LMW_WAUB9121: Diversität, Produktivität und Wertleistungspotenziale von laubbaumdominierten Mischbeständen im nördlichen Alpenvorland und den nördlichen Randalpen - 30 Jahre nach der Wiederbewaldung (Windwurf 1990/91)

Projektleitung

Eduard Hochbichler

Forschungseinrichtung

Universität für Bodenkultur Wien

Projektnummer

101727

Projektlaufzeit

-

Finanzierungspartner

Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus

Allgemeine Projektinformationen

Abstract (deutsch)

Die seit Jahren anhaltende Schadenssituation in den Wäldern der kollin-submontanen Waldstufe stellt Waldbesitzer, Behörden und Interessengruppen vor große Herausforderungen. Durch die sich ändernden Umweltbedingungen in Hinblick auf den Klimawandel gewinnen waldbauliche sowie waldwirtschaftliche Entscheidungen zunehmend an Bedeutung um die Wälder klimafit (widerstandsfähig, anpassungsfähig, resilient) zu machen und die Produktions- und Wertleistungsmöglichkeiten sicherzustellen. Nach der Sturmkatastrophe im Frühjahr 1990 wurde die Chance genützt, den Waldumbau ehemals fichtendominierter Bestände in Mischbestände zu forcieren. Eine erste Evaluierung der Wiederbewaldungsarbeiten erfolgte im Jahr 2002 in Ober- und Niederösterreich . Kenntnisse über die standörtlich-baumartenspezifische Höhenentwicklung im Jungbestandesalter und über eine zielorientierte Bestandesbegründung und Dickungspflege (Integration Pionierbaumarten) für Laubmischbestände konnten verbessert werden. Nunmehr besteht ein hoher Informationsbedarf zur weiteren Behandlung der herangewachsenen Stangenhölzer, um hohe Klimafitness bei bestmöglicher Wertschöpfung sicherzustellen.

Ziele des Projektes sind mittels Wiederholungs- und Erstinventur i) eine umfassende Bestandesanalyse durchzuführen, ii) das standörtlich-baumartenspezifische Wuchsverhalten zu untersuchen, iii) die Beziehungen zwischen Bestandes-, Baummerkmalen sowie Konkurrenz (intra- und interspezifisch) und der Stamm-Qualität zu analysieren, iv) hinkünftige Erfolgspotenziale (ökologisch – ökonomisch; Klimafitness - Wertschöpfung) abzuschätzen und v) Empfehlungen für die Bewirtschaftung Laubbaum- und laubbaumdominierter Mischbestände unter Berücksichtigung der standörtlich-klimatischer Veränderungen zu erarbeiten.

Für die Erhebungen werden aus den im Jahr 2002 erhobenen Beständen 80-100 Bestände zufällig ausgewählt und um Aufnahmen in  15-20 Beständen erweitert (Salzburg, Tirol, Vorarlberg). Flächen-und Standortsmerkmale werden charakterisiert und die Bestandes- und Baummerkmale entsprechend den Zielsetzungen und Bestandessituationen erhoben. Aufbauend auf den Ergebnissen erfolgt eine Weiterentwicklung/Adaptierung der waldbaulichen Empfehlungen (Waldbau-Hanbuch). Die Untersuchungen erlauben auch eine Re-Evaluierung des Wissenstandes zum standörtlich-baumartenspezifischen Wuchs- und Wertleistungspotentials und werden dadurch die Entscheidungsfindung im Rahmen des adaptiven Waldumbaus verbessern.

Schlagwörter (deutsch)

Waldbau, Waldumbau, Laubmischwaldbewirtschaftung, Biodiversität, Holzqualität, Konkurrenz, Wertholzproduktion, Ökosystemleistungen

Titel, Abstract, Schlagwörter (englisch)

Titel (englisch)

Diversity, productivity and value-added performance potential of deciduous tree-dominated mixed stands in the northern Alpenvorland (Upper Austria and Lower Austria) - 30 years after reforestation (wind-throw 1990/91)

Abstract (englisch)

The damage situation in the forests of the collin and submontane zone, which has persisted for years, presents forest owners, authorities and interest groups with major challenges in the context of forest conversion. Due to the changing environmental conditions with regard to climate change, silvicultural and forest management decisions are becoming increasingly important in order to make forests suitable for the climate (stable, adaptable, resilient) and to ensure production and value-added opportunities.

After the storm catastrophe in the spring of 1990, the opportunity was used to force the forest conversion of formerly spruce-dominated stands into mixed stands. An initial evaluation of the reforestation activities was carried out in 2002 (Upper and Lower Austria). The knowledge about the site-tree specific height development in the young stand age and consequently the recommendations for the stand establishment and thickening measures (integration of pioneer tree species) for mixed deciduous stands could be improved. There is now a great need for information on the further treatment of the pole stands to ensure high climatic fitness combined with the best possible added value.

The aims of the project are therefore i) to implement comprehensive stand analysis, ii) to examine the site-tree specific growth performance , iii) to analyze the relationships between stand and tree characteristics as well as competition (intra- and interspecific) and stem quality, iv ) assess future potential for success (ecological - economic; climate fitness - added value) and v) develop silvicultural recommendations for the management of mixed deciduous stands with special consideration of the local site-climatic changes.

For the surveys 80- 100 stands are randomly selected from the former 193 investigated stands of the year 2002 and expanded to include surveys of 15-20 stands (Salzburg, Tirol,Vorarlberg). The surveys are based on existing site parameters and characteristics and on those of the stand and/or tree characteristics, which are adjusted according to the objectives of the changed stand situation (poles). Based on the results a further development / adaptation of the silvicultural recommendations takes place. The investigations also allow a re-evaluation of the level of knowledge on the site-specific tree species growth and value performance potential and will thereby improve decision-making in the context of adaptive forest conversion.

Schlagwörter (englisch)

Silviculture, forest conversion, management of mixed deciduous forest stands, biodiversity, timber quality, competition, production of high quality timber, ecosystem services

Projektziele

Nach der Sturmkatastrophe im Frühjahr 1990 im nördlichen Alpenvorland und den nördlichen Randalpen (West- und Ostteil) Österreichs die Chance genützt den Waldumbau ehemals fichtendominierter Bestände in Mischbestände, ensprechend den Förderungszielsetzungen, zu forcieren.

Waldbauliche Untersuchungen in Ober- und Niederösterreich im Jahr 2002 zeigten, dass auf den Wiederbewaldungsflächen mit 29 Baumarten ein breites Spektrum vorhanden.

Bei mittleren Stammzahlen von 4.900 n/ha (rund 40% Naturverjüngungsanteil) betrug der Laubbaumanteil 55 % und der Nadelbaumanteil 45 % (Fiche 34 %).

50 % der Bestände waren Laubbaummischbestände, 25 % der Bestände waren Laubbaum-Nadelbaum-Mischbestände in 20 % der Bestände überwogen die Nadelbäume.

Nachdem die Bestände auf den ehemaligen Winduwrfflächen nach 30 Jahren die Stangenholzphase erreicht haben stellen sich vorrangig folgende Fragen: Wie stellt sich die Bestandssituation derzeit dar (Arten- und Strukturdiversität; Produktivität, Qualität)? Welche Auswirkungen hat das Eschentriebsterben? Wie klimafit sind die Bestände? Welche waldbauliche Behandlung ist erforderlich um die Wertschöpfung zu optimieren? Besteht Handlungsbedarf die aktuellen waldbaulichen Empfehlungen für die Waldbewirtschaftung für das nördliche Alpenvorland zu überarbeiten?


Ziele des Projektes sind

  • eine umfassende Bestandesanalyse durchzuführen
  • das standörtlich-baumartenspezifische Wuchsverhalten zu untersuchen
  • die Beziehungen zwischen Bestandes-, Baummerkmalen sowie Konkurrenz (intra- und interspezifisch) und der Stamm-Qualität zu analysieren
  • hinkünftige Erfolgspotenziale (ökologisch – ökonomisch; Klimafittness- Wertschöpfung) abzuschätzen
  • waldbauliche Optionen im Rahmen einer multifunktionalen Bewirtschaftung unter besonderer Berücksichtigung der standörtlich-klimatischen Veränderungen zu erarbeiten.
  • Erarbeitung waldbaulicher Maßnahmen für eine weitere zielorientierte Bewirtschaftung der Stangenholz-Bestände und Re-Evaluierung der waldbaulichen Empfehlungen für Wiederbewaldungsmaßnahmen im Rahmen von Bestandesumwandlungen sekundärer Nadelwaldbestände
  • Erarbeitung von waldbaulichen Empfehlungen für die Begründung und Behandlung Laubbaum- und laubbaumdominierter Mischbestände (Waldbau-Handbuch)

Praxisrelevanz

Die seit Jahren anhaltende Schadenssituation in den Wäldern der kollinen-submontanen Waldstufe stellt Waldbesitzer, Behörden und Interessengruppen vor Herausforderungen im Rahmen eines Waldumbaus zur Verminderung von Produktions- und Einkommensrisiken (Risikomanagement). Dabei steht eine standortsbezogenen Baumartenwahl und die Ableitung von Produktions- und Bestockungszieltypen sowie zielorientierte Bestandesbegründung und Bestandesbehandlung im Vordergrund. Nachdem die in den Jahren 1991/92 begründeten Mischbestände nach 30 Jahren die Stangenholzphase erreicht haben, besteht großer Informationsbedarf vonseiten der Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer über die weitere waldbauliche Behandlung dieser Bestände um hohe „Klimafitness“ bei bestmöglicher Wertschöpfung sicherzustellen. Es drängt auch die Frage, wie in Beständen mit starken Ausfällen der Eschen aufgrund des Eschentriebsterbens vorgegangen werden sollte (mittlere Anteil der Esche 2002 lag bei rund 15%).

Das Projekt leistet einen wesentlichen Beitrag zur Begründung/Entwicklung und Behandlung klimafitter Wälder durch den Waldfonds im Bereich der Land- und Forstwirtschaft. Die Erarbeitung von Empfehlungen für die weitere Bestandesbehandlung (Entscheidungshilfen für die Durchforstung), basierend auf einer einzelbaumorientierten Vorgehensweise in Mischbeständen ist von hoher praktischer Bedeutung.

Weiters werden die Kenntnisse für regionalspezifische Zielsetzungen (Förderprogramme) über den aktuellen Bestandesaufbau und notwendigen Behandlungsschritten (Pflegzustand, Pflegebedarf; Durchforstung; Astung) nach Dringlichkeit und Flächenausmaß verbessert um das Erfolgspotenzial auszuschöpfen.

Strategische und operative Entscheidungshilfen für den Waldumbau und einer zielorientierten Laubmischwaldbewirtschaftung unter Beachtung ökologischer und ökonomischer Aspekte sind von anhaltend großer Aktualität. Seit dem Windwurfereignis 1990 im nördlichen Alpenvorland und insbesondere durch die Schadereignisse im Mühl- und Waldviertel 2017/20 hat die Bedeutung der Laubmischwaldbewirtschaftung weiter zugenommen.

Weiters können die Ergebnisse eine wichtige Grundlage für die Genehmigung, Förderung und Evaluierung von Aufforstungs- und Waldpflegemaßnahmen darstellen.