Projekt-674: Landwirtschaft und Naturschutz am Beispiel des LIFE-Projektes 'Mittleres Ennstal - Wörschacher Moor'

Projektleitung

Andreas BOHNER

Forschungseinrichtung

Direktion Raumberg-Gumpenstein

Projektnummer

10618

Projektlaufzeit

-

Finanzierungspartner

Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft

Allgemeine Projektinformationen

Titel, Abstract, Schlagwörter (englisch)

Projektziele

1996 wurde das EU Life-Projekt mit dem Schutzgebiet Roßwiesen im Mittleren Ennstal genehmigt. Mit dem Schutz der Roßwiesen sollen dem Wachtelkönig auch weiterhin günstige Lebensbedingungen geschaffen werden. Die Vogelwarte, die die Durchführung der Arbeiten im Mittleren Ennstal organisiert und koordiniert, konnte in Zusammenarbeit mit der BAL Gumpenstein die entsprechenden Pachtverträge mit den Landwirten abschließen. Die Unterschutzstellung der Roßwiesen hat Naturschutzauflagen zur Folge. Das Projektgebiet gliedert sich in Kern- und Randzonen mit unterschiedlichen Auflagen. Die Naturschutzauflagen beziehen sich vor allem auf den Schnittzeitpunkt und die Düngung. Im Kerngebiet darf nur einmal und in der Randzone nur zweimal geschnitten werden. Der 1. Schnitt in der Kernzone ist Anfang September und in der Randzone Anfang August und der 2. Schnitt ab 30. September. Die Umstellung des Schnittzeitpunktes wirkt sich auf die Qualität und Quantität des Futters aus. Die Auswirkung dieser Auflage auf die Bestandesflächen soll durch begleitende bodenkundliche, pflanzensoziologische und grünlandwirtschaftliche Untersuchungen während der Laufzeit des Projektes erhoben werden. Für das Life-Projekt sind diese Unterlagen von großer Bedeutung, da dadurch die entsprechenden Unterlagen für die Vertragspartner geliefert werden. Die betriebswirtschaftlichen Auswirkungen, die sich durch die Vertragspartnerschaft der Bauern mit dem Naturschutz ergeben, werden ebenfalls ermittelt. Die Begleitforschung dient der Dokumentation der Ausgangssituation, der Veränderung der Vegetation und der Futterqualität im Lauf der Jahre.

Berichte

Abschlussbericht , 31.12.2004

Kurzfassung

Der Einfluss unterschiedlicher Schnittfrequenzen auf Pflanzenbestand, Diversität, Rote Liste-Arten, Ertrag und Futterqualität wurde untersucht. Auf den Dauerbeobachtungsflächen kommen schluffreiche, Mg-übersättigte, mit lactatlöslichem P und K schlecht versorgte, hydromorphe Mineralböden (Au-Gley, Extremer Gley) im Carbonat- und Silikat-Pufferbereich vor. Der Wasserhaushalt variiert von feucht bis mäßig nass. Daher sind in den Pflanzenbeständen - je nach Standort und Nutzungsintensität - zahlreiche Arten der Feucht- und Nasswiesen, der Pfeifengraswiesen und der Hochstaudenfluren zum Teil mit relativ hohen Deckungswerten vertreten. Die Pflanzenbestände können den Kohldistel-Schlangen-Knöterich-Wiesen (Cirsium oleraceum-Persicaria bistorta-Gesellschaft), den Schlangen-Knöterich-Wiesen (Persicaria bistorta-Gesellschaft) und den Iris-Wiesen (Iridetum sibiricae) zugeordnet werden. Auf den feuchten bis mäßig nassen Standorten ist nach derzeitigem Kenntnisstand ein regelmäßiger zweimaliger Schnitt pro Jahr (ab 1. August, ab 30. September) mit Abtransport des Mähgutes aus vegetationsökologischer Sicht am günstigsten. Dadurch werden die Vegetationsstruktur und die Artenzusammensetzung der Feuchtwiesengesellschaften am besten erhalten. Ein regelmäßiger einmaliger später Schnitt (ab 1. September) oder regelmäßig drei Schnitte pro Jahr (letzte Maiwoche, Mitte Juli, Anfang September) sind ungünstig, weil sie zu unerwünschten Vegetationsveränderungen führen. Stellt man die Dreischnittfläche aus futterbaulichen Gründen als Vergleichsbasis hin, so konnten diese Wirtschaftswiesen einen Jahresertrag von 6710 kg Trockenmasse/ha erbringen. Davon wurden beim ersten Aufwuchs 49 %, beim zweiten Aufwuchs 28 % und beim dritten Aufwuchs 23 % des Jahresertrages geerntet. Werden nun die Nasswiesen nur mehr zweimal gemäht, so fällt der Jahresertrag auf 5300 kg TM/ha, es geht der Ernteertrag signifikant um 21 % oder um 1410 kg TM/ha gegenüber der Dreischnittfläche zurück. Der Jahresertrag bei der extensiven Zweischnittfläche setzt sich aus 81 % vom ersten Aufwuchs (Schnittzeitpunkt Anfang August) und 19 % aus dem zweiten Aufwuchs (Schnittzeitpunkt Ende September) zusammen. Die spät genutzte Naturschutzwiese bringt einen Biomasseertrag von 4700 kg TM/ha, gegenüber der Dreischnittfläche verliert diese extensivste Grünlandnutzung auf dieser Feuchtwiese bis signifikante 30 % oder über 2000 kg TM/ha. Die Naturschutzwiese, die einmal pro Jahr gemäht wurde, wies im Futter einen Rohfasergehalt von 311 g/kg TM und einen Rohproteingehalt von 107 g/kg TM auf und blieb damit signifikant in der Qualität hinter der Zwei- und Dreischnittnutzung zurück. Diese späte Mahd wirkte sich auch signifikant auf die Verdaulichkeit und vor allem auf den Energiegehalt im Futter aus. Mit dieser Pflanzenzusammensetzung der Feucht- und Nasswiese fiel der Energiegehalt auf 2,3 MJ NEL/kg TM bzw. 2,7 MJ NEL/kg TM ab. Der Energieertrag pro ha fiel bei der Einschnittwiese um 66 %, bei der Zweischnittwiese um 51 % gegenüber der Dreischnittwiese signifikant ab, auch im Rohproteinertrag fielen die Extensivwiesen um 47 bzw. 37 % gegenüber der mäßig bewirtschafteten Wirtschaftswiese ab. Der signifikante Minderertrag durch die eingeschränkte Nutzungshäufigkeit bei der Energie wie auch beim Rohprotein belastet den Betrieb. Soll ein Naturschutzprogramm die Zustimmung der Besitzer finden, so müssen diese Belastungen durch die vereinbarte Leistung abgegolten werden.

Berichtsdateien

LIFE_Projekt_Ennstal_Woerschacher_Moor.pdf

Autor/innen

Andreas Dr. Bohner, Karl Dr. Buchgraber