Projekt-447: Verwendung von Pflanzenölkraftstoffen - Marktbetreuung

Projektleitung

Kurt KRAMMER

Forschungseinrichtung

Direktion FJ-BLT

Projektnummer

10561

Projektlaufzeit

-

Finanzierungspartner

Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft

Allgemeine Projektinformationen

Titel, Abstract, Schlagwörter (englisch)

Projektziele

In einer Reihe von Forschungs- und Entwicklungsprojekten ist es in Österreich im Zeitraum von 1987 bis 1991 gelungen, Biodiesel aus Pflanzenöl zur Marktreife zu bringen. Mit der 1991 bis 1996 geschaffenen ÖNORM C 1190 - Rapsölmethylester bzw. ÖNORM C 1191 - Fettsäuremethylester und den Freigaben von Fahrzeugherstellern waren wesentliche Voraussetzungen für die Markteinführung geschaffen.
In der folgenden Zeit wurde fallweise von Schäden an biodieselbetriebenen Traktoren berichtet. Um Aufschluss über diese Probleme zu bekommen, wurde nach einer Umfrage 1996 bei Mitgliedern genossenschaftlicher Kleinanlagen das gegenständliche Forschungsprojekt gestartet. Das Projekt beinhaltet die Untersuchung von Einspritzdüsen ausgewählter Traktoren, die Biodiesellagerung am Hof, die Dokumentation von Schadensfällen, die Auswertung des Betriebs von Fahrzeugen der BLT sowie das Ergebnis eines 12-jährigen Parallelbetriebs zweier Fahrschultraktoren mit Diesel und Biodiesel.

Berichte

Abschlussbericht , 31.12.2003

Kurzfassung

Die Umfrage bestätigte die berichteten Probleme. Auf 1097 ausgesendete Fragebögen gingen 342 Antworten ein, die Bezug auf 802 biodieselbetriebene Fahrzeuge nahmen; 40% der Antworten gaben Hinweise auf Probleme mit Kraftstofffiltern, Materialien, den Kaltstart und mit Einspritzpumpen. Die Untersuchung an 26 ausgewählten Problemfällen zeigte, dass bereits bei Betrieb über ein Jahr Verklebungen von Einspritzdüsen auftreten können. Dies führt zu Erhöhung des Einspritzdrucks oder zu offen hängenden Einspritzdüsen und kann die Ursache von schweren Folgeschäden sein. Um die Vermutung, dass die Probleme mit der Qualität des betankten Kraftstoffs in Zusammenhang stehen, zu prüfen, wurden 59 Lagertanks untersucht. In 22 Tanks wurde Bodensatz gefunden, der Flammpunkt des Treibstoffs von 28 Tanks unterschritt den Normwert von 100 °C. Die Dokumentation von berichteten Schadensfällen gestaltete sich schwierig. Eine Besichtigung des Fahrzeugs unmittelbar nach dem Schaden und die Entnahmen von Kraftstoffproben waren häufig nicht mehr möglich. Hauptursache für Probleme waren mangelnde Kraftstoffqualität und unsachgemäße Kraftstofflagerung (z. B. abgeschiedenes Wasser sowie erhöhter Seifengehalt). Während die Schadenshäufigkeit bei landwirtschaftlichen Betrieben erschreckend hoch war, sind bei den Fahrzeugen der BLT keine Schäden aufgetreten. Der Betrieb von drei VW Passat über Laufstrecken von 145.000 bis 160.000 km hat mit Ausnahme des Aufweichens von Leitungen und Dichtungen bei nicht freigegebenen Fahrzeugen zu keinerlei kraftstoffbedingten Problemen geführt. Bemerkenswert ist, dass Fahrzeuge über beträchtliche Strecken mit Biodiesel mit einer Jodzahl über dem Normwert störungsfrei betrieben wurden. Drei Traktoren der BLT sind über 12 Jahren mit Biodiesel gelaufen, dabei wurden die (positiven) Ergebnisse aus dem „Pilotprojekt Biodiesel“ bestätigt. Der Betrieb von älteren, nicht freigegebenen Fahrzeugen kann besonders bei geringer Belastung zu Motorölverdünnung führen. Wenn auch im gesamten Zeitraum keine Schäden aufgetreten sind, ist vom Betrieb solcher Fahrzeuge außerhalb eines betreuten Programms abzuraten. Außerordentlich wertvoll hat sich der Versuch mit zwei Traktoren Steyr 8060 des Bildungszentrums Mold erwiesen. Beide Traktoren wurden parallel in der Fahrschule eingesetzt. Ein Fahrzeug wurde mit fossilem Diesel, das andere mit Biodiesel betankt. Die Abschlussuntersuchung am Prüfstand sowie die Motoruntersuchung brachten keine signifikanten Unterschiede im Ergebnis. Das gegenständliche Projekt zeigt die Bedeutung der Kraftstoffqualität und der Freigaben. Mängel bei der Erzeugung, aber auch bei der Lagerung und der Betankung sowie die Verwendung von Biodiesel in ungeeigneten Fahrzeugen können bereits in relativ kurzer Zeit zu Schäden führen. Andererseits konnte mit den Fahrzeugen der BLT nachgewiesen werden, dass der Biodieselbetrieb mit dem mit fossilem Dieselkraftstoff vergleichbar ist. Im Zuge des Projektes „Verwendung von Pflanzenölkraftstoffen“ wurde eine österreichweite Beprobung von Biodieseltankstellen vorgenommen. Die insgesamt 91 Biodieselproben wurden im Labor der Bundesanstalt für Landtechnik auf verschiedene qualitätsbeschreibende Parameter untersucht. Die Ergebnisse der Untersuchungen zeigen, dass die Produktionsqualität grundsätzlich gut ist. Lediglich bei der Transport- und Auslieferungslogistik werden vielfach noch Fehler gemacht. Einer der Hauptmängel ist die Vermischung mit fossilem Diesel oder Benzin, wodurch der von der Norm vorgegebene Flammpunkt nicht eingehalten wird. Im Hinblick auf die zukünftigen europäischen Qualitätsanforderungen für Biodiesel wurde der Wassergehalt bei 9 Proben nicht eingehalten. Der Grenzwert der Gesamtverschmutzung wurde bei 5 Proben überschritten. Bei 4 Proben wurde ein Bodensatz in der Probenflasche festgestellt. Aufgrund der laufenden Untersuchungen in den letzten Jahren konnte erfreulicherweise eine steigende Tendenz der Biodieselqualität festgestellt werden. Das Tankstellenpersonal hat meist eine Einschulung bezüglich Biodiesel erhalten, auch Informationsmaterial ist überwiegend verfügbar. Probleme und Schadensmeldungen sind im Vergleich zu den Vorjahren ebenfalls wesentlich zurückgegangen. Die Mehrzahl der Problemmeldungen stand im Bezug zu der noch mangelnden Wintertauglichkeit von Winterbiodiesel. Hauptprobleme waren verlegte Kraftstofffilter, Startschwierigkeiten sowie Angaben über Minderleistung. Dokumentierte Schäden und Probleme traten meist nach einer erfolgten Umstellung auf fossilen Diesel auf. Analyseergebnisse der Kraftstoffe sowie die Untersuchung der Bauteile konnten die Ursache nicht eindeutig klären. Neben der Verwendung von Biodiesel wird vielfach der Einsatz von reinem Pflanzenöl in Dieselmotoren propagiert. Vor allem in der Landwirtschaft hat die Möglichkeit der eigenen Kraftstoffproduktion großes Echo gefunden. Aufgrund der spezifischen Eigenschaften von Pflanzenölen ist für deren Einsatz deshalb eine Umrüstung der Dieselmotoren notwendig. Insgesamt sind derzeit in Österreich ca. 43 mit reinem Pflanzenöl betriebene Fahrzeuge bekannt. Die Firma Waldland GmbH hat 15 PKW und einen Traktor auf Pflanzenölbetrieb umgerüstet. Daneben können auch diverse Betreiber auf beachtliche Fahrleistungen mit Pflanzenöl zurückblicken. Von der rechtlichen Seite ist Rapsöl oder Pflanzenöl als Kraftstoff in der Kraftstoffverordnung nicht definiert, die Verwendung dieses flüssigen Energieträgers in Fahrzeugen wird aber derzeit nicht geahndet.

Berichtsdateien

BLT_Pflanzenoelkraftstoffe_Marktbetreuung.pdf

Autor/innen

Kurt Ing. Krammer, Heinrich Dipl.-Ing. Prankl