Projekt-188: Detailplanung zum Biosphärenpark Wienerwald - Bereich Offenland

Projektleitung

Silke Scholl

Forschungseinrichtung

Österreichisches Kuratorium für Landtechnik und Landentwicklung

Projektnummer

1397

Projektlaufzeit

-

Finanzierungspartner

Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft

Allgemeine Projektinformationen

Titel, Abstract, Schlagwörter (englisch)

Titel (englisch)

Detailed planning of the Biosphere-Park Wienerwald

Projektziele

Zielgerichtet auf die Vorgaben der UNESCO für die internationale Anerkennung von Biosphärenreservation sind den Offenland-Anteil des Planungsgebietes betreffende Planungsarbeiten auszuführen, insbesondere:
- Auf Basis der 'Machbarkeitsstudie Wienerwald 2002' sind unter Berücksichtigung naturschutzfachlicher und sozioökonomischer Kriterien konkrete, umsetzungsreife Vorschläge für die Ausweisung von Pflegezonen im Offenlandanteil des geplanten Biosphärenpark Wienerwald zu erarbeiten.
- Für die Bewirtschaftung von Pflegezonen und der Entwicklungszone im Offenland sind in Abstimmung mit Nutzerinteressen naturfachliche Leitbilder, Leitziele und Maßnahmenvorschläge zu erarbeiten.
- Kommunikation und Kooperation mit dem Auftraggeber und Vertretern von Grundeigentümern, Bewirtschaftern und anderen Nutzungsinteressen im Planungsprozess zu den Punkten (1) und (2) sind ein wesentlicher Bestandteil einer Beauftragung.
Planungsgebiet: Landschaftsschutzgebiet Wienerwald (NÖ) und Schutzgebiet Wald- und Wiesengürtel (Wien), ohne Bisamberg

Berichte

Abschlussbericht

Kurzfassung

Der Planungsauftrag „Detailplanung zum Biosphärenpark Wienerwald, Bereich Offenland & Landwirtschaft“ umfasste umfangreiche Datenrecherche, Landschaftsbewertung und Zonierungsplanung, sowie Findung von Leitbildern, Zielen und Maßnahmen – alles in Abstimmung mit dem Beratungsforum Offenland & Landwirtschaft, dem Expertenbeirat und den Auftraggebern. Sammlung und Aufbereitung bestehender Datengrundlagen in bisher für den Wienerwald einzigartigem Umfang stand am Beginn der Fachplanung. Neben den Empfehlungen der Machbarkeitsstudie Wienerwald 2002 wurden an flächendeckend verfügbaren Daten berücksichtigt: Luftbilder, digitales Höhenmodell, geologische Karten, Karte der Kulturlandschaftstypen, der Landbedeckung und Landnutzung, vorhandene naturschutzrechtliche Flächenschutzinstrumente, regionale Raumordnungsprogramme und diverse geographische Daten wie Gewässernetz, Wege- und Straßennetz etc. Zudem wurde alles an verfügbaren Daten für Teilflächen zusammengetragen wie z.B. lokale Floren- und Biotopkartierungen, Pflege- und Kulturlandschaftskonzepte, Diplomarbeiten, Dissertationen und lokale Fachplanungen, die Natura 2000 Kartierungen und zoologische Spezialdaten. Datenlücken, die eine Zonierungsplanung unmöglich machten, wurden durch Nachkartierung, Nachdigitalisierung und Expertenbefragung geschlossen. Auf Basis dieser Daten erfolgte die fachlich nachvollziehbare Zonierungsplanung im Bereich Offenland. Als Offenland wurde jener Bereich des Biosphärenparks definiert, der weder von Wald noch von Siedlung eingenommen wird. Als Grundlage für die Abgrenzung wurde die Nutzungstypenkartierung der Planungsgemeinschaft Ost verwendet. Planungsgebiet für die Detailplanung Offenland & Landwirtschaft sind also waldfreie Bereiche außerhalb der Siedlungen. Kleine Gehölze, die als Landschaftselemente innerhalb der Kulturlandschaft ausgewiesen wurden, und lockeres Gebüsch wurden dem Offenland zugerechnet, Buschwaldbereiche dem Wald. Als erster Schritt wurden sektorale Bewertungen der Wienerwaldwiesen und der Wienerwaldoffenlandschaft aus Sicht der Botanik, der Zoologie und der Landschaftsstruktur durchgeführt. Sämtliche Wiesen (über die Daten vorhanden waren) wurden mit einem einheitlichen, 5-stufigen Schema aus Sicht der Botanik/Vegetation bewertet. Bewertet wurde Seltenheit des Wiesentyps und Ausprägung punkto Artenzusammensetzung, Vorkommen spezieller Arten und Flächengröße. So erhielten die Besonderheiten des Wienerwaldes – die artenreichen Trocken- und Halbtrockenrasen, Pfeifengraswiesen, Bürstlingsrasen und Flachmoore sehr hohe Bewertungen. Die für den Wienerwald charakteristischen Salbei-Glatthaferwiesen, die wechselfeuchten Knollenmädesüß-Glatthaferwiesen (die „typische Wienerwaldwiese“), die Kohldistel-Feuchtwiesen und die Mittelgebirgsfettwiesen erhielten je nach Ausprägung hohe oder mittlere Bewertungen. Intensivwiesen gingen nicht in die Bewertung ein. Daraus ergab sich eine Karte der botanisch wertvollsten Wiesen des Wienerwaldes. Im „Schlepptau“ dieser Wiesenbewertung sind auch auf botanisch wertvolle Wiesen spezialisierte Tierartengruppen abgedeckt, wie z.B. Schmetterlinge und andere blütenbesuchende Insekten. Außerdem erfolgte eine flächendeckende Landschaftsstrukturbewertung auf Basis einer in Teilbereichen vorhandenen Biotopkartierung und zusätzlicher Luftbildinterpretation. Hier gingen Werte für Kleinteiligkeit (z.B. kleine Parzellenstrukturen), Häufigkeit von Randlinien (z.B. Waldränder) und Häufigkeit von Landschaftselementen (z.B. Hecken) ein. Daraus wurde eine 3-stufige Bewertungsskala errechnet. Im „Schlepptau“ dieser Landschaftsstrukturbewertung sind viele zoologische Aspekte mitberücksichtigt, wie z.B. das Vorkommen von strukturgebundenen Vögeln, wie z.B. dem Neuntöter. Die zoologische Bewertung der Wienerwaldwiesen bzw. Wienerwaldoffenlandschaft musste sich auf jene Aspekte beschränken, die nicht bereits durch die Bewertung der botanisch wertvollsten Wiesen und die Bewertung der Landschaftsstruktur (s.o.) abgedeckt waren. Aus vogelkundlicher Sicht brachten diese Zusatzaspekte eine Bewertung der Wachtelkönig- und Heidelerchenvorkommen im Wienerwald ein, deren Habitatansprüche sicher nicht durch botanischen Artenreichtum von Wiesen abgedeckt sind. Ein weiterer wichtiger Zusatzaspekt war die Bewertung der Wienerwaldwiesen aus Sicht der Artengruppe Heuschrecken. Diese Artengruppe ist auf sehr kleinräumige Strukturen innerhalb von Wiesen angewiesen, Blüten- und Artenreichtum der Wiesen ist ihnen weit weniger wichtig. Auch diese Bewertung lieferte eine 5-stufige Skala und eine dazugehörige Karte. Als nächster Schritt der Zonierungsplanung erfolgte eine Zusammenführung der drei sektoralen Bewertungen über Zuordnungsmatrizen. Zuerst wurde Botanik und Zoologie „übereinandergelegt“ und zu einem gemeinsamen Wert verschmolzen. Dieser Wert wurde wiederum mit der Landschaftsstrukturbewertung „übereinandergelegt“ und zu einem einzigen gemeinsamen Endwert verschmolzen. Als Endergebnis wurde eine Karte der wertvollsten Landschaftsbereiche des Wienerwaldes geliefert. Damit jede Teilregion des Wienerwaldes und die dort vorkommenden Naturwerte auch als Pflegezone repräsentiert ist, musste über Zu- und Abschläge in den verschiedenen Teilregionen gewichtet werden. Daraus ergab sich eine Karte jener Offenlandbereiche, die sich aus fachlicher Sicht am besten als Pflegezone eignen – der fachlich fundierte und nachvollziehbare Pflegezonenvorschlag. Der Wienerwald ist ein kleinräumiges Mosaik aus Wald, Wiesen und Sonderstandorten wie Gewässern oder Felsen. Diese Kleinräumigkeit ist aus Grund für die Dichte an Vegetationstypen, Landschaftsstrukturen und Tierarten auf engstem Raum – für hohe Biodiversität im Wienerwald. Die verschiedenen Landschaftstypen des Wienerwalds wurden vom Planungsteam wie folgt festgemacht: Kleinteilige Kulturlandschaft der Nordwestabdachung, Inselberge des nordwestlichen Vorlandes, Ackerbaulandschaft des nordwestlichen Vorlandes, Urban überprägte Wein-, Obstbau und Gartenlandschaft, Offenlandschaftsinseln mit Siedlungskernen, Siedlungsgebiet Westachse, Streuobstwiesenlandschaft, Wiesenkorridore der Talfurchen, Waldwiesen, Großflächige Wiesen- und Weidelandschaft, Ackerbaulandschaft der kleineren Becken im Südwesten, Weinbaulandschaft der Thermenlinie, Hutweide- Restlandschaft und Gewässer. Für diese Landschaftstypen wurden Vorschläge zu Leitbildern, Zielen und Maßnahmen auf regionaler Ebene entwickelt. Neben Erhaltungszielen stand die Entwicklung einer naturverträglichen und rentablen landwirtschaftlichen Nutzung im Vordergrund. Vermarktungs-,Werbungs-, Förderungs- und Arbeitsteilungsansätze wurden erarbeitet. Eine Zusammenfassung der Leitbilder, Ziele und Maßnahmen für den Wienerwald als Ganzes liefern die Ziel- und Maßnahmenkataloge, die Grundlage für Managementpläne und Entwicklungsinitiativen des Wienerwalds bilden.

Berichtsdateien

1397_Gesamtstatistik_Landwirtschaft.pdf

Autor/innen

Wolfgang Schoberleitner