Kli:Na Schutz: TdRF2023_Identifikation von Konflikten und Lösungsansätzen einer naturverträglichen Energiewende zur gemeinsamen Erreichung von Klima- und Naturschutzzielen
Projektleitung
Stephanie Popp
Forschungseinrichtung
Universität für Bodenkultur Wien
Projektnummer
101955Projektlaufzeit
-
Finanzierungspartner
Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft
Allgemeine Projektinformationen
Abstract (deutsch)
Der Biodiversitätsverlust und die Klimakrise sowie daraus resultierende Auswirkungen z. B. durch Extremwetterereignisse und mangelnde Resilienz von Ökosystemen stellen aktuell und insb. in Zukunft enorme Bedrohungen für die Weltwirtschaft dar. Verantwortlich für die gegenwärtige, kritische Situation der Biodiversität sind v. a. Lebensraumfragmentierung, Landnutzungsänderungen, Neobiota und Verschmutzung, großteils gekoppelt mit dem Klimawandel. Der Klimakrise soll v. a. durch einen massiven Ausbau von erneuerbaren Energien begegnet werden. Durch einen vielerorts unkoordinierten Ausbau sind jedoch massiven Verschärfungen der Biodiversitätskrise zu erwarten. In Europa und Österreich werden die Zusammenhänge und potentiellen Konflikte zwischen Biodiversitäts- und Klimakrise aktuell weder auf fachlicher noch politischer Ebene in ausreichendem Maße erkannt und adressiert. Lösungsansätze sind daher dringend erforderlich.
Biodiversitäts- und Klimaschutz sind wesentlich für das Wohlergehen unserer Gesellschaft. Die Notwendigkeit, schnell effektive Maßnahmen umzusetzen spiegelt sich daher in zahlreichen EU-Richtlinien und Gesetzen wider, insb. im Europäischen Klimagesetz und der EU-Biodiversitätsstrategie. Maßnahmen zur Erreichung der Klimaziele können sich jedoch negativ auf Lebensräume und dort vorkommende Arten auswirken.
Um Zielkonflikten rund um den Ausbau erneuerbarer Energien mit dem Biodiversitätsschutz und anderen Nutzungsinteressen zu begegnen, wurden in Österreich bererits raum- und ordnungsplanerische Instrumente entwickelt (z. B. Kriterienkataloge, wasserwirtschaftliche Regionalprogramme, Zonenpläne für Wind und PV und zuletzt der Integrierte Netzinfrastrukturplan). Insgesamt zeigt sich darin aber ein sehr heterogenes Bild ohne konsistente und nachhaltige Planungsansätze. Mangels einheitlicher Kriterien über Sektoren und Bundesländer hinweg ist eine systematische Evaluierung und Maßnahmenableitung im Sinne des Biodiversitätsschutzes mit diesen Instrumenten kaum möglich.
Im Rahmen dieses Projektes sollen daher wichtige Kriterien des Biodiversitätsschutzes ermittelt und anhand eines GIS-basierten Ansatzes verschnitten werden, um so mittels unterschiedlicher Szenarien Lösungsvorschläge für eine nachhaltige Energiewende ohne signifikante Auswirkungen auf die Biodiversität zu entwickeln. Damit soll unter Berücksichtigung möglicher Konflikte und identifizierbarer Synergien die gemeinsame Erreichung von Naturschutz- und Klimazielen ermöglicht werden.
Schlagwörter (deutsch)
Naturschutz, Klimaschutz, Erneuerbare Energien, Biodiversität, Lösungsansätze, Zielkonflikte, Integrative Planung
Titel, Abstract, Schlagwörter (englisch)
Titel (englisch)
Identifying conflicts and possible solutions for a nature-friendly energy transition to jointly achieve climate and nature conservation goals
Abstract (englisch)
Biodiversity loss, the climate crisis and resulting increased extreme weather events and reduced resilience of ecosystems represent the largest actual and future threats to the global economy. Habitat loss and fragmentation, land use change, neobiota and pollution, to a large extent also coupled with climate change are the main stressors responsible for the current critical situation of biodiversity. The climate crisis is combated mainly by promoting renewable energy. However, an unregulated expansion of renewable energy can drastically fuel the biodiversity crisis. In Europe and Austria, the interrelationships and potential conflicts between the biodiversity and climate crises are currently not sufficiently recognized and addressed, neither on a professional nor on a political level. However, solutions are urgently needed.
Biodiversity and climate change mitigation are essential to maintaining the well-being of society. The need to implement effective measures quickly is therefore reflected in numerous EU directives and laws, in particular the European Climate Change Act and the EU Biodiversity Strategy. However, measures to achieve climate targets can have a negative impact on habitats and associated species.
In order to counteract conflicting goals between biodiversity protection, renewable energy extension and other uses, spatial and regulatory planning instruments have recently been developed in Austria (e.g., criteria catalogues, water management regional programs, zoning plans for wind and PV and lately, the integrated network infrastructure plan). However, these instruments are based on very heterogeneous approaches, without consistent and sustainable perspectives. Due to the lack of consistent criteria across sectors and federal states, a systematic evaluation and the derivation of measures related to biodiversity protection aspects is hardly possible with these instruments.
Within the framework of this project, important criteria of biodiversity protection are therefore to be identified and combined in a GIS-based approach in order to develop scenario-based solutions for a sustainable energy transition without significantly impacting biodiversity. Through the identification of possible conflicts and identifiable synergies between climate- and biodiversity protection, the project thus will support the joint achievement of nature conservation and climate goals.
Schlagwörter (englisch)
nature conservation, climate protection, renewable energies, biodiversity, solutions, conflicts of interests, integrative planning
Projektziele
Die Auswirkungen von Klimakrise und globalem Biodiversitätsverlust sind präsenter denn je und stellen uns als Gesellschaft vor viele neue Herausforderungen (IPCC 2022; IPBES 2022). Die dahingehende Notwendigkeit, schnell effektive Maßnahmen umzusetzen, spiegelt sich in zahlreichen EU-Richtlinien und Gesetzen wider. Allem voran die angestrebte Klimaneutralität und Energiewende der EU bis 2050 (Europäisches Klimagesetz; EC 2021). Maßnahmen zum Erreichen dieses Ziels haben Einfluss auf ökologische Prozesse, Lebensräume und dort vorkommende Arten (Niebuhr et al. 2022; Paleari 2022). Blickt man auf die aktuelle, kritische Situation der Biodiversität und deren Hauptverursacher wie Habitatverlust, Lebensraumfragmentierung, Landnutzungsänderungen, Neobiota und Umweltverschmutzung (IPBES 2018), so stehen sich hier zwei Interessen gegenüber. Dennoch wird die Diskussion zu Klima- und Biodiversitätskrise weitgehend separat geführt, fachlich als auch politisch.
Mit dem Erneuerbaren-Ausbau Gesetz (EAG) setzt Österreich einen wichtigen Schritt, um den Bruttoenergieverbrauch bis 2030 mit 42,5 % aus Erneuerbaren zu decken und die Klimaneutralität spätestens 2050 zu erreichen (EAG 2023; EC 2021). In Österreich sollen 2030 bereits 100 % des nationalen Stromverbrauchs bilanziell aus erneuerbaren Energiequellen gedeckt und die Klimaneutralität bereits 2040 erreicht werden. Dafür ist die jährliche Stromerzeugung aus erneuerbaren Quellen bis 2030 um 27 TWh zu steigern, wobei 11 TWh auf Photovoltaik (PV), 10 TWh auf Wind, 5 TWh auf Wasserkraft (WK) und 1 TWh auf Biomasse entfallen sollen.
Mit der Biodiversitätsstrategie 2030+ hat sich Österreich auch dazu verpflichtet, die biologische Vielfalt zu schützen, ihre Komponenten nachhaltig zu nutzen und Verantwortung für den Erhalt der globalen Biodiversität zu übernehmen. Konkret soll der Status von jeweils 30 % gefährdeter Lebensräume und Arten verbessert werden. Zudem sollen mindestens 30 % der Landesfläche unter wirkungsvollem (IUCN I-IV) und mindestens 10 % unter strengem Schutz stehen (BMK 2022). Dabei zielt die Biodiversitätsstrategie auch auf Verbesserung rechtlicher Rahmenbedingungen und wissenschaftlicher Grundlagen zur Erreichung und Evaluierung der Biodiversitätsziele ab (BMK 2022). Ein österreichweites Datenscreening soll Lücken und Maßnahmen zur Datenverbesserung aufzeigen.
Die Ziele des Ausbaus erneuerbarer Energien sind im EAG vorgegeben. Es ist jedoch nicht klar, inwieweit sich diese naturverträglich umsetzen lassen, da sie oft in Konflikt mit Zielen des Biodiversitätsschutzes stehen. Freiflächen-PV-Anlagen werden oft auf landwirtschaftlich unattraktiven Flächen errichtet, die jedoch häufig eine hohe ökologische Wertigkeit aufweisen (Kim et al. 2021; Hernandez et al. 2015), Windkraftanlagen führen zu erhöhten Mortalitäten von Vögeln und Fledermäusen (Schuster et al. 2015; Gartman et al. 2016) und Wasserkraft beeinträchtigt aquatische Ökosysteme (Auer et al. 2023, Hayes et al. 2022; Schinegger et al. 2018, Seliger et al. 2016). Das EAG fordert mit dem Integrierten Netzinfrastrukturplan (NIP; BMK 2023) die Berücksichtigung von Naturschutz- und Gewässeraspekten. Derzeit sind aber nur Schutzgebiete und „sehr gute Strecken" nach der Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) ausgeschlossen. Auen, Natura 2000 Gebiete und Verbreitungsgebiete gefährdeter Fischarten werden nur im „strengen“ Szenario berücksichtigt. Alle anderen, bisher ungeschützten, aber ökologisch wertvollen Gebiete und Gewässerstrecken bleiben unbeachtet. Aus ökologischer Sicht, gerade auch im Hinblick auf zukünftige Maßnahmen zur Renaturierung und Lebensraumvernetzung im Sinne des zu erwartenden EU-Renaturierungsgesetzes (EC 2022a) ist eine Berücksichtigung dieser Aspekte in aktuellen Diskussionen und Planungen aber dringend nötig.
Um Zielkonflikten mit Biodiversitätsschutz und anderen Nutzungsinteressen zu begegnen, wurden in den letzten Jahren verschiedene raum- und ordnungsplanerische Instrumente entwickelt (z. B. wasserwirtschaftliche Regionalprogramme in NÖ, OÖ, STMK, Zonenplan für Windkraftnutzung in NÖ, Planungsleitlinie Photovoltaic Austria/ÖIR u.v.m.) bzw. auch von NGOs Lösungsansätze aufgezeigt (z. B. WWF 2014, Birdlife Österreich 2023). Insgesamt zeigt sich aber ein sehr heterogenes Bild ohne konsistente und nachhaltige Ansätze, womit eine systematische Evaluierung im Sinne des Biodiversitätsschutzes mangels einheitlicher Kriterien kaum möglich ist. Derzeit ist nicht gewährleistet, dass nationale und übergeordnete naturschutzfachliche Ziele in ausreichendem Maße berücksichtigt werden. Daher bedarf es einer dringenden Überprüfung bisheriger Herangehensweisen und verwendeter Kriterien sowie der Entwicklung einheitlicher methodischer Ansätze unabhängig von Energieträger und Ökosystemtyp. Zudem gilt es zu klären, ob dafür benötigte Daten in ausreichender Qualität und Quantität vorliegen bzw. wie bestehende Datenlücken geschlossen werden können.
Im Projekt Kli:Na SCHUTZ sollen daher folgende Projektziele erreicht und Forschungsfragen beantwortet werden:
Projektziele
- Stands des Wissens/Literaturstudie zu Zusammenhängen von Biodiversitäts- & Klimakrise zur Identifikation möglicher Synergien im Klima- und Biodiversitäts-/Naturschutz
- Identifikation von naturschutzfachlichen Kriterien (aquatische/terrestrische Arten und Lebensräume) in und außerhalb von Schutzgebieten durch Sichtung wissenschaftlicher Literatur, bestehender Kriterienkataloge und Ausbaustrategien erneuerbarer Energien
- Erhebung der Geodatenverfügbarkeit in Bezug auf identifizierte Kriterien, Aufzeigen von Defiziten & Datenlücken sowie Wegen zur Datenverbesserung und -verdichtung
- Methodenentwicklung und Verschneidung der verfügbaren aquatischen/terrestrischen Geodaten; Definition von Szenarien (unterschiedliche „Schutzintensitäten“ je erneuerbarer Energieform)
- Erstellung von Konfliktkarten und Ergebnisbilanzierung zur Ermittlung von Gebieten mit geringem, mittlerem und hohem Konfliktpotential zwischen dem Ausbau erneuerbarer Energien und schützenswerten Lebensräumen und Arten je Energieform
- Aufzeigen von Lösungsansätzen für sektorenübergreifende strategische Zusammenarbeit, mit Hilfe eines Living-Lab-Ansatzes im Rahmen eines Workshops mit Entscheidungsträger:innen
- Ableitung von Handlungsempfehlungen für die gemeinsame Zielerreichung von Klima- und Naturschutzzielen in Österreich
Forschungsfragen
- Welche Gewässerstrecken und Gebiete an Land haben in Österreich (in und außerhalb von Schutzgebieten) eine hohe ökologische Wertigkeit und warum?
- Auf welche wertvollen Strecken/Gebiete bzw. gefährdete/geschützte Arten und Lebensräume übt der Ausbau erneuerbarer Energien zusätzliche Belastungen aus, wie sind diese Konflikte zu bewerten und welche der betroffenen Arten/Lebensräume sind aktuell nicht bzw. unzureichend geschützt?
- Welche ökologischen Kriterien werden aktuell beim Ausbau erneuerbarer Energien in Österreich berücksichtigt? Welche Kriterien fehlen bisher und sollen in Zukunft auf Basis wissenschaftlicher Literatur und vorhandener Kriterien des Bundes und der Länder für die Abwägung/Priorisierung Erneuerbarer bzw. für die Identifikation von schutzwürdigen Gebieten/Gewässerstrecken herangezogen werden?
- Welche Gewässerabschnitte bzw. Flächen sind aus naturschutzfachlicher Sicht für den Ausbau erneuerbarer Energien geeignet/ungeeignet bzw. wo bestehen hohes, mittleres oder geringes Konfliktpotential hinsichtlich Arten- und Lebensraumschutz?
- Welches Potenzial für integrative Planungen haben verfügbare (Geo-)Daten zur Beantwortung von Fragen im Spannungsfeld zwischen Biodiversität/Naturschutz und dem Ausbau erneuerbarer Energien?
- Wo bestehen derzeit Datendefizite und wie können diese kompensiert werden?
- Welche Handlungsempfehlungen ergeben sich für die Einbeziehung der erarbeiteten ökologischen Kriterien in eine übergeordnete, strategische Planung des Ausbaus erneuerbarer Energien, um eine naturverträgliche Energiewende in Österreich zu ermöglichen?
Praxisrelevanz
Biodiversität und intakte Ökosysteme stellen die wesentliche Grundlage für Wohlergehen und Wirtschaften der Gesellschaft dar (MEA 2005). Beispielsweise speichern intakte Moore doppelt so viel CO2 wie alle Wälder der Erde, obwohl sie nur 3 % der Landfläche ausmachen (Gewin 2020). Die vom Menschen verursachte Biodiversitätskrise beschleunigt das Aussterben von Pflanzen- und Tierarten, sodass mittlerweile von einem 6. Massensterben gesprochen wird (Cellabos et al. 2015; Cowie et al. 2022). Der damit verbundene Verlust von Ökosystemleistungen führt z. B. durch Rückgang von Bestäubungsleistungen auch zu Einbußen in der Lebensmittelproduktion (Reilly et al. 2020) und durch Gewässerverbauung und -verschmutzung zur Bedrohung einer sicheren Trinkwasserversorgung (Grizzetti et al. 2016). Die Klimakrise ist, neben der Zerstörung und Zerschneidung von Lebensräumen eine der Hauptursachen für die Biodiversitätskrise (IPBES 2018; Pörtner et al. 2021). Einerseits nehmen Intensität und Häufigkeit von Naturkatastrophen und Extremwetterereignissen zu (WMO 2021), andererseits verlieren Ökosysteme aufgrund von (Mehrfach-)Belastungen ihre natürliche Schutzfunktion (IPBES 2019) und Resilienz (Frey et al. 2023). Die Klima- und Biodiversitätskrise sind unausweichlich eng gekoppelt und zählen laut WEF (2022) im nächsten Jahrzehnt zu den größten Bedrohungen für die Weltwirtschaft.
In Österreich liegt der Temperaturanstieg über dem weltweiten Mittel. Energieerzeugung & Industrie stellen mit 44 % die Hauptverursacher von Treibhausgasemissionen dar (UBA 2023a). Klimaschutz erfordert daher tiefgreifende Maßnahmen, insbesondere zum Ausbau erneuerbarer Energien (UBA 2023b). Mit dem Erneuerbaren-Ausbau Gesetz (EAG) setzt Österreich einen wichtigen Schritt zur Umsetzung der europäischen Ziele (EAG 2023; EC 2021). Dem gegenüber stehen diverse EU- und bundesweite Strategien und Abkommen, um dem globalen Biodiversitätsverlust entgegenzuwirken und den Zustand der Biodiversität zu verbessern, wozu sich Österreich durch Unterzeichnung des Weltnaturabkommens von Montreal 2022 international verpflichtet hat.
Die österreichische Biodiversitäts-Strategie 2030+ hat die Verbesserung von Status und Trends der Arten und Lebensräume, Vernetzung von ökologisch wertvollen Lebensräumen sowie Wiederherstellung von Ökosystemen mit besonderem Wert für Klimaschutz und Biodiversität als grundlegende Ziele (BMK 2022). Auch die Österreichische Waldstrategie 2020+ (BMNT 2018) zielt auf Erhaltung und Verbesserung des Gesundheitszustandes und der Funktionalität der Wälder, Erhöhung ihrer Diversität sowie Gewährleistung der Funktionen des Waldes im Biotopverbund unter Berücksichtigung benachbarter Lebensräume ab. Daran knüpfen die Auenstrategie 2020+ (BMLFUW 2015) und die Feuchtgebietsstrategie (UBA 2006) mit der Umsetzung des internationalen Ramsar Strategieplans (Ramsar 2016) an. Alle genannten Strategien zielen zudem auf eine Begrenzung des Flächenverbrauchs durch menschliche Nutzungen ab.
Diskussionen zur Biodiversitäts- und Klimakrise werden aber in Österreich immer noch weitgehend separat geführt und aktuelle Entwicklungen zeigen, dass der Klima- gegenüber dem Naturschutz oft bevorzugt behandelt wird. Beispiele sind die EU-Beschleunigungs-VO (EC 2022b) oder die nationale UVP-G Novelle (UVP-G 2023), in denen Vorhaben der Energiewende als im überwiegenden öffentlichen Interesse genannt sind. Dies impliziert Eignungszonen („Go-to-Gebiete light“), die von der UVP-Pflicht und artenschutzrechtlichen Verbotstatbeständen bei Durchführung von Minderungsmaßnahmen ausgenommen sind oder eine beschleunigte Umsetzung durch Gebietsfestlegung anhand strategischer Umweltprüfung keine UVP- & Naturverträglichkeitsprüfung erfordern (RED III – „Go-to“-Gebiete). Weiters sieht Art. 4(7) WRRL (EC 2000) bzw. §104a WRG (1959) eine Ausnahme vom Verschlechterungsverbot bei übergeordnetem öffentlichem Interesse vor.
Diesbezüglich äußert das BMK im ACRP-Call einen verstärkten Bedarf an praxisrelevanter und vernetzender Forschung, konkreten Handlungsempfehlungen zur Klimawandelanpassung, der Erforschung von komplexen Wechselwirkungen und der Schaffung wichtiger Entscheidungsgrundlagen. Der österreichische Biodiversitätsfonds zielt auf Erfassung und Bewertung der Biodiversität in Österreich ab.
Dahingehend forciert auch das BML im Programm für Forschung und Entwicklung (PFE 2020-2025) v. a. Ziele, welche strategischen Grundlagen für die Gewährleistung zukunftsfitter Natur- und Lebensräume liefern. Das Projekt Kli:Na SCHUTZ setzt sich daher zum Ziel, anhand angewandter, praxisnaher Forschung biodiversitätserhaltende und -fördernde Aspekte in der Land-, Forst- und Wasserwirtschaft sowie Naturschutz- und Gewässerplanung aufzuzeigen. Damit können Strategien und Planungen im Zuge der Energiewende durch eine lösungsorientierte und sektorenübergreifende Betrachtung von Zielkonflikten zwischen Natur- und Klimaschutz auf ihre Naturverträglichkeit überprüft und zukunftsfitte Lebensräume bewahrt werden.