Projekt-103: Vergleichende Auswertung der maßgeblichen Agrarstrukturdaten über die regionale Land- und Forstwirtschaft mit dem Ziel der Vermeidung ungerechtfertigter Mehrfacherhebungen und der möglichen Vereinfachung bzw. Einschränkung des Erhebungsumfanges

Projektleitung

Theodor Quendler

Forschungseinrichtung

Österreichische Vereinigung für Agrar-, Lebens- und Umweltwissenschaftliche Forschung (ÖVAF) ehem. Österreichische Vereinigung für Agrarwissenschaftliche Forschung

Projektnummer

1234

Projektlaufzeit

-

Finanzierungspartner

Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft

Allgemeine Projektinformationen

Titel, Abstract, Schlagwörter (englisch)

Titel (englisch)

Komparative evaluation of the main data upon the regional agriculture and forestry with the aim to avoid unrequired multiple data collection and to reduce the range concerning to the small nonproper farm enterprises

Projektziele

Die Komplexität der Land- und Forstwirtschaft und die durch sie berührten Sachbereiche, zum Teil aber auch die neu auftretenden Anforderungen in der Agrarförderung hatten zur Folge, dass es für einige zentrale Teilbereiche verschiedene Datenquellen gibt, die untereinander bislang entweder kaum abgestimmt sind, sich teilweise überlagern bzw. überschneiden. Überdies kommt es in der Praxis durch die verschiedenen Erhebungen, die zeitlich oftmals gehäuft auftreten, häufig auch zu erheblichem Unmut. Es sollen daher bestehende Parallelitäten überprüft werden, ob in Verbindung mit den neuen, leistungsfähigen Informationstechnologien ungerechtfertigte Mehrfacherhebungen vermieden werden können. Im Hinblick auf angestrebte derartige Veränderungen, mit denen auch nachhaltige Kosteneinsparungen erwartet werden, sollen grundlegende Einblicke in die genannte Problematik gewonnen sowie Grundlagen für zielgerichtete Reorganisationsmaßnahmen im Bereich der Agrarstatistik vorbereitet werden.
1. Vergleichende Auswertung der Daten der Agrarstrukturerhebung 1999 und jener der im Rahmen der Agrarförderung (INVEKOS) erfassten Betriebe für das Jahr 1999 generell sowie für wichtige Strukturmerkmale:
- Untersuchung der Konsequenzen für die Aussagekraft von Agrarstrukturdaten aufgrund der unterschiedlichen Erfassung land- und forstwirtschaftlicher Betriebe unter Berücksichtigung wichtiger Strukturmerkmale (insbesondere Betriebsgröße, Erwerbsart, Betriebsform - speziell auch der Forstbetriebe)
- Darstellung und Beschreibung der Bedeutung der im INVEKOS nicht erfassten Betriebe auf Basis der politischen Bezirke unter Berücksichtigung wichtiger Strukturmerkmale (insbesondere Betriebsgröße, Erwerbsart, Betriebsform, Viehbesatz und auch der Forstbetriebe)
- Vergleichende Analyse der Angaben über Pachtflächen bezüglich ihrer Bedeutung für den Agrarstrukturwandel, die Existenzbedingungen der land- und forstwirtschaftlichen Beschäftigten und die Gewährleistung der regionalen Flächenbewirtschaftung auf der Basis der Daten der Agrarstrukturerhebung 1999, der INVEKOS-Daten sowie der Daten die über die freiwillig buchführenden Betriebe erhoben werden.
2. Evaluierung der Agrarstrukturerhebung 1999 anhand von 10 bis 15 regionaler Fallbeispiele durch Überprüfung der Angaben der Agrarstrukturerhebung 1999 auf Orts- und Gemeindeebene sowie Beurteilung der abweichenden Betriebserfassung beim INVEKOS hinsichtlich der möglichen Bedeutung für Agrarstatistik und Agrarförderung:
- Überprüfung der Daten der Agrarstrukturdaten (Agrarstrukturerhebung 1999) auf Orts- und Gemeindeebene durch ortskundige Beamte und Experten (Beamte des BMLFUW und andere Experten (etwa (frühere) Mitarbeiter des agrarstatistischen Dienstes))
- Zusammenführung und vergleichende Prüfung der Evaluierungsergebnisse auf Orts- und Gemeindeebene hinsichtlich markanter regionalstruktureller Gemeinsamkeiten bzw. Abweichungen
- Aufzeigen möglicher Auswirkungen für die regionale Land- und Forstwirtschaft (Agrarstruktur und Agrarförderung, agrarische Grundfunktionen (etwa im Sinne der Multifunktionalität)) bei Ausklammerung der im INVEKOS nicht erfassten Betriebe
3. Untersuchung der Teilbetriebsproblematik (inklusive der Almen) im Rahmen der INVEKOS-Agrarförderung und Überprüfung hinsichtlich möglicher Folgerungen für Agrarförderung und Agrarstatistik (Struktur der Teilbetriebe und ihre räumliche Verteilung, auf Ebene der politischen Bezirke).
4. Die Bestimmungen der EU-Agrarstatistik und deren absehbare Weiterentwicklung werden erfasst. Dabei sollen die Definitionsunterschiede der einzelnen EU-Staaten für Haupt- und Nebenerwerbsbetriebe, die Erfassungsuntergrenzen in den einzelnen EU-Staaten im Rahmen der Agrarstrukturerhebungen und die Größenstrukturen bei landwirtschaftlichen Betrieben, Flächen sowie Tierbeständen der Mitgliedsländer der EU erfasst, interpretiert und im Rahmen der Berichterstattung dargelegt werden.

Praxisrelevanz

Das Forschungsprojekt soll Grundlagen für eine Reorganisation der Agrarstatistik (der bestehenden Abläufe und Strukturen) liefern. Dadurch sollen Vorschläge und Ansätze zur Vereinheitlichung der Statistik, zur Verringerung der Kosten für die öffentliche Hand erarbeitet werden, wobei die Aussagekraft durch Überprüfung an einigen regionalen Beispielen möglichst erhalten bleiben soll. Erwartet werden Entscheidungsgrundlagen für mögliche Vereinfachungen und Einsparungen im Zuge der nächsten Agrarstrukturerhebungen. Ein Schwerpunkt liegt darüber hinaus in der Analyse der im Invekos nicht erfassten Betriebe.

Berichte

Abschlussbericht , 01.12.2002

Kurzfassung

Die laufende Bereitstellung von Informationen bezüglich Agrarproduktion und zu erwartender Angebotsentwicklung bei Agrarerzeugnissen mit den entsprechenden Folgerungen für die Versorgungssicherung bei pflanzlichen und tierischen Lebensmitteln bestand traditionell als eine zentrale Aufgabe der Agrarstatistik. Eine weitere wesentliche Schwerpunktaufgabe bestand ferner in der periodischen Gewinnung von Basisdaten bezüglich Bestand, Struktur und Entwicklung der land- und forstwirtschaftlichen Betriebe sowie der diesen angehörenden Wohn- und Arbeitsbevölkerung. Die Anforderungen an die entsprechenden Informationsgrundlagen waren immer sehr vielfältig, aber auch bezüglich ihrer Detailschärfe je nach Zielsetzung und Verwendungszweck äußerst verschieden. Mit dem starken Anstieg der Agrarproduktion und der Verbesserung der Versorgungslage, aber auch im Gefolge der nachhaltigen Änderungen der Agrarpolitik, insbesondere durch den EU-Beitritt haben sich die Anforderungen an die Agrarstatistik in neuerer Zeit jedoch grundlegend geändert. Andererseits werden im Gefolge der praktischen Umsetzung der EU-Agrarpolitik in Form der so genannten Mehrfachanträge zusätzliche betriebsbezogene Informationsgrundlagen gewonnen, die mit dem System der herkömmlichen Agrarstatistik nicht unmittelbar vergleichbar sind, aber wertvolle zusätzliche Informationen bieten. Aufgrund dieser Ausgangslage waren bei dem vorliegenden Projekt insbesondere folgende Fragen zu untersuchen: - die vergleichende Auswertung von Daten der Agrarstrukturerhebung 1999 und des INVEKOS-Datenpools generell sowie hinsichtlich wichtiger Strukturmerkmale insbesondere bezüglich ihrer Aussagekraft bei Berücksichtigung der Unterschiede bei der Datenerfassung - Evaluierung der Daten der Agrarstrukturerhebung anhand von regionalen Fallbeispielen (17 Gemeinden aus verschiedenen Landesteilen) durch Überprüfung der Angaben auf Orts- bzw. Gemeindeebene sowie Beurteilung der beim INVEKOS abweichenden Betriebserfassung hinsichtlich der Bedeutung für Agrarstatistik und Agrarförderung - Aufzeigen möglicher Auswirkungen bei Ausklammerung der Im INVEKOS nicht erfassten Betriebe sowie Überprüfung der Teilbetriebsproblematik hinsichtlich möglicher Folgerungen für Agrarförderung und Agrarstatistik. Nach dem Vergleich der beiden Datenquellen sowohl für Österreich insgesamt als auch für die ausgewählten Testgemeinden kommt man zu folgendem Urteil: 1. Die Zahl der Betriebe nach den INVEKOS-Daten ist zunächst aufgrund der Unterschiede bei den Erhebungskriterien notwendigerweise erheblich niedriger. Das zeigt sich zunächst darin, dass vor allem bei den Betrieben unter 2 ha LN die Erfassungsquote extrem niedrig ist (knapp 38 %); in der nächsthöheren Größenklasse 2 bis unter 5 ha ist sie mit über 80 % allerdings bereits doppelt so hoch. 2. Die Erwartungen bzw. bisherigen Erfahrungen wurden dadurch im wesentlichen bestätigt, dass in den begünstigten Produktionsgebieten mit Vorherrschen der intensiven Bodennutzung (Ackerbau und Spezialkulturen) der Erfassungsgrad beim INVEKOS vergleichsweise hoch ist - und dies auch bei Betrieben mit geringer Flächenausstattung. In den stark durch die Grünlandnutzung bestimmten Bereichen des Alpen- bzw. Berggebietes ist er zumeist deutlich niedriger. Diese Tatsache kommt in dem großen Umfang der in der INVEKOSFörderung nicht erfassten landwirtschaftlich genutzten Fläche in besonderer Weise zum Ausdruck. 3. Die Analyse der Betriebe, die im Rahmen der INVEKOS-Förderung nicht erfasst werden, wiederum zeigt, dass es sich dabei um sehr verschiedene Betriebe und nicht nur um Klein- und Kleinstbetriebe handelt, obwohl es neben den knapp 14.300 Betrieben ohne landwirtschaftlich genutzte Flächen (darunter 12.451 Betriebe nur mit Waldbesitz) mit über 33.400 die Zahl der Betriebe mit weniger als 5 ha LN relativ groß ist. Insgesamt entfallen auf diese Größenklassen 86,5 % der dabei nicht erfassten Betriebe. Die Bedeutung dieser Betriebe sollte in Verbindung mit der ländlichen Entwicklung allerdings nicht unterschätzt werden, weil damit zusätzliche Wohn- und Arbeitsbevölkerung den entsprechenden ländlichen Gebieten erhalten wird. 4. Für die Abweichungen zwischen den beiden Datenquellen sind abgesehen von den Definitionsunterschieden neben privaten bzw. familiären Gründen insbesondere noch folgende Ursachen zu nennen: die Ver- bzw. Anpachtung insbesondere von Ackerflächen oder deren Überlassung zur Bewirtschaftung; Veränderungen durch Erbgang oder auch Übersiedlung zwischen den unterschiedlichen Erhebungszeitpunkten; Mitbewirtschaftung von Betrieben bzw. Betriebsflächen von einem anderen Wohnsitz aus (beachte Definitionsunterschiede); aber auch Fehler bei der Datenerfassung und –manipulation. 5. Die regional unterschiedliche Bedeutung der Grundstückspacht wurde ebenfalls untersucht, die insbesondere in Verbindung mit dem Agrarstrukturwandel und der zahlenmäßig starken Abnahme an Betrieben in doppelter Hinsicht gegeben ist: einerseits als Maßnahme zur Verbreiterung der wirtschaftlichen Existenzbasis der verbleibenden Betriebe; andererseits aber auch im Hinblick auf die Gewährleistung einer geordneten Landbewirtschaftung. Als Gesamtresümee zu Datenbestand und Datenorganisation sei festgehalten, dass der Datenservice im Agrarbereich immer schon Anforderungen von außerhalb des unmittelbar agrarökonomischen Bereichs Rechnung zu tragen hatte, etwa in Verbindung mit der Frage der Versorgungssicherung bei Nahrungsmitteln und Rohstoffen. Durch die neu aufkommenden Fragen der Gewährleistung einer 'flächendeckenden Landbewirtschaftung' und der zunehmenden Bedeutung der Umweltfragen hat dieser Datenservice nunmehr in vermehrtem Maß auch diesen Anforderungen zu entsprechen. Die neu anfallenden Daten bieten für das diesbezügliche Monitoring auch eine gute zusätzliche Grundlage. Im Hinblick auf die angestrebten Einsparungen im Datenservice ist es dennoch fraglich, dass die INVEKOS- Daten aufgrund der a priori anderen Zielsetzungen und des nicht verpflichtenden Antragsmodus die periodisch durchgeführte Agrarstrukturerhebung als Vollerhebung in absehbarer Zeit wird ersetzen können; dies unter anderem auch deshalb nicht, weil die INVEKOS-Daten nur einen eingeschränkten Teil des diesbezüglichen Informationsbedarfs decken.

Berichtsdateien

1234_Agrarstruktur_Komplett.pdf

Autor/innen

Theodor Quendler