Ferkel

© Quelle: BMLRT, Fotograf:Alexander Haiden

Optizucht Sau Ferkel: Entwicklung, Erfassung, Validierung und züchterische Optimierung ausgewählter funktionaler Merkmale bei Muttersauen und Ferkel in Österreich

Projektleitung

Christina Pfeiffer

Forschungseinrichtung

Universität für Bodenkultur Wien

Projektnummer

101165

Projektlaufzeit

-

Finanzierungspartner

Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft| Verband österreichischer Schweinebauern| Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus| Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus

Allgemeine Projektinformationen

Abstract (deutsch)

Die übergeordneten Ziele des Forschungsprojektes sind die Beschreibung und Definition von maternalen Eigenschaften der österreichischen Zuchtsauen durch die ZüchterInnen, die Beurteilung und Veränderung der Bewegungsfähigkeit sowie des Exterieurs der Sauen zum Zeitpunkt der Selektion und nach dem Absetzen des ersten Wurfes, die Erhebung der Ferkelvitalität, die Schätzung genetischer Parameter betreffend Ferkelvitalität, die Erstellung eines Vitalitätsindexes, der langfristig in den Gesamtzuchtwert implementiert werden soll, die Durchführung von Zuchtplanungsrechnungen für die Mutterlinien, sowie die Genotypisierung der Zuchtsauen, damit langfristig genomisch optimierte Zuchtwerte, mit erhöhten Sicherheiten, geschätzt werden können.

Schlagwörter (deutsch)

Schweinezucht, Ferkelvitalität, Muttereigenschaften, Zuchtplanung, Verhalten

Titel, Abstract, Schlagwörter (englisch)

Titel (englisch)

Development, recording, validation and optimization of long-term genetic progress of selected functional traits of sows and piglets of Austria

Abstract (englisch)

Due to various changes in the Austrian pig breeding industry, comprising housing restrictions, ethical demands of consumers, political concerns and global market changes, the Austrian pig breeders have to revise their breeding goals concerning functional traits. The aims of the project are to define maternal abilities by breeders and to implement the defined parameters into routine recording. The ability of movement and the conformation of sows will be scored twice to verify the best time to score animals. Furthermore, the vitality of piglets will be considered. Therefore, a vitality index will be set up, including different information of piglets (weight, heterogeneity of litters, etc.). This index should be implemented into routine genetic evaluation to improve piglet survival and piglet welfare. Genetic parameters will be estimated. In order to understand the economic impact of the new trait(s),calculations concerning the breeding programs using Z-Plan will be done. In this project functional traits are of interest. However, the conventional way to estimate breeding values is not sufficient enough to increase genetic gain. Therefore, sows will be genotyped to optimize genetic evaluation and to improve reliabilities of estimated breeding values. To get reliable results, at least data of 1050 Large White and Landrace sows will be recorded. The information of around 30.240 piglets will be included in the analyzes.
All the results (definition and recording of maternal abilities, genetic parameters, genomic information, etc. ) will be included into routine genetic evaluation to genetically optimize the Austrian pig population, to increase animal welfare and to meet farmers economic demands.

Projektziele

Arbeitspaket 1 (AP1): Phänotypische Erfassung direkter maternaler Verhaltensparameter
1. Durch gemeinsames Erarbeiten von ZüchterInnen, Zuchtwarten, Mitglieder von Zuchtverbänden sowie WissenschaftlerInnen sollen geeignete Merkmale, die mütterliches Verhalten beschreiben, definiert werden. Dazu sollen Workshops und anschließend Schulungen und Beobachterabgleiche für beteiligte Personen veranstaltet werden.
2. Ziel ist die Findung und Validierung von direkten maternalen Merkmalen rund um die Geburt, die eine Vorhersage über gutes maternales Verhalten ermöglichen (z.B. Abliegeverhalten, Nestbauverhalten, Handlingmerkmale).
3. Diese Merkmale sollen in Zukunft einfach und valide unter Praxisbedingungen vom Landwirt/In selbst erfasst werden können.
4. Der Einfluss der erfassten direkten maternalen Merkmale auf die Ferkelüberlebensraten wird überprüft. Dazu ist die detaillierte Erfassung von Ferkelverlusten notwendig. Bei ausreichender Datengrundlage können für dieses Merkmal genetische Parameter geschätzt werden und auf lange Sicht kann dieses Merkmal auch züchterisch bearbeitet werden.
Arbeitspaket 2 (AP2): Beurteilung der Bewegungsfähigkeit der Muttersau
1. Die Erstellung eines Beurteilungsschemas bezüglich Exterieur - Bewegungsfähigkeit - Lahmheit der Muttersau.
2. Die Überprüfung der Beurteilung des Exterieurs bzw. Bewegungsfähigkeit am 180. Lebenstag der Jungsau (Zeitpunkt der Selektion) mit einem späteren definierten Zeitpunkt (nach dem Absetzen des ersten Wurfes (rund 330 Tage)).
3. Der Einfluss der Exterieur - Bewegungsfähigkeit - Lahmheit auf die Ferkelverluste durch Erdrücken wird überprüft. Bei ausreichender Datengrundlage können für dieses Merkmal genetische Parameter geschätzt werden und auf lange Sicht kann dieses Merkmal auch züchterisch bearbeitet werden
Arbeitspaket 3 (AP3): Ferkel- und Wurfbonitur
1. Erhebung von Einzelferkelgewichten bei der Geburt und beim Absetzen, Ferkel unter 1 kg Geburtsgewicht, gesamtes Wurfgewicht bei Geburt und Absetzen; Anzahl gesamt geborener Ferkel, Anzahl lebend geborener Ferkel, Anzahl tot geborener Ferkel, Anzahl mumifizierte Ferkel, Ferkelverluste durch erdrücken, verhungern, sonstiges. Die Einzelferkelwiegung wird ein Jahr durchgeführt.
2. Schätzung von Heritabilitäten, phänotypischen und genetischen Korrelationen der in Punkt 1 genannten Merkmale sowie für die Streuung der Geburtsgewichte.
3. Schätzung von phänotypischen und genetischen Korrelationen zu anderen bereits bestehenden Merkmalen im Gesamtzuchtwert von Mutterlinien.
4. Vereinfachte Wurfbonitur durch den/die Landwirt/In im Hinblick auf folgende Parameter: Wurfausgeglichenheit, Schätzung Anzahl Ferkel unter 1 kg, Schätzung gesamtes Wurfgewicht bei Geburt und beim Absetzen, Ferkelvitalität. Die Wurfbonitierung durch die ZüchterInnen soll zwei Jahre durchgeführt werden.
5. Schätzung von Heritabilitäten, phänotypischen sowie genetischen Korrelationen der Merkmale in Punkt 4.
6. Überprüfung der Übereinstimmung der genetischen Parameter von Punkt 2 und Punkt 4.
7. Bei entsprechend positivem Ausgang von 2 bis 6, Implementierung neuer Merkmale in die Zuchtwertschätzung bzw. eines neuen Merkmales bzgl. Ferkelvitalität (Ferkelvitalitätsindex) in den Gesamtzuchtwert.
8. Vorarbeiten für die Einführung einer routinemäßigen Feldleistungsprüfung zur Erhebung der Ferkelvitalität anhand der Ergebnisse aus Punkt 2 bis 6.
Arbeitspaket 4 (AP4): Zuchtplanung der Reinzuchtlinien Edelschwein und Landrasse
1. Erstmalige Durchführung von Zuchtplanungsrechnungen für die Mutterrassen Edelschwein und Landrasse.
2. Anpassung der Computersoftware ZPLAN.
3. Evaluierung verschiedener Szenarien bezüglich eines erweiterten Zuchtziels (Auswirkung der Einführung neuer Merkmale (aus AP3) auf den Gesamtzuchtwert).
Arbeitspaket 5 (AP): Genotypisierung der Sauen
1. Ziel der Genotypisierung ist die Identifizierung von Genen, die an der Ausprägung von direkten und indirekten maternalen Fähigkeiten, die die Überlebensfähigkeit der Ferkel beeinflussen, beteiligt sind.
2. Ein weiteres projektübergreifendes Ziel der Genotypisierung der Sauen ist die Bereitstellung von genomischer Information für die Erweiterung der Kalibrierungsstichprobe. Zudem kann anhand der genomischen Information ein wesentlicher Beitrag zur Weiterentwicklung der genomischen Selektion sowie der genomisch optimierten Zuchtwertschätzung getätigt werden.

Praxisrelevanz

Landwirtschaft - Gesellschaftliche Verantwortung und Positionierung der österreichischen Schweinezucht:
Zuchtziele mussten sich immer schon gesellschaftlichen Entwicklungen anpassen. Stand früher die große Nachfrage an tierischen Produkten im Vordergrund, so wird in letzter Zeit verstärkt die Berücksichtigung ethischer Aspekte von der Gesellschaft eingefordert. Die Verbraucher verlangen zunehmend die Verbesserung der Lebensmittelsicherheit und Lebensmittelqualität. Dafür sind gesunde und vitale Tiere die Basis. Die Umsetzung dieser gesellschaftlichen Forderungen bedeutet nicht nur eine nationale Positionierung der österreichischen Schweinezucht gegenüber Konsument/Innen, sondern es werden auch Zuchttiere erzeugt, die unter zukünftigen Produktionsbedingungen (beeinflusst durch z.B. Konsumentensensibilität; Tierschutzgesetze; Veränderungen von Haltungssystemen; Tierschutzlabel) international wettbewerbsfähiger sein werden.
Forstwirtschaft/Wasserwirtschaft/Umwelt: -
Tierschutz und Ethik:
In den letzten Jahren sind immer wieder Tierschutzthemen insbesondere in Zusammenhang mit den Haltungsbedingungen (z.B. Kastenstand, Einstreu, Beschäftigungsmaterial) diskutiert worden. Seit nicht allzu langer Zeit wird vor allem aber ‚der Tierzucht‘ immer mehr Aufmerksamkeit im Zusammenhang mit Tierschutzthemen (z.B. „Wegzüchtung“ von Normalverhalten, kurze Nutzungsdauer, überzogene Leistungsniveaus, gesundheitliche Probleme) geschenkt. Die Stichworte reichen dabei von ‚Zielkonflikten in der Tierzucht‘ bis hin zu ‚Qualzucht bei Nutztieren‘. Durch eine Überarbeitung der Zuchtziele und die gezielte Einführung von Merkmalen, die die Fitness und die damit in Zusammenhang stehende Tiergesundheit und das Tierwohl fördern, kann seitens der Zucht ein großer Beitrag zum Tierschutz geleistet werden.

Berichte

Abschlussbericht , 30.06.2020

Kurzfassung

Im Rahmen von OptiZucht wurden in einem partizipativen Ansatz neue potentielle Fitnessmerkmale gemeinsam mit den Züchterinnen und Züchtern definiert. Als indirektes Merkmal für das Nestbauverhalten der Sauen wurde der Zustand eines vor der Geburt am Kastenstand befestigten Jutesacks erhoben. Wie Beobachtungen von Hausschweinen in (semi)natürlicher Umgebung zeigen, wurde das Nestbauverhalten vor der Geburt durch die Domestikation nicht stark verändert. Allerdings kann die Sau ihrem natürlichen Bedürfnis nach Ausleben dieses Verhaltens nur dann folgen, wenn es die Umweltbedingungen erlauben, vor allem wenn ausreichend adäquates Nestbaumaterial zur Verfügung steht. Studien zeigten, dass Sauen, die vor der Geburt mehr Nestbauverhalten zeigten, insgesamt fürsorglicheres mütterliches Verhalten aufwiesen und damit auch die Ferkelsterblichkeit niedriger war. Um den Sauen in strohlosen Haltungssystemen im Kastenstand das Ausüben von Nestbauverhalten vor der Geburt zu ermöglichen, wurde im Kopfbereich der Sau ein Jutesack angebracht. Der Grad der Zerstörung durch die Benutzung dieses Jutesacks wurde anhand eines Scores von ein bis vier beurteilt, um Rückschlüsse auf das Nestbauverhalten ziehen zu können (Details siehe erster und zweiter Zwischenbericht). Auf zwei Betrieben wurde mittels Videoaufzeichnungen das vorgeburtliche Verhalten der Sauen aufgezeichnet und anschließend in Bezug auf Nestbauverhalten analysiert. Dafür wurden folgende, dem Nestbau zuzuordnende Verhaltensweisen beobachtet und statistisch ausgewertet (Dauer in Minuten): Wühlen, Beißen, Scharren. Gerichtet waren diese Verhaltensweisen jeweils gegen den Jutesack, aber auch gegen die Buchteneinrichtung. Die Auswertung erfolgte in drei Teilen: zunächst wurden die Verhaltensweisen deskriptiv ausgewertet. Im zweiten Teil wurde mittels Hauptkomponenten und Clusteranalyse eine Charakterisierung des Sauentyps vorgenommen und in einem dritten Schritt wurde anhand gemischter linearer Modelle untersucht, welche Effekte Einfluss auf die Dauer der gezeigten Verhaltensweisen sowie auf den Jutesackscore haben. Die Jutesäcke wurden von den Sauen im Kastenstand bearbeitet. Die insgesamt gezeigten Verhaltensweisen, welche dem Nestbau zugeordnet werden können, zeigten eine große Variabilität zwischen den Sauen. Bei nahezu allen Sauen konnten zwei vorgeburtliche Verhaltenspeaks beobachtet werden, während derer Sauen den Jutesack bzw. die Buchteneinrichtung verstärkt bearbeiteten. Es konnten auch moderate Zusammenhänge zwischen Jutesackscore und Verhaltensweisen gefunden werden. Die Jutesackscores unterschieden sich allerdings kaum zwischen den sechs Verhaltensweisen (Wühlen, Beißen Scharren von Jutesack bzw. Bucht), was der geringen Variabilität der Jutesackscores zuzuschreiben war.

Berichtsdateien

Endbericht_OptiZucht_Ueberarbeitung.pdf

Autor/innen

Pfeiffer C. und Schodl K.