Auf dem Bild ist ein Ackerbohnenbestand zu sehen. Im Vordergrund PNYDV infizierte, gestauchte und chlorotische Pflanzen. Im Hintergrund grüne Ackerbohnenpflanzen mit normalem Habitus.

© Foto: Sabine Grausgruber-Gröger, AGES

NANOVIR: Epidemiologie von Pea necrotic yelow dwarf virus (PNYDV) und Bekämpfungsstrategien von Blattläusen als Nanovirenvektoren im biologischen Ackerbohnenanbau

Projektleitung

Sabine Grausgruber-Gröger

Forschungseinrichtung

Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit

Projektnummer

101266

Projektlaufzeit

-

Finanzierungspartner

Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft| Amt der Burgenländischen Landesregierung| Amt der Niederösterreichischen Landesregierung| Amt der Oberösterreichischen Landesregierung| Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus| Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus

Allgemeine Projektinformationen

Abstract (deutsch)

Nanoviren, insbesondere das Pea necrotic yellow dwarf virus (PNYDV), sind in Mitteleuropa erst seit 2009 bekannt, und viele Informationen bezüglich der Epidemiologie fehlen. Von Nanovirenarten in wärmeren Gebieten weiß man, dass sie in Abständen von einigen Jahren epidemisch auftreten, und besonders bei frühen Infektionen Totalausfälle in Leguminosen verursachen können. In den letzten Jahren, und besonders 2016 hat sich in Österreich und Deutschland gezeigt, dass das PNYDV in Grünerbsen und in Ackerbohnen auch Totalausfälle verursachen kann. Ziel des Projektes ist es, möglichst umfangreiche epidemiologische Daten über PNYDV zu erarbeiten. Dafür sind im vorliegenden Projekt an zwei Versuchsstandorten Provokationsversuche und Untersuchungen von Pflanzen und Blattläusen über drei Jahre geplant. Die Standorte befinden sich im Marchfeld, im Hauptanbaugebiet für Grünerbsen und dem ersten Fundgebiet von PNYDV in Österreich, und in Grabenegg im Bezirk Melk, im nordalpinen Klimabereich. Die Versuche sollen die Möglichkeit bieten folgende Fragen zur Epidemiologie des PNYDV zu klären:
• Welche Leguminosenarten sind Wirtspflanzen für PNYDV?
• Welche Leguminosenarten sind keine Wirtspflanzen für PNYDV, und können in Zwischenfrüchten empfohlen werden?
• Gibt es Beikräuter, die Wirtspflanzen für PNYDV sind?
• Welche Lausarten sind auf welchen Leguminosen vorrangig zu finden?
• Welche Blattlausarten außer den bekannten, sind Vektoren für den Virus?
• Wie bauen sich infizierte Vektorpopulationen in der Vegetationsperiode auf?
• Wie/wo überwintert der Virus?
• Gibt es unterschiedliche Isolate von PNYDV, bzw. andere vorkommende Nanovirenarten?

Ein weiteres Ziel des Projektes ist es, in Kooperation mit der Firma biohelp, in einem Kleinparzellenversuch und in einem großflächigen Praxisversuch Bekämpfungsstrategien gegen Blattläuse als Nanovirenvektoren zu testen, um Spritzmittelstrategien für den biologischen Ackerbohnenanbau zu entwickeln, und Empfehlungen für die Praxis erarbeiten zu können.
Um zu überprüfen, ob in Mischkulturen ein niedrigerer Blattlausdruck herrscht, wird in Zusammenarbeit mit der LK NÖ ein Ackerbohnenbestand und eine Ackerbohne/Hafer Mischkulturvariante betreffend Blattlausdruck untersucht. Die Ergebnisse sollen eine Datengrundlage schaffen, um Biolandwirten eventuell einen Mischkulturanbau zur Reduzierung des Blattlausdruckes in der Ackerbohne empfehlen zu können.

Schlagwörter (deutsch)

Leguminosen, Biologischer Pflanzenbau, Nanoviren, Vektoren, Blattläuse, Epidemiologie, Zwischenfrüchte, Gründüngungen, Ackerbohne, Grünerbse,

Titel, Abstract, Schlagwörter (englisch)

Titel (englisch)

Epidemiology of Pea necrotic yellow dwarf virus (PNYDV) and possibilities for aphid control in organic faba beans

Abstract (englisch)

Pea necrotic yellow dwarf virus (PNYDV) was identified and described for the first time in green peas in Germany in 2009, and was first detected 2010 in Austria in green peas and faba beans. In 2016 also lentil and vetch were described for the first time as natural hosts in Austria and Germany. In many faba bean and pea crops, PNYDV infections caused significant yield losses in 2016. Up to 2009, Nanoviruses were only known in warmer regions of the world causing problems in legume crops. The name Nanovirus refers to the small size of the virions and the dwarfing, this virus is causing in their hosts. In our regions, PNYDV is known only for a few years, therefore, little information is available concerning the epidemiology of the virus. Aim of the first workpackage is to develop and collect epidemiological data using a field trial (3 years, 2 locations) containing legume species, important as main and catch crops. Investigations of aphids and plants in these trials should help to answer the following questions:
• Which legume species are host plants for PNYDV?
• Which legume species are no host plants for PNYDV, and can be recommended as catch crops?
• Are there weed species which act as host plants for PNYDV?
• Which aphid species feed on which legume species?
• Are there other aphid species than the known ones which act as vectors for PNYDV?
• Where does the virus overwinter?
• Can different PNYDV isolates or other Nanovirus species be found?
Results from the first workpackage enable to recommend different legume species to be used as catch crops, and to provide information for a pest alert system which aphid species should be watched for. Epidemiological data can also be used to generate prediction models for the development of PNYDV infection.
Nanoviruses are transmitted by aphids, and the only possibility to reduce infections is to control aphids. Therefore, in the second workpackage different aphid control strategies in organic faba beans will be tested. Trials are done in cooperation with the company “biohelp” and a practical farmer, using field trials with small plots and a practical trial with big plots (3 to 4 ha) to test different applications of insecticides. In cooperation with LK NÖ the influence of intercropping field beans with oat on the occurrence of aphids will be tested. The aim is to develop recommendations for aphid control when growing organic field beans.

Projektziele

Nanoviren, insbesondere das Pea necrotic dwarf virus (PNYDV), sind in unseren Breiten erst seit relativ kurzer Zeit bekannt, es gibt kaum wissenschaftliche Literatur dazu und viele Informationen bezüglich der Epidemiologie fehlen. Von Nanovirenarten, die in wärmeren Gebieten auftreten ist bekannt, dass sie in Abständen von einigen Jahren epidemisch auftreten, und besonders bei frühen Infektionen Totalausfälle in Leguminosenbeständen verursachen können. Dass das PNYDV in Grünerbsen und in Ackerbohnen auch bei uns Totalausfälle verursachen kann, hat sich in den letzten Jahren gezeigt. Ziel des Projektes ist es deshalb, möglichst umfangreiches Datenmaterial zu sammeln, um mehr über die Epidemiologie des PNYDV aussagen zu können, und außerdem Bekkämpfungsstrategien gegen Blattläuse im biologischen Ackerbohnenanbau zu entwickeln.
Am Julius Kühn-Institut (JKI) in Braunschweig wurden im Glashaus künstliche Infektionsversuche mit PNYDV und der Grünen Erbsenblattlaus als Vektor an unterschiedlichen Leguminosenarten durchgeführt (H. Ziebell, persönliche Mitteilung), die Ergebnisse aus diesen Versuchen wurden bisher nicht publiziert. Die Ergebnisse aus den Versuchen des JKI und aus den Monitorings in Deutschland und Österreich der letzten Jahre sind die einzigen zurzeit verfügbaren Daten, die Auskunft darüber geben, welche Leguminosenarten Wirtspflanzen für PNYDV sind und welche nicht. Da die Versuche am JKI mit der Grünen Erbsenblattlaus durchgeführt wurden, aber nicht davon ausgegangen werden kann, dass diese Blattlausart auch der optimale Vektor für alle Leguminosenarten ist, müssen die Ergebnisse vom JKI in der Praxis überprüft werden. Für Gelbklee (Medicago lupolina), Hornklee (Lotus corniculatus), Alexandrinerklee (Trifolium alexandrinum), Schwedenklee (Trifolium hybridum), Wundklee (Anthyllis vulneraria) und Seradella (Ornithopus sativus) gibt es beispielsweise noch keine Daten, ob sie anfällig für PNYDV sind oder nicht. Da viele Leguminosenarten in Begrünungen und Zwischenfrüchten Verwendung finden, können diese, wenn sie anfällig für PNYDV sind, und winterhart oder mehrjährig sind, bzw. in warmen Wintern nicht ausfrieren, das Virenreservoir für die Infektionen am Beginn der nächsten Vegetationsperiode sein. Um Leguminosenarten für Begrünungen empfehlen zu können ist es also notwendig zu wissen, ob sie Wirtspflanzen für PNYDV sind. Zurzeit gelten die Grüne Erbsenblattlaus (Acyrthosiphon pisum), die Schwarze Bohnenlaus (Aphis fabae) und eventuell die Grüne Pfirsichblattlaus (Myzus persicae) als Vektoren für PNYDV. Ob noch andere Blattlausarten in Frage kommen und welche Rolle diese spielen ist eine weitere wichtige Frage, die geklärt werden soll.
Die im vorliegenden Projekt geplanten Provokationsversuche sollen die Möglichkeit bieten folgende Fragen zur Epidemiologie des PNYDV zu klären:
• Welche Leguminosenarten sind Wirtspflanzen für PNYDV?
• Welche Leguminosenarten sind keine Wirtspflanzen für PNYDV, und können in Zwischenfrüchten empfohlen werden?
• Gibt es Beikräuter, die Wirtspflanzen für PNYDV sind?
• Welche Lausarten sind auf welchen Leguminosen vorrangig zu finden?
• Welche Blattlausarten außer den bekannten, sind Vektoren für den Virus?
• Wie bauen sich infizierte Vektorpopulationen in der Vegetationsperiode auf, sind witterungsbedingte Abhängigkeiten feststellbar?
• Wie/wo überwintert der Virus?
• Gibt es unterschiedliche Isolate von PNYDV, bzw. andere vorkommende Nanovirenarten?
Praktischer Nutzen aus Arbeitspaket 1: Empfehlungen für die landwirtschaftliche Praxis, welche Leguminosen in Begrünungen verwendet werden können. Informationen für den Warndienst, ob es noch weitere Blattlausarten (außer der Grünen Erbsenblattlaus und der Schwarzen Bohnenlaus) gibt, auf die geachtet werden muss. Entwicklung einer epidemiologischen Datengrundlage, die Basis für die Entwicklung von Prognosemodellen sein kann.
Übertragen werden Nanoviren über Blattläuse, die einzige Möglichkeit Infektionen zu verhindern ist somit die Blattlausbekämpfung. In der Grünerbsenproduktion sind die Konsequenzen einer frühen Infektion mit PNYDV in den letzten Jahren klar zu Tage getreten und die landwirtschaftlichen Betriebe sind sich dieser Gefahr bewusst. Es wird dem Problem auch bereits in verschiedenen Initiativen Rechnung getragen (http://www.bio-net.at/fileadmin/bio-net/documents/gruenerbsenanbau_1610.pdf). In der Ackerbohne ist seit dem epidemischen Auftreten des PNYDV 2016 klar, dass dieser Virus auch in der Ackerbohne zu enormen Ernteverlusten führen kann. Da die Ackerbohne, als wesentliches Fruchtfolgeglied vor allem im biologischen Landbau in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen hat, sollen in Kooperation mit der Firma Biohelp und einem biologisch wirtschaftenden landwirtschaftlichen Betrieb Blattlausbekämpfungsstrategien mit biologischen Pflanzenschutzmitteln zur Verhinderung der Übertragung von Nanoviren in Ackerbohnen getestet werden.
Das Ziel ist in einem Kleinparzellenversuch an einem AGES-Versuchsstandort und in einem großflächigen Praxisversuch im Waldviertel verschiedene Bekämpfungsstrategien im biologischen Ackerbohnenanbau zu testen um Empfehlungen für die Praxis entwickeln zu können.
Praktiker berichten von einem tendenziell niedrigeren Blattlausdruck in Mischkulturen als in Reinsaaten. (Literatur zu Mischkultureffekten gibt es vor allem für Erbse/Getreidemischungen, z.B. Seidenglanz et al. 2011). Um diese Erfahrungen zu überprüfen soll auf einem Biobetrieb in der Nähe der AGES Versuchsstation Grabenegg ein Ackerbohnenschlag geteilt werden (bzw. zwei benachbarte Schläge verwendet werden) um Ackerbohne in Reinsaat und eine Ackerbohne/Hafer Mischkulturvariante anzubauen. Regelmäßige Blattlauszählungen werden in beiden Beständen durchgeführt. Die Ergebnisse sollen eine Datengrundlage schaffen, um österreichischen Biolandwirten eventuell einen Mischkulturanbau zur Reduzierung des Blattlausdruckes in der Ackerbohne empfehlen zu können.
Praktischer Nutzen aus Arbeitspaket 2: Empfehlungen für Blattlausbekämpfungsmöglichkeiten im biologischen Ackerbohnenanbau.
Das vorliegende Projekt ist eines von drei Vorhaben bezüglich Nanoviren (siehe dazu auch: Arbeiten, die außerhalb des Projektes ergänzend durchgeführt werden). Ein weiteres Ziel das längerfristig, gemeinsam mit den Ergebnissen und Daten aus den anderen Vorhaben erreicht werden soll, ist Daten und Erfahrungen zu sammeln auf Grund deren man Prognosemöglichkeiten für das Auftreten des PNYDV entwickeln kann.

Praxisrelevanz

Eine ausgewogene Fruchtfolge spielt im Ackerbau, ganz besonders im biologischen Anbau, eine zentrale Rolle. Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit, Regulierung von Unkraut und Pathogenen und Nährstoffversorgung der Pflanzen sind die wichtigsten Parameter die durch den Fruchtwechsel sichergestellt werden sollen. Leguminosen sind ein wesentlicher Bestandteil in einer gesunden Fruchtfolge. So trägt auch der Anstieg der Ackerbohnenfläche in Österreich, wie er in den letzten Jahren beobachtet werden konnte, ihrer großen Bedeutung vor allem im biologischen Ackerbau Rechnung. Von allen Körnerleguminosen hat die Ackerbohne mit ca. 5000 kg/ha das höchste Ertragspotential. Mit ihrem tief reichenden Wurzelsystem sorgt sie nicht nur für eine Verbesserung der Bodenstruktur, sondern hinterlässt der Folgefrucht reichlich Stickstoff (50 - 60 kg/ha). Die Anbaufläche der Körnererbse ist in den letzten Jahren stark gesunken. Neben den Faktoren die immer wieder als Gründe für den Rückgang genannt werden, wie mangelnde wettbewerbsfähige Marktpreise, kaum neu entwickelte Sorten, vermehrtes Auftreten von Blattrandkäfern, werden auch schwankende Erträge genannt. Anzunehmen ist, dass auch Nanoviren zu den Ertragsschwankungen in der Körnererbse beigetragen haben. Maßnahmen, die die Ertragssicherheit von Körnererbsen, Ackerbohnen und anderen Leguminosen, und damit ihre Wettbewerbsfähigkeit, gewährleisten, sind somit von großem Wert für den österreichischen Ackerbau.
Bei der Ackerbohne wurden Nanoviren erstmals in Lambach/Stadl-Paura (OÖ) im Jahr 2010 nachgewiesen. Dieser Nachweis erfolgte zwei Jahre nach einer Virusepidemie, die zu ähnlichen Ertragsausfällen führte wie 2016. Die Schäden wurden damals ausschließlich dem Pea enation mosaic virus (PEMV) zugeschrieben (Huss 2009). Ertragsausfälle durch Virusinfektionen waren 2008 auch in Gemüseerbsen im Marchfeld zu verzeichnen (Bedlan und Plenk, 2008). Auch hier wurde das PEMV als Ursache für die Schäden gesehen. Es spricht jedoch einiges dafür, dass Nanoviren, die 2008 methodisch noch nicht nachweisbar waren, an den Ertragsausfällen mitbeteiligt waren, da bereits typische Nanovirensymptome zu beobachten waren. Es ist damit zu rechnen, dass es immer wieder zu einem epidemischen Auftreten des PNYDV kommen wird. Um wirksame Strategien gegen das Virus, oder Prognosemodelle für das Auftreten des Virus entwickeln zu können ist es grundlegend, ausreichend epidemiologische Daten zur Verfügung zu haben.
Wie bereits erwähnt sind Leguminosen aus einer gesunden Fruchtfolge nicht wegzudenken. Sowohl der Anbau von Körnerleguminosen als Hauptfrucht, als auch der Anbau von Leguminosen in Zwischenfrüchten ist zu fördern. Im Herbst 2016, nachdem die Ertragseinbußen durch PNYDV in Grünerbsen und Ackerbohnen, aber auch Linsen und Sommerwicken an vielen Standorten in Ober- und Niederösterreich und im Burgenland klar ersichtlich waren, waren viele Landwirte verunsichert, ob sie weiter Ackerbohnen anbauen sollen, und ob sie nicht besser leguminosenfreie Zwischenfrüchte verwenden sollen. Die Winter werden zunehmend wärmer, und wie die Erfahrungen 2014/2015 und 2015/2016 gezeigt haben, kann nicht davon ausgegangen werden, dass alle abfrostenden Leguminosen auch wirklich in jedem Winter abfrieren. Besonders in Gebieten, wo Grünerbsen, Körnererbsen, Ackerbohnen oder Linsen angebaut werden, ist anzuraten, in Zwischenfrüchten auf Leguminosen zu verzichten, die anfällig für PNYDV sind. So kann verhindert werden, dass der Virus in infizierten Pflanzen überwintert, und diese Pflanzen als Inokulum für eine neue Vegetationsperiode fungieren. Das vorliegende Projekt soll klären welche Leguminosenarten Wirtspflanzen für PNYDV sind. Das Wissen um die Anfälligkeit verschiedener Leguminosen, und somit um ihre Verwendungsmöglichkeiten erhöht die Sicherheit bei den Landwirten und verhindert, dass aus Unsicherheit auf Leguminosen verzichtet wird.
Zwar konnten auch die beiden Nanovirenarten Black medic leaf roll virus (BMLRV) und Pea yellow stunt virus (PYSV) schon in Österreich nachgewiesen werden, im Monitoring 2016 wurde jedoch nur das Pea necrotic yellow dwarf virus (PNYDV) bestätigt. Über BMLRV und PYSV, ihre Wirtspflanzen und Vektoren ist noch kaum etwas bekannt. Es ist von großer Wichtigkeit durch regelmäßige Monitorings zu überprüfen welche Nanoviren vorhanden sind, da BMLRV oder PYSV eventuell auch Leguminosen befallen könnten, die für PNYDV keine Wirtspflanzen sind, wie beispielsweise Sojabohne oder Luzerne.
Werden Maßnahmen zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit von Leguminosen gefördert hat das auch weitreichendere Folgen. Neben einem geringeren Düngemittel- und Pestizidaufwand durch den Anbau von Leguminosen in gesunden Fruchtfolgen, und damit den positiven Auswirkungen auf die Umwelt, dienen Leguminosen auch als Bienenweiden, oder erhöhen die Vielfalt an Kulturpflanzen, was sich auf das Landschaftsbild positiv auswirkt.

Berichte

Abschlussbericht

Kurzfassung

In den drei Versuchsjahren trat das Pea necrotic yellow dwarf virus (PNYDV) nur im ersten Jahr (2018) stärker auf. In den beiden Folgejahren konnte das Virus zwar immer nachgewiesen werden, durch das geringe Blattlausauftreten kam es virusbedingt jedoch nicht zu größeren Ertragseinbußen. Innerhalb des Projektes konnten an folgenden Leguminosenarten natürliche Infektionen mit dem PNYDV im Freiland festgestellt, und diese als Wirtspflanzen für das PNYDV bestätigt werden: Erbse (Grünerbse, Körnererbse, Winterkörnererbse, Peluschke), Platterbse, Ackerbohne (Sommer- und Winterackerbohne), Linse (Sommer- und Winterlinse), Sommerwicke (Vicia sativa), Pannonische Wicke (Vicia pannonica), Kichererbse und Rauhaarige Wicke (Vicia hirsuta). Damit konnten, bis auf Inkarnatklee, alle Wirtspflanzen, die vom Julius Kühn-Institut Braunschweig in künstlichen Infektionen als anfällig für das PNYDV bestimmt worden waren, bestätigt werden. An Inkarnatklee konnte in den dreijährigen Provokationsversuchen, trotz dem hohen Infektionsdruck in den Versuchsparzellen, keine natürliche Infektion mit dem PNYDV nachgewiesen werden. Damit konnte Inkarnatklee nicht als Wirtspflanze bestätigt werden. Die Rauhaarige Wicke, Vicia hirsuta, konnte unter den Beikräutern erstmals in Österreich als Wirtspflanze für das PNYDV bestimmt werden. Bei der Untersuchung auf andere Leguminosenviren fielen vielfach Mehrinfektionen auf. So konnten in einigen Erbsenproben Mehrfachinfektionen mit bis zu fünf unterschiedlichen Viren aus den Genera der Nanoviren (PNYDV), Enamoviren und Umbraviren (PEMV, Pea enation mosaic virus), Alfamoviren (AMV, Alfalfa mosaic virus), Poleroviren (TuYV) und einem Vertreter der Potyviren bestätigt werden. Unter den Poleroviren konnte neben dem Turnip yellows virus (TuYV, Wasserrübenvergilbungsvirus), in einigen Proben aus Grabenegg auch das White clover mottle virus (WClMV, höchste Übereinstimmung bei der Sequenzierung 86%) nachgewiesen werden. Unter den Potyviren konnte in Fuchsenbigl das Pea seed-borne mosaic virus (PSbMV) bestimmt werden, und in den Proben aus Grabenegg das Bean yellow mosaic virus (BYMV). Im Versuchsjahr 2020 wurde in zwei Blattlausproben aus dem Marchfeld und aus Grabenegg, und folglich in einer Grünerbsenpflanze, eine Virensequenz nachgewiesen, deren höchste Übereinstimmungen bei der Sequenzierung mit dem Subterranean clover stunt virus (SCSV, 76% Übereinstimmung) und dem Milk vetch dwarf virus (MDV, 75% Übereinstimmung), also mit zwei Nanovirenarten waren. Bisher konnte dieses, eventuell bisher unbekannte, Nanovirus noch nicht vollständig identifiziert werden. Einer der wichtigsten Vektoren für das PNYDV ist die Grüne Erbsenblattlaus (Acyrthosiphon pisum). In den Versuchsjahren 2019 und 2020 wurde in den Provokationsversuchen die Anzahl der vorkommenden Grünen Erbsenblattläuse in den verschiedenen Leguminosenarten bestimmt. Die meisten Individuen konnten auf Erbse, Platterbse, Sommerwicke, Zottelwicke, Luzerne, Linse, Hornklee, Erdklee, Perserklee, Inkarnatklee und Bockshornklee gefunden werden. Wie es scheint, besiedelt die Grüne Erbsenblattlaus Parzellen mit ihren „Lieblingsfutterpflanzen“ ganz gezielt, unabhängig von der Lage der Parzelle im Versuch, und von benachbarten Parzellen. Dies zeigt, dass die Attraktivität einzelner Leguminosenarten für die Grüne Erbsenblattlaus sehr unterschiedlich ist. Behandlungsversuche in Bio-Ackerbohne (Großparzellen und Kleinparzellen), mit für den biologischen Anbau geeigneten Insektiziden, erbrachten die folgenden Ergebnisse. In allen drei Versuchsjahren waren an der weiß blühenden Sorte „GL Sunrise“ signifikant mehr Schwarze Bohnenläuse zu finden als an der bunt blühenden Sorte „Alexia“. Umgekehrt waren an „GL Sunrise“ 2018 und 2019 signifikant weniger Grüne Erbsenblattläuse zu finden, als an „Alexia“. 2020 war auf Grund des geringen Auftretens der Grünen Erbsenblattlaus dies nur als Tendenz zu erkennen. Die Attraktivität der beiden Ackerbohnensorten auf die Grüne Erbsenblattlaus und die Schwarze Bohnenlaus sind offensichtlich sehr unterschiedlich. Laut den Ergebnissen 2018 gibt es in der Ackerbohne einen Bezug zwischen der Anzahl der Grünen Erbsenblattläuse, dem Auftreten von Virensymptomen (Virenbonitur) und dem Ertrag. Je höher die Anzahl der Grünen Erbsenblattläuse ist, desto höher ist die Virenbonitur und desto geringer ist der Ertrag. Dieser Zusammenhang zwischen Grüner Erbsenblattlaus und Kornertrag konnte auch 2019 bestätigt werden. Zwischen der Schwarzen Bohnenlaus und den Parametern Virenbonitur und Ertrag konnte 2018 und 2019 kein Zusammenhang gefunden werden. Anscheinend hat die Grüne Erbsenblattlaus die größere Bedeutung in der Übertragung des PNYDV. Üblicherweise tritt in Österreich die Grüne Erbsenblattlaus in der Vegetationsperiode auch früher auf, als die Schwarze Bohnenlaus, und sie hat weiters das Potential als Imago zu überwintern und somit im Frühjahr rascher Populationen aufzubauen und das Virus zu verbreiten. Es kann vermutet werden, dass die Grüne Erbsenblattlaus für die Erstinfektionen am Feld verantwortlich ist, und die Schwarze Bohnenlaus eher den Virus im Bestand weiterverbreitet. Die besseren Werte bei der Virenbonitur, die in den Wertprüfungen für die Ackerbohnensorte „GL Sunrise“ festgestellt wurden, und die geringeren Virensymptome, die aus der Praxis an dieser Sorte bekannt sind, können wahrscheinlich zumindest teilweise auf die geringere Attraktivität der Sorte „GL Sunrise“ für die Grüne Erbsenblattlaus zurückgeführt werden. Mögliche epidemiologische Sortenunterschiede bezüglich PNYDV zwischen „GL Sunrise“ und anderen Ackerbohnensorten werden auch in den Versuchsergebnissen von Saucke et al. (2019) und Männel et al. (2020) angemerkt, da die sekundäre PNYDV-Ausbreitung im Bestand bei der Sorte „GL Sunrise“ verzögert erfolgt. Ein wesentlicher, im Spritzmittelversuch ermittelter Faktor ist somit, dass neben den Spritzmittelbehandlungen auch die Auswahl der Ackerbohnensorte in Bezug auf Verluste durch Vireninfektionen einen bedeutenden ackerbaulichen Unterschied machen kann. Die Varianten der Spritzmittelversuche 1018-2020 waren: − Variante 1 im Kleinparzellenversuch = Variante 2 im Großparzellenbversuch (1 Spritzung mit biohelp Neudosan® 2%, 2 Spritzungen mit Neem Azal® T/S 2,5 l pro ha), − Variante 2 im Kleinparzellenversuch = Variante 1 im Großparzellenversuch (2 Spritzungen mit biohelp Neudosan® 2%), − Variante 3 im Kleinparzellenversuch (2 Spritzungen Spruzit® progress, 6 l pro ha), − und eine unbehandelte Variante. In den Versuchsjahren 2018 und 2019 waren in den Kleinparzellenversuchen keine signifikanten Unterschiede zwischen den Spritzmittelvarianten nachzuweisen. 2020 erzielten die Varianten 1 und 2 gegenüber der unbehandelten Kontrolle sowohl höhere Erträge als auch bessere Boniturergebnisse betreffend Vergilbung. Die Variante 3 zeigte Werte vergleichbar der unbehandelten Kontrolle und lieferte den schlechtesten Körnerertrag. Bezüglich dieser Variante waren somit kaum signifikante, tendenzielle oder erklärbare Zusammenhänge erkennbar. Allerdings sind diese Daten auf Grund der ungewöhnlichen Wettersituation 2020 und dem geringen Auftreten von Blattläusen, insbesondere der Grünen Erbsenblattlaus, zu überprüfen. Die Ergebnisse aus den Großparzellenversuchen unterstützen jedenfalls die Aussage, dass die mehrmalige Anwendung von biohelp Neudosan® tendenziell besser ist, als die Kombination von biohelp Neudosan® und NeemAzal®. Laut der Meinung der Firma „biohelp“ ist das Produkt biohelp Neudosan® auch das einzige Mittel, welches im Futterleguminosen-Anbau rentabel eingesetzt werden kann. Berücksichtigt muss auch werden, dass NeemAzal® keine Zulassung im Futterleguminosen-Bereich hat. Im gemüsebaulichen Bereich, wie beispielsweise im Gemüseerbsenanbau, wird hauptsächlich NeemAzal® T/S eingesetzt, da die teilsystemische Wirkung bei den oft versteckt sitzenden Blattläusen als besser eingeschätzt wird. Im Gemüsebau besteht aber auch bei weitem kein so großes Rentabilitätsrisiko wie im ackerbaulichen Bereich. Die Rentabilität eines Pflanzenschutzmitteleinsatzes muss auch nach dem Zeitpunkt eines Blattlausbefalls in Relation zur Pflanzenentwicklung gesehen werden. Ein später Blattlausbefall (wie im Frühjahr 2021) bedingt durch kühle Witterung kann eine Behandlung obsolet machen. Umgekehrt kann bei anderen Witterungsbedingungen (warmes, trockenes Frühjahr und/oder später Anbau, eventuell verzögerte Pflanzenentwicklung durch Trockenheit) eine rasche Blattlausbekämpfung notwendig sein, um einen durch Viren-bedingten Totalausfall zu verhindern. Eine Unterstützung der Landwirte bei der Behandlungsentscheidung soll der seit 2017 durchgeführte Nanoviren-Warndienst (https://warndienst.lko.at/blattlaeuse+2500++1073225+6569) darstellen. Die Ergebnisse aus den Ackerbohnen-Hafer-Mischkulturversuchen zeigen, dass die Anzahl der Blattläuse und die Anzahl der virösen Pflanzen in den Ackerbohnen-Hafer Mischkulturbeständen geringer sind, als in Ackerbohnenreinkultur. Besonders in Jahren mit hohem Blattlaus- und Virendruck sind Mischkulturen von Vorteil, was innerhalb des Projektes 2018 zum Tragen kam. Beim Anbau von Körnerleguminosen ist der Mischkulturanbau eine wichtige Strategie für die Zukunft um die Ertragsstabilität von Körnerleguminosen, gerade unter sich verändernden Klimabedingungen, zu verbessern. Allerdings sind in der Praxis noch viele Fragen zu beantworten, wie zum Beispiel: was sind regional geeignete Mischkulturpartner, welche Sorten eigenen sich wofür, welche Stellung und welche Wirkungen haben Mischkulturen in der Fruchtfolge, etc.

Berichtsdateien

NANOVIR_Endbericht_zu_Projekt_101266.pdf

Autor/innen

Sabine Grausgruber-Gröger