FlorAttDia: Entwicklung eines auf Blütendüften des Steirischen Ölkürbis basierenden Bekämpfungssystems gegen den Westlichen Maiswurzelbohrer

Projektleitung

Stefan Dötterl

Forschungseinrichtung

Universität Salzburg

Projektnummer

101368

Projektlaufzeit

-

Finanzierungspartner

Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus| Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus

Allgemeine Projektinformationen

Titel, Abstract, Schlagwörter (englisch)

Titel (englisch)

Developing a baiting system for the Western corn rootworm based on floral scent components of the Styrian oil pumpkin

Abstract (englisch)

The Western corn rootworm, Diabrotica virgifera virgifera, is one of the most important maize pests in the Northern hemisphere. In Austria, it causes damage in all regions, where maize is an important crop. Recent and ongoing studies in Austria focus mostly on the damage and pest control of larvae, but not on adults. The control of adults by insecticide spraying is only possible with stilted tractors due to the height of the plants during the main flight season in July and August, and is therefore complex and expensive. Also, cross-farm spraying is important for the effectiveness of the treatment, as the “import” from adjacent maize areas can only effectively be reduced by spreading as much maize as possible. The development of new, less complex methods for beetle control is therefore an important step towards controlling the pest. In Austria we have the unique situation that maize is often alternately cultivated with the Styrian oil pumpkin (Cucurbita pepo var. styriaca), and thus, both crops grow in close vicinity. Female and male adult WMB are strongly attracted to flowers of the Styrian oil pumpkin and a study in 2011 and 2012 has demonstrated that Diabrotica lays, when compared to maize fields, an average of 30 % of the eggs in neighbouring oil pumpkin fields (Foltin & Robier 2014). By catching the beetles with suitable kairomone traps, the effectiveness of crop rotation can be increased. We will take advantage of the setting in Austria and develop an environmentally friendly pest management system based on flower volatiles of the Styrian oil pumpkin. We will identify those flower volatiles of the oil pumpkin that are responsible for attraction of WMB, and use these volatiles to develop suitable bait and trapping systems. This new control strategy will help farmers to protect their fields against this pest already in the adult stage. To reach our aim we will use a multidisciplinary approach, including electrophysiology, chemical analysis, and behavioral assays in the laboratory and field. This pest management system will be environmentally friendly and drastically reduce the amount of insecticides needed to control WMB in Austria. It will be cost effective and easy to be used by the farmers because of low technical requirements. After having proven the efficiency of our newly developed system, we aim to apply for a patent and register our development as a new plant protection product.

Foltin, K & Robier, J (2014). DOI: 10.5073/jka.2014.444.037

Projektziele

Der Westliche Maiswurzelbohrer (WMB), Diabrotica virgifera vergifera (Coleoptera: Chrysomelidae) stammt ursprünglich aus Zentralamerika. Er wurde Ende des 20. Jahrhunderts nach Europa verschleppt, wo er erstmals 1992 in der Nähe von Belgrad, Serbien, beobachtet wurde. Nach einer massiven Ausbreitung kommt er inzwischen von Griechenland bis Polen und von Italien bis zur Ukraine vor. Der WMB ist einer der gefährlichsten Schädlinge für die Maisproduktion auf der nördlichen Hemisphäre. Bis zu 500 Eier legen die weiblichen Käfer über den Sommer verteilt in den Maisfeldern ab. Die im darauf folgenden Frühjahr schlüpfenden Larven bohren sich in das Wurzelgewebe der Maispflanzen ein. Durch den Fraß an den Wurzeln werden die Wasser- und Nährstoffaufnahme reduziert, die Standfestigkeit der Pflanzen herabgesetzt und Infektionen durch Pilze begünstigt. Die Lagerung der Pflanzen kann zu Problemen bei der mechanischen Ernte führen. Ende Mai bis Ende Juni schlüpfen die Käfer und fressen an Pollen, milchreifen Körnern und frischen Blättern, aber auch an den Narbenfäden der jungen Kolben. Wenn die Maisblüte mit der Hauptflugzeit der Käfer zusammenfällt, kann es durch Fraß der Käfer an den Narbenfäden zur Unterbindung der Fruchtbildung kommen. Umfangreiche Ernteausfälle sind die Folge.

In Österreich verursacht der Maiswurzelbohrer seit 2002 Schäden mit einem Ertragsverlust von 10-30%. Daher ist es wichtig, effiziente Möglichkeiten zu finden, um Maisfelder vor diesem Schädling mit einer Methode zu schützen, die umweltfreundlich, kostengünstig und einfach zu handhaben ist. Während es in Österreich bereits Projekte gibt, die darauf abzielen, die Larven des WMB zu reduzieren, ist das Ziel unseres Projektes die Bekämpfung adulter Käfer. Die Bekämpfung der Käfer soll einerseits der Reduktion der abgelegten Eier in einem Gebiet dienen, andererseits sollen die befürchteten Befruchtungsschäden an den Maiskolben verhindert werden. Aus der Literatur (Ulrichs et al. 2008) und eigenen Beobachtungen wissen wir, dass adulte männliche und weibliche WMB von Blüten des steirischen Ölkürbis stark angelockt werden, um sowohl Pollen (männliche Blüten) als auch Blütenblätter (beide Geschlechter) zu fressen. Der WMB nutzt olfaktorische Signale, um Kürbisblüten zu lokalisieren. Diese Vorliebe für Düfte von Kürbisblüten wollen wir ausnutzen und ein hochwirksames integratives Schädlingsbekämpfungssystem in Österreich für adulte männliche und weibliche WMB auf Basis von Blütendüften des Ölkürbis entwickeln. Die zur Erreichung unserer Ziele erforderliche Methodik basiert auf einer soliden, multidisziplinären Basis. Es kombiniert Methoden, die sowohl im Labor (Physiologie, chemische Analytik, Verhaltensstudien) als auch im Feld (z.B. Anlockexperimente) angewendet werden, um diejenigen Blütendüfte des Ölkürbis zu entschlüsseln, welche den WMB anlocken. Basierend auf diesen Düften werden wir eine umweltfreundliche Bekämpfungsmethode entwickeln. Die angestrebte Forschung wird auf Methoden und Expertisen der Universität Salzburg (Prof. Dr. Stefan Dötterl, Dr. Zsolt Kárpáti) und der Österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit GmbH (AGES) (Mag. Katharina Wechselberger) zurückgreifen, welches es sehr wahrscheinlich macht, dass das Projekt erfolgreich sein wird. Partner des Projektteams ist ISCA Technologies, Inc. (Dr. Agenor Mafra-Neto).

Um die oben genannten Ziele zu erreichen, werden fünf Themenkomplexe bearbeitet:
I. Blütendüfte von verschiedenen Ölkürbissorten werden gesammelt und mittels Gaschromatographie-Massenspektrometrie (GC-MS) analysiert.

II. Gesammelte Blütendüfte werden mittels Gaschromatographie gekoppelt mit Elektroantennographie (GC-EAD) an Antennen adulter weiblicher und männlicher Käfer getestet, um diejenigen Blütendüfte zu identifizieren, welche von den Käfern gerochen werden können.

III. Nach der Identifizierung der physiologisch aktiven Substanzen werden im Labor mit Hilfe von Verhaltensexperimenten (Olfaktometer) die minimal benötigten Duftstoffe bestimmt, welche maximal attraktiv für den Maiswurzelbohrer sind.

IV. Die im Labor identifizierten attraktiven Düfte werden in verschiedener Konzentration im Feld getestet, um die Lockwirkung unter natürlichen Bedingungen festzustellen und zu optimieren. Die Lockwirkung der neu entwickelten Duftmischung(en) wird mit der Lockwirkung von in Ungarn und den USA genutzten Duftmischungen verglichen.

V. Es wird getestet, wie effizient neu zu entwickelnde SPALT-Duftstoffkapseln im Feld gegen den Maiswurzelbohrer wirken. Auch wird die Wirkung dieser Duftstoffkapseln auf Nicht-Zielorganismen überprüft und die Ausbringung dieser Kapseln mittels Drohnen weiterentwickelt.

Praxisrelevanz

Der Westliche Maiswurzelbohrer (WMB) ist der wirtschaftlich bedeutendste Maisschädling in den USA und in Europa. In den USA belaufen sich die durch den WMB verursachten Kosten auf mindestens eine Milliarde Dollar pro Jahr. Daher spricht man bei dem Schädling auch vom \"Milliarden-Dollar-Käfer\". In Österreich wurde der Maiswurzelbohrer erstmals im Sommer 2002 nahe der slowakischen Grenze gefangen. Von dort aus breiteten sich die flugfreudigen Käfer rasch Richtung Westen aus und etablierten sich innerhalb der folgenden fünf Jahre in den wichtigsten Maisanbaugebieten. Der Status als Quarantäneschädling wurde 2014 aufgehoben. Im selben Jahr verursachte der WMB in der Steiermark auf 10.000 Hektar Mais Schäden bis zum Totalausfall. 2015 wurde der Maiswurzelbohrer erstmals in Vorarlberg gesichtet und hatte sich somit in ganz Österreich etabliert. Die Populationsdichte des Schädlings ist vor allem in Gebieten mit intensiven Maisanbau sehr hoch. Das warme, niederschlagsreiche Klima und die gute Bodenstruktur dieser Regionen bieten optimale Bedingungen für den Maisanbau. Mit verhältnismäßig geringem Arbeitsaufwand werden hier hohe Erträge erzielt und mancherorts wurde über 30 Jahre problemlos Mais auf Mais gebaut. Im Dauermaisanbau wurde allerdings auch der Populationszuwachs des WMB enorm gefördert. Nun wird mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln Schadensbegrenzung betrieben, um zumindest einen weiteren Anstieg der Population zu verhindern. Aufgrund seiner Biologie ist die einfachste Methode, die kontinuierliche Maiskultur zu unterbrechen, d.h. die Kulturen jährlich zu rotieren. In diesem Fall finden die Larven, die aus den auf den Maisfeldern abgelegten Eiern schlüpfen, keine Nahrung mehr. Wenn allerdings Maisflächen z.B. an Kürbisflächen angrenzen, ist die Fruchtfolge ein wenig effektives Mittel zur Bekämpfung des WMB, da die Käfer in die benachbarten Kürbisfelder fliegen, um dort an den Blüten zu fressen. Im Kürbisfeld werden weitere Eier abgelegt, sodass die Effektivität der Fruchtfolge herabgesetzt wird. Die Bekämpfung der Käfer durch Insektizidspritzung ist aufgrund der Pflanzenhöhe zur Hauptflugzeit im Juli und August nur mit Stelzentraktoren möglich und damit aufwändig und teuer.
Die europäischen Landwirte interessieren sich zunehmend für alternative Schädlingsbekämpfungsmethoden, da die Zahl zugelassener Pestizide drastisch reduziert wird (z.B. Neonikotinoide). Die Herausforderung besteht darin, einen effektiven alternativen Ansatz zu entwickeln. Die Schaffung stabiler Bedingungen für die Maisproduktion, einschließlich wissensbasierter integrierter Schädlingsbekämpfungsstrategien auf der Grundlage wirtschaftlicher Schwellenwerte, ist daher für die wirtschaftliche Stabilität des österreichischen Agrarsektors unerlässlich. Gleichzeitig müssten die EU-Mitgliedstaaten die notwendigen Voraussetzungen für die Umsetzung des ab 2014 verbindlichen Integrierten Pflanzenschutzes schaffen (Richtlinie 2009/128/EG). Die Zeit ist kritisch und die öffentliche Meinung und die Sensibilität für ökologische Belange begünstigen unseren Ansatz, zu einer umweltverträglicheren Schädlingsbekämpfung beizutragen.
Die globale Erwärmung und der dramatische Anstieg der Maisproduktion als Energiepflanze in Europa werden in naher Zukunft die Ausbreitung der WMB-Population und -Schäden begünstigen. Die Entwicklung neuer Ansätze, die die gegen Larven gerichteten Methoden ergänzen, wie z.B. das Bekämpfen der adulten Tiere, ist dringend erforderlich. Die vielversprechendste Option in Österreich ist die Verwendung von Kairomonen (Blütendüften) des Ölkürbis. Diese Studie wird nicht nur eine der ersten sein, die landwirtschaftlich bedeutsame Blüten-Tier-Wechselwirkungen in Österreich im Detail untersucht, sondern auch neue Impulse für die grüne Bioökonomie in Österreich geben, um dieses zentrale landwirtschaftliche Problem innovativ und nachhaltig zu lösen. Das in Österreich geltende Moratorium für den Einsatz transgener Bt-Pflanzen reduziert die Möglichkeiten der Schädlingsbekämpfung weiter. Die Schaffung stabiler Bedingungen für die Maisproduktion, einschließlich integrierter Blüten- bzw. Blütenduft basierter Schädlingsbekämpfungsstrategien, ist daher für die wirtschaftliche Stabilität des österreichischen Agrarsektors von wesentlicher Bedeutung. Der Einsatz von Insektenfallen auf der Basis von Blütendüften und effiziente Ausbringungsmethoden werden es den Landwirten ermöglichen, ihren Pestizideinsatz um mehr als 90% zu senken und die Gewinnmargen zu erhöhen.
Das neue SPLAT-System, welches Kairomone zusammen mit Insektiziden verwendet, könnte in Zukunft auch für andere schwer bekämpfbare Schädlinge (z.B. Rübenderbrüssler, Kohlerdflöhe) eingesetzt werden. Die Etablierung dieser Methode in Österreich hat daher großes Potential, zumal anstelle von Kairomonen auch Pheromone verwendet werden können.

Berichte

Abschlussbericht , 30.11.2021

Kurzfassung

Die Blüten des Steirischen Ölkürbis sind sehr attraktiv für Weibchen und Männchen des Westlichen Maiswurzelbohrers. Ziel des Forschungsprojektes war es, die Blütendüfte verschiedener Ölkürbissorten zu identifizieren, ein für Österreich neuartiges Köderfallensystem mit einem Lockmittel auf Basis von Ölkürbisblütendüften gegen adulte Westliche-Maiswurzelbohrer (WMB) zu entwickeln, und dieses auf seine Praxistauglichkeit zu testen. Im ersten Projektjahr konnte der Duft von fünf häufigen Ölkürbissorten (Classic, Gleisdorfer, Inka, Rustika, Venus) erstmalig analysiert werden. Es zeigte sich, dass die Sorten Classic und Inka eine höhere Gesamtduftmenge pro Blüte abgeben als die anderen Sorten. Es wurden insgesamt 40 Substanzen festgestellt, darunter viele Aromaten (z.B. Benzylalkohol, 1,4-Dimethoxybenzol, 1,2,4-Trimethoxybenzol), aber auch Verbindungen anderer Stoffklassen (z.B. Terpenoide wie Linalool; stickstoffhaltige Verbindungen wie Phenylacetonitril). Mengenmäßig trug 1,4-Dimethoxybenzol den mit Abstand größten Anteil zum Bouquet bei. Im Vergleich der Kürbissorten zeigte sich, dass die Sorte Venus Unterschiede im Duftmuster aufwies. Sie enthielt eine höhere Anzahl an Duftstoffen und wies deutlich höhere Anteile der Stoffe (E)˗p˗Methoxyzimtaldehyd und 4˗Methoxybenzenpropanol, sowie damit verbunden einen verringerten relativen Anteil von 1,4˗Dimethoxybenzol am Gesamtduft auf. Viele der in dieser Arbeit nachgewiesenen Substanzen war bisher noch nicht als Blütenduft von Cucurbita-Arten bekannt, wie z.B. 4-Oxoisophoron, Phenylacetonitril und (E)-p-Methoxycinnamaldehyd, während andere Substanzen wie das 1,4-Dimethoxybezol weit verbreitet im Blütenduft von Cucurbita spp. sind (z.B. ANDERSEN et METCALF 1987; FERRARI et al 2006). Die Zucht der Maiswurzelbohrer für elektrophysiologische Messungen und Verhaltensexperimente im Labor konnte erfolgreich etabliert werden. In ersten elektrophysiologischen Messungen (2019) wurden 5 aktive und drei potenziell aktive Substanzen identifiziert. Weiterführende Messungen (2020) ergaben 12 weitere Kürbisduftstoffe, die vom Westlichen Maiswurzelbohrer erkannt wurden. Von diesen Substanzen wurden erfolgreich Mischungen hergestellt, die in deren relativen Anteilen die Situation beim Ölkürbis (Sorte Venus) widerspiegeln. Eine erste kürbisduftähnliche Mischung wurde bereits 2019 in Labortests und Feldversuchen mit Klebetafeln erfolgreich getestet und erwies sich als attraktiv. Diese Mischungen wurden im Folgejahr nach weiteren elektroantennographischen Messungen optimiert und im Feld auf die Attraktivität gegenüber WMB und im Speziellen gegenüber weibliche WMB getestet. Die Mischungen enthielten entweder alle Substanzen oder nur einen Teil davon, und auch einzelne Substanzen wurden getestet. Auch eine kommerziell verfügbare Mischung, die sogenannte Ungarnmischung, welche aus (E)˗p˗Methoxyzimtaldehyd und Indol zusammengesetzt ist (TÓTH et al. 2006), haben wir für unsere Verhaltensexperimente verwendet. Wir konnten zeigen, dass die Attraktivität der vollständigen Mischung aus Kürbisblütendüften unabhängig von der darin enthaltenen Hauptsubstanz, dem 1,4-Dimethoxybenzol, ist. Demgegenüber hat (E)-p-Methoxyzimtaldehyd, eine Minorkomponente im Blütenduft des Ölkürbis, eine zentrale Rolle bei der Anlockung vom WMB gespielt. Dieses Phenylpropanoid hat primär weibliche Käfer angelockt und genauso attraktiv für die WMB wie die vollständige Kürbismischung. In einem Experiment hat sie sogar mehr Käfer angelockt als die vollständige Mischung. Diese Experimente zeigen, dass (E)-p-Methoxyzimtaldehyd, welche erstmalig im Blütenduft einer Cucurbita-Art nachgewiesen wurde, als Schlüsselkomponente im Blütenduft des Ölkurbis für die Anlockung des WMB zu Blüten verantwortlich ist, und dass einige Substanzen (z.B. nicht methoxylierte Aromaten wie Benzylalkohol oder 2-Phenylethanol) im Kürbisblütenduft eine repellente Wirkung auf WMB haben könnten. Interessanter Weise wurde (E)-p-Methoxyzimtaldehyd nur in der Sorte Venus nachgewiesen und es bleibt zu testen, ob die anderen Sorten diese Substanz nicht produzieren oder in Mengen, die nicht nachgewiesen werden konnten. Es bleibt daher offen, ob die Blüten von anderen Sorten als Venus ihre Attraktivität auf den Westlichen Maiswurzelbohrer nur aufgrund anderer Substanzen und Substanzgemische haben (z.B. Substanzen in Lockmischung 2019, Abbildung 37; Benzyltiglat), oder/und von sehr kleinen Mengen von (E)-p-Methoxyzimtaldehyd. Die Substanz (E)-p-Methoxyzimtaldehyd wurde bereits früher als effizienter Lockstoff für den Westlichen Maiswurzelbohrer identifiziert. Ohne zu wissen, dass (E)-p-Methoxyzimtaldehyd natürlich in Kürbisblüten vorkommt, wurde diese Substanz auf der Suche nach möglichen Lockstoffen für Diabrotica spp. schon in Amerika getestet, da sie strukturelle Ähnlichkeiten mit Kürbisdüften, wie p-Methoxybenzaldehyd und (E)-Zinnamaldehyd, hat (METCALF et LAMPMAN 1991). Die vollständige Kürbismischung hat gleich viele Käfer angelockt wie die ungarische Mischung (Indol + (E)-p-Methoxyzimtaldehyd, siehe METCALF et al. 1995), wobei die Attraktivität der letzteren durch Zugabe von kürbisspezifischen Phenylpropanoiden, in denen (E)-p-Methoxyzimtaldehyd enthalten war, bedeutend gesteigert werden konnte. Es scheint somit so zu sein, dass eine Erhöhung der Menge von (E)-p-Methoxyzimtaldehyd zu einem besseren Fangergebnis führt. Indol, die Hauptkomponente in der Ungarnmischung, scheint keine große Bedeutung bei der Anlockung der Käfer zu haben, was jedoch in weiteren Untersuchungen näher untersucht werden sollte. In einer Studie in Amerika wurde gezeigt, dass Indol die Attraktivität von (E)-p-Methoxyzimtaldehyd deutlich erhöht (METCALF et al. 1995), was in der vorliegenden Studie nicht bestätigt werden konnte. In einem der Experimente haben wir gelbe anstatt von transparenten Klebefallen verwenden. Dabei ist aufgefallen, dass auch die Negativkontrolle (Aceton) sehr viele Käfer angelockt hat, was bei transparenten Fallen nicht beobachtet wurde. Dies deutet auf eine hohe Lockwirkung der gelben Farbe auf die Käfer hin, was in der Tat in früheren Studien bereits angedeutet wurde (YOUNGMAN et al. 1996, HESLER et SUTTER 1993). Abschließend konnten wir zeigen, dass die Höhe, auf welcher die Klebefallen auf den Maispflanzen angebracht wurden, deutlichen Einfluss auf den Fangerfolg hatte und Fallen auf 1,5 m effektiver lockten als in Bodennähe. Die Versuche zur Ermittlung jener Distanz, innerhalb derer Diabrotica-Käfer angelockt werden können, wurden durchgeführt, um Anhaltspunkte für die optimale Ausbringung des Lockstoffes als Teil eines Attract-and-Kill-Systems in der Praxis zu erhalten. Da die Lockwirkung bei einem Abstand von einem Meter noch nachweisbar war, sollte die Ausbringung so erfolgen, dass die SPLAT®-Tröpfchen in Abständen von etwa zwei Metern zueinander im Feld verteilt sind. Bei den Freilandversuchen mit SPLAT® konnte jedoch auch festgestellt werden, dass sich die Käfer nahe der Eklektoren akkumulierten. Aufgrund der hohen Käferzahlen war zu vermuten, dass die Diabrotica-Käfer innerhalb eines Zeitraumes von mehreren Wochen auch aus einem größeren Radius angelockt werden. Um die optimale Aufwandmenge und Ausbringungsmethode zu erheben sind daher noch weitere Untersuchungen nötig. Bei den Feldversuchen mit SPLAT® wurden jene 8 Duftstoffe verwendet, die sich im ersten Projektjahr 2019 als physiologisch aktiv erwiesen hatten. Eine Analyse der Wurzelstöcke ergab, dass der Larvendruck zu Beginn der Experimente auf den Test- und Kontrollflächen gleich war und somit ähnliche Grundvoraussetzungen bestanden. Die Ergebnisse der Käferfänge in 100 ausgebrachten Eklektoren zeigten, dass die SPLAT®-Anwendung keinen mindernden Effekt auf die Käferbestände in den Feldern hatte. Wir führen dies auf mehrere mögliche Gründe zurück. Die SPLAT®-Formulierung bildete bereits nach 30min eine Haut und härtete danach weiter aus. Nach ein paar Tagen war dessen Konsistenz vergleichbar mit jener von eingetrockneter Zahnpasta. Dies könnte zu hart für die Mandibeln der Käfer gewesen sein, um ausreichende Mengen davon aufnehmen zu können. Wie wir in gesonderten Experimenten zeigen konnten, ist das frische SPLAT® nach Applikation auf ihre Mandibeln in hohem Maße letal für die Käfer. Weiters war nicht wie geplant Cucurbitacin B als Fraßstimulanz (METCALF et al. 1982) im gelieferten SPLAT® enthalten. So ist es möglich, dass die Käfer zwar angelockt wurden, jedoch der Fraßstimulus, welcher für die Aufnahme nötig sein kann, ausblieb. Diesbezüglich wurden zusätzliche Laborexperimente durchgeführt, um für einen Einfluss von Cucurbitacin B auf die Menge des gefressenen SPLAT® zu testen. In Kontrast zu anderen Studien (METCALF et al. 1982) konnte kein fraßstimulierender Effekt beobachtet werden. Unerwarteter Weise konnten wir sogar zeigen, dass SPLAT® scheinbar eine abschreckende Wirkung auf die Käfer hat. Gibt man SPLAT® auf ein Gurkenstück, welches hoch attraktiv für die Käfer ist, verliert es seine Attraktivität. Somit scheint die SPLAT®-Matrix, welche erfolgreich gegen andere Insekten eingesetzt wird (MAFRA-NETO et al. 2013), zumindest in dieser Variante nicht geeignet zu sein, den Westlichen Maiswurzelbohrer zu bekämpfen. Die Laborexperimente zur möglichen Schadwirkung auf Nicht-Zielarten zeigten, dass weder Honigbienen noch Schwebfliegen (Episyrphus balteatus) von einer SPLAT®-Mischung mit (E)-p-Methoxyzimtaldehyd angelockt werden. Sollten die Tiere dennoch mit dem Ködersystem in Kontakt kommen, muss dies innerhalb der ersten halben Stunde (vor Bildung einer Hautschicht) passieren, um einen negativen Effekt auf die Lebensdauer zu haben. Danach konnte keine lebensverkürzende Wirkung nachgewiesen werden (Abbildung 55, Abbildung 56). Die Ausbringung von SPLAT® mittels Drohne wurde vom Kooperationspartner ISCA in den USA etabliert, konnte jedoch auf Grund der Covid-Pandemie nicht in Österreich umgesetzt werden. Insgesamt haben wir erfolgreich diejenigen Blütendüfte des Steirischen Ölkürbis identifiziert, die vom Westlichen Maiswurzelbohrer gerochen werden können und für dessen Anlockung zu Kürbisblüten verantwortlich sind. Obwohl offensichtlich durch die Blütendüfte angelockt, haben die Käfer die mit organischem Insektizid versehene SPLAT®-Masse nicht gefressen. Das Attract-and-Kill-System mittels SPLAT® muss dementsprechend noch angepasst werden, um im Feld die Dichte an Käfern reduzieren zu können.

Berichtsdateien

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Abstract (deutsch)

Die Blüten des Steirischen Ölkürbis sind sehr attraktiv für Weibchen und Männchen des Westlichen Maiswurzelbohrers. Ziel des Forschungsprojektes war es, die Blütendüfte verschiedener Ölkürbissorten zu identifizieren, ein für Österreich neuartiges Köderfallensystem mit einem Lockmittel auf Basis von Ölkürbisblütendüften gegen adulte Westliche-Maiswurzelbohrer (WMB) zu entwickeln, und dieses auf seine Praxistauglichkeit zu testen. Unsere Messungen zeigten 40 Duftstoffe im Blütenduftprofil der fünf gängigsten Anbausorten des Ölkürbisses. Durch elektrophysiologische Messungen mit im Labor gezüchteten Käfern konnten wir 16 im Kürbisduft enthaltene Substanzen ermitteln, die von den Käfern wahrgenommen werden können. Von diesen Substanzen und einer weiteren potenziell aktiven Substanz wurden synthetische Mischungen hergestellt und im Labor sowie Feld auf die Attraktivität gegenüber WMB getestet. Eine Spurenkomponente im Blütenduft des Ölkürbis [(E)-p-Methoxyzimtaldehyd] stellte sich als Schlüsselkomponente bei der Anlockung von WMB heraus. Fallen auf einer Höhe von 1,5 m lockten deutlich mehr Käfer an als bodennah angebrachte Fallen. Versuche zur Überprüfung der effektiven Reichweite der Lockstoffe ergeben, dass die Lockmittel in einem Abstand von wenigen Metern zueinander im Maisfeld ausgebracht werden sollten. Auf zwei Feldern haben wir mit Kürbisblütendüften und einem organischen Insektizid versehene Spezialköder (SPLAT®) ausgebracht und den Effekt der Applikation auf den Käferbestand analysiert. Die Käferdichte war in behandelten Flächen von jener der Kontrollflächen nicht signifikant unterschiedlich. Obwohl scheinbar angelockt, haben die Käfer an der SPLAT®-Masse nicht gefressen, was abschließende Laborexperimente zeigten. Die potenzielle Schädlichkeit der Spezialköder auf Nicht-Zielorganismen wurde am Beispiel von Schwebfliegen und Honigbienen getestet. Es zeigte sich, dass die Tiere das SPLAT® nur innerhalb der ersten 30 min nach Ausbringung aufnehmen können und ein späterer Kontakt mit SPLAT® keinen Einfluss auf die Sterblichkeit der Nicht-Zielorganismen hat. Weitere Anpassungen in der Rezeptur des SPLAT®-Ködersystems sind notwendig, sodass die angelockten Käfer das Insektizid wie beabsichtigt aufnehmen. Die Ausbringung des Spezialköders mittels Drohnen konnte erfolgreich von unserem Kooperationspartner ISCA Technologies in den USA etabliert werden.

Abstract (englisch)

Flowers of the Styrian oil pumpkin are highly attractive to both sexes of the Western corn rootworm. In this study, we aimed to identify the floral volatiles released by various oil pumpkin reeds, to develop a new Attract-and-Kill pest management system for the Western corn rootworm in Austria and apply it in the field. We identified 40 scent compounds in headspace samples collected from flowers of five oil pumpkin breeds. Of these, 16 elicited electroantennographic responses in lab-reared beetles. These substances and one other potentially active compound have been tested in different mixtures for their attractiveness to the beetles in lab and field conditions. We were able to identify one minor scent compound, (E)-p-Methoxycinnamaldehyde, as key molecule in the attraction of the beetles. Traps positioned at a height of 1.5 m attracted more beetles than traps positioned close to the ground. Experiments on the effective attraction distance of the lure showed that the lure should be positioned close to each other (few meter) to attract as many beetles as possible. On two fields we applied the Attract and Kill setup, combining the attractive scent compounds, an organic insecticide and a carrier matrix called SPLAT®, and studied the efficacy in reducing the beetle population. The treatment was not effective, and subsequent analyses in the lab revealed that the beetles, though likely attracted, did not feed on SPLAT®, and thus, did not get in contact with the insecticide. We also tested for an effect of the SPLAT® formulation on non-target insects, i.e. honeybees and a species of syrphid fly. Our results showed that the the lure only reduced the lifespan when taken up within the first 30min after application. Further adaptations to the attract-and-kill setup and especially to the SPLAT® formulation are needed, with the aim that attracted beetles feed on the formulation and take up the insecticide as intended. Finally, our collaborators of ISCA Tec. in the US were successful in implementing a drone application for SPLAT®.

Autor/innen

Martin Schlager, Stephan Manhalter, Katharina Wechselberger, Stefan Dötterl