PoCo FLOOD: Integriertes Hochwasserrisikomanagement in Berggebieten: Bewertung sektoraler Interdependenzen, Konflikte und Optionen für Politikkoordination (PoCo FLOOD)

Projektleitung

Klaus Wagner

Forschungseinrichtung

Bundesanstalt für Agrarwirschaft und Bergbauernfragen

Projektnummer

101452

Projektlaufzeit

-

Finanzierungspartner

Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus| Universität für Bodenkultur, nstitut für Raumplanung, Umweltplanung und Bodenordnung| Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus

Allgemeine Projektinformationen

Titel, Abstract, Schlagwörter (englisch)

Titel (englisch)

Integrated Flood Risk Management in Mountain Areas: Assessing Sectoral Interdependencies, Conflicts and Options für Policy Coordination

Abstract (englisch)

The project PoCo-FLOOD investigates the issue of policy coordination, which arises from the on-going paradigmatic shift in flood policies from flood defense to integrated flood risk management (IFRM). Specifically, the project explores interdependencies, conflicts and options for policy coordination between the sectors flood protection, hydropower (energy), agriculture and spatial planning. As these sectors play a fundamental role concerning both flood hazard prevention and flood risk mitigation in mountain areas, PoCo-FLOOD investigates the challenges and opportunities of policy coordination for these particular fields of interaction in three in-depth case studies. . The part of the Federal Institute of Agricultural economics, Rural and Mountain Research concentrates on Flood Storage on Agricultural Land, on the growing need to provide agricultural areas for temporary flood storage and the possibilities/limitations of coordinated policies to provide upstream flood retention services for downstream beneficiaries.
Through the in-depth analysis of the three fields of interaction PoCo-FLOOD pursues the following objectives: (i) to improve the understanding of the sectoral interrelations, which arise from the shift towards IFRM; (ii) to broaden the knowledge and evidence base concerning the limitations and the conflicts of interest of enhancing policy coherence in IFRM, and (iii) to co-develop together with stakeholders and policy representatives options for coordinated flood policies. (extract from ÖAW Project proposal)

Projektziele

Das Projekt PoCo-FLOOD untersucht die Herausforderungen und Hemmnisse sektoraler Politikkoordination, die sich aus dem gegenwärtigen paradigmatischen Wandel in der Hochwasserpolitik vom Hochwasserschutz zum integrierten Hochwasserrisikomanagement (IFRM) ergeben. Das Projekt wird gegenseitige Abhängigkeiten, Konflikte und Optionen für die Politikkoordination zwischen den Sektoren Hochwasserschutz, Wasser-kraft (Energie), Landwirtschaft und Raumplanung analysieren. Konkrete Ziele: (i) ein besseres Verständnis über die sektoralen Zusammenhänge, die sich aus dem neuen Paradigma des Integrierten Hochwasserrisikomanagements ergeben; (ii) die Schaffung einer Wissens- und Evidenzbasis über die Möglichkeiten und Grenzen von Politikkoordination sowie die Interessenkonflikte, welche einer kohärenteren Hochwasserpolitik entgegen-stehen, (iii) gemeinsam mit Akteuren und Politikvertretern Optionen für eine sektoral koordinierte Hochwasserpolitik zu entwickeln. Das Projekt adressiert diese Ziele durch einen kombinierten Forschungsansatz, der auf interdisziplinärer Forschung und dem Engagement von Entscheidungsträgern und Interessengruppen (Transdis-ziplinarität) basiert.

Praxisrelevanz

Speziell am Beispiel der drei Sektoren Wasserrückhaltung in Quellgebieten, Landwirtschaft sowie Raumplanung wird deutlich, dass ein Hochwasserrisikomanagement nur in einer engen Zusammenarbeit funktionieren kann. Langfristige Änderungen in der Landbedeckung und der Landnutzung haben Auswirkungen auf den Wasserabfluss und den Wasserrückhalt. Neben Rückhaltebecken und Anlagen von Wasserkraftwerken sind Landwirtschaftsflächen als potentielle Ausgleichflächen von Bedeutung, um wasserabflussspitzen auszugleichen. Im Fall von Landwirtschaftsflächen sind natürlich die Auswirkungen auf die landwirtschaftliche Produktion, auf die Bodenersoion und -kontamination sowie Eingriffe in Landnutzungsrechte in der Analyse zu berücksichtigen (Klaghofer 2003, Neuwirth und Wagner 2010).

Berichte

Abschlussbericht , 31.12.2022

Kurzfassung

Die Arbeiten der Bundesanstalt für Agrarwirtschaft und Bergbauernfragen erfolgten im Rahmen des von der Österreichischen Akademie für Wissenschaften finanzierten und von der Universität für Bodenkultur koordinierten Projektes ​„Poco-FLOOD Integrated Flood Risk Management in Mountain Areas: Assessing Sectoral Interdependencies, Conflicts and Options for Policy Coordination“. Detaillierte Analysen landwirtschaftlicher Nutzungen in Hochwasserrisikogebieten ergaben, dass in Österreich rund 246.000 ha (=7,7% der in INVEKOS erfassten Landwirtschaftsflächen) innerhalb des Hochwasserrisikogebietes liegen, davon werden zB. 57.200 ha als intensives Grünland genutzt, 36.000 ha sind mit Futtermais und 25.000 ha mit Winterweichweizen bebaut. Wenn man nur das Alpenkonventionsgebiet betrachtet liegen 104.000 ha der INVEKOS-Flächen in Hochwasserrisikogebieten, die Nutzungsanteile verschieben sich entsprechend der natürlichen Gegebenheiten zu Grünland- und Feldfutternutzungen.  Die rechtlichen Rahmenbedingungen im Bereich Hochwassermanagement zeigen vielfältige verbindliche Vorgaben und Instrumente seitens des Hochwassermanagements. Seitens der Landwirtschaft sind das Landwirtschaftsgesetz und die Maßnahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik relevant, die jedoch keine spezifischen Instrumente zur Flächensicherung aufweisen. Interviews mit Beteiligten sowie Expertinnen und Experten im Fachbereich Hochwasser-Landwirtschaft verdeutlichen Konfliktpunkte zwischen den Sektoren Landwirtschaft und Hochwasserrisikomanagement. Als besonders problematisch werden dabei unterschiedliche Interessen, mangelnde Kommunikation und Koordination, Flächenverlust für die Landwirtschaft, fehlende Transparenz bei Entschädigungen, fehlender Ausgleich zwischen Ober- und Unterliegern und Aktivitäten von Widerstandsgruppen wahrgenommen. Die wichtigsten Erkenntnisse sind daher, dass das Bewusstsein um die unterschiedliche Bedeutung von Landwirtschaftsflächen für einzelne Betriebe und die generelle Ernährungssicherung im Rahmen von bestehenden Instrumenten in Wasserwirtschaft und Raumplanung zu stärken, die Kommunikation und Koordination in Hochwassermanagementprozessen zu verbessern, einen fairen Ausgleich zwischen Ober- und Unterliegern zu ermöglichen und attraktive Konditionen für die landwirtschaftlichen Grundbesitzer:innen zu schaffen, die eine nachhaltige Bewirtschaftung ermöglichen.

Berichtsdateien

2022_11_07_POCO FLOOD BAB DAFNE_DE_EN.docx

Abstract (deutsch)

Die Arbeiten der Bundesanstalt für Agrarwirtschaft und Bergbauernfragen erfolgten im Rahmen des von der Österreichischen Akademie für Wissenschaften finanzierten und von der Universität für Bodenkultur koordinierten Projektes „Poco-FLOOD Integrated Flood Risk Management in Mountain Areas: Assessing Sectoral Interdependencies, Conflicts and Options for Policy Coordination“.

Detaillierte Analysen landwirtschaftlicher Nutzungen in Hochwasserrisikogebieten ergaben, dass in Österreich rund 246.000 ha (=7,7% der in INVEKOS erfassten Landwirtschaftsflächen) innerhalb des Hochwasserrisikogebietes liegen, davon werden zB. 57.200 ha als intensives Grünland genutzt, 36.000 ha sind mit Futtermais und 25.000 ha mit Winterweichweizen bebaut. Wenn man nur das Alpenkonventionsgebiet betrachtet liegen 104.000 ha der INVEKOS-Flächen in Hochwasserrisikogebieten, die Nutzungsanteile verschieben sich entsprechend der natürlichen Gegebenheiten zu Grünland- und Feldfutternutzungen. 

Die rechtlichen Rahmenbedingungen im Bereich Hochwassermanagement zeigen vielfältige verbindliche Vorgaben und Instrumente seitens des Hochwassermanagements. Seitens der Landwirtschaft sind das Landwirtschaftsgesetz und die Maßnahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik relevant, die jedoch keine spezifischen Instrumente zur Flächensicherung aufweisen.

Interviews mit Beteiligten sowie Expertinnen und Experten im Fachbereich Hochwasser-Landwirtschaft verdeutlichen Konfliktpunkte zwischen den Sektoren Landwirtschaft und Hochwasserrisikomanagement. Als besonders problematisch werden dabei unterschiedliche Interessen, mangelnde Kommunikation und Koordination, Flächenverlust für die Landwirtschaft, fehlende Transparenz bei Entschädigungen, fehlender Ausgleich zwischen Ober- und Unterliegern und Aktivitäten von Widerstandsgruppen wahrgenommen. Die wichtigsten Erkenntnisse sind daher, dass das Bewusstsein um die unterschiedliche Bedeutung von Landwirtschaftsflächen für einzelne Betriebe und die generelle Ernährungssicherung im Rahmen von bestehenden Instrumenten in Wasserwirtschaft und Raumplanung zu stärken, die Kommunikation und Koordination in Hochwassermanagementprozessen zu verbessern, einen fairen Ausgleich zwischen Ober- und Unterliegern zu ermöglichen und attraktive Konditionen für die landwirtschaftlichen Grundbesitzer:innen zu schaffen, die eine nachhaltige Bewirtschaftung ermöglichen.

Abstract (englisch)

The work of the Federal Institute of Agricultural Economics and Mountain Farming was carried out within the framework of the project "Poco-FLOOD Integrated Flood Risk Management in Mountain Areas: Assessing Sectoral Interdependencies, Conflicts and Options for Policy Coordination", which was financed by the Austrian Academy of Sciences and coordinated by the University of Natural Resources and Applied Life Sciences.

Detailed analyses of agricultural uses in flood risk areas showed that in Austria about 246,000 ha (=7.7% of the agricultural areas recorded in INVEKOS) are located within the flood risk area, of which e.g. 57,200 ha are used as intensive grassland, 36,000 ha are cultivated with forage maize and 25,000 ha with winter soft wheat. If only the Alpine Convention area is considered, 104,000 ha of the INVEKOS areas are located in flood risk areas, the use shares shift to grassland and forage use according to the natural conditions.

The legal framework in the field of flood management shows manifold binding requirements and instruments on the part of flood management. On the part of agriculture, the Agriculture Act and the measures of the Common Agricultural Policy are relevant, but they do not show specific instruments for land protection.

Interviews with stakeholders and experts in the field of flood agriculture highlight points of conflict between the sectors of agriculture and flood risk management. Different interests, lack of communication and coordination, loss of land for agriculture, lack of transparency in compensation, lack of balance between upstream and downstream stakeholders and activities of resistance groups are perceived as particularly problematic. The most important findings are therefore to raise awareness about the different importance of agricultural land for individual farms and general food security within the framework of existing instruments in water management and spatial planning, to improve communication and coordination in flood management processes, to enable fair compensation between upstream and downstream riparians, and to create attractive conditions for agricultural landowners that enable sustainable management.

Autor/innen

Wagner, K. Grüneis, H., Niedermayr, J., Schroll, K.