Die Sprenkelkrankheit führt zu einer deutlichen, auch optisch ohne weiteres erkennbaren Verschlechterung der Kornqualität und zu markanten Ertragseinbußen. Bei den mehrjährig untersuchten Sorten Astrid, Venus und Dido sind es 18%, 17%, bzw. 16% , bei der Sorte Montana allerdings nur 5%.