Projekt-312: Die regionale und sozio-kulturelle Bedeutung der Subsistenzwirtschaft in ausgewählten Regionen

Projektleitung

Elisabeth LOIBL

Forschungseinrichtung

Direktion Bergbauern

Projektnummer

10056

Projektlaufzeit

-

Finanzierungspartner

Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft

Allgemeine Projektinformationen

Titel, Abstract, Schlagwörter (englisch)

Projektziele

Subsistenz - was ist das? Im Laufe des Subsistenzprojektes der Bundesanstalt für Bergbauernfragen ist ein allgemein verständliches Wort aufgetaucht: Es geht um Versorgungsarbeit, die die Grundlage für unser alltägliches Leben bildet. Im Gegensatz dazu liefert die Erwerbsarbeit – neben der Möglichkeit der Selbstentfaltung, gesellschaftlicher Verantwortung und sozialer Kontakte – nur die finanzielle Beisteuerung.
Versorgung hat mit Essen zu tun und Essen mit Landwirtschaft. Um genau zu sein, mit bäuerlicher Landwirtschaft, die biologisch, dh im Einklang mit der Natur wirtschaftet. Wie diese Formen einer subsistenten Hofbewirtschaftung mit dem erforderlichen ideellen Hintergrund nach wie vor möglich sind, wird anhand von vier Beispielen dargestellt:
* 'Ich bin lieber eine Bäuerin und für gesunde Menschen da' Christine & Leopold Gattringer im Mühlviertel (Oberösterreich), die Bäuerin ist gelernte Krankenschwester.
* 'Wir lernen viel zu viel mit dem Kopf und viel zu wenig mit der Hand' Roswitha & Andreas Huber in Rauris im Pinzgau (Bundesland Salzburg), die Bäuerin und Lehrerin ist Betreiberin der Schule am Berg.
* 'Kinder brauchen eine Heimat' Rita & Engelbert Frener in St. Leonhard bei Brixen, Südtirol, als Beispiel eines Familienbetriebes mit – von der ältesten Tochter initiiertem und von allen vier Kindern unterstütztem – Kräuteranbau (und Mutterschafhaltung) auf 1400 Meter Seehöhe.
* 'Unwissenschaftliche Einsichten in das Gedeihen des Biolandbaus' Josef Kröss in Algund bei Meran, Südtirol, Biopionier mit Direktvermarktung von Obst und Gemüse.

In der Studie werden Themen wie der Widerstand gegenüber der Subsistenzperspektive behandelt, Erfahrungswissen über traditionelle Haus- und Hofwirtschaft, Biolandwirtschaft der Pioniere, Direktvermarktung biologischer Produkte im Zeitalter der Supermärkte, Gesundheit und essen vor allem im Hinblick auf die Veränderungen des Ernährungsverhaltens, Stichwort: Fertigküche, das (fehlende) Ansehen der Bäuerin wie auch der Landwirtschaft im Gegensatz zu einer nicht-landwirtschaftlichen Erwerbstätigkeit, Vereinbarkeit der Arbeit am Hof mit der Kinderbetreuung, Weitergabe von traditionellem Wissen, Bildung, politisches Engagement, die Verbindung von Arbeit und Leben, die durch die Abwertung der Versorgungsarbeit gegenüber der Erwerbsarbeit immer schwieriger zu bewerkstelligen ist u.a.m.

Berichte

Abschlussbericht , 31.12.2003

Kurzfassung

Gemeinsam mit sieben Bäuerinnen wurde ein Esskulturworkshop in der Schule am Berg abgehalten. Dort ging es vorrangig um das Kochen, die zentrale Tätigkeit der Versorgungsarbeit, und die erforderliche Wertschätzung von hausgemachten Gerichten. Letzteres muss sich die Köchin/der Koch oft in geflissentlicher Genügsamkeit selbst zukommen lassen, um nicht durch die Flut der Fertigprodukte im Supermarkt aus der Küche vertrieben zu werden. Des Weiteren diskutierten wir über die Geschlechterrollen in der Küche: „Die Frau und der Mann am Herd“ heißt die Alternative zur Ächtung der Frau (alleine) am Herd. Wie auch über die Bedeutung des Kochens, die über die Zubereitung von Nahrungsmitteln weit hinausgeht: „Essen kochen braucht Zeit und Zuwendung“ und bietet überdies ein gesundes Stück Geborgenheit. Nicht nur gemeinsam essen, auch gemeinsam kochen ist ein förderlicher Aspekt für unser Gemeinschaftsleben. Am Ende geht es darum, dass die Aufrechterhaltung einer bäuerlichen Landwirtschaft unmittelbar von der gesellschaftlichen Esskultur abhängt. Dabei stellt sich die Frage: „Warum muss Essen billig sein?“ Der gesellschaftliche Wohlstand bringt viele dazu, für Autos, Urlaub und Kleidung sehr viel Geld auszugeben, dafür bei den Nahrungsmitteln zu sparen. Obwohl das eine lediglich dem Prestige dient, das andere jedoch der leiblichen Gesundheit. Ob bäuerliche Lebensformen überleben werden, wird davon abhängen, wie viel den Menschen in Zukunft ein gesundes Lebensmittel wert ist, das ökologisch wie sozial akzeptabel erzeugt wird. Auch inwieweit sich Bäuerinnen und Bauern des Wertes ihrer Produkte bewusst sind und diesen Wert anderen vermitteln können, damit höhere Einnahmen für gesunde Nahrungsmittel wieder direkt lukriert werden können (und nicht überwiegend dem Handel zufließen). Und nicht zuletzt davon, ob Menschen in Zukunft verstärkt bereit sind, weniger für ihr Image und – abseits vom Wellnessurlaub – mehr für ihr leibliches Wohl im täglichen Essen zu investieren. Die Studie 'Das Brot der Zuversicht - Über die Zusammenhänge von Esskultur und bäuerlicher Landwirtschaft' von Elisabeth Loibl ist an der Bundesanstalt für Bergbauernfragen in Wien erhältlich, telefonisch unter 0043-(0)1-504 88 69-14 oder per Internet unter http://www.babf.bmlfuw.gv.at.