FORSITE II: Waldfonds-Projekt: Erarbeitung der ökologischen Grundlagen für eine dynamische Waldtypisierung in Oberösterreich, Niederösterreich und Burgenland
Projektleitung
Harald Vacik
Forschungseinrichtung
Universität für Bodenkultur Wien
Projektnummer
101746Projektlaufzeit
-
Finanzierungspartner
Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus
Allgemeine Projektinformationen
Abstract (deutsch)
Das weitgehende Fehlen von forstlichen Standortskarten im Burgenland, Ober- und Niederösterreich
macht einen neuen Ansatz bei der Standortserkundung und Kartierung der vorkommenden
Waldstandorte notwendig. Eine Herausforderung stellt dabei die Berücksichtigung von zukünftig
veränderten Klimabedingungen dar, die sich auf die Klassifizierung von Standorten und der Eignung von
Baumarten auswirken wird. Im Rahmen des Projektes FORSITE II soll daher eine Erweiterung der
dynamische Waldtypisierung (FORSITE II +) auf Basis eines GIS-gestützten geoökologischen
Stratifizierungsmodells für die gesamte Waldfläche der Bundesländer Ober- und Niederösterreich sowie
das Burgenland erfolgen. Als Datenbasis sollen neben den im Rahmen von FORSITE II erhobenen und
bereits vorhandenen Geodaten (u.a. Höhenmodell, geologische Basiskarte), vorliegende Standorts- und
Klimadaten, zusätzliche Parameter zur standörtlichen Charakterisierung und Klassifizierung des auf dem
Fest- und Lockergestein aufliegenden Substrats erhoben und dann in der Analyse verwendet werden.
Für die Waldtypenkarte sollen auf Grundlage der Punkt- und Flächendaten aus beiden Projektteilen
zunächst Themenkarten für die Faktoren Klimazone, Wasser- und Nährstoffhaushalt modelliert werden,
die dann zu Waldtypen mit einheitlicher Faktorenkombination zusammengefasst werden. Das Modell
erlaubt dann auf Basis der Datengrundlagen abgeleiteten digitalen geoökologischen Parametern (u.a.
Höhenstufe, Hanglage, Substrat, Geländeform, Neigung) eine Stratifizierung der Waldtypen auf allen
Hauptwaldstandorten. Jeder Waldtyp wird auf der Waldtypenkarte im Maßstab 1:25.000 dargestellt. Die
Baumarteneignung wird basierend auf Wärme-, Wasser- und Nährstoffversorgung abgeleitet. Für jeden
Waldtyp werden neben der ökologischen Charakterisierung auch Angaben zu den geeigneten
Baumarten und standörtlichen Gefährdungen beschrieben. Mögliche Behandlungsvarianten in Hinblick
auf den Klimawandel werden auf Basis bisheriger Erfahrungen mit den vorhanden Baumarten und ihren
Mischungen getrennt nach Waldgruppen beschrieben und Empfehlungen für die zukünftige Bestockung
und deren Bewirtschaftung in Hinblick auf den Klimawandel gegeben.
Schlagwörter (deutsch)
Waldbau, Standort, Baumarteneignung, Klimaänderung, Geologie
Titel, Abstract, Schlagwörter (englisch)
Titel (englisch)
Investigation of the ecological base line information for a dynamic forest site classification in Upper Austria, Lower Austria and Burgenland
Abstract (englisch)
The lack of forest site maps in Burgenland, Upper Austria and Lower Austria makes a new approach for
site classification and mapping necessary. One challenge is the consideration of future changes in
climate conditions, which will affect the classification of sites and the suitability of tree species. Within
the framework of the FORSITE II project, a dynamic forest site classification is therefore performed for
the entire forest area of the three provinces Upper Austria, Lower Austria and Burgenland on the basis
of a GIS-supported geo-ecological stratification model, which will increase the project area (FORSITE II+).
Existing geodata (e.g. elevation model, geological base map), available site and climate data as well as
new parameters to be collected in FORSITE II+ for the site characterization and classification of substrate
covering the hard and unconsolidated rocks are to be used as a data basis. For the forest type map,
topic maps for the factors climate zone, water and nutrient balance are to be modeled first on the basis
of the point and area data from both project parts, which will then be combined into forest types with a
uniform factor combination. The model then allows a stratification of forest types on all main forest
sites on the basis of digital geo-ecological parameters derived from the data basis (including altitudinal
stage, slope, substrate, terrain, inclination). Each forest type is depicted on the forest type map at a
scale of 1:25,000. Tree species suitability is derived based on heat, water and nutrient supply. In
addition to the ecological characterization, information on suitable tree species and site-specific hazards
is described for each forest type. Possible silvicultural treatment options with regard to climate change
are described for groups of forest site types on the basis of previous experience with the existing tree
species and their mixtures, and recommendations are given for future growing stocks and their adaptive
management with regard to climate change.
Schlagwörter (englisch)
Silviculture, site type, tree species suitability, climate change, geology
Projektziele
Im Rahmen des Projektes FORSITE II soll eine dynamische Waldtypisierung auf Basis eines GIS-gestützten geoökologischen Stratifizierungsmodells erfolgen. Als Datenbasis sollen vorhandene Geodaten (u.a. Höhenmodell, geologische Basiskarte), vorliegende Standorts- und Klimadaten sowie neu zu erhebende Parameter zur standörtlichen Charakterisierung und Klassifizierung des auf dem Fest- und Lockergestein aufliegenden Substrats verwendet werden. Für die Waldtypenkarte sollen auf Grundlage der Punkt- und Flächendaten zunächst Themenkarten für die Faktoren Klimazone, Wasser- und Nährstoffhaushalt modelliert werden, die dann zu Waldtypen mit einheitlicher Faktorenkombination zusammengefasst werden. Das Forschungsprojekt ist in 7 Arbeitspakete gegliedert, mit den jeweils dazugehörigen Zielen, Aufgaben (tasks) und Ergebnissen (deliverables) und wichtigen Zwischenergebnissen (milestones). In weiterer Folge sind die einzelnen Ziele der Arbeitspakete angeführt:
Ziele des AP 1 - Projektorganisation, Kommunikation und Datenmanagement
- Finanzielle und organisatorische Administration des Forschungsprojektes in Hinblick auf die Anforderungen des BMLRT und der Landesforstdirektionen
- Kommunikation und Abstimmung mit den Landesforstdirektionen bezüglich der Anforderungen an die Endprodukte zur Waldtypisierung
- Sicherstellung der Aufbereitung, Speicherung und des Austausches von Projektdaten intern und extern
- Präsentation und Öffentlichkeitsarbeit zum Forschungsprojekt
Ziele des AP 2 - Geologie und Substratklassifikation
- Bereitstellung geologischer Karten mit Substrat-Information auf Festgesteinen und Lockergesteins-Flächen als Grundlage für die Regionalisierung der Bodeneigenschaften
- Mineralchemische und bodenphysikalische Klassifizierung von Lockergesteinen unter Anwendung des Systems ALPECON-WLM
- Angaben zu Eigenschaften des Substrats und der Festgesteine bezüglich Wasser- und Nährstoffhaushalt als Grundlage für die Regionalisierung und Modellierung
Ziele des AP 3 - Terrestrik - Standorterkundung
- Erstellung eines Beprobungs-D-Designs für die Standortserkundung
- Erhebung einer repräsentativen Standortdatenbasis für die Regionalisierung der Standortsparameter im AP 4 und die Erstellung einer Waldstandort-Klassifikation in AP 5
- Erstellung einer Datenbasis für die Beschreibung der Standort-Einheiten und Waldtypen im AP 7
Ziele des AP 4 - Regionalisierung
- Aufbereitung der meteorologischen Daten für die Vergangenheit und die Zukunft
- Analyse von Boden- und Bohrkernmaterial
- Modulare Aufbereitung von Daten zu den Standortfaktoren Wasserhaushalt, Wärmehaushalt und Nährstoffhaushalt
- Flächige Interpolation von Bodenkenndaten sowie Kenngrößen zum Nährstoffhaushalt sowie zum Wasserhaushalt für die Vergangenheit und die Zukunft
- Aufbereitung von Basisdaten zur Klimazonierung
- Fachliche und organisatorische Koordinierung der Datenweitergabe an AP 5, 6 und 7
Ziele des AP 5 - Standortklassifikation - Standortmodell
- Standortklassifikation auf Basis bestehender und neuer Standorterkundungsdaten
- Erstellung eines kohärenten, dynamischen und nutzerorientierten Standortmodells im GIS auf Basis der Standortklassifikation durch Kombination der Regionalisierungse-Ergebnisse aus den Modulen Wärmehaushalt, Wasserhaushalt, Basen-/Nährstoffhaushalt zur Ableitung von Waldstandorttypen auf Normalstandorten
- Überlagerung der Ergebnisse der Normalstandorte mit Fernerkundungs- und Geoprozess-Layern zur Abbildung von Sonderwald-Standorten
Ziele des AP 6 - Baumarteneignung und waldbauliche Empfehlungen
- Entwicklung eines Modells der Baumarteneignung unter Einbindung der Standortfaktorenkomplexe Wasserhaushalt, Wärmehaushalt und Nährstoffhaushalt
- Ableitung der Baumarteneignung für heimische und nicht heimische Baumarten
- Charakterisierung der Entwicklungspfade für Waldtypen unter aktuellem und zukünftigem Klima
- Ableitung von Handlungsoptionen für Waldtypen
Ziele des AP 7 - Endprodukte Waldtypisierung
- Erstellung der finalen Karten zu ausgewählten Standortsparametern und zur Standortsklassifikation
- Erarbeitung eines Konzepts zur Charakterisierung der Waldtypen und dessen Umsetzung
- Kommunikation und Abstimmung mit den Landesforstdirektionen bezüglich der Anforderungen an die Endprodukte zur Waldtypisierung
Praxisrelevanz
Die Klimaerwärmung betrug in den letzten 100 Jahren weltweit durchschnittlich 0,6°C, im Alpenraum 1°C, an der Alpennordseite sogar 1,3 bis 1,7°C. Langfristig (eine Baumgeneration) ist mit einer Veränderung der standörtlichen Bedingungen und einer grundlegenden Veränderung der Baumarteneignung zu rechnen. In manchen Höhenstufen oder Wuchsgebieten werden sich die heutigen Hauptbaumarten noch halten können, in manchen nur mehr als Nebenbaumarten, in anderen jedoch durch die geänderten Klimabedingungen völlig ausfallen (u.a. Trockenheit, Kalamitäten). Auf diesen Wandel müssen die Waldbewirtschafter und alle in der forstlichen Beratung Tätigen reagieren, da die langfristige Planung von waldbaulichen Maßnahmen alle möglichen Veränderung möglichst frühzeitig in die Entscheidungen miteinbezieht. Es ist daher nötig, dass durch die Wissenschaft die möglichen Veränderungen abgeschätzt werden, die möglichen Gefahren, aber auch Potentiale analysiert werden, und die Entwicklungen bei der waldbaulichen Planung und Umsetzung berücksichtigt werden.
Als Grundlage für die Ableitung der Baumarteneignung und waldbauliche Anpassungsmaßnahmen im Klimawandel ist eine flächig verfügbare Standortsinformation daher besonders bedeutend. Das weitgehende Fehlen von Standortskarten in großen Teilen von Österreich macht einen neuen Ansatz bei der Standortserkundung und Kartierung der vorkommenden Waldstandorte notwendig. Eine wissenschaftliche Herausforderung stellt dabei die Berücksichtigung von zukünftig veränderten Klimabedingungen dar, die sich auch auf die Klassifizierung von Standorten und Waldtypen auswirken wird.
Jeder Waldtyp wird auf der Waldtypenkarte im Maßstab 1:25.000 dargestellt. Die detaillierten Eigenschaften werden durch Verschneidung des Waldtyps mit den vorliegenden Punkt- und Flächendaten ermittelt und in einer Beschreibung zusammengefasst. Der Anwender soll auf einen Blick erkennen, mit welchen Wuchsbedingungen im jeweiligen Waldtyp zu rechnen ist. Neben den ökologischen Fakten enthält jeder Waldtyp Angaben zu den geeigneten Baumarten und möglichen Gefährdungen. In einer zusammenfassenden waldbaulichen Charakterisierung werden auch die bisherigen Erfahrungen mit den vorhanden Baumarten und ihren Mischungen beschrieben und Empfehlungen für die zukünftige Bestockung und deren Bewirtschaftung in Hinblick auf den Klimawandel gegeben. Die Empfehlungen sollen lediglich den Rahmen für die Bewirtschaftung abstecken, innerhalb dessen eine nachhaltige, den ökosystemaren Bedingungen angepasste Waldbewirtschaftung möglich ist, und sind daher eine wichtige Grundlage für jeden Waldbesitzer. Dem Waldbesitzer wird damit eine Entscheidungshilfe bei der Baumartenwahl, bei der Festlegung von waldbaulichen Pflegeteilzielen und der Festlegung von Nutzungseingriffen in Hinblick auf Prävention von Naturgefahren und den Auswirkungen des Klimawandels gegeben.