Traube Lindenblättriger

© HBLAWO-Regner

Lindenblättriger: Charakterisierung der Rebsorte Lindenblättriger (Harslevelú)

Projektleitung

Ferdinand Regner

Forschungseinrichtung

HBLA und BA für Wein- und Obstbau Klosterneuburg

Projektnummer

101770

Projektlaufzeit

-

Finanzierungspartner

Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus

Allgemeine Projektinformationen

Abstract (deutsch)

Der individuelle Wunsch die Rebsorte Lindenblättriger als Qualitätswein aufzunehmen, scheitert schon daran, dass es zu wenig Erfahrung mit dieser Sorte unter heimischen Produktionsbedingungen gibt. Folglich sollte mit diesem Projekt eine Entscheidungsgrundlage in Form von Ernte und Qualitätsdaten bereitgestellt werden.

Schlagwörter (deutsch)

Weinbauliche Prüfung, Aromaprofile

Titel, Abstract, Schlagwörter (englisch)

Titel (englisch)

Characterization of the grapevine cultivar Harslevelú

Abstract (englisch)

The individual wish to include the Lindenblättriger grape variety as a quality wine already fails because there is too little experience with this variety under domestic production conditions. Consequently, this project should provide a basis for decision-making in the form of harvest and quality data.

Schlagwörter (englisch)

Viticultural testing, aroma profiles

Projektziele

Die Sorte soll im diesem Projekt soweit analysiert werden, dass eine Aussage über ihre Eigenschaften in Hinblick auf trockene und heiße klimatische Bedingungen abgeklärt werden können. Zu der umfassenden Prüfung gehört eine ampelographische Beschreibung eine weinbauliche Beurteilung und die sensorische analytische Weinqualität. Bei der Weinqualität sollen vor allem die primären und sekundären Aromen analysiert werden.

Praxisrelevanz

Der österr. Weinbau ist in den letzten Jahren schon deutlich vom Klimawandel geprägt. Für die längerfristige Entwicklung des Sortenspektrums ist es vorteilhaft Sorten zu haben deren Anpassungsvermögen an den Klimawandel günstiger erscheint.

Berichte

Abschlussbericht , 31.03.2023

Kurzfassung

Die Rebsorte Lindenblättriger ist eine autochtone Rebsorte für Ungarn und als traditioneller Bestandteil von Herkunftsweinen wie dem Tokajer ein nationales Kulturgut. Nichts desto trotz könnte die Sorte auch für Gebiete in Österreich in Frage kommen, die bisher nicht damit gearbeitet haben. Ziel der Untersuchung war, herauszufinden ob diese Sorte eine besonders gute Eignung für den österreichischen oder zumindest für den burgenländischen Weinbau mitbringt. Die beobachteten Versuchspflanzungen stehen einerseits in Jois und andererseits in Langenzersdorf, wo sich Böden und Klima doch erheblich unterscheiden. Die bekannten Schwächen der Sorte nämlich eine starke Empfindlichkeit gegenüber den Pilzkrankheiten Oidium und Botrytis musste bestätigt werden. Erstaunlich war auch die Schwäche der Sorte gegenüber Hitze und Trockenheit, die besonders 2022 zu beobachten war. Eine der Überlegungen, die für diese Sorte sprechen sollte, wäre die gute Eignung bei zunehmender Erwärmung als Antwort auf den Klimawandel. Diese Erwartungen konnte die Sorte nicht erfüllen, obwohl sie trotz dieser Beeinträchtigung in der Lage war ansprechende Weinqualitäten zu liefern. Die spätere Reife und auch die gute Ausstattung mit Säure ermöglichten Weinqualitäten die von einem kommissionellen Urteil als gleichwertig zu anderen Q-Weinrebsorten eingestuft wurde. Sensorisch starke Unterschiede ergaben sich zum Standort und vom Zeitpunkt der Verkostung. Grüne- krautige Aromen dominierten auf dem kühlen Standort in Niederösterreich während im Burgenland kräftigere Weine mit Aromen nach Steinobst und Pfeffer zum Vorschein kamen. Die beiden Klone T 311 und P41 konnten zwar im Weingarten ampelographische Unterschiede entwickeln, aber die Weine konnten kommissionell mit Dreieckstests nicht unterschieden werden. Die Unterscheidung zur Sorte Welschriesling als Wein gelang. Der Vergleich gegenüber den Sorten WR und GV erbrachte, dass das Aroma vom Lindenblättrigen jedenfalls eigenständig ist, Terpene keinen essentiellen Bestandteil der Aromatik darstellen aber Unterschiede zu den Vergleichssorten vor allem bei den höheren Alkoholen und Carbonsäuren beobachtet wurden. Während Propanol und Etyllactat beim Lindenblättrigen nicht einmal die halbe Menge erreichte, übersteigt cis-3-Hexen-1-ol mit einem 5 bis 10 fachen Wert die übliche Einstufung bei anderen Sorten. Bei den Carbonsäuren ergaben sich im Vergleich zu WR und GV höhere Werte für die Isovaleriansäure, aber markant geringere Werte für die Hexansäure und die Octansäure. Folglich kann die sensorisch wahrgenommene Unterschiedlichkeit auch chemisch analytisch nachvollzogen werden.

Berichtsdateien

Lindenblättriger 2023.pdf

Abstract (deutsch)

Die Rebsorte Lindenblättriger ist eine autochtone Rebsorte für Ungarn und als traditioneller Bestandteil von Herkunftsweinen wie dem Tokajer ein nationales Kulturgut. Ziel der Untersuchung war, herauszufinden ob diese Sorte eine besonders gute Eignung für den österreichischen oder zumindest für den burgenländischen Weinbau mitbringt. Die beobachteten Versuchspflanzungen stehen einerseits in Jois und in Langenzersdorf, wo sich Böden und Klima erheblich unterscheiden. Die bekannten Schwächen der Sorte nämlich eine starke Empfindlichkeit gegenüber den Pilzkrankheiten Oidium und Botrytis musste bestätigt werden. Erstaunlich war auch die Schwäche der Sorte gegenüber Hitze und Trockenheit, die besonders 2022 zu beobachten war. Eine der Überlegungen, die für diese Sorte sprechen sollte, wäre die gute Eignung bei zunehmender Erwärmung als Antwort auf den Klimawandel. Diese Erwartungen konnte die Sorte nicht erfüllen, obwohl sie trotz dieser Beeinträchtigung in der Lage war ansprechende Weinqualitäten zu liefern. Die spätere Reife und auch die gute Ausstattung mit Säure ermöglichten Weinqualitäten die von einem kommissionellen Urteil als gleichwertig zu anderen Q-Weinrebsorten eingestuft wurde. Sensorisch starke Unterschiede ergaben sich zum Standort und vom Zeitpunkt der Verkostung. Grüne- krautige Aromen dominierten auf dem kühlen Standort in Niederösterreich während im Burgenland kräftigere Weine mit Aromen nach Steinobst und Pfeffer zum Vorschein kamen. Die beiden Klone T 311 und P41 konnten zwar im Weingarten ampelographische Unterschiede entwickeln, aber die Weine konnten kommissionell mit Dreieckstests nicht unterschieden werden. Die Unterscheidung zur Sorte Welschriesling als Wein gelang. Der Vergleich gegenüber den Sorten WR und GV erbrachte, dass das Aroma vom Lindenblättrigen jedenfalls eigenständig ist, Terpene keinen essentiellen Bestandteil der Aromatik darstellen aber Unterschiede zu den Vergleichssorten vor allem bei den höheren Alkoholen und Carbonsäuren beobachtet wurden. Während Propanol und Etyllactat beim Lindenblättrigen nicht einmal die halbe Menge erreichte, übersteigt cis-3-Hexen-1-ol mit einem 5 bis 10 fachen Wert die übliche Einstufung bei anderen Sorten. Bei den Carbonsäuren ergaben sich im Vergleich zu WR und GV höhere Werte für die Isovaleriansäure, aber markant geringere Werte für die Hexansäure und die Octansäure. Folglich kann die sensorisch wahrgenommene Unterschiedlichkeit auch chemisch analytisch nachvollzogen werden.

Abstract (englisch)

The grape variety Lindenblättriger is an autochthonous grape variety for Hungary and a national cultural asset as a traditional component of origin wines such as Tokaj. Nevertheless, the variety could also be considered for areas in Austria that have not worked with it before. The aim of the study was to find out whether this variety is particularly suitable for Austrian or at least Burgenland viticulture. The observed test plantings are located on the one hand in Jois and on the other hand in Langenzersdorf, where the soil and climate differ considerably. The well-known weaknesses of the variety, namely a high sensitivity to the fungal diseases Oidium and Botrytis, had to be confirmed. The weakness of the variety to heat and drought, which was particularly noticeable in 2022, was also astonishing. One of the considerations that should go in favor of this strain would be its suitability for increased warming in response to climate change. The variety could not meet these expectations, although it was able to deliver appealing wine qualities despite this impairment. The later maturity and the good acidity enabled wine qualities that were classified by a commission as equivalent to other Q grape varieties. There were strong sensory differences with regard to the location and the time of the tasting. Green and herbaceous aromas dominated at the cool location in Lower Austria, while stronger wines with aromas of stone fruit and pepper came to the fore in Burgenland. The two clones T 311 and P41 were able to develop ampelographic differences in the vineyard, but the wines could not be differentiated with triangular tests. The distinction to the Welschriesling variety as a wine was successful. The comparison with the varieties WR and GV showed that the aroma of Lindenblättriger is independent, terpenes are not an essential part of the aroma, but differences to the comparison varieties were observed, especially in the higher alcohols and carboxylic acids. While propanol and ethyl lactate did not even reach half the amount of Lindenblättriger, cis-3-hexen-1-ol, with a value 5 to 10 times higher than the usual classification for other varieties. In the case of the carboxylic acids, the values for isovaleric acid were higher than for WR and GV, but significantly lower values for hexanoic acid and octanoic acid. Consequently, the difference perceived by the senses can also be understood chemically and analytically.

Autor/innen

F. Regner, Ch. Philipp, E. Ferschl, A. Endler, S. Sari