MARGIN-RISK: Entwicklung von Instrumenten zur Einkommensstabilisierung für Milch und Weizen produzierende Betriebe in Österreich
Projektleitung
Franz Sinabell
Forschungseinrichtung
Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung
Projektnummer
101362Projektlaufzeit
-
Finanzierungspartner
Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus| Landwirtschaftskammer Niederösterreich| Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus
Allgemeine Projektinformationen
Schlagwörter (deutsch)
Risikomanagement, Ackerbau, Milchproduktion
Titel, Abstract, Schlagwörter (englisch)
Titel (englisch)
Development of instruments for income stabilisation for milk and wheat producing farms in Austria
Abstract (englisch)
In 2008, the LGM dairy program was established in the USA, which was further developed into the Dairy Margin Protection Program (DMPP) in 2014. This established income insurance models for milk producers that take into account both volatility in the procurement markets and in the sales markets. The introduction of state-subsidised revenue and income insurance based on the American model has already been discussed several times at the European level. Within the scope of a feasibility study, the transferability of the U.S.-American income insurance to Austrian milk production was examined on the basis of an abstract model (Scharner and Pöchtrager, 2016). The results show a stabilising effect on operating income. Similar insurance solutions for corn, rice, soybeans and wheat are also available in some US states (USDA, 2017). Against this background, the development of instruments to manage price risks for Austrian farms has particular priority. Taking these experiences into account, this project aims to develop sustainable solutions for the increasing price risks under the specific Austrian conditions.
Projektziele
Ausgehend von einer umfassenden Recherche und Evaluierung von etablierten Lösungen soll eine Bedarfsanalyse auf Basis von Experteninterviews (Landwirte, Berater, Versicherung, Wissenschaft) durchgeführt werden. Die Anforderungen der Landwirte an ein Preisabsicherungsmodell sollen durch repräsentative empirische Erhebungen unter intensiver Einbindung der in Arbeitskreisen der Landwirtschaftskammern organisierten landwirtschaftlichen Betriebe ermittelt werden. Die Evaluierung der etablierten Lösungen, die Experteninterviews und die Anforderungen der Praktiker bilden die Grundlage für die Entwicklung eines adaptiven Prämien- und Auszahlungssystems, das auf langfristige Trends und die Entwicklungen der Agrarmärkte reagiert.
Um eine mögliche Kofinanzierung im Rahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik nach 2020 zu ermöglichen, müssen sich die Lösungen an den Vorgaben der Welthandelsorganisation (WTO) orientieren (Green-Box-Kompatibilität). Die Auswirkungen der Lösungen auf die Einkommensstabilität und Liquidität konkreter Betriebe sollen durch Szenarioanalysen berechnet werden. Die Einkommen-stabilisierende Wirkung bereits bestehender Instrumente (Betriebsprämie, AZ) wird explizit beziffert. In den Szenarienanalysen wird darauf ebenfalls Bedacht genommen. Die Details der Szenarien werden in enger Abstimmung mit den Auftraggebern im Detail festgelegt.
Praxisrelevanz
Die Dürre ist in Österreich in den letzten zehn Jahren zu einem großen Produktionsrisiko geworden, wie es in vielen anderen Ländern Mitteleuropas der Fall ist. Zu den jüngsten Innovationen auf dem österreichischen Versicherungsmarkt gehört die Dürreindex-Versicherung für Grünland und Mais. Solche Produkte wurden für Winterweizen und Zuckerrüben für die Anbausaison 2017 eingeführt. Wir beobachten nun in Österreich, was Garcia und Woodword (2008) vor einem Jahrzehnt für Iowa gefunden haben. Sie zeigten, dass das lokale, geografische und produktbezogene Risiko unter den Maisproduzenten gering ist, so dass Wetterindexderivate einen angemessenen Schutz vor Produktionsrisiken bieten.
Statistiken über den österreichischen Markt für landwirtschaftliche Produktionsversicherungen zeigen, dass der Markt in den letzten zehn Jahren deutlich gewachsen ist und dass die öffentliche Unterstützung in ähnlicher Weise zugenommen hat. Die Versicherungssumme betrug 3,7 Mrd. € und weist eine relativ hohe Marktdurchdringung auf, da der Gesamtwert der Produktion 2016 bei 6,8 Mrd. € lag (Statistik Austria, 2017).
Bis vor kurzem gab es keine Produkte, mit denen ein typischer österreichischer Landwirt das Preisrisiko reduzieren könnte. Nur wenige Landwirte beschäftigten Makler, um sie an den Finanzmärkten abzusichern. Vor einigen Jahren haben Getreidehandelsunternehmen damit begonnen, Preisabsicherungsprodukte als Dienstleistung für ihre Lieferanten einzuführen. Eine der Motive war, die Beziehungen zu den Lieferanten zu stärken und die Preisverhandlungen weniger schwerfällig zu gestalten. Mehrere große Handelsunternehmen in Österreich sind Genossenschaften und daher daran interessiert, hohe Preise für ihre Mitglieder auszuhandeln. Solche Produkte gibt es nur für wenige Kulturen (Weizen, Raps, Mais).
Die Betriebe in Österreich sind im europäischen Vergleich klein und könnten von der Vereinfachung und Auslagerung von Finanzdienstleistungen profitieren. Sie waren jedoch nach wie vor mit Preisrisiken konfrontiert, die zu sehr volatilen Ertragsströmen führen. Letztlich sind die Bauern an stabilen Einkommen interessiert (Larcher et al., 2015).
Eine allgemeine Einkommensversicherung / Deckungsbeitragsversicherung für österreichische Betriebe wurde 2010 von Sinabell et al. analysiert. Sie untersuchten die Auswirkungen einer Umverteilung der EU-Agrarbeihilfen von hektarbezogenen Direktzahlungen auf die Unterstützung eines Einkommens-/Margenrisikoversicherungsprogramms. Die Vieh- und Obstproduzenten hätten von einer solchen Politikreform auf Kosten der Betriebe mit großen Anbauflächen erheblich profitiert. Seitdem ist die Idee, Deckungsbeitragsverluste in der österreichischen Landwirtschaft zu versichern, ein Thema von Interesse. Scharner und Pöchtrager (2016) stellten Modellrechnungen für eine Versicherung vor, die vom US-MPP-Milchprogramm inspiriert und an die österreichische Situation angepasst wurde.
Das große Interesse an Deckungsbeitragsversicherungsprodukten für die Landwirtschaft in Österreich ist auf das institutionelle Umfeld zurückzuführen sein. Sozialpolitik ist ein wichtiges Thema in der öffentlichen Diskussion und Varianten der Einkommensversicherung sind für Arbeitnehmer und Arbeitgeber in allen Wirtschaftssektoren außer für Landwirte verfügbar. Während Landwirte in Deutschland bei niedrigem Einkommen Sozialleistungen erhalten (Top-Agrar, 2015), werden einkommensbezogene Versicherungen für die Landwirtschaft von der österreichischen Regierung nicht unterstützt und es gibt auch keine kommerziellen Produkte auf dem Markt. Für Farmer in Kanada besteht die Möglichkeit, volatile Einkommen über mehrere Jahre hinweg zu glätten und über Gutschriften einen Ausgleich zu erzielen. Da die meisten Betriebe in Österreich pauschal besteuert sind, steht diese Möglichkeit unter Praxisbedingungen auch nicht zur Verfügung.
Berichte
Kurzfassung
Berichtsdateien
Autor/innen
Mag. Karin Heinschink PhD, Bundesanstalt für Agrarwirtschaft und Bergbauernfragen DI Josef Hambrusch, Bundesanstalt für Agrarwirtschaft und Bergbauernfragen DI Dr. Christoph Tribl, Bundesanstalt für Agrarwirtschaft und Bergbauernfragen DI Michael Haslinger, Österreichische Hagelversicherung Dr. Thomas Url, Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung DI Dr. Markus Scharner, Universität für Bodenkultur Priv.-Doz. DI Dr. Franz Sinabell, Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung