Mukuh Weide: Auswirkungen von Weidegang bzw. Stallfütterung auf die Leistung von Mutterkühen und deren Kälber
Projektleitung
Johann Häusler
Forschungseinrichtung
Höhere Bundeslehr- und Forschungsanstalt für Landwirtschaft Raumberg-Gumpenstein
Projektnummer
102132Projektlaufzeit
-
Finanzierungspartner
Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft
Allgemeine Projektinformationen
Abstract (deutsch)
Mit Stand 1.6.2024 werden in Österreich rund 156.000 Mutterkühe gehalten. Die Mutterkuhhaltung spielt vor allem in den österreichischen Grünlandgebieten eine wichtige Rolle. Sie trägt wesentlich zur Erhaltung der Kulturlandschaft und zur Imageverbesserung der Tierhaltung in der Landwirtschaft bei. Die wirtschaftliche Situation in der Mutterkuhhaltung ist jedoch „angespannt“ und deshalb müssen die vorhandenen Ressourcen optimal genutzt und die Betriebsmittel effizient eingesetzt werden. Um die Kosten zu senken, muss das Betriebsmanagement an die betriebsspezifischen Rahmenbedingungen und die jeweilige Futtergrundlage angepasst werden – Kraftfutter sollte nur in Ausnahmefällen zum Einsatz kommen. Weidefutter ist das günstigste Grundfuttermittel, weshalb die Weide in der Mutterkuhhaltung eine zentrale Rolle spielen sollte. Bei einer Fleischproduktion ohne nennenswerten Kraftfuttereinsatz (= „Fleisch aus Gras“) gibt es auch keine Nahrungskonkurrenz zum Menschen und darüber hinaus wirkt sich diese Art der Fleischproduktion positiv auf die Produktqualität aus (günstigeres Fettsäuremuster).
In den bisherigen Mutterkuhversuchen an der HBLFA Raumberg-Gumpenstein konnten viele wertvolle Daten über Futteraufnahmen, Milchleistungen, Mast- und Schlachtleistungen und die Tiergesundheit und Fruchtbarkeit von Mutterkühen und Jungrindern erhoben und ausgewertet werden. All diese Daten wurden allerdings im Stall erhoben. Da aber, wie oben angeführt, Mutterkühe vorwiegend auf der Weide gehalten werden sollen, soll im vorliegenden Versuch das Potential der Weide durchleuchtet werden. Auswertungen der Mutterkuhherde der Kärntner Landeskammer und auch eigene Tastversuche zeigen, dass neben der Qualität der Weiden auch das Abkalbedatum bei den Zuwachsleistungen auf der Weide eine Rolle spielen dürfte. Um das Potential der Weide auszuleuchten, werden im vorliegenden Versuch 2 Gruppen von Mutterkühen, die abwechselnd im Stall bzw. auf der Weide gehalten werden, verglichen.
Schlagwörter (deutsch)
Mutterkuhhaltung, Weidehaltung, Mast- und Schlachtleistung, Fleischqualität
Titel, Abstract, Schlagwörter (englisch)
Titel (englisch)
Effects of grazing or stable feeding on the performance of suckler cows and their calves
Abstract (englisch)
As of June 1, 2024, around 156,000 suckler cows are kept in Austria. Especially in Austria's grassland areas suckler cow husbandry plays an important role. It makes a significant contribution to preserving the cultural landscape and improving the image of livestock farming. However, the economic situation in suckler cow husbandry is “strained” and therefore the available resources must be used optimally and the operating resources must be used efficiently. In order to reduce costs, farm management must be adapted to the farm-specific conditions and the respective feed basis - concentrates should only be used in exceptional cases. Pasture feed is the cheapest basic feedstuff, which is why pasture should play a central role in suckler cow husbandry. If meat is produced without significant use of concentrates (= “meat from grass”), there is no food competition with humans and this type of meat production also has a positive effect on product quality (more favorable fatty acid pattern).
The previous suckler cow trials at HBLFA Raumberg-Gumpenstein have collected and analyzed a lot of valuable data on feed intake, milk yields, fattening and slaughter yields and the animal health and fertility of suckler cows and young cattle. However, all this data was collected in the barn. But as mentioned above, suckler cows should mainly be kept on pasture, so the potential of pasture should be examined in this trial. Evaluations of the suckler cow herd of the Carinthian Provincial Chamber and also own field tests show, that, in addition to the quality of the pastures, the calving date is also likely to play a role in the growth performance on pasture. In order to shed light on the potential of pasture, two groups of suckler cows, kept alternately in the stable and on pasture, are compared in this trial.
Schlagwörter (englisch)
suckler cow husbandry, pasture farming, fattening and slaughtering performance, meat quality
Projektziele
Aktuell werden in Österreich rund 156.000 Mutterkühe gehalten, das entspricht knapp einem Viertel aller gehaltenen Kühe und die Zahl ist nach wie vor stark rückläufig. Die Mutterkuhhaltung spielt aber vor allem in den österreichischen Grünland-/Berggebieten eine wichtige Rolle und die soll sie auch in Zukunft spielen, denn ohne die Kälber aus der Mutterkuhhaltung werden – neben dem Zusammenbruch der Jungrindfleischproduktion – auch nicht genügend Einsteller für die Stier-, Ochsen- und Kalbinnenmast zur Verfügung stehen. Die Eigenversorgung mit Rindfleisch kann nicht mehr gewährleistet werden und in weiterer Folge müssen entweder Einsteller und Kälber (was wiederum zu einer Vermehrung von Lebendtiertransporten führt) oder Rindfleisch importiert werden, von dem man nicht weiß, mit welchen Standards es produziert wurde. Die Mutterkuhhaltung trägt aber neben der regionalen Versorgung mit wertvollem Fleisch auch zur Erhaltung der Kulturlandschaft bei und zudem steht diese Form der Fleischproduktion (ohne nennenswerten Kraftfuttereinsatz = „Fleisch aus Gras“) auch nicht in Nahrungskonkurrenz zum Menschen und hat somit die beste Lebensmittelkonversionseffizienz.
Die wirtschaftliche Situation in der Mutterkuhhaltung ist sehr „angespannt“ und deshalb müssen die vorhandenen Ressourcen optimal genutzt und die Betriebsmittel effizient eingesetzt werden. Um die Kosten zu senken, muss das Betriebsmanagement an die betriebsspezifischen Rahmenbedingungen und die jeweilige Futtergrundlage angepasst werden – Kraftfutter sollte nur in Ausnahmefällen zum Einsatz kommen und Weidefutter als günstigstes Grundfuttermittel eine zentrale Rolle spielen. Dazu müssen die Weiden, aber auch die Betriebsabläufe optimiert und angepasst werden.
In den bisherigen Mutterkuhversuchen an der HBLFA Raumberg-Gumpenstein konnten viele wertvolle Daten über Futteraufnahmen, Milchleistungen, Mast- und Schlachtleistungen und über die Tiergesundheit und Fruchtbarkeit von Mutterkühen und Jungrindern erhoben und ausgewertet werden. Um eine Erhebung von Daten, vor allem von Futteraufnahmedaten, durchführen zu können, erfolgte die Haltung im Stall und das Grundfutter wurde in konservierter Form (Grassilage und Heu) verabreicht. So wie auch im 2023 abgeschlossenen Kreuzungsversuch, der sich vor allem mit der Mutterkuhgenetik, die eine der Säulen für den betriebswirtschaftlichen Erfolg darstellt, beschäftigte. In diesem Projekt wurde sowohl bei den Mutterkühen als auch den Kälbern nur Grundfutter eingesetzt, aber wie bereits erwähnt, im Stall in Form von Heu und Grassilage. Da aber, wie bereits oben angeführt, Mutterkühe vorwiegend auf der Weide gehalten werden sollen, soll im vorliegenden Versuch das Potential der Weide durchleuchtet werden. Es gilt abzuklären, ob die bisher erzielten Ergebnisse und Empfehlungen auch für die Weidehaltung gelten. Durch saisonale Abkalbung kann der Nährstoffbedarf der Tiere am besten an die Qualität des Weidefutters angepasst werden, betriebsspezifische Absatzbedingungen müssen dabei jedoch berücksichtigt werden! Auswertungen der Mutterkuhherde der Kärntner Landeskammer und auch eigene Tastversuche im Institut für Nutztierforschung in Gumpenstein zeigen, dass bei der Saisonalität neben der Qualität der Weiden auch das Abkalbedatum einen Einfluss auf die Weidezuwachsleistungen haben dürfte. Zurzeit gibt es dazu jedoch noch kaum brauchbare Forschungsergebnisse, sie stammen entweder aus der Weide- oder aus der Stallhaltung. Mit dem vorliegenden Projekt soll, neben dem grundsätzlichen Potential der Weide, auch der ideale Abkalbungszeitpunkt für die Saisonalität herausgefiltert werden.
Nach der Auswertung sollten aus den Ergebnissen Empfehlungen für die Praxis abgeleitet bzw. erarbeitet werden können, die auch in die Lehre (Schulen und Universitäten) und Beratung Einzug finden sollten.
Praxisrelevanz
Mehr als 50% der landwirtschaftlichen Nutzfläche Österreichs ist Dauergrünland. Diese Produktionsbedingungen und die kleinbäuerliche Besitzstruktur sind dafür ausschlaggebend, dass in Österreich die tierische Veredelungswirtschaft schon seit jeher eine bedeutende Rolle spielt. Die Mutterkuhhaltung liefert in den österreichischen Grünlandgebieten einen wichtigen Beitrag zur Erhaltung der Kulturlandschaft und durch die extensive Fleischproduktion ohne nennenswerten Kraftfuttereinsatz (= „Fleisch aus Gras“) gibt es auch keine Nahrungskonkurrenz zum Menschen.
Die wirtschaftliche Situation in der Mutterkuhhaltung ist jedoch „angespannt“ und deshalb müssen die vorhandenen Ressourcen optimal genutzt und die Betriebsmittel effizient eingesetzt werden. Die Betriebszweigauswertung der AK-Mutterkuhhaltung weist für 2023 Direktkosten in der Höhe von € 923,- aus. Davon entfallen 40% auf die Fütterung. Um die Kosten zu senken, muss die Produktion daher an die betriebsspezifischen Rahmenbedingungen und die jeweilige Futtergrundlage angepasst werden. Zukauffutter, vor allem Kraftfutter, sollte nur in Ausnahmefällen (z. B. bei Ernteausfällen durch Trockenheit oder Überschwemmungen) zum Einsatz kommen. Weidefutter ist das günstigste Grundfuttermittel, weshalb die Weidehaltung in der Mutterkuhhaltung eine zentrale Rolle spielen muss.
Durch saisonale Abkalbung kann der Nährstoffbedarf der Tiere am besten an die Futterqualität der Weiden angepasst werden. Das junge energiereiche Weidegras von guten Weiden fördert die Milchleistung der Mutterkühe und ermöglicht gute Zuwächse bei den Kälbern. Da die Kühe nicht verfetten sollen, reicht in der Winterfütterungsperiode Grundfutter mäßiger Qualität (die Kühe stehen trocken). Das bedeutet für den Mutterkuhhalter, der den Betrieb meist im Nebenerwerb führt, deutlich weniger Stress und weniger Arbeitsspitzen bei der Erntearbeit. Anders gestaltet sich die Saisonalität, wenn Almen oder Extensivweiden genutzt werden sollen, denn hier nimmt die Futterqualität im Lauf der Weidesaison stark ab. Während also auf guten Weiden die Saisonalität in den Spätwinter bzw. in das Frühjahr verlegt wird, wird bei der Nutzung von Extensivweiden eine Abkalbung im Herbst empfohlen. Saisonalität ist aber nicht überall möglich, denn in der Direktvermarktung wollen die Kunden kontinuierlich beliefert werden, weshalb die Kühe auf diesen Betrieben auch kontinuierlich abkalben sollen. Auswertungen der Mutterkuhherde der Kärntner Landeskammer und auch eigene Tastversuche zeigen, dass bei den Zuwachsleistungen auf der Weide neben der Qualität der Weiden auch das Abkalbedatum (Abkalbefenster) eine Rolle spielen dürfte.
Diesem Faktor soll im vorliegenden Versuch neben der Erhebung des Weidepotentials Rechnung getragen werden. Die, im Versuch gewählte, kontinuierliche Abkalbung ermöglicht eine Auswertung dieser Frage und in weiterer Folge können daraus Praxisempfehlungen für die saisonale Abkalbung abgeleitet werden, die dann sowohl für die Lehre als auch die Beratung zur Verfügung stehen.