Titelbild, aufgenommen von Andreas Haselmann, Kühe während eines Fütterungsversuches

© Andreas Haselmann/HBLA Ursprung

Grundfuttereffizienz: Verbesserung der Grundfuttereffizienz in der grünlandbasierten, biologischen Milcherzeugung

Projektleitung

Wilhelm Knaus

Forschungseinrichtung

Universität für Bodenkultur Wien - Department für Nachhaltige Agrarsysteme, Institut für Nutztierwissenschaften

Projektnummer

101210

Projektlaufzeit

-

Finanzierungspartner

Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft| Amt der Salzburger Landesregierung| Raiffeisen Salzburg | REWE International AG| Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus| Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus

Allgemeine Projektinformationen

Schlagwörter (deutsch)

(Grund-)Futteraufnahme, Milchkuh, Milchleistung, Futtereffizienz

Titel, Abstract, Schlagwörter (englisch)

Titel (englisch)

Improvement of forage efficiency in grassland based, organic milk production

Projektziele

Eine Steigerung der (Grund-)Futter-Effizienz (Milchmenge je kg aufgenommener Futtertrockenmasse) ist dann möglich, wenn das Leistungspotenzial der Milchkühe durch eine höhere Nährstoff- und Energieaufnahme in einem größeren Ausmaß realisiert werden kann. Der Nährstoff- und Energiebedarf für die Erhaltung einer Milchkuh hängt im Wesentlichen von ihrer Lebendmasse ab und ändert sich daher im Verlauf einer Laktationsperiode nur insofern, als Kühe am Beginn der Laktation Körpersubstanz mobilisieren und im Laufe der zweiten Hälfte der Laktationsperiode Körperreserven anlegen. Nachdem der Energie- und Nährstoffbedarf für die Synthese einer Einheit (kg) Milch (4,0 % Fett und 3,4 % Protein) nahezu konstant ist, lässt sich eine hohe Futter-Effizienz dann erzielen, wenn die zur Erhaltung der Milchkuh erforderliche Energie- und Nährstoffmenge auf möglichst viele Produkteinheiten (kg Milch) umgelegt werden kann.
Zahlreiche Produktionsstudien haben gezeigt, dass die Futteraufnahme und damit die Menge an Nährstoffen, die für die Verdauung zur Verfügung stehen, hinsichtlich Leistungsrespons am stärksten limitierend wirkt (Van Soest, 1982). Bei einer stark grundfutterbetonten Rationsgestaltung, wie sie unter den Bedingungen der Biologischen Milchkuhfütterung angestrebt wird, ist daher die Frage der Steigerung der Grundfutteraufnahme umso vordringlicher.

Im Rahmen des vorliegenden Forschungsprojektes sollen aus diesen Gründen Aspekte zur Forcierung der (Grund-)Futteraufnahme von Bio-Milchkühen behandelt werden, um die Effizienz der grundfutterbasierten Biomilcherzeugung zu verbessern.

Ausgehend von den Beobachtungen aus vorangehenden Projekten und den Erkenntnissen einer umfassenden Literaturrecherche werden im vorliegenden Forschungsprojekt drei mögliche Ansätze zur Modifikation des Grundfutters und damit zur möglichen Steigerung der (Grund-)Futteraufnahme und (Grund-)Futter-Effizienz verfolgt:

1) Grünlandfutter konserviert als Heu (mit einer Resttrocknung unter Dach) im Vergleich zu Grünlandfutter konserviert als Silage
2) Modifikation der Partikellänge und Reduktion der Strukturwirksamkeit der Gesamtration, z.B. durch den Einsatz einer Strohmühle od. eines Standhäckslers bei einem Teil (ca. 50 %) des Grundfutters
3) Effekte des Einsatzes eines Mähaufbereiters auf die Strukturwirksamkeit von Heu (mit einer Resttrocknung unter Dach)

Based on the observations made during previous research projects and the results of an extensive literature research three possible approaches are chosen in the current research project to modify forages in a way to possibly increase their intake and thus efficiency of use:

1) Use of forages from grassland preserved either as hay (applying an indoor dehydration process) or as silage
2) Reduction of average particle size of rations by the use of i.e. a straw mill or a chopper (apply this to about half of the ration forage)
3) Use of forages from grassland that have been cut and have undergone a forage conditioner to speed up the wilting process.

Praxisrelevanz

Das geplante Forschungsprojekt soll einen substanziellen Beitrag zur Verbesserung der Grundfutter-Effizienz liefern. Die Erzeugung von sog. „Heumilch“ (Fütterungsversuch 1) ist in Österreich von größer werdender Relevanz, jedoch sind die möglichen Effekte und Potenziale von stark grundfutterbetonten Rationen (> 80 % Grundfutter in der Rationstrockenmasse), deren Grundfutteranteil ausschließlich aus Heu besteht, hinsichtlich Futteraufnahme, Futtereffizienz, Leistung etc. wissenschaftlich nur rudimentär dokumentiert.

Die Biologische Landwirtschaft ist bestrebt in der Wiederkäuer-Ernährung den Anteil an Grundfutter deutlich höher zu halten, als dies in der konventionellen Landwirtschaft praxisüblich ist. Daher sieht die EU-Bio-Verordnung 889/2008 Restriktionen hinsichtlich des Kraftfutter-Einsatzes bei Rindern vor. Die Produktionsrichtlinien von BIO-AUSTRIA sind hinsichtlich der Grenzen des Kraftfutter-Einsatzes noch deutlich strenger (max. 15 % der Gesamtjahres-Trockenmasseaufnahme) als dies lt. EU-Bio-Verordnung 889/2008 der Fall ist.

Grundsätzlich sind stark grundfutterbetonte Rationen sehr voluminös, können daher im Vergleich zu hochkonzentrierten Rationen nur in geringeren Mengen von Milchkühen aufgenommen werden und weisen eine Strukturwirksamkeit auf, die weit über deren Bedarf hinausgeht. Somit ist es für die Praxis von größter Relevanz mögliche Potenziale zur Steigerung der Trockenmasse-Aufnahme von stark grundfutterbetonten Rationen auszuschöpfen (Fütterungsversuche 2 und 3).

Eine Reduktion der durchschnittlichen Partikellänge und damit des Volumens und der Strukturwirksamkeit von Grundfutter wäre auch durch ein Pelletieren des Grundfutters oder den Einsatz eines Mischwagens möglich. Im Gegensatz zu den im vorliegenden Forschungsprojekt gewählten Ansätzen der Partikellängenreduktion (Einsatz einer Strohmühle oder eines Häckslers), lässt sich über einen Mischwagen keine definierte Reduktion der Partikellänge vornehmen und das Pelletieren würde einen hohen technischen und energetischen Aufwand verursachen und wäre daher sehr kostenintensiv.

Wie weit der Einsatz eines Mähaufbereiters Einfluss auf die Strukturwirksamkeit und damit die Futteraufnahme hat, ist weitgehend unbekannt. Es ist daher für die Praxis von Relevanz, ob Mähaufbereiter nicht nur den Anwelk-(Trocknungs-)prozess von Mähgut fördern, sondern möglicherweise auch die Futteraufnahme und (Grund-)Futter-Effizienz erhöhen.

Berichte

Abschlussbericht , 30.11.2020

Kurzfassung

Durch eine Verbesserung der Grundfutter-Effizienz kann nicht nur die Netto-Lebensmittel-Produktion in der Milchviehhaltung erhöht, sondern auch ein höherer Milcherlös aus dem betriebseigenen Futter erwirtschaftet werden. Voraussetzung dafür ist, die Aufnahme von grundfutterbasierten Rationen bei Kühen zu steigern, weil dadurch deren Milchleistungspotenzial besser ausgeschöpft werden kann. Das Ziel des Projektes war es, die Futteraufnahme und die Milchleistung in der grünlandbasierten biologischen Milcherzeugung bei einer gegebenen Grundfutterqualität und einem niedrigen Kraftfutterniveau (< 20% in der Rationstrockenmasse) zu verbessern. Zu diesem Zweck wurden 3 Fütterungsversuche im Milchviehstall des Lehrbetriebes der HBLA Ursprung, Elixhausen, durchgeführt. Im 1. Versuch (Jänner - März 2018) wurde der Effekt einer feineren Grundfutter-Struktur (theoretische Schnittlänge: 0,5 cm), in einer TMR, die zu 80% (Basis TM) aus Grundfutter bestand, getestet. Im 2. Versuch (Jänner – März 2019) wurde der Effekt der Konservierung von Grünlandfutter (Silierung vs. Trocknung), bei einer täglich gleichbleibenden Kraftfutter-Ergänzung von 3,6 kg TM/Kuh, geprüft. Im 3. Versuch (Jänner – Februar 2020) wurde der Effekt des Einsatzes eines Zinken-Mähaufbereiters bei der Heuwerbung, ebenso bei einer täglich gleichbleibenden Kraftfutter-Ergänzung von 3,6 kg TM/Kuh, getestet. Die größte Steigerung in der Futteraufnahme (+ 1,8 kg TM/Tag) und in der energiekorrigierten Milchleistung (+ 2,3 kg ECM/Tag) konnte im 1. Versuch festgestellt werden. Im 2. Versuch zeigte sich, dass Heu einen um zirka 50% höheren Gehalt an wasserlöslichen Kohlenhydraten im Vergleich zu Silage hatte, wodurch sich, in ähnlicher Weise wie im 1. Versuch, die Futteraufnahme und die Leistung der Tiere verbessern ließen (+ 0,5 kg TM bzw. + 1,6 kg ECM/Tag). Der Einsatz des Zinken-Mähaufbereiters bei der Heuwerbung (3. Versuch) hatte hingegen keine Effekte auf diese Parameter. Abschließend kann aus diesem Forschungsprojekt abgeleitet werden, dass die feinere Futterstruktur und ein höherer Gehalt an wasserlöslichen Kohlenhydraten im Grundfutter das größte Potenzial bieten, die Futteraufnahme und die Leistung von Milchkühen in der grünlandbasierten, biologischen Milcherzeugung zu verbessern. Durch diese Modifikationen des Grundfutters reduziert sich der Kauaufwand der Tiere bei der Futteraufnahme und es verbessert sich die Schmackhaftigkeit der Rationen. Kühe, denen dadurch eine größere Menge an verdaulichen Nährstoffen aus dem Grundfutter zur Verfügung steht, können ihr Milchleistungspotenzial besser ausschöpfen.

Berichtsdateien

Abschlussbericht_Endversion_30112020.pdf

Autor/innen

DI Andreas Haselmann