Gruenlandochse: Grünlandbasierte Ochsenmast mit heimischen Rassen (Pinzgauer vs. Fleckvieh) bei unterschiedlicher Fütterungsintensität: Einfluss auf Mastleistung, Schlachtleistung, Fleischqualität, Effizienz, Umweltwirkungen und Wirtschaftlichkeit

Projektleitung

Margit Velik

Forschungseinrichtung

Höhere Bundeslehr- und Forschungsanstalt für Landwirtschaft Raumberg-Gumpenstein

Projektnummer

101730

Projektlaufzeit

-

Finanzierungspartner

Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus

Allgemeine Projektinformationen

Abstract (deutsch)

Im vorliegenden Projekt sollen 40 Ochsen (20 Fleckvieh, 20 Pinzgauer) im Maststall der HBLFA Raumberg-Gumpenstein ab Fresser gemästet werden. In dem Mastversuch werden den Ochsen 2 Futterrationen gefüttert (Grasssilage-Heu-Mischung und Kraftfutter nur in der Ausmast vs. mittelintensive Ration mit Grassilage, Maissilage und Kraftfutter über die gesamte Mast). Die Ochsen werden mit Mastendmassen von 670 bzw. 720 kg geschlachtet. Es werden Daten zur Mastleistung, Schlachtleistung und inneren Fleischqualität erhoben. Basierend auf den Daten werden ökonomische Bewertungen sowie Bewertungen zur Futtereffizienz und Ökobilanz durchgeführt.

Ziele des vorliegenden Projekts sind:

  • Beurteilung der Mastleistung, Schlachtköper- und Fleischqualiät von Fleckvieh sowie der heimischen Rasse Pinzgauer in Bezug auf Mastintensität und Mastendmasse
  • Informationssammlung und Datenauswertungen zur Nährstoff-Effizienz und Nährstoff-Konversion (pro Masttag, pro kg Zuwachs, pro kg Schlachtkörpergewicht, pro Flächeneinheit) von Fleckvieh und Pinzgauer bei 2 unterschiedlichen grundfutterbasierten Futterrationen
  • Ausführliche Literaturrecherche sowie Zusammenfassung der (aktuellen) Literatur zur Ochsenmast (Mastleistung, Schlachtleistung, Fleischqualität)
  • Ökonomische Beurteilung der Rasse Pinzgauer in 2 unterschiedlichen österreichischen Mastsystemen im Vergleich zu Fleckvieh
  • Zur Verfügung Stellen von Informationen für die Ökobilanzierung von Ochsen-Mastsystemen
  • Modellierung der potenziellen Umweltwirkungen der Rindfleischproduktion im Grünland unter Berücksichtigung der Stoffkreisläufe und der Wirkungen auf Artenvielfalt und Tierwohl

Schlagwörter (deutsch)

Rindermast, Ausmast, Futtereffizienz, Zunahmen, Schlachtkörperqualität, Fleischqualität, Lebenszyklusanalyse, Nachhaltigkeit

Titel, Abstract, Schlagwörter (englisch)

Titel (englisch)

Grassland based steer fattening with domestic breeds (Pinzgauer vs. Fleckvieh) regarding different feeding intensity: Impact on fattening and slaughter performance, meat quality, efficiency, environmental impact and economics

Abstract (englisch)

In the present study, 40 steers (20 Fleckvieh, 20 Pinzgauer) are fattened at AREC Raumberg-Gumpenstein. In the feeding trial, steers are fattened with 2 rations (grass silage-hay based with concentrates solely in the finishing phase vs. semi-intensive with a ration based on grass silage, maize silage and concentrates). Steers are slaughtered at final live weights of 670 and 720 kg, respectively. Data on fattening performance, carcass and meat quality are recorded. Based on these data, calculations on economics, feed efficiency and environmental impacts will be undertaken.

Aims of the present project are to:

  • Examine fattening performance, carcass and meat quality of Fleckvieh and the domestic breed Pinzgauer with regard to feeding intensity and final live weight
  • Gain information on nutrient efficiency and nutrient conversion (per fattening day, per kg weight gain, per kg carcass weight, per unit of area) of Fleckvieh und Pinzgauer fed 2 different forage based rations
  • Review on current literature of steer fattening (fattening performance, carcass and meat quality)
  • Examine economics of Pinzgauer steers in different Austrian fattening systems compared to Simmental
  • Provide information for eco-balancing of steer fattening systems
  • Modelling the potential environmental impacts of beef production from grassland based production analysing nutrient flux and effects on biodiversity and animal welfare

Schlagwörter (englisch)

beef fattening, domestic breed, finishing period, feed efficiency, daily gain, carcass quality, meat quality, live cycle analysis, substainability

Projektziele

Das vorliegende Projekt beleuchtet die österreichische Ochsenmast bei extensiver, grünlandbasierter Mast im Vergleich zu einer mittelintensiven Mast mit moderaten Maissilage-Mengen und durchgehend Kraftfutter. Zusätzlich soll die (1) Mast mit heimischen Rassen (hier aufgrund der begrenzten Ressourcen am Beispiel Pinzgauer) sowie (2) der Einfluss des Mastendgewichts in den Fokus gerückt werden.

  • Ermittlung und Beurteilung der Mastleistung (Futter- und Nährstoffaufnahme sowie Gewichtsentwicklung und Zunahmen im Mastverlauf) und Schlachtleistung (Schlachtgewicht, Klassifizierung, Teilstückanteile, Anteil Fleisch-Fett-Knochen etc.) von Mastochsen der Rassen Fleckvieh und Pinzgauer bei extensiver bzw. mittelintensiver Fütterung
  • Effekt von Rasse und Fütterungsregime auf die innere Fleischqualität (Scherkraft, Wasserbindungsvermögen, Farbe von Fleisch und Fett, Marmorierung, Fettsäuren etc.) von Ochsenfleisch
  • Einfluss von Rasse, Ration und Mastendgewicht auf Futter- und Nährstoffaufwand bzw. -effizienz bei unterschiedlicher Bezugsgröße: Einzeltierleistung (pro Masttag, pro kg Gewichtszuwachs, pro kg Schlachtgewicht) vs. Leistung des Produktionssystems (pro Flächenleistung, pro Nährstoffeinheit Futter). Insbesondere bei hohen Mastendgewichten steigt der unproduktive Erhaltungsbedarf stark an, was anhand dieses Versuches sowie mit Literaturquellen herausgearbeitet werden soll
  • Literaturrecherche (national und international, wissenschaftlich und fachlich) zum Thema „Ochsenmast“ mit Schwerpunkt auf Mastleistung, Schlachtkörper- und Fleischqualität. Ein Schwerpunkt liegt auch auf der praxisgerechten Zusammenfassung und Aufbereitung wesentlicher Ergebnisse/Aussagen (z.B. neue überarbeitete ÖAG-Info zur Ochsenmast)
  • Ökonomische Bewertung der Versuchsergebnisse
  • DESKRIPTIVER Vergleich der Ochsenmast-Versuchsergebnisse mit vorangegangenen Versuchen zur Stier- und Kalbinnenmast

Zentrale Forschungsfragen des Projekts sind:

  • Inwieweit ist die heimischen Rasse Pinzgauer mit Fleckvieh hinsichtlich Futterverwertung, Zunahmen, Schlachtleistung und Fleischqualität vergleichbar?
  • Haben Pinzgauer Ochsen eine bessere/andere innere Fleischqualität als Fleckvieh?
  • Wie wirkt sich eine Mast mit Grassilage und Heu (Kraftfutter nur in der Aufzucht und in der Endmast) auf die Zunahmen (kompensatorisches Wachstum), Futtereffizienz, Fetteinlagerung und Fleischqualität aus?
  • Sind bei mittelintensiver Fütterung bei Pinzgauer Ochsen Schlachtgewichte von 720 kg erreichbar, ohne dass es zu einer zu starken Verfettung der Schlachtkörper kommt?
  • Sind bei Pinzgauer und Fleckvieh Ochsen intramuskuläre Fettgehalt von > 4 % im Rostbraten/Beiried erreichbar?
  • Wie gut sind die Zunahmen von Pinzgauer Ochsen im Vergleich zu Fleckvieh in Mittel- und Endmast bzw. im Gewichtsbereich über 650 kg?
  • Ist die Ochsenmast mit Pinzgauern gegenüber der Fleckvieh Ochsenmast wirtschaftlich?

Praxisrelevanz

In Österreich wurden im Jahr 2020 rund 35.000 Ochsen gemästet, wobei die Zahl der Ochsenschlachtungen in den letzten 20 Jahren deutlich gestiegen ist (im Jahr 2000 16.000 Ochsen und im Jahr 2010 31.000). Dennoch machen Ochsen an der Bruttoeigenerzeugung an Rindern (=Schlachtungen - Importe + Exporte von Lebendrindern) nur rund 6 % aus und liegen somit deutlich hinter den Stieren mit rund 40 % (BAB 2021 sowie persönliche Mitteilung H.K. Pistrich 10/2019). Für die Ochsenmast gibt es in Österreich bereits einige Markenfleischprogramme (z.B. Cult Beef, Bio Qualitätsmastochse ALMO, Tiroler Almrind, Murbodner Ochse, Grauvieh Almochse etc.).

Ochsen werden in Österreich häufig im Grünlandgebiet gehalten und liefern somit einen wesentlichen Beitrag zum Erhalt der österreichischen Kulturlandschaft (inklusive Almen). Für zahlreiche österreichische Grünlandbetriebe ist die Ochsenmast eine arbeitsextensivere Variante zur Veredlung ihres Grünlandes zu hochwertigem Rindfleisch mit sehr guter Produktions- und Produktqualität sowie guter Treibhausgas-Bilanz.

Fleckvieh ist mit rund 75 % die Hauptrinderrasse in Österreich, die Rasse Pinzgauer liegt – nach Braunvieh und Holstein Friesian – mit rund 37.000 Tieren an 4. Stelle, was rund 2 % aller in Österreich gehaltenen Rindern entspricht (Grüner Bericht 2020). Pinzgauer machen in Salzburg rund 10 % aller gehaltenen Rinder aus, in Kärnten sind es knapp 3 % der gehaltenen Rinder. Zum Vergleich, die autochthonen Rassen Murbodner und Grauvieh liegen mit rund 1 % österreichweit auf den Plätzen 8 und 9. Andere heimische Rassen wie Original Braunvieh, Kärntner Blondvieh oder Pustertaler Sprinzen machen jeweils weniger als 0,25 % der österreichischen Rinder aus. Die Projektergebnisse sollen somit auch einen Beitrag zum Erhalt von gefährdeten heimischen Nutztierrassen liefern und zur Eignung von heimischen Rassen in der Rindermast.

Der durchschnittliche Österreicher verzehrt jährlich knapp 63 kg Fleisch, wovon Rind inklusive Kalb knapp 12 kg ausmachen (Statistik Austria, Versorgungsbilanzen 2019). Nach Umfragen der AMA Marketing bezeichnen sich rund ¾ der Befragten als Fleischesser und rund 16 % als Flexitarier (RollAMA, AMA-Marketing, KeyQUEST Mahlzeit-Monitor, 2019). Unser Fleischkonsum wird in der heutigen Gesellschaft – vor allem auch von jüngeren Menschen – aus unterschiedlichen Gründen (Tierwohl, Klimawandel, gesundheitliche Aspekte, …) zusehends kritisch gesehen. Fleischproduktionssysteme, die neben einer sehr guten Produktqualität auch mit einer besonderen Prozessqualität, also der Art und Weise wie Fleisch erzeugt wird, punkten, können in dieser Diskussion Vorteile haben.