MAB - Projekt: Erfassung der Bewirtschaftungssysteme im Grünland

Projektleitung

Karl BUCHGRABER

Forschungseinrichtung

Direktion Raumberg-Gumpenstein

Projektnummer

10641

Projektlaufzeit

-

Finanzierungspartner

Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft

Allgemeine Projektinformationen

Titel, Abstract, Schlagwörter (englisch)

Titel (englisch)

Management systems on grassland

Projektziele

Das Grünland als prägende Kulturart und als Bewirtschaftungssystem im Alpenraum war schon bisher Mittelpunkt konkreter Untersuchungen, jedoch fehlte oftmals der interdisziplinäre Ansatz, um ökologische und ökonomische Fragestellungen zu beantworten. In diesem anstaltsübergreifenden Projekt werden auf acht Grünlandtransekten in Österreich umfangreiche Erhebungen in den Bereichen „Boden – Pflanzen – Biodiversität – Futterertrag – Futterqualität – Tierbesatz – Futterbilanzierung – Kulturlandschaft“ durchgeführt. Auf insgesamt 630 Grünland- und Viehwirtschaftsbetrieben werden in allen Höhenstufen und Erschwerniszonen die unterschiedlichsten Nutzungsformen im Grünland bis hin zur Fütterung erarbeitet und in größere Landschaftsräume modelliert.

Das Grünland im Berggebiet Österreichs soll auf die Vielfalt im Artenspektrum und in den Pflanzengesellschaften in den unterschiedlichen Höhenstufen, geologischen Bedingungen und bei differenzierter Bewirtschaftung in der Praxis untersucht werden. Diese botanischen Daten sollen mit den Ertragsdaten, den Energiegehalten, den Inhaltsstoffen, den Mengen- und Spurenelementen sowie den Schwermetallen im Futter verknüpft werden. Ebenso sollen die Bodenparameter dahingehend zugrunde gelegt werden. Aus den Ertragsdaten in den unterschiedlichsten Nutzungsformen im Grünland sollte die Grundfutterbasis betriebsweise und regionsweise erarbeitet werden. Die nachwachsende Futterbasis und der bestehende Tierbestand sowie die In- und Outputs in den Betrieben wie auch Regionen sind Eckdaten für die Berechnung der Nährstoffbilanzen in den Grünland- und Viehbetrieben. In dieser Schnittstelle können die ökonomischen und sozioökonomischen Überlegungen in das Projekt einfließen und so Aussagen über die Entwicklung von Betrieben und Regionen erlauben.

In diesem breit angelegten Projekt übernimmt die BAL Gumpenstein folgende Arbeiten:
- Koordination sowie Mitarbeit in den pflanzensoziologischen und bodenkundlichen Aufnahmen und in der Auswertung
- Koordination sowie Hauptarbeit in der Ertragserfassung und in der Futteranalyse
- Koordination in den Betriebsbefragungen und Auswertung der Nährstoffbilanzen
- Durchführung von Fütterungs- und Verdauungsversuchen an der BAL Gumpenstein
- Auswertung der betriebswirtschaftlichen Erhebungen

Berichte

Abschlussbericht , 31.05.2004

Kurzfassung

Die stark differenzierten geologischen Bedingungen und die standörtlich wechselnden Bodenverhältnisse zeigten bei den kreislaufbezogenen niedrigen Tierbesätzen im Berggebiet nur geringe Nährstoffflüsse und letzten Endes auch geringe Nährstoffgehalte im Boden. Die Phosphorgehalte lagen durchschnittlich bei 5 bis 15 mg und die Kaligehalte zwischen 5 und 20 mg je 100 g Feinboden. Die extensiveren Nutzungsformen wie Hutweiden, Almen, Einschnittwiesen und Streuwiesen lagen dabei im unteren Bereich (5 – 10 mg/100 g FB) und je angehobener die Nutzungen bzw. auch die Nährstoffrückführung ist, desto ausreichender (10 – 20 mg/100 FB) werden die Nährstoffverhältnisse bei Phosphor und Kali im Boden. Der Humusgehalt in den österreichischen Grünlandböden liegt bei den mäßig genutzten Flächen durchschnittlich über 10 %, interessant, dass die Almflächen um die 15 % und die Grünlandbrachen bei über 20 % Humus bzw. organischer Anteile im Boden liegen. Die Wirtschaftswiesen weisen in den 10 cm Oberboden auch Humusgehalte von 5 bis 12 % auf. Die standörtlichen Unterschiede mit den sehr differenzierten Bewirtschaftungsmaßnahmen auf den Betrieben bringen schon eine hohe Variabilität in den Pflanzengesellschaften im Grünland. In der Artenzahl pro 100 m² liegen die Hutweiden mit durchschnittlich 56 vor den Bergmähdern (50), den Almflächen (43), den Ein- und Zweischnittwiesen (40 bis 50), die Dreischnittwiesen und Mäh- und Kulturweiden lagen auch bis 40 bis 45 Arten, hingegen fielen die Veilschnittflächen auf 27 und die Wechselwiesen auf 26 Arten pro 100 m² ab. Rote Listen-Arten konnten pro 100 m² in den Moorwiesen durchschnittlich 14, in den Streuwiesen 13 und in den Hutweiden und Dauerbrachen noch 10 gefunden werden. Waren in der Einschnittflächen noch 7 Rote Liste-Arten, so stößt man in den Wirtschaftswiesen durchschnittlich noch auf 3 bis 4 dieser gefährdeten Arten. In den Vielschnittflächen und im Feldfutter ist es selten (0,1 bis 1,5), derartige Pflanzen zu entdecken. Im Rahmen dieses Forschungsprojektes wurden insgesamt 2722 Futterproben umfassend untersucht, wobei alle Daten in die Futterwerttabelle für den Alpenraum eingehen. Im Futter (Verdaulichkeit, Energiegehalt, Rohproteingehalt etc.) zeigten die Streuwiesen, Dauerbrachen und die Einschnittflächen die geringsten Qualitäten. Die Energiegehalte lagen hier bei 3,8 bis 4,8 MJ NEL/kg TM. Die Zwei- und Dreischnittwiesen, die Kultur- und Mähweiden lagen bei durchschnittlich 5,4 bis 5,6 MJ NEL/kg TM und die Vielschnittwiesen und Feldfutterflächen bei durchschnittlich 5,7 bis 5,9 MJ NEL/kg TM. Von allen Grünlandflächen wurde bei allen Aufwüchsen die Ertragserhebung durchgeführt, wobei diesen Ernteerträgen rund 20 % zum Nettoertrag abgezogen werden müssen. Entscheidend sind die Qualitätserträge (Nettoertrag x Energiegehalt) und die Rohproteinerträge. In Österreich gibt es zwischen den Nutzungsformen enorme Ertragsunterschiede. Insgesamt erbringt das Wirtschaftsgrünland (rund 50 % der gesamten Grünlandfläche) rund 93 % des Qualitätsertrages, während die Extensivflächen (auch etwa 1 Million ha in Österreich) nur 7 % des Qualitätsertrages liefern. Infolge der Leistungssteigerung bei den Milchkühen werden künftig deutlich weniger Kühe und dadurch auch weniger Jungtiere das Grünland nutzen. Es sind schon derzeit rund 27 % der Grünlandflächen deutlich unternutzt, das heißt, in diesen Regionen gibt es einen Grundfutterüberhang von 1500 bis 2500 t Trockenmasse pro Gemeinde und Jahr. Dies führt dazu, dass im Berggebiet die extensiven Flächen insbesondere die Almflächen in der Nutzung aufgelassen werden. In den Gunstlagen (Alpenvorland, Flachgau und die Tal- und Beckenlagen im Berggebiet) wurde hingegen eine Futterzufuhr in Form von größeren Kraftfuttermengen registriert, die bei zu geringer Flächenausstattung zu ökologischen Problemen führen könnte. Zusammenfassung: Umfangreiche interdisziplinäre Untersuchungen an acht Grünlandtransekten in Österreich wurden in diesem Forschungsprojekt in Zusammenschau mit dem Forschungsprojekt MAB 6/21 in den Jahren 1999 bis 2002 durchgeführt. Ergebnisse in den Bereichen „Boden – Pflanze – Biodiversität – Ertrag – Futterqualität – Tierbesatz – Kulturlandschaft“ liegen vor. Einige Daten waren bereits Grundlage für die Futterbilanz in Österreich und für die Futterwerttabelle im Alpenraum. Die Bodendaten sollten in die österreichweite Datenbank „BORIS“ eingehen, ebenso wurde der Transekt „Ennstal“ in die ÖPUL-Evaluierung miteinbezogen. Auf den extensiven Wiesen und Weiden zeigte sich in Österreich eine hohe Biodiversität (40 bis 60) mit 10 bis 15 Rote Liste-Arten pro 100 m², in den Wirtschaftswiesen kommen immerhin noch durchschnittlich 40 bis 45 Arten vor. Die Vielschnittwiesen, die Wechselwiesen und die Feldfutterflächen bieten noch 20 bis 30 Arten, Rote Liste-Arten kommen hier pro 100 m² nur mehr selten vor. Die standörtlich abgestimmte und kreislaufbezogene Bewirtschaftung ist derzeit im Berggebiet vorherrschend und ist Grundlage für eine breite Ökologie. Die kleinen Betriebsstrukturen und die oft extremen Benachteiligungen im Berggebiet bieten den Grünland- und Viehbauern nur geringe Einkommensmöglichkeiten. Sie erbringen allerdings wichtige Leistungen für die Gesellschaft, die eine Abgeltung über öffentliche Programme erfordert.