Projekt-2: Gesundheitsmonitoring Rind: Entwicklung einer Zuchtwertschätzung für Gesundheitsmerkmale

Projektleitung

Birgit Fürst-Waltl

Forschungseinrichtung

Zentrale Arbeitsgemeinschaft österreichischer Rinderzüchter (ZAR)

Projektnummer

100250

Projektlaufzeit

-

Finanzierungspartner

Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft

Allgemeine Projektinformationen

Abstract (deutsch)

Die Erfassung von Tiergesundheitsdaten und züchterische Nutzung führt zu einer Verbesserung der Wirtschaftlichkeit, einer langfristigen genetischen Verbesserung der Tiergesundheit, der Verbesserung der Lebensmittelsicherheit und einer weiteren Positionierung der österreichischen Rinderzucht mit dem fitnessbetonten Zuchtziel.

Schlagwörter (deutsch)

Zuchtwertschätzung, Gesundheitsmerkmale, Diagnosen

Titel, Abstract, Schlagwörter (englisch)

Titel (englisch)

Health monitoring in cattle: development of genetic evaluations for health traits

Projektziele

• Umfangreiche Datenanalysen/Datenqualität: Für die Einbeziehung von Gesundheitsmerkmalen in die Zuchtwertschätzung ist die Datenqualität entscheidend. Nachdem das System der Datenerfassung mit dem Projekt Gesundheitsmonitoring Rind in Österreich neu eingeführt wird, sind ausführliche Datenvalidierungen notwendig. Dieser Teil wird schwerpunktmäßig bei der ZuchtData durchgeführt. Für die Datenvalidierung wird mit Univ-Prof. Dr. Petra Winter von der Klinik für Wiederkäuer (VUW) zusammengearbeitet.
• Parameterschätzung und Zusammenhänge zu bestehenden Merkmalen: Für Fleckvieh, Braunvieh und Holstein werden Heritabilitäten sowie Korrelationen zu anderen Merkmalen geschätzt. Für Fleckvieh und Braunvieh gibt es weltweit bislang keine Erfassung von Gesundheitsmerkmalen im Routinebetrieb. Für die Rinderpopulationen in Österreich stehen keine genetischen Parameter zur Verfügung.
• Merkmalsdefinitionen (Einzelmerkmale, komplexe Merkmale, Zeitraum,..): Die Merkmale mit den besten Erblichkeitswerten sind zu analysieren. Heritabilitäten sind für Fitnessmerkmale generell eher niedrig. Bei den Gesundheitsmerkmalen sind relativ niedrige Frequenzen von einzelnen Krankheiten zu erwarten. Daher müssen Merkmale zusammengefasst und Varianzkomponenten für Einzelmerkmale und komplexe Merkmale geschätzt werden. Zu analysieren ist auch der aussagekräftigste Zeitraum für die Erfassung. In Norwegen werden z.B. Diagnosen zwischen 15 Tagen vor und 120 Tagen nach der Kalbung herangezogen.
• Wirtschaftliche Gewichte:
Für die Berücksichtigung von Gesundheitsdaten im Gesamtzuchtwert oder anderen Indices sind die wirtschaftlichen Gewichte der einzelnen Merkmale entscheidend. Für die Ableitung können Daten aus den Betriebszweigauswertungen der Arbeitskreise Milch von 660 Betrieben (2004) herangezogen werden. Erfahrungen und Erkenntnisse aus dem Gesamtzuchtwertprojekt von Prof. Simianer in Göttingen hinsichtlich Mastitis werden entsprechend berücksichtigt. Falls für einzelne Gesundheitsmerkmale keine wirtschaftlichen Gewichte ableitbar sein sollten, muss auf Werte aus der Literatur zurückgegriffen werden.
• Entwicklung Indices (Fruchtbarkeit, Euter, Stoffwechsel, evt. Klauen) mit Einbeziehung von Diagnosedaten für alle Rassen. Für die Selektionsentscheidungen sind Indices für die Bereiche Fruchtbarkeit, Euter, Stoffwechsel und Klauen wichtig. Im Rahmen des Projektes wird der Fruchtbarkeitsindex, der im Projekt „Entwicklung einer Zuchtwertschätzung für Merkmale der Fruchtbarkeit beim Rind“ entwickelt wird um die neuen Gesundheitsmerkmale (Zysten, Nachgeburtsverhaltung,..) erweitert. Für den Euterbereich ist die Entwicklung eines Index aus Mastitis, Zellzahl und Daten aus der linearen Beschreibung geplant. Im Bereich Stoffwechsel sollen bereits bestehende Informationen aus der Leistungsprüfung (Harnstoff, Fett/Eiweißquotient) mit Diagnosen von Stoffwechselerkrankungen ergänzt werden.
• Entwicklung einer Routine ZWS mit Methodenvergleich (Threshold, BLUP,
Lebensdaueranalyse,..)
Es wird eine ZWS für Gesundheitsmerkmale für den Routinebetrieb entwickelt. Verschiedene Modelle und Programme für die Schätzung der Gesundheitsdaten werden analysiert.
• Auswirkungen auf Zuchtziel und Zuchtprogramme
Werden Gesundheitsmerkmale im Zuchtziel und in den Zuchtprogrammen berücksichtigt, so ist zu erwarten, dass die Zahl der Nachkommen pro Teststier zu erhöhen ist. Zuchtplanungsrechnungen zur Optimierung der Zuchtprogramme werden durchgeführt.

Praxisrelevanz

Verbesserung der Tiergesundheit: Durch die Berücksichtigung von Daten der Tiergesundheit im Management, in der Zuchtwertschätzung und im Zuchtprogramm ist eine genetische Verbesserung der Tiergesundheit zu erwarten.
Verbesserung der Wirtschaftlichkeit der Rinderhaltung:
Entscheidend für die Wirtschaftlichkeit der Rinderhaltung ist die Reduktion der Produktionskosten. Weniger Gesundheitsprobleme führen zu einer geringeren Kostenbelastung. Ein verbesserter Gesundheitsstatus verringert die Merzungsrate und führt zu einer längeren Nutzungsdauer. Regelmäßige Informationen für Landwirte über den Gesundheitsstatus ihrer Tiere ist eine Managementhilfe, die das Erkennen von Problemen und das Setzen von Maßnahmen erleichtert.
Ethik/Tierschutz:
Eine Zucht auf verbesserte Tiergesundheit führt zu höherem Wohlbefinden der Tiere. Gesündere Tiere sind langlebiger.
Monitoring Gesundheitsstatus:
Genauere Informationen über den Gesundheitsstatus der Rinder in Österreich bewirken, dass auch auf Ebene der regionalen und nationalen Entscheidungsträger „agiert“ statt „reagiert“ werden kann. Eine verbesserte Datengrundlage liefert eine breite Entscheidungsbasis für eventuelles Risikomanagement.
Positionierung der österreichischen Rinderzucht:
Die österreichische Rinderzucht verfolgt seit Jahren ein auch international anerkanntes fitnessbetontes Zuchtziel. Die Einbeziehung von Gesundheitsdaten in die Zucht führt zu einer sinnvollen Erweiterung dieser Strategie. In Skandinavien spiegelt sich der Erfolg auch in den Exportmöglichkeiten von Sperma wider. Das Projekt stellt eine weitere Absicherung des österreichischen Weges einer auf Nachhaltigkeit ausgerichteten Landwirtschaft vor.

- für die Forstwirtschaft:
- für die Wasserwirtschaft:
- für die Umwelt
- für andere Bereiche (Finanzierungspartner):
Konsumenten: Verbesserung der Lebensmittelsicherheit und Lebensmittelqualität:
Gesunde, widerstandsfähige Tiere sind die Basis für gesunde Lebensmittel. Weniger Medikamenteneinsatz in der Rinderzucht erhöht die Lebensmittelqualität, verringert die Belastung der Umwelt mit Antibiotikarückständen und führt auch zu weniger Resistenzen von Bakterien gegen Antibiotika. Verbraucher erwarten gesunde Lebensmittel von gesunden Tieren. Maßnahmen in diesem Bereich führen deshalb zu einer Erhöhung der Akzeptanz der Landwirtschaft aus der Sicht der Verbraucher.

Berichte

Abschlussbericht , 30.11.2010

Kurzfassung

Das Forschungsprojekt Nr. 100250 „Entwicklung einer Zuchtwertschätzung für Gesundheitsmerkmale“ wurde am Institut für Nutztierwissenschaften an der Universität für Bodenkultur Wien in Zusammenarbeit mit der ZuchtData EDVDienstleistungen GmbH bearbeitet. Dieses Forschungsprojekt ist Teil des Gesamtprojektes „Gesundheitsmonitoring Rind“. Im Rahmen dieses Projektes wurden Diagnosedaten, die von Tierärzten erfasst werden, ausgewertet. Ziel des Projektes war es eine Zuchtwertschätzung zur genetischen Verbesserung der Tiergesundheit in der Rinderzucht zu entwickeln. Folgende Arbeiten wurden durchgeführt: • Literaturstudium • Umfangreiche Datenqualitätsanalysen • Berechnung von Inzidenzen • Merkmalsdefinition (Zeiträume, Einzelmerkmale oder zusammengefasste Merkmale) • Analyse der Umwelteffekte • Genetische Analyse von Gesundheitsmerkmalen (Durchfall, Atemwegserkrankungen, Mastitis, Fruchtbarkeitsstörungen) beim Fleckvieh und Braunvieh • Methodenvergleich Mastitis: threshold (probit, logit) und lineare Modelle • Methodenvergleich Ovulationsstörungen: lineare Modelle und survival Analyse • Erste Testläufe einer Routine-Zuchtwertschätzung • Ableitung wirtschaftlicher Gewichte • Zuchtplanungsrechnungen

Berichtsdateien

Endbericht_Forschungsprojekt_BMLFUW_100250_inkl.Anlagen.pdf

Autor/innen

PD Dr. Birgit Fuerst-Waltl, BOKU (Wissenschaftliche Projektleitung) DI Astrid Koeck, ZuchtData; Dr. Hermann Schwarzenbacher, ZuchtData; Dr. Christian Fuerst, ZuchtData; Ass. Prof. Dr. Alfons Willam, BOKU; Dr. Walter Obritzhauser, ÖTK; Prof. Dr. Petra Winter, VUW; Prof. Dr. Johann Soelkner, BOKU; PD Dr. Roswitha Baumung, BOKU; Dr. Christa Egger-Danner, ZuchtData (Leitung Gesamtprojekt Gesundheitsmonitoring)