OptiFertilisation: Klimaoptimierte Pflanzenernährung - Erhöhte Stickstoff- und Kohlenstoffnutzungseffizienz zur Reduktion des CO2-Fußabdrucks in der Landwirtschaft

Projektleitung

Stefan Geyer

Forschungseinrichtung

Höhere Bundeslehr- und Forschungsanstalt Francisco Josephinum

Projektnummer

102069

Projektlaufzeit

-

Finanzierungspartner

Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft 

Allgemeine Projektinformationen

Abstract (deutsch)

Mit der Farm-to-Fork-Strategie, einem zentralen Element des europäischen Green Deals, strebt die Europäische Kommission gesunde und nachhaltige Lebensmittel für Europa an (Europäischer Rat, 2023). Dabei soll der ökologische Fußabdruck des Lebensmittelsystems unteranderem durch die Reduktion von Nährstoffverlusten um mindestens 50 % und der Gesamtdüngermenge um 20 %, ohne Beeinträchtigung der Bodenfruchtbarkeit bis 2030 verringert werden. Hintergrund dabei ist, dass laut Bericht des Weltklimarats (IPCC) etwa ein Drittel der weltweiten Treibhausgasemissionen aus dem Agrar- und Lebensmittelsektor stammen. Diese Bestrebungen werden weiters durch die EU-Bodenstrategie unterstützt, die klare Bodengesundheitsziele und Indikatoren vorgibt, die von den Mitgliedstaaten eingehalten werden müssen. Dabei gibt es jedoch Interessenskonflikte, welche insbesondere im Rahmen des "Carbon Farming" zu Ausdruck kommen. So würde das "4-Promille-Ziel" erhebliche Kohlenstoffinput-Steigerungen von etwa +51-93 % erfordern (RIGGERS ET AL., 2021), was wiederum einen Zuwachs von etwa +75 % Stickstoffdünger bedeutet (VAN GROENINGEN ET AL., 2017). Weiters stoßen Betriebe mit bereits hohen Humuswerten in ihren Böden auf natürliche Grenzen, was zu Ungerechtigkeiten innerhalb der Landwirtschaft führt (SCHLESINGER UND AMUNDSON, 2019).

Das Hauptziel dieses Projekts ist die umfassende Erfassung der Kohlenstoff- und Stickstoffdynamik im Boden und in Pflanzen über die Fruchtfolge hinweg, um eine nachhaltige Pflanzenernährung zu gewährleisten und die genannten Ziele zu erreichen. Unter österreichischen Bedingungen sind Feldversuche geplant, die mithilfe modernster Infrastruktur sowohl das Pflanzenwachstum als auch potenzielle Verluste (u.a. Lachgas und Nitrat) erfassen und hochwertige Datensätze liefern. Diese Daten bilden die Basis für Modelle, die die C- und N-Dynamik mithilfe von Fernerkundungsdaten und anderen spezifischen Informationen (z. B. Betriebsmanagementdaten, Wetterdaten, Bodenbeschaffenheit, Daten unterschiedlicher Sensortechnologien) weitgehend automatisiert darstellen. Das Endziel sind standortspezifische, effiziente Düngemodelle, die technologieunterstützt nahtlos in betriebliche Prozesse integriert werden können und so eine klimaoptimierte Düngung ermöglichen. Über TerraZo sollen somit maßgeschneiderte einzelschlagbezogende Düngekonzepte zur Verfügung gestellt werden. 

Schlagwörter (deutsch)

Klimaangepasste Landwirtschaft, Treibhausgasemissionen, nachhaltige Pflanzenproduktion, Stickstoffnutzungseffizenz, Digitalisierung in der Landwirtschaft, Teilflächenspezifische Bewirtschaftung

Titel, Abstract, Schlagwörter (englisch)

Titel (englisch)

Climate-Optimized Plant Nutrition - Enhanced Nitrogen and Carbon Utilization Efficiency to Reduce the CO2 Footprint in Agriculture

Abstract (englisch)

With the Farm-to-Fork Strategy, a central element of the European Green Deal, the European Commission aims for healthy and sustainable food for Europe (European Council, 2023). The ecological footprint of the food system is intended to be reduced by at least 50 % in nutrient losses and by 20 % in total fertilizer use by 2030, without compromising soil fertility. The background is that, according to the report of the Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC), about one-third of global greenhouse gas emissions come from the agricultural and food sectors. These efforts are further supported by the EU Soil Strategy, which sets clear soil health goals and indicators that member states must adhere to. However, there are conflicts of interest, particularly evident in the context of "Carbon Farming". The "4 per 1000" initiative would require significant carbon input increases of approximately +51-93 % (RIGGERS ET AL., 2021), which in turn means an increase of about +75 % in nitrogen fertilizers (VAN GROENINGEN ET AL., 2017). Furthermore, farms with already high levels of organic matter in their soils face natural limits, leading to injustices within agriculture (SCHLESINGER AND AMUNDSON, 2019).

The main objective of this project is the comprehensive monitoring of carbon and nitrogen dynamics in soil and plants across crop rotations to ensure sustainable plant nutrition and achieve the mentioned goals. Field trials are planned under Austrian conditions, utilizing state-of-the-art infrastructure to capture both plant growth and potential losses (including nitrous oxide and nitrate), providing high-quality datasets. These data serve as the basis for models that largely automate the representation of C and N dynamics using remote sensing data and other specific information (such as farm management data, weather data, soil characteristics, data from various sensor technologies). The ultimate goal is site-specific, efficient fertilization models that can seamlessly integrate into operational processes with technological support, enabling climate-optimized fertilization. Through TerraZo, tailored field-specific fertilization concepts are intended to be provided.


Schlagwörter (englisch)

Greenhouse Gas Emissions, Climate smart agriculture, Sustainable Plant Production, Nitrogen Use Efficiency, Digitalization in Agriculture, Site-Specific Farming

Projektziele

Das Ziel dieses Projekts ist die umfassende Erfassung der Nährstoffkreisläufe, insbesondere der Kohlenstoff- und Stickstoffdynamik im Boden und der Pflanzen, um Onlinetools weiterzuentwickeln die Hilfestellung bei einem standortangepassten einzelbetrieblichen Nährstoffmanagement leisten. Entscheidend dabei ist die Betrachtung über die gesamte Fruchtfolge, inklusive Zwischenfrucht und Ernterückstandsmanagement, um zu einer Verbesserung der Kohlenstoffeffizienz und einer Verringerung der Stickstoffverluste beitragen zu können. Dadurch soll geholfen werden, die Ziele des europäischen Green Deals zu erreichen und somit die Landwirtschaft in Richtung Ressourceneffizienz, Erhöhung der Bodenfruchtbarkeit und Verminderung der Treibhausgasemissionen weiter zu entwickeln. 

Die spezifischen Ziele des Projekts sind:

  1. Datensätze zur Entwicklung und Evaluierung von Modellen zur C-/N-Dynamik im Boden und Pflanze, die auf Basis von Fernerkundungsdaten und möglicher weiterer verfügbaren elektronischen Datenquellen (Bodendaten, Wetterdaten, betriebsspezifische Daten, Daten unterschiedlicher Sensortechnologien usw.) standortspezifische, klimaoptimierte Düngestrategien liefern.
  2. Erfassung und Beurteilung des Einflusses von organischen Düngemitteln auf die Kohlenstoff- und Stickstoffdynamik und deren Potenzial für Treibhausgasemissionen. Organische Düngemittel wie zum Beispiel Rindermist oder Schweinegülle werden durch ihre natürliche Nährstoffzusammensetzung (hoher Wassergehalt, hoher Kohlenstoffgehalt) im Vergleich zu mineralischen Düngemitteln in deutlich höheren Aufwandsmengen pro Flächeneinheit ausgebracht. Wirtschaftsdünger unterliegen in ihrer Nährstoffzusammensetzung aufgrund von unterschiedlichen Wettereinflüssen teils erheblichen jährlichen Schwankungen. Durch den hohen Anteil an organisch gebundenen Stickstoff, der erst durch mikrobiologische Umwandlungsprozesse pflanzenverfügbar wird, haben organische Düngemittel einen maßgeblichen Einfluss auf das Pflanzenwachstum, der aktuell nur schwer vorhersagbar bzw. kalkulierbar ist. Das Projekt soll Potenziale zur Verbesserung dieser Problematik aufzeigen und aktuell verfügbare Möglichkeiten (z.B.: NIRS-Sensorik zur Bewertung der TM in Gülle) testen. 
  3. Erstellung kombinierter ökologischer- (Treibhausgas) und agronomischer (Ertrag) Stickstoffdünger-Reaktionskurven, um Optima für eine nachhaltige Pflanzenproduktion zu identifizieren. Dabei wird ein Fokus auf die Überprüfung aktueller N2O-Emissionsfaktoren gelegt. Es soll weiterführend eine Bewertung von pflanzenbaulichen Maßnahmen die zur Verbesserung der Bodengesundheit und zur Erhöhung des organischen Kohlenstoffs im Boden führen, anhand der verbundenen N2O-Emissionen durchgeführt werden.
  4. Daten die in Folge des Projekts erhoben werden, sollen für nachfolgende verfahrenstechnische und arbeitswirtschaftliche Bewertungen zur Verfügung stehen. 

Praxisrelevanz

  1. Mittels Digitalisierung zur innovativen Düngung: Das Projekt verfolgt die Ziele des Green Deals und des GAP-Strategieplans, die Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit landwirtschaftlicher Betriebe zu verbessern, gleichzeitig aber auch den Umweltzustand zu schützen und den Klimawandel entgegenzuwirken. Durch die Kombination von Innovationen in der Düngung und Digitalisierung wird standortangepasste Pflanzenernährung vorangetrieben, um Treibhausgasemissionen zu optimieren und die Produktion nachhaltiger zu gestalten.
  2. Grundwasserschutz und Reduzierung von Nährstoffverlusten: Besonders relevant ist das Projekt für landwirtschaftliche Betriebe in Ackerbauregionen. Es liefert belastbare Ergebnisse zur standortspezifischen Düngung, um Nährstoffverluste zu vermeiden und somit das Risiko einer Nitratauswaschung zu minimieren. Somit wird langfristig die Belastung des Grundwassers durch landwirtschaftliche Nährstoffverlagerung verringern.
  3. Reduzierung des CO2-Fußabdrucks der Landwirtschaft:
    Das Projekt wird umfangreiche Datensätze mit hoher zeitlicher Auflösung generieren, die es ermöglichen, die Einflussfaktoren der N2O-Emissionen in Reaktion auf landwirtschaftliche Praktiken einzuschränken. Diese Daten sind von hoher Relevanz im aktuellen internationalen Diskurs zur Umsetzung von Strategien zur Minderung des Klimawandels (z.B. Van Groenigen et al. 2017; Guenet et al., 2021) und insbesondere bei der Umsetzung des Green Deals in der Landwirtschaft (z.B. Blake 2020; Moschitz et al., 2021). Verbesserte Emissionsfaktoren können erhebliche Auswirkungen auf nationale Treibhausgasinventare haben. Zum Beispiel wurden die Standard-Tier-1-N2O-Emissionsfaktoren für Deutschland kürzlich von 1 % auf 0,62 % korrigiert (Mathivanan et al. 2021). Daher sind nationale Datensätze von hoher Relevanz, wenn man die zunehmenden sektoralen und einzelbetrieblichen Dokumentations- und Berichtsanforderungen ihrer jeweiligen Treibhausgasbilanzen betrachtet. Genauere Emissionsfaktoren können dann dazu verwendet werden, Lebenszyklus-Bewertungsmodelle zu verbessern, die Treibhausgasemissionen entlang der Lebensmittelproduktionskette berücksichtigen (z.B. Whittaker et al. 2013). Landwirtschaftliche Betriebe werden in Zukunft verstärkt auch durch Emissionsreduktionsziele im Rahmen von SCOPE 3 von großen Verarbeitern landwirtschaftlicher Produkte betroffen sein. Die Produktion muss folgend möglichst treibhausgasoptimiert durchzuführt werden um internationalen Standards zu entsprechen. Das Projekt generiert, relevante Daten und testet Sensorik unter Praxisbedingungen. Dies ermöglicht eine realistische Abschätzung des Nutzens von innovativen Düngungsmethoden bzw. pflanzenbaulicher Maßnahmen und kann somit mittels technologischer Unterstützung betriebliche Abläufe optimieren.

Insgesamt leistet das Projekt einen bedeutenden Beitrag zur Entwicklung nachhaltiger landwirtschaftlicher Praktiken und bietet praxisnahe Lösungen für die Herausforderungen, denen landwirtschaftliche Betriebe gegenüberstehen.