Lowcarb Wein: Dekarbonisierte Weinproduktion

Projektleitung

Werner Poelz

Forschungseinrichtung

Umweltbundesamt GmbH

Projektnummer

101670

Projektlaufzeit

-

Finanzierungspartner

Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus

Allgemeine Projektinformationen

Schlagwörter (deutsch)

CO2-Fußabdruck, Kreislaufwirtschaft, dekarbonisierte Gesellschaft, Einsparung von Primärenergie und Primärmaterialien

Titel, Abstract, Schlagwörter (englisch)

Titel (englisch)

Decarbonised wine production

Abstract (englisch)

International projects and studies are based on average assumptions about how the wine was produced. Company-related activities in the vineyard and in the cellar cause large differences in the CO2 footprint. In addition, country-specific basic data, e.g. share of renewable energy sources in the electricity mix, recycling rate for glass bottles, etc. essentially the calculation basis.
With this project, for the first time, potential CO2 savings for Austrian winegrowers can be calculated at company level and company-related CO2 drivers can be made aware of. For the first time, political actors are also receiving information on how, in the medium and long term, legal and funding measures with possible solutions can influence CO2 savings

Projektziele

Ziele des Projektes
• Quantitative Zuordnung der CO2-Emissionen zu den Aktivitäten im Weingarten und Keller
• Errechnung der CO2-Emissionen bei jenen Aktivtäten, die bisher von der Berechnung nicht erfasst wurden
• Ermittlung des CO2-Fußabdruckes auf Basis unterschiedlicher Parameter (pro Hektar, pro Flasche und pro Betrieb)
• Erarbeitung von potentiellen Einsparungen (Konzept von geschlossenen Kreisläufen am Beispiel von Wiederbefüllung von Weinflaschen)

Die Landwirtschaft gehört zu den am stärksten vom Klimawandel betroffenen Aktivitätsfeldern, da sie unmittelbar von Klima, Witterung und Wetter sowie den Bodenverhältnissen abhängig ist. Mögliche negative Auswirkungen des Klimawandels auf die Landwirtschaft betreffen Ertrags- sowie Qualitätseinbußen und abnehmende Ertragssicherheit aufgrund der eventuell zunehmenden Trockenheit und der erhöhten Klimavariabilität (BMNT 2017). Eine im Hinblick auf mögliche Klimawandelauswirkung angepasste Lage und Standortauswahl wird bei der Neuanlage von Weingärten eine wesentliche Rolle spielen.
Für den Weinbau wird mit einer potenziellen Ausweitung der Anbaugebiete gerechnet. Es sind jedoch weitere wichtige Aspekte, wie z. B. die Eignung der heute ausgesetzten Sorten mit mehrjährigen Kulturzeiten, die Investitionskosten (z. B. Ausbau der Bewässerungsmöglichkeiten) und die Vermarktungsmöglichkeiten, zu bedenken (BMNT 2017).
In der Österreichischen Treibhausgasinventur (National Inventory Report – NIR; Umweltbundesamt 2019) werden die Treibhausgas (THG) - Emissionen des Weinbaus in der Landnutzungs- und Landnutzungsänderungskategorie (LULUCF) beschrieben. Die Aktivitätszahlen der jährlichen Weinbauflächen stammen von der Statistik Austria aus der Agrarstrukturerhebung, die Weinbauflächen in den Jahren zwischen zwei Agrarstrukturerhebungen werden rückwirkend interpoliert. Dargestellt wird die CO2 Speicherung bzw. –Emission (bei Rodung) in der oberirdischen und unterirdischen Biomassse (Wurzel und Stock) sowie im Boden.
2018 wurden erstmals Österreich-spezifische Daten zur Berechnung der Biomasse in Weingärten herangezogen, dazu wurden in den Jahren 2016 und 2017 österreichische WinzerInnen, welche ihren Weingarten erst kürzlich gerodet haben oder vorhatten, diesen zu roden, gebeten, Daten zur Biomasse von Weinstöcken (Tonnen Frischmasse der Weinstöcke und des Wurzelstocks mit Wurzeln) und zur Umtriebszeit bekannt zu geben. Aus dieser Stichprobe wurde ein durchschnittlicher Österreichischer Wert für die jährliche Kohlenstoffakkumulationsrate in der gesamten Biomasse von 0,096 t C pro ha ermittelt und ein Kohlenstoff-Vorrat
in der Biomasse von 3,37 t C pro ha am Ende der Rotationsperiode von durchschnittlich 35 Jahren errechnet (Umweltbundesamt 2019).
Das Umweltbundesamt hat aufbauend auf bestehenden Forschungsarbeiten das Modell GEMIS (Globales Emissionsmodell Integrierter Systeme) zur Erstellung von Umweltbilanzen für Österreich weiterentwickelt. GEMIS ist ein computergestütztes Instrument, mit dem die Umweltauswirkungen von unterschiedlichen Systemen und Prozessen einfach, präzise und vor allem umfassend berechnet und miteinander verglichen werden können.
GEMIS berücksichtigt alle wesentlichen Prozesse, angefangen von der Primär-energie- und Rohstoffgewinnung bis zur Nutzenergie und Stoffbereitstellung, so z.B. auch den Hilfsenergie- und Materialaufwand zur Herstellung von Energieanlagen und Transportsystemen und bietet somit die Möglichkeit, neben den direkten Emissionen auch die vorgelagerten Prozessemissionen zu berücksichtigen.
Die österreichische Luftschadstoffinventur (OLI) liefert jährlich landesspezifische Emissionsdaten. Die für Treibhausgasbilanzen verwendeten Emissionsfaktoren werden regelmäßig mit den Sektoren und dem Datenmaterial aus der österreichischen Luftschadstoffinventur (OLI) abgeglichen.
Als weitere belastbare generische Datenbasis greift das Umweltbundesamt als offizieller Lizenznehmer im Bedarfsfall auch auf die Datenbank ecoinvent zu.
Zur Berechnung des Carbon Footprints werden direkte und vorgelagerte Emissionen berücksichtigt, die mittels Multiplikation der Eingangsdaten mit Emissionsfaktoren berechnet werden. Direkte Emissionen sind jene, welche bei Verbrennungsprozessen direkt anfallen, während die (zeitlich) vorgelagerten Emissionen alle Emissionen aus Verbrennungsprozessen der Vorkette beinhalten (z.B. Roh-stoff-/Energieträgerförderung, Zwischenverarbeitung, Transporte, etc.). Die Emissionsfaktoren der direkten Treibhausgasemissionen sind bei österreichspezifischen Angaben mit der aktuellen Österreichischen Luftschadstoffinventur ab-geglichen. Zu den direkten Treibhausgasen werden die vorgelagerten Emissionen durch Emissionsfaktoren aus der Datenbank GEMIS-Österreich oder der Datenbank ecoinvent ergänzt und als gesamte THG-Emissionen in CO₂-Äquivalenten dargestellt.




Praxisrelevanz

Das Projekt ist einerseits für die Betriebe eine wichtige Information über den CO2-Fußabdruck und Möglichkeiten, diesen positiv zu beeinflussen. Andererseits liefern diese Daten auf nationaler und internationaler Ebene umfangreiche Erkenntnisse für die Erreichung der Green Deal Vorgaben der Europäischen Kommission im Weinbereich.