Projekt-53: Das Ursprungszuchtbuch für Lipizzaner als Gesamtwerk. Historischer Teil: Die Geschichte der Lipizzaner und der Spanischen Reitschule

Projektleitung

Wolfdieter Bihl

Forschungseinrichtung

Universität Wien - Historisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät Institut für Geschichte

Projektnummer

1182

Projektlaufzeit

-

Finanzierungspartner

Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft

Allgemeine Projektinformationen

Titel, Abstract, Schlagwörter (englisch)

Titel (englisch)

The Breeding-Work for Lipizzaner Horses as a Collective Work. Histroical Part: The Histroy of the Lipizzaner Horses and of the Spanish Riding School

Projektziele

Erarbeitung eines Manuskripts für den Historischen Teil der Publikation 'Das Ursprungszuchtbuch für Lipizzaner als Gesamtwerk' mit der wissenschaftlichen Aufarbeitung der Geschichte der Lipizzaner und der Spanischen Reitschule mit folgenden Abschnitten:
Abschnitt 1:
• Entstehung der Rasse, historisches Umfeld
• Ab wann kann man von der 'Rasse' Lipizzaner sprechen
• Hofgestüt Lipizza
• Weitere Gestüte mit Lipizzanern
• Entwicklung des Zuchtgedankens, ursprüngliche Zweckverwendung
• Festlegung der Zuchtkriterien von Wien aus
• Entstehung bzw. Gründung der Spanischen Hofreitschule
• Entwicklung der Spanischen Hofreitschule (Exklusivität der Pferde) bis zum Ersten Weltkrieg
Abschnitt 2:
• Historische Ereignisse hinsichtlich der Pferde und der Spanischen Hofreitschule 1914 - 1938
• Überleitung des Hofärars in die Republik Österreich
• Schicksal der italienischen Lipizzaner
Abschnitt 3:
• Historische Episoden ab 1938, insbesondere in der Zeit zwischen 1938 und 1955
• Vertrag mit Italien

Berichte

Abschlussbericht , 01.11.2000

Kurzfassung

Die lückenlose historische Kontinuität und wechselseitige Verbindung von GESTÜT (Lippiza 1580 - 1915), Laxenburg 1915 -1920, Piber 1920 - 1942, Hostau 1942 -1945, Wimbach 1945 - 1947/1952, Piber ab 1947/1952) und SCHULE (Wien, Stallburg 1560, 'Thumblplatz' 1565; Winterreitschule 1735; im Amtskalender 1752 zwei Schulen/Reut-Schull, Campagne Reitschule, im Amtskalender 1789 'k.k Stadtreitschule', 'k.k. Kampagnerreitschule', im Amtskalender 1816 beide Schulen unter dem Oberbegriff 'k.k. Hof-Reitschulen'; 1945 - 1955 Evakuierung nach St. Martin/Wels, ab 1955 wieder Wien) ist aufgezeigt worden. Die Pferde waren kaiserlich-habsburgischer Privatbesitz, unterstanden einem der Hofämter, dem Oberststallmeisteramt, wurden für den Bedarf von Graz, dann von Wien gezüchtet. Bis zuletzt erfolgten alle Zuchtdirektiven vom Oberstallmeister in Wien aus. Kaiser Leopold I. sah in seiner Gestütsordnung von 1658 vor, die Tiere an der Ganasche mit 'unteren Zeichen' zu versehen, ein starkes Indiz dafür, dass der Buchstabe 'L' 'Leopold' bedeutet. Die Herrscher und andere Mitglieder des Hauses Habsburg besuchten immer wieder das Gestüt. Die Pferde waren spanischer Herkunft, ab 1701 sind Namen von Hengsten überliefert, auch die aus Italien, Dänemark und Deutschland bezo-genen Pferde waren spanischer Abstammung. In einem Gutachten des Landesguberniums Graz vom 8. März 1786 wurde erstmalig vom 'Lippizaner' gesprochen, also als Rassenbegriff verwendet. 1797 - 1798, 1805 - 1807 und 1809 - 1815 musste das Gestüt evakuiert werden. Nach dem dritten Exil wurden die Gestütbücher neu angelegt und doppelt geführt (in Lippiza und im Oberststallmeisteramt in Wien). Im Sprachgebrauch des 19. Jahrhunderts, vor allem in Publikationen der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, erscheint die Bezeichnung 'Spanische Hofreitschule' für die 'Stadtreitschule'. Das Zuchtziel für diese Kultur-Pferderasse des Barock war das vollkommene Reitpferd und ab Beginn des 19. Jahrhunderts ein vorzügliches Kutschenpferd. In der Spanischen Hofreitschule fand in der Hohen Schule die Höchste Hengstleistungsprüfung statt. Diese höchste Leistungs-prüfung wurde nicht in den anderen Lipizzanergestüten (Dakovo [Djakovo], Mezöhegyes-Fogaras-Bábolna) durchgeführt. 1915 musste das Gestüt Lipizza nach Laxenburg und Kladrub evakuiert werden. 1918 - 1920 unterstanden Laxenburger Gestüt und Reitschule dem Obersten Verwalter des Hofärars (Dr. Sylvester, Dr. Eugen Beck v. Mannagetta und Lerchenau). 1919 musste die Laxenburger Herde mit Italien geteilt werden (auch ein Exemplar der Gestütsbücher ging an Italien), 1919 - 1943 war das Gestüt Lipizza in italienischer Hand. Die nach Kladrub verbrachten Pferde bildeten die Basis für das Gestüt Topol’cianky. Neben dem ungarischen Gestüt Fogars entstand 1920 das rumänische Gestüt Simbata de Jos. 1919 wurde das Gestüt Stan-cis, 1924 das Gestüt Demir Kapija gegründet. Durch Kabinettsratsbeschluss vom 29. September 1920 kamen Restgestüt und Spanische Reitschule unter die Obhut des Staatsamts für Land- und Forstwirtschaft. Im November 1920 übersiedelte das Restgestüt nach Piber, die Reitschule wurde im April 1921 endgültig übergeben. 1938/39 wurde die Reitschule unter dem alten Titel 'Spanische Hofreitschule' dem Oberkommando des Heeres unterstellt ('Leiter' jetzt 'Kommandeur'), das Gestüt Piber dem Reichs- und Preußischen Ministerium für Land- und Forstwirtschaft (am 1. Oktober 1942 auch dem Oberkommando des Heeres). Am 3. Oktober 1942 wurde trotz Protesten des Kommandeurs der Spanischen Hofreitschule Oberst Podhajsky Piber in das böhmische Hostau (damals Sudetengau) verlegt. In Hostau versammelten sich die Lipizzaner Demir Kapijas, Pibers und ab Oktober 1943 auch die Lipizzas. Die Hofreitschule führte der Wiener Podhajsky, das Gestüt Hostau ab 1943/44 der Sudetendeutsche Ru-dofsky, die Entscheidungen fielen aber in Berlin (die Hofreitschule war relativ autonom im Gefüge des Dritten Reiches). 1945 wurde die Schule nach St. Martin (1946 nach Wels), das Hostauer Gestüt nach Wimsbach (ab 1947 Teile nach Piber) verlegt. St. Martin/Wels und Wimsbach wurden von Podhajksy geführt. Im Jahre 1946 wurde die Bezeichnung 'Spanische Hofreitschule' in 'Spanische Reitschule' geändert. Ressortmäßig blieben Gestüt und Schule dem Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft unterstellt. Die Pferde aus Demir Kapija blieben bis 1946, die aus Lipizza bis 1947 unter österreichischer Obhut. Die Italiener verbrachten die Lipizza-Pferde nach Monterotondo, ab 1947 bzw. 1952 errichteten die Jugoslawen ein Gestüt in Lipizza (slowenisch Lipica). Auf jugoslawischem Gebiet gab es auch die Gestüte Dakovo (Djakovo), Lipik, Kutjevo. Vucijak, Karadordevo (Karadjordjevo). Auf tschechoslowakischem Gebiet Topol’cianky, in Ungarn Szilvásvárd, in Rumänien Simbata de Jos Fagaras. Die Reinrassigkeit der Lipizzaner in Monterotondo, Topol’cianky, Lipica, Szilvásvárd und Simbata de Jos Fagaras wurde in den 1980er und 1990er Jahren überprüft. Nur in Österreich werden die im Gestüt (Piber) gezüchteten Hengste nach jahrhundertealter Tradition der Leistungsprüfung der Hohen Schule in der Spanischen Reitschule in Wien unterzo-gen. 1998/99 kam es zu einem Übereinkommen Österreichs mit Italien in Bezug auf die Lipizzaner. Durch das Bundesgesetz, mit dem die Spanische Hofreitschule und das Bundesgestüt Piber rechtlich verselbständigt werden (Spanische Hofreitschule-Gesetz) vom 19. Oktober 2000 wurden beide Institutionen eine Gesellschaft öffentlichen Rechts mit dem Firmenwortlaut 'Spanische Hofreitschule - Bundesgestüt Piber' [man beachte Spanische Hofreitschule!] übergeführt.

Berichtsdateien

1182_Projekt_Ursprungszuchtbuch_Lippizaner_Teil_1.pdf

Autor/innen

AO.Univ.-Prof. Dr. Wolfdieter Bihl

1182_Projekt_Ursprungszuchtbuch_Lippizaner_Teil_2.pdf

Autor/innen

AO.Univ.-Prof. Dr. Wolfdieter Bihl