Projekt-51: Auswertung von Daten zur Agrar- und Regionalstruktur hinsichtlich Bildung und Bildungsangebot im Bereich der Land- und Forstwirtschaft als Beitrag zum Agrarischen Bildungsbericht 2000

Projektleitung

Theodor Quendler

Forschungseinrichtung

Österreichisches Institut für Raumplanung

Projektnummer

1172

Projektlaufzeit

-

Finanzierungspartner

Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft

Allgemeine Projektinformationen

Titel, Abstract, Schlagwörter (englisch)

Titel (englisch)

Analysis of the agrarian and regional structure concerning the eduction and educational support in Austrian agriculture and forestry as a premium to the ''Agrarian Educational Report 2000''

Projektziele

Analyse der schulischen und außerschulischen Fachausbildung in der land- und forstwirtschaftlichen Berufsbevölkerung und zu beobachtende Trends im Fachschulbesuch unter Berücksichtigung wichtiger Einflussfaktoren seitens der regionalen Agrar-, Wirtschafts- und Sozialstruktur und des sozialwirtschaftlichen Strukturwandels hinsichtlich der Bedeutung für die Land- und Forstwirtschaft, regionaltypischer Formen von Erwerbskombinationen und der zu erwartenden Entwicklung der Schülerzahlen in den land- und forstwirtschaftlichen Fachschulen aufgrund der regionalen demographischen Gegebenheiten.
Erarbeitung von Planungs- und Entscheidungsgrundlagen für Bildung und Beratung im Bereich der Land- und Forstwirtschaft für folgende Themenschwerpunkte:
• Übersicht über die schulische und außerschulische Fachausbildung der land- und forstwirtschaftlichen Berufsbevölkerung, wesentliche Formen von Erwerbskombinationen und feststellbare Wechselbeziehungen zu Agrarstruktur und Agrarstrukturwandel;
• Aufzeigen von Trends im Fachschulbesuch der bäuerlichen Jugend (Entwicklung der Fachschülerzahlen in Relation zu jener von Kindern und Jugendlichen in land- und forstwirtschaftlichen Betrieben) sowie möglicher Zusammenhänge mit der regionalen Produktionsstruktur und Wirtschaftsentwicklung;
• Analysen von Einkommensdaten land- und forstwirtschaftlicher Betriebe und allfälliger Zusammenhänge mit der Qualifikation der Betriebsleiter (Veranlassung einer Auswertung von Buchführungsdaten durch die Abt. II B 5 des BMLF) und anderer Einflussfaktoren (Region bzw. Lagebedingungen, Betriebsform, Betriebsgröße, etc.)
• Untersuchung der regional unterschiedlichen demographischen Entwicklung der Agrarbevölkerung und Aufzeigen möglicher Konsequenzen für die Betriebsnachfolge und das regionale Angebot an Bildungs- und Beratungsdienstleistungen;
• Diskussion bezüglich des Auftretens neuer Tätigkeitsfelder und Erwerbskombinationen sowie von zu erwartenden neuen Anforderungen an das Bildungsangebot seitens der regionalen Land- und Forstwirtschaft sowie der Perspektiven von kombinierten Ausbildungsgängen.

Praxisrelevanz

Aufgrund der bisherigen und weiterhin zu erwartenden Veränderungen wichtiger Rahmenbedingungen ist es notwendig, auch bezüglich der land- und forstwirtschaftlichen Bevölkerung die Bildungssituation und das Bildungsangebot eingehend zu überprüfen. Im Hinblick darauf besteht Bedarf an eingehenden Informationen bezüglich Agrarstruktur, den Entwicklungen in der regionalen Land- und Forstwirtschaft, der Regionalstruktur und den maßgeblichen Zusammenhängen bezüglich der gebietsweise stark verbreiteten Erwerbskombination. Das Forschungsprojekt hat die Aufgabe, diesbezüglich wichtige Fakten für die laufende Bildungsdiskussion durch die gezielte Auswertung der verfügbaren Agrar-, Wirtschafts- und Sozialstatistik als Orientierungs- und Entscheidungsgrundlagen aufzubereiten.

Berichte

Abschlussbericht , 01.11.1999

Kurzfassung

Zu „Fachliche Bildung der land- und forstwirtschaftlichen Bevölkerung und Entwicklung der Schülerzahlen“ Die Land- und Forstwirtschaft stellt, wie die vorliegenden und zum Teil sehr detaillierten Analysenergebnisse zeigen, auch bezüglich Bildungssituation und Bildungsangebot einen sehr komplexen Wirtschafts- und Sozialbereich dar. Dazu kommt, daß dieser Bereich in Verbindung mit den regional unterschiedlichen Standortbedingungen in Österreich durch große agrar- und regionalstrukturelle Unterschiede bestimmt ist. Überdies ist von Bedeutung, daß zumindest der Bereich der land- und forstwirtschaftlichen mittleren Schulen aufgrund der Zuständigkeit der Länder auch durch stark unterschiedliche Traditionen bestimmt ist. Die vorliegenden Untersuchungsergebnisse bestätigen einmal mehr, daß im Hinblick auf mögliche Schlußfolgerungen neben der Berücksichtigung der geschlechtsspezifischen Unterschiede auch die Unterscheidung von Haupt- und Nebenerwerbsbetrieben und überdies noch die regionalen Unterschiede hinsichtlich der Agrar- und Wirtschaftsstruktur von grundlegender Bedeutung ist. Nach den Daten der Agrarstrukturerhebung 1995 verfügten von Haupterwerbsbetrieben immerhin nahezu zwei Drittel der Betriebsleiter über eine fachliche Bildung (Grundausbildung: 32,7 %; umfassende land- oder forstwirtschaftliche Ausbildung: 31,1 %). Bei den Nebenerwerbsbetrieben waren die entsprechenden Werte dagegen vergleichsweise niedrig (mit 12,0 % bzw. 6,1 %). Bei diesen ist allerdings zu berücksichtigen, daß deren Hauptinteresse in hohem Maße schon im außerlandwirtschaftlichen oder außerbetrieblichen Haupterwerb und bei den diesbezüglich erforderlichen Qualifikationen liegt, soferne es sich nicht ohnehin schon um Betriebe von Pensionisten handelt (nahezu ein Drittel der Nebenerwerbsbetriebe). In Verbindung mit der Entwicklung der Schülerzahlen ist überdies wichtig, zwischen den mittleren und den höheren Fachschulen zu unterscheiden: An den mittleren Fachschulen gingen die Schülerzahlen bis zum Schuljahr 1991/92 in Österreich insgesamt stark zurück, vor allem jene der (männlichen) Schüler; in der Folge haben sie sich im wesentlichen stabilisiert oder auch wieder leicht zugenommen. Die Entwicklung bei den Schülerinnen entsprach in der Grundtendenz zwar jener bei den (männlichen) Schülern, generell jedoch deutlich positiver: einerseits war die Abnahme der Schülerinnenzahlen bis 1991/92 weniger stark; andererseits waren die Zunahmen bei diesen nach der Trendwende im Schuljahr 1991/92 deutlich höher als bei den Schülern. Dadurch hat sich auch der traditionell große Abstand zwischen den Schüler- und Schülerinnenzahlen in diesem Bereich erheblich verringert: der Anteil der Schülerinnen erhöhte sich immerhin von 45 % und weniger auf über 48 %. Im Unterschied zur Situation bei den mittleren Schulen ist die Entwicklung der Schülerzahlen an den höheren Fachschulen durch einen ziemlich kontinuierlichen Verlauf gekennzeichnet, wobei die Entwicklungen in den beiden Schultypen auch kaum Parallelen bzw. relevante Wechselbeziehungen erkennen lassen. Bemerkenswert ist jedoch, daß es bei den (männlichen) Schülern nach dem Höchststand im Schuljahr 1986/87 eine leichte kontinuierliche Abnahme mit nur leichten kurzzeitigen Schwankungen gab. Die Zahl der Schülerinnen hingegen war traditionell sehr niedrig und bis Ende der 80er Jahre überdies noch rückläufig; mit den Schuljahren 1988/89 und 1989/90 setzte jedoch eine Trendumkehr ein und es kam in der Folge zu einer kontinuierlichen Zunahme, die, wie die Zahlen der letzten Zeit zeigen, immer noch anhält. Innerhalb von 10 Jahren hat sich deren Zahl dadurch auf etwa das 1,4fache erhöht (von etwa 950 auf über 1.300). Aufgrund dieser Entwicklungen hat sich in diesem Schulsegment auch der traditionell große Abstand zwischen der Zahl der (männlichen) Schüler und jener der Schülerinnen erheblich verringert: während der Anteil der Schülerinnen Ende der 80er Jahre noch weniger als 30 % ausmachte, erhöhte er sich bis zum Schuljahr 1997/98 immerhin auf knapp 39 %. Welche Folgerungen daraus für die Zukunft abzuleiten sind, bedarf noch weiterer Untersuchungen bzw. Diskussionen im einschlägigen Expertenkreis. Es handelt sich letztlich um einen sehr komplexen Fragenbereich, bei dem einfache, vorschnelle Antworten nur allzuleicht zu falschen Schlußfolgerungen führen. • Zu „Stand der schulischen Fachausbildung und Betriebsnachfolge“ Im Hinblick auf die Situation in der Betriebsnachfolge sind in Verbindung mit der schulischen Fachausbildung in der Land- und Forstwirtschaft (einschließlich der facheinschlägigen Berufsschulen und damit auch der Berufslehre) folgende Fakten wichtig. Die Schülerzahlen in der 10. Schulstufe, als der Schulstufe, die durch das teilweise Ausweichen von Schülern des polytechnischen Lehrganges in den ersten Jahrgang einschlägiger Fachschulen nicht mehr beeinflußt ist, geben Anhaltspunkte für die diesbezüglich höchste Anzahl von Jugendlichen, die pro Jahrgang eine land- und forstwirtschaftliche Ausbildung absolvieren. Nach den Daten der Schulstatistik standen im Schuljahr 1997/98 in der 10. Schulstufe 1.898 Schüler und 1.991 Schülerinnen (einschließlich der Lehrlinge) in Ausbildung. Gleichzeitig kann in einem weiteren Schritt ähnlich wie bei früheren Untersuchungen ausgehend von der Grundgesamtheit der Betriebe die dem Auswahlrahmen für die freiwillig buchführenden Testbetriebe von etwa 117.400 die Anzahl der Betriebe größenordnungsmäßig einzugrenzen, die innerhalb eines Jahres zur Übergabe kommt. Geht man nämlich davon aus, daß in der Land- und Forstwirtschaft mit einer Generationenfolge von 30 bis 35 Jahren zu rechnen ist, dann kommt man zum Ergebnis, daß jährlich etwa zwischen 3.400 und 3.900 dieser Betriebe an die Nachfolgegeneration übergeben werden. Daraus ergibt sich in diesem Zusammenhang, daß hinsichtlich der Betriebsnachfolge jeweils nur knapp mehr als zur Hälfte auch einschlägig ausgebildete männliche und weibliche Betriebsnachfolger vorhanden sind. Zusätzlich ist zu berücksichtigen, daß sich deren Zahl dadurch noch weiter vermindert, daß ein Teil der Schüler vor allem von einschlägigen höheren Fachschulen diese Ausbildung im Hinblick auf andere Berufslaufbahnen wählt. Inwieweit die diesbezügliche Diskrepanz letztlich als Herausforderung für den weiteren Ausbau des Fachschulwesens genutzt werden kann, hängt allerdings davon ab, ob es letztlich auch gelingt, die wirtschaftlichen Entwicklungsmöglichkeiten und Zukunftschancen der Land- und Forstwirtschaft (einschließlich der möglichen neuen Erwerbskombinationen) durch entsprechende Rahmenbedingungen nachhaltig zu gewährleisten und dies der land- und forstwirtschaftlichen Bevölkerung generell sowie der jungen Generation im besonderen auch glaubhaft zu vermitteln. • Zu „Zusammenhänge zwischen fachlicher Bildung und Betriebserfolg“ Ein spezifischer Aufgabenbereich der Untersuchung bestand in der Prüfung möglicher Zusammenhänge zwischen fachlicher Qualifikation der Betriebsleiter und Betriebserfolg. Zu diesem Zweck wurde vom BMLF eine Sonderauswertung der landwirtschaftlichen Buchführungsergebnisse von den freiwillig buchführenden Testbetrieben (knapp 2.000 Haupterwerbs- und etwa 420 Nebenerwerbsbetriebe) veranlaßt. Bei dieser Sonderauswertung wurden hinsichtlich der fachlichen Bildung der Betriebsleiter folgende vier Qualifikationen unterschieden: Pflichtschule, Fachschule, Meister sowie Fachmatura bzw. BOKU-Absolvent. Zusätzlich zur Auswertung der Ergebnisse für die Gesamtheit der Erhebungsbetriebe gemäß den unterschiedlichen Betriebsleiterqualifikationen wurde diese Auswertung auch für ausgewählte Betriebsformen und Produktionsrichtungen durchgeführt. Mit der gewählten Vorgangsweise sollte sichergestellt werden, daß außer dem grundsätzlichen Einfluß der Ausbildung auf den Betriebserfolg auch ein Überblick geboten wird, über die differenzierte Situation von Futterbau- und Marktfruchtbetrieben, als diesbezüglich wichtige Gegenspieler, gleichzeitig aber auch über die agrarpolitisch derzeit stark im Blickfeld stehenden gegensätzlichen Richtungen, wie Nicht-Direktvermarkter versus Direktvermarkter sowie konventionelle versus biologische Wirtschaftsweise. Im Sinne der obigen Ausführungen ist allerdings zu beachten, daß diese Differenzierung nicht nur bezüglich der Erfolgskennzahlen, sondern auch hinsichtlich wichtiger Betriebsmerkmale, Arbeitskräftebesatz, aber auch Familiengröße sehr markante Unterschiede ergibt. Daraus folgt, daß die fachliche Bildung nicht nur ein Kriterium für den aktuellen Betriebserfolg, sondern zugleich auch Ausdruck einer unterschiedlichen Berufsorientierung bzw. einer unterschiedlichen Einschätzung der künftigen wirtschaftlichen und/oder individuellen Entwicklungsmöglichkeiten ist. Aus diesem Grunde sind die Unterschiede bezüglich der Erfolgskennzahlen nicht allein Ausdruck der unterschiedlichen Fachausbildung des Betriebsleiters, sondern zugleich auch durch Unterschiede in der Betriebsstruktur und Familiensituation bestimmt. Bei den Betrieben, in denen die Betriebsleiter nur über eine Pflichtschulausbildung bzw. über keine spezifische land- oder forstwirtschaftliche fachliche Bildung verfügen, gewinnt man aufgrund der betrieblichen Strukturmerkmale überdies den Eindruck, daß es sich dabei zumindest teilweise um Nebenerwerbsbetriebe handelt, bei denen der land- und forstwirtschaftliche Betrieb nicht mehr die alleinige wirtschaftliche Existenzbasis darstellt. Einen ersten Einblick in die systematischen Unterschiede in Verbindung mit der Betriebsleiterqualifikation gewinnt man aus den betriebsbezogenen Einkommensdaten. Dies kommt insbesondere in der unterschiedlichen Zusammensetzung des Gesamteinkommens zum Ausdruck: Beispielsweise haben 1998 im Mittel der Erhebungsbetriebe die Einkünfte aus Land- und Forstwirtschaft bei den Betrieben von Pflichtschülern mit rund 135.000 Schilling nur etwas mehr als ein Drittel von jenem der Betriebe von Meistern betragen. Die Situation bei den übrigen (Neben-) Erwerbseinkommen war annähernd spiegelbildlich, allerdings auf deutlich niedrigerem Niveau. In den ausgewählten Betriebsformen bzw. Produktionsrichtungen bestehen dabei erhebliche Abweichungen, die mit den sonstigen Erfahrungen allerdings im wesentlichen übereinstimmen: Das heißt insbesondere, daß die Einkommensverhältnisse in den Futterbaubetrieben deutlich hinter jenen von Marktfruchtbetrieben zurückliegen und daß bei vergleichsweise niedrigen Einkünften aus Land- und Forstwirtschaft die übrigen Erwerbseinkommen zumeist ebenfalls eher niedrig sind. Die personenbezogenen Einkommensdaten unterscheiden sich aufgrund der zum Teil stark unterschiedlichen Arbeitskräftezahlen von den betriebsbezogenen Angaben sehr erheblich, obwohl die vorhin angesprochenen Grundtendenzen auch diesbezüglich Gültigkeit haben. Die Unterschiede in der Höhe der Einkünfte aus Land- und Forstwirtschaft, gleichzeitig aber auch die bedeutende Ausgleichsfunktion der übrigen (Neben-) Erwerbseinkommen kommen dabei deutlich zum Ausdruck. Bei den Erhebungsbetrieben insgesamt werden die beträchtlichen Unterschiede bei den Einkünften aus Land- und Forstwirtschaft je Familienarbeitskraft durch den Zuerwerb so weit ausgeglichen, daß das gesamte Erwerbseinkommen je Gesamt-Familienarbeitskraft in den Betrieben von Pflichtschülern beispielsweise gleich hoch ist wie in jenen von Fachschülern. Die Höhe des Gesamteinkommens je Gesamt-Familienarbeitskraft zeigt überdies, daß die Sozialeinkommen bezüglich des Einkommensausgleichs zum Teil ebenfalls von Bedeutung sind. Dies hat letztlich zur Folge, daß das Gesamteinkommen im Mittel der Testbetriebe von Pflichtschülern mit knapp 222.000 Schilling höher ist als jenes in den Betrieben von Fachschülern; es liegt damit überdies nur um 4 % hinter jenem des entsprechenden Bundesmittels von etwa 231.200 Schilling zurück liegt. Die Einkommenssituation in den Betrieben von Meistern sowie von Maturanten und BOKU-Absolventen ist demgegenüber durchwegs günstiger als die entsprechenden Bundesmittel. Bei den Betrieben von Meistern geht das allerdings ausschließlich auf die überdurchschnittlich hohen Einkünfte aus Land- und Forstwirtschaft zurück, während bei letzteren die Einkünfte aus der ausserbetrieblichen Erwerbstätigkeit ebenfalls vergleichsweise hoch sind. Wichtige weitere Informationen gewinnt man in diesem Zusammenhang aus den „betriebswirtschaftlich objektiven“ Erfolgsmaßstäben, bei denen der Einfluß der jeweiligen Familien- und Arbeitskräftesituation – als subjektive Kriterien - im wesentlichen ausgeklammert bleibt. Auch bezüglich der vorliegenden Problemstellung hat das beispielsweise zur Folge, daß der Zusammenhang zwischen Betriebsleiterqualifikation und Betriebserfolg bei den drei ausgewählten Erfolgsmaßstäben ziemlich eindeutig zum Ausdruck kommt. In Übereinstimmung mit den bisherigen Ausführungen ist der sogenannte Arbeitsverdienst, als kalkulatorische Größe für die Entlohnung der im Betrieb tätigen Familienarbeitskräfte, in den Betrieben von Pflichtschülern sehr niedrig oder zum Teil auch negativ. In diesem Sinne treten auch bei der sogenannten Vermögensrente, als Maß für die Verzinsung des im Betrieb eingesetzten Eigenkapitals, in diesen Betrieben zumeist die höchsten Negativwerte auf und - analog dazu - naturgemäß auch hinsichtlich des Rentabilitätskoeffizienten die niedrigsten Werte auf, als Ausdruck für das Verhältnis von Ist- zum Solleinkommen. Die im Vergleich dazu deutlich günstigeren Ergebnisse gibt es schon bei den Betrieben von Fachschülern, vor allem aber bei jenen von Meistern und/oder von Maturanten bzw. BOKU-Absolventen. In Verbindung mit den in den einzelnen Betriebsformen bzw. Produktionsrichtungen zum Teil ebenfalls deutlich unterschiedlichen Ergebnissen ist überdies bemerkenswert, daß bei den einzelnen Erfolgsmaßstäben die Spannweite zwischen jenen der Betriebe von Pflichtschülern und jenen von Betrieben höher qualifizierter Betriebsleiter beispielsweise bei den Futterbaubetrieben erheblich größer ist als bei den Marktfruchtbetrieben (oder auch bei den Biobetrieben). Diese Tatsache ist von grundsätzlichem Interesse und sollte durch weitere Detailuntersuchungen noch eingehender geprüft werden. In Verbindung mit den derzeit vorliegenden Ergebnissen ist diesbezüglich anzunehmen, daß bei den Futterbaubetrieben in Verbindung mit der höheren Bewirtschaftungsintensität die Unterschiede in der Betriebsleiterqualifikation generell stärker zum Tragen kommen als in den flächenstarken, aber weniger intensiv wirtschaftenden Marktfruchtbetrieben. • „Bewertung der Untersuchungsergebnisse und Folgerungen“ Nach dieser Kurzdarstellung der Untersuchungsergebnisse zur Bildungssituation der land- und forstwirtschaftlichen Bevölkerung und der Entwicklung der Schülerzahlen sowie der Zusammenhänge zwischen der fachlichen Qualifikation der Betriebsleiter und dem Betriebserfolg kann abschließend folgendes Resümee gezogen werden: 1) Die Bildungssituation der in der Land- und Forstwirtschaft hauptberuflich tätigen Bevölkerung ist erheblich besser als es bisher ausgehend von oftmals nicht sehr fundierten Untersuchungen vermittelt wurde. Eine wesentliche Ursache dafür liegt in der nicht entsprechenden Berücksichtigung der spezifischen Situation der Nebenerwerbsbetriebe und in diesem Zusammenhang auch im hohen Anteil an Pensionistenbetrieben. 2) Die Entwicklung der Schülerzahlen im Bereich der land- und forstwirtschaftlichen mittleren und höheren Schulen ist bei der männlichen und weiblichen Jugend kategorial und regional zeitweilig sehr unterschiedlich verlaufen. Zusammenhänge mit Veränderungen in der Agrarstruktur und der Bevölkerungsentwicklung in der Land- und Forstwirtschaft sind grundsätzlich anzunehmen, aufgrund der komplexen Problematik ist es jedoch kaum möglich, daraus die gebietsweise relevanten Faktoren präzise genug zu erfassen, um daraus weitergehende Folgerungen abzuleiten. Zusätzlich ist von Bedeutung, daß seit den frühen 90er Jahren die Schülerzahlen zum Teil wieder zunehmen – und darunter insbesondere jene der Schülerinnen. Auch die Zahl der weiblichen Berufsschüler nimmt nach dem über lange Zeit andauernden Rückgang seit dem Schuljahr 1994/95 wieder zu (und zwar ziemlich kontinuierlich). 3) In Verbindung mit der Frage der Betriebsnachfolge zeigen die Ergebnisse, daß nur knapp mehr als halb so viele männliche und weibliche Jugendliche in einer einschlägigen fachlichen Ausbildung stehen als sie im Hinblick auf die Hofnachfolge in dem diesbezüglich relevanten Segment notwendig wären (bei 3.400 bis 3.900 jährlich zu erwartenden Betriebsübergaben). Trotzdem kam es im Zeitraum von 1990/91 bis 1997/98 in diesem Bereich zur Auflassung von neun Schulen. Im Gegensatz dazu stellt die vorhin angesprochene Diskrepanz vielmehr eine Herausforderung für den weiteren Ausbau des Fachschulwesens dar. Ob diese Herausforderung letztlich auch genutzt werden kann, hängt unter anderem jedoch davon ab, ob es gelingt, die wirtschaftlichen Entwicklungsmöglichkeiten und Zukunftschancen der Land- und Forstwirtschaft (einschließlich der möglichen neuen Erwerbskombinationen) durch entsprechende Rahmenbedingungen nachhaltig zu gewährleisten und dies der land- und forstwirtschaftlichen Bevölkerung generell sowie der jungen Generation im besonderen auch glaubhaft zu vermitteln. 4) Im Hinblick darauf sind allerdings auch die Fachschulen gefordert, das Lehrprogramm und den Unterricht den jeweiligen regionalen Gegebenheiten und den aktuellen Anforderungen entsprechend zu gestalten und in diesem Sinne durch gezielte Öffentlichkeitsarbeit auf regionaler Ebene auf die Bedeutung der schulischen Fachausbildung hinzuweisen. 5) An dieser Stelle ist auch wichtig, darauf hinzuweisen, daß zwischen Betriebsleiterqualifikation und Betriebserfolg doch erhebliche Zusammenhänge festzustellen sind, obwohl gleichzeitig zu berücksichtigen ist, daß diesbezüglich auch andere Faktoren, wie Betriebsgröße und Betriebsform bzw. Erwerbsorientierung (Land- und Forstwirtschaft als Haupt- oder Nebenerwerb), von grundsätzlicher Bedeutung sind. Bezüglich der Erfolgsmaßstäbe ist ausgehend von Betrieben mit nicht spezifisch qualifizierten Betriebsleitern (nur Pflichtschule – also keine spezifische land- oder forstwirtschaftliche Fachausbildung) über Betriebe von Fachschülern und Meistern jedenfalls zumeist eine ziemlich deutliche Abstufung gegeben, obwohl es in Verbindung mit spezifischen Produktionsrichtungen von dieser Regel auch einzelne Ausnahmen gibt. Folgender Sachverhalt ist in diesem Zusammenhang besonders bemerkenswert: Einerseits zeigt sich auch hier, daß die Situation bei den Futterbaubetrieben in Übereinstimmung mit den sonstigen Erfahrungen deutlich ungünstiger ist als jene der Marktfruchtbetriebe. Andererseits deuten die Ergebnisse darauf hin, daß die Unterschiede in der Betriebsleiterqualifikation bei den Futterbaubetrieben von größerer Bedeutung sind (offensichtlich in Verbindung mit der höheren Intensität). 6) Die vorhin erwähnte Abstufung der Erfolgsmaßstäbe entsprechend der unterschiedlichen Betriebsleiterqualifikation dürfte zusätzlich dahingehend zu deuten sein, daß die Fachschule (und/oder Berufslehre) eine wichtige Basis und einen ersten Schritt der beruflichen Qualifizierung (und der weiteren Persönlichkeitsbildung) darstellt, auf den im Hinblick auf die Meisterausbildung, aber auch im Hinblick auf die sich laufend ändernden Herausforderungen in der Praxis entsprechende weitere Schritte der Aus- und Weiterbildung folgen sollen. 7) Im Zusammenhang mit den ungünstigeren Ergebnissen bei den Betrieben von Pflichtschülern (vor allem bei den betriebswirtschaftlichen Erfolgsmaßstäben), bei denen es sich zumindest teilweise um Nebenerwerbsbetriebe handelt und bei denen die Erwerbseinkommen aus der außerlandwirtschaftlichen bzw. außerbetrieblichen Erwerbstätigkeit in höherem Maß zum Gesamteinkommen beitragen, ist zu beachten, daß vor allem die betriebswirtschaftlichen Erfolgsmaßstäbe im wesentlichen monetaristisch ausgerichtete Unternehmenskalküle darstellen, bei denen die individuelle bzw. familiäre Situation nicht berücksichtigt wird. Im Sinne der Kritik von G. Schmitt (1996) am herkömmlichen Unternehmenskonzept ist in diesen Fällen zweckmäßigerweise eher nach dem sogenannten Haushaltskonzept vorzugehen, um anstehende Entscheidungen nicht nach Kriterien zu treffen, die der spezifischen Problemstellung nicht angemessen und auch der jeweiligen individuellen bzw. familiären Situation nicht gerecht werden. Der Bericht liegt in der Abteilung II/1 auf.
Kontakt: Gabriela.Wurz@Lebensministerium.at

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Autor/innen

Univ.-Lektor Dipl.-Ing. Theodor Quendler