Forage Efficiency II: Effekte der Partikelgröße, Konservierungsmethode sowie des Schnittzeitpunktes auf die Grundfutter-Effizienz in der grünlandbasierten Milcherzeugung

Projektleitung

Wilhelm Knaus

Forschungseinrichtung

Universität für Bodenkultur Wien

Projektnummer

101663

Projektlaufzeit

-

Finanzierungspartner

Amt der Salzburger Landesregierung| Raiffeisenverband Salzburg reg.Gen.m.b.H.| Raiffeisen Salzburg | Amt der Salzburger Landesregierung| Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus| Ja!Natürlich Naturprodukte GmbH| ARGE Heumilch

Allgemeine Projektinformationen

Schlagwörter (deutsch)

Partikelgrößenreduktion, Grundfutter-Konservierung, Mähzeitpunkt, Grundfutter-Aufnahme, Grundfutter-Verwertung

Titel, Abstract, Schlagwörter (englisch)

Titel (englisch)

Effects of particle size, conservation method, and cutting time (AM/PM) on forage efficiency in grassland-based dairying

Abstract (englisch)

Based on the observations made during the previous research project no. 101210 “forage efficiency” and the results of comprehensive literature research, three different approaches have been chosen in the current research project to modify hay particle size, forage conservation method, and time of day at mowing of forages. The aim of this project is to test the effects of these modifications on the feed intake behavior, nutrient digestibility, nutrient and energy supply, and performance of dairy cows.
1) Harvest of wilted forage from grassland at a dry matter content of 60 – 65%, subsequently barn dried; Substantial reduction of particle size of hay in a diet consisting of >80% hay and <20% concentrate on a dry-matter basis; A comparison of chopped and non-chopped hay.
2) Use of wilted forages from grassland harvested at a dry matter content of 35 – 40% and preserved either as hay after an indoor dehydration process, or as silage. Each of these two preserved forages is included in one of the two rations at a proportion of >80% (dry-matter basis). A comparison of two rations either based on hay or silage and supplemented with <20% of concentrate (dry-matter basis).
3) Sun-down or sun-up cut of grassland forage, harvested at a dry matter content of 60 – 65% and subsequently barn dried. Inclusion of these two types of hay in the daily ration at a proportion of >80% (dry-matter basis); Addition of concentrates at a proportion of <20% (dry-matter basis).

Projektziele

Die im vorliegenden Projekt entwickelten Forschungsthemen setzen unmittelbar auf den Ergebnissen des soeben abgeschlossenen Forschungsprojekts (Nr. 101210 „Grundfutter-Effizienz“) auf. Der Fokus liegt auf einer heubasierten Nährstoff- und Energieversorgung von Milchkühen. Heu wird in allen drei geplanten Fütterungsexperimenten als alleiniges Grundfuttermittel mit einem Anteil in der Rations-TM von >80% eingesetzt. Ziel ist es mögliche Optionen zur Steigerung der Aufnahme von Futter vom Grünland aufzuzeigen.

Zahlreiche Produktionsstudien haben gezeigt, dass die Futteraufnahme und damit die Menge an Nährstoffen, die im Zuge des Verdauungsprozesses Milchkühen zur Verfügung stehen, hinsichtlich Leistungsrespons am stärksten limitierend wirken (Van Soest, 1982). Bei einer stark grundfutterbetonten Rationsgestaltung, wie sie unter den Bedingungen der biologischen Milchkuhfütterung angestrebt wird, ist daher die Frage der Steigerung der Grundfutter-Aufnahme umso vordringlicher.

Eine deutliche Reduktion der Partikelgröße von Heu (Heu als Langgut versus gehäckseltes Heu), die Wahl der Konservierungsmethode für Futter vom Grünland (Trocknung versus Silierung) und das Mähen von Grünlandbeständen zu unterschiedlichen Tageszeiten (morgens versus abends) um Heu zu gewinnen, stehen im Zentrum dieses wissenschaftlichen Forschungsvorhabens. Aus den Resultaten der geplanten Fütterungsexperimente sollen Empfehlungen für die Praxis abgeleitet werden, nach denen die (Grund-)Futter-Effizienz (Milchmenge je kg aufgenommener Futter-TM) verbessert werden kann. Alle drei geplanten Fütterungsexperimente sollen unter grundfutterbasierten Bedingungen (Anteil des Grundfutters an der Rations-TM >80%) durchgeführt werden.
Anstrengungen zu unternehmen, das Leistungspotenzial von Milchkühen in einem größeren Ausmaß durch eine höhere Nährstoff- und Energieaufnahme aus dem Grundfutter auszuschöpfen, ist in vielerlei Hinsicht von Interesse:
Auf Milchviehbetrieben im Grünland sind Heu bzw. Grassilagen die bedeutendsten Futter-Ressourcen. Von qualitativ höherwertigem Grundfutter und von Grundfutter mit einer reduzierten Partikelgröße können Milchkühe mehr aufnehmen, dieses Futter auch besser verdauen und damit einen deutlich größeren Teil ihres Nährstoff- und Energiebedarfs über Grundfutter abdecken.
Eine stärker grundfutterbasierte Fütterung wird Rindern auch hinsichtlich ihres komplexen Verdauungssystems besser gerecht, da dieses an die Verdauung von faserreichem, pflanzlichen Substrat angepasst ist.
Die verbesserte Abdeckung des Nährstoff- und Energiebedarfs von Milchkühen über Futter des betriebseigenen Grünlands reduziert die Bedeutung von Futterzukäufen (Kraftfutter) und trägt damit zu einer umweltfreundlicheren Nährstoffbilanz auf den Betrieben bei. Schließlich ist jedes Kilogramm Milch, das aus nicht essbaren Ressourcen erzeugt wird, ein Beitrag zur Verbesserung der Netto-Lebensmittelproduktion.

Im Rahmen des vorliegenden Forschungsprojektes sollen aus diesen Gründen Aspekte zur Forcierung der (Grund-)Futteraufnahme von Bio-Milchkühen behandelt werden, um die Effizienz der grundfutterbasierten Bio-Milcherzeugung zu verbessern.
Ausgehend von den Beobachtungen im soeben abgeschlossenen Forschungsprojekt 101210 „Grundfutter-Effizienz“ und den Erkenntnissen einer umfassenden Literaturrecherche (siehe „Charakterisierung der Neuheit und der Vorteile …“ sowie „Derzeitiger Stand des
Wissens“) werden im vorliegenden Forschungsprojekt drei mögliche Ansätze zur Modifikation des Grundfutters und damit zur möglichen Steigerung der (Grund-)Futteraufnahme und (Grund-)Futter-Effizienz verfolgt:

1) Heu vorgelegt als Langgut versus Heu vorgelegt in kurz gehäckselter Form (substanzielle Partikelgrößenreduktion).
2) Grünlandfutter konserviert als Silage im Vergleich zu Grünlandfutter konserviert als Heu (Silage-Heu-Vergleich).
3) Mähen von Grünlandbeständen zu unterschiedlichen Tageszeiten (morgens versus abends), um Heu zu gewinnen.

Für den Silage-Heu-Vergleich wird ein TM-Gehalt des Erntegutes von 35 – 40% angestrebt. Das Erntegut für die beiden Heu-Heu-Vergleiche soll mit einem TM-Gehalt von 60 – 65% in die Unterdachtrocknungsanlage gebracht werden. Die so konservierten Grundfuttermittel sollen in allen drei Fütterungsexperimenten einen Anteil in der Rations-TM von >80% haben.

Praxisrelevanz

Das geplante Forschungsprojekt soll einen substanziellen Beitrag zur Verbesserung der Grundfutter-Effizienz auf Milchviehbetrieben im Grünland liefern. Die Erzeugung von sog. „Heumilch“ (betrifft alle 3 Fütterungsexperimente) ist in Österreich von besonderer Relevanz, jedoch sind die möglichen Effekte und Potenziale von stark grundfutterbetonten Rationen (>80 % Grundfutter in der Rations-TM), deren Grundfutteranteil ausschließlich aus Heu besteht, hinsichtlich Futteraufnahme, Verdaulichkeit der Nährstoffe, Futtereffizienz, Leistung, Milchzusammensetzung etc. wissenschaftlich nur rudimentär dokumentiert.
Die EU-Bio-Verordnung 889/2008 sieht hinsichtlich des Kraftfutter-Einsatzes bei Rindern Restriktionen vor. Die Biologische Landwirtschaft ist daher bestrebt in der Wiederkäuer-Ernährung den Anteil an Grundfutter deutlich höher zu halten, als dies in der konventionellen Landwirtschaft praxisüblich ist. Die Produktionsrichtlinien von BIO-AUSTRIA sind hinsichtlich der Grenzen des Kraftfutter-Einsatzes noch deutlich strenger (max. 15 % der Gesamtjahres-TM-Aufnahme) als dies lt. EU-Bio-Verordnung 889/2008 der Fall ist.
Grundsätzlich sind stark grundfutterbetonte Rationen sehr voluminös, können daher im Vergleich zu hochkonzentrierten Rationen nur in geringeren Mengen von Milchkühen aufgenommen werden und weisen eine Strukturwirksamkeit auf, die weit über den
Bedarf der Milchkühe hinausgeht. Somit ist es für die Praxis von größter Relevanz mögliche Potenziale zur Steigerung der Trockenmasse-Aufnahme von stark grundfutterbetonten Rationen auszuschöpfen.
Effekte einer deutlichen Reduktion der durchschnittlichen Partikelgröße und damit des Volumens und der Strukturwirksamkeit von Grundfutter, bestehend aus Heu und Grassilage, wurden von Haselmann et al. (2019) dokumentiert. Welche Effekte eine substanzielle Partikelgrößenreduktion in Rationen hat, deren Grundfutter ausschließlich aus Heu (Anteil in der Rations-TM >80%) besteht, gilt es zu testen.
Die Wirkung von praxisüblicher Silage (TM-Gehalt v. 35 – 40%) im Vergleich zu Heu verlangt jedenfalls eine weitere wissenschaftliche Abklärung in einem Exaktversuch unter sonst gleichen Bedingungen.
Der Einfluss der Tageszeit des Mähens auf den Gehalt eines Grünlandbestandes an wasserlöslichen Kohlenhydraten und in der Folge auf die Qualität des Heus, ist fast gänzlich unbekannt. Für Heumilchbetriebe birgt diese Forschungsfrage Potenzial für eine Steigerung der Heuqualität und damit der Heu-Aufnahme sowie eine bessere Nutzung der Grünland-Futterressourcen und verlangt daher eine wissenschaftliche Abklärung.