FlorAttDia: Entwicklung eines auf Blütendüften des Steirischen Ölkürbis basierenden Bekämpfungssystems gegen den Westlichen Maiswurzelbohrer
Projektleitung
Stefan Dötterl
Forschungseinrichtung
Universität Salzburg
Projektnummer
101368Projektlaufzeit
-
Finanzierungspartner
Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus| Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus
Allgemeine Projektinformationen
Titel (englisch)
Developing a baiting system for the Western corn rootworm based on floral scent components of the Styrian oil pumpkin
Abstract (englisch)
Foltin, K & Robier, J (2014). DOI: 10.5073/jka.2014.444.037
Projektziele
In Österreich verursacht der Maiswurzelbohrer seit 2002 Schäden mit einem Ertragsverlust von 10-30%. Daher ist es wichtig, effiziente Möglichkeiten zu finden, um Maisfelder vor diesem Schädling mit einer Methode zu schützen, die umweltfreundlich, kostengünstig und einfach zu handhaben ist. Während es in Österreich bereits Projekte gibt, die darauf abzielen, die Larven des WMB zu reduzieren, ist das Ziel unseres Projektes die Bekämpfung adulter Käfer. Die Bekämpfung der Käfer soll einerseits der Reduktion der abgelegten Eier in einem Gebiet dienen, andererseits sollen die befürchteten Befruchtungsschäden an den Maiskolben verhindert werden. Aus der Literatur (Ulrichs et al. 2008) und eigenen Beobachtungen wissen wir, dass adulte männliche und weibliche WMB von Blüten des steirischen Ölkürbis stark angelockt werden, um sowohl Pollen (männliche Blüten) als auch Blütenblätter (beide Geschlechter) zu fressen. Der WMB nutzt olfaktorische Signale, um Kürbisblüten zu lokalisieren. Diese Vorliebe für Düfte von Kürbisblüten wollen wir ausnutzen und ein hochwirksames integratives Schädlingsbekämpfungssystem in Österreich für adulte männliche und weibliche WMB auf Basis von Blütendüften des Ölkürbis entwickeln. Die zur Erreichung unserer Ziele erforderliche Methodik basiert auf einer soliden, multidisziplinären Basis. Es kombiniert Methoden, die sowohl im Labor (Physiologie, chemische Analytik, Verhaltensstudien) als auch im Feld (z.B. Anlockexperimente) angewendet werden, um diejenigen Blütendüfte des Ölkürbis zu entschlüsseln, welche den WMB anlocken. Basierend auf diesen Düften werden wir eine umweltfreundliche Bekämpfungsmethode entwickeln. Die angestrebte Forschung wird auf Methoden und Expertisen der Universität Salzburg (Prof. Dr. Stefan Dötterl, Dr. Zsolt Kárpáti) und der Österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit GmbH (AGES) (Mag. Katharina Wechselberger) zurückgreifen, welches es sehr wahrscheinlich macht, dass das Projekt erfolgreich sein wird. Partner des Projektteams ist ISCA Technologies, Inc. (Dr. Agenor Mafra-Neto).
Um die oben genannten Ziele zu erreichen, werden fünf Themenkomplexe bearbeitet:
I. Blütendüfte von verschiedenen Ölkürbissorten werden gesammelt und mittels Gaschromatographie-Massenspektrometrie (GC-MS) analysiert.
II. Gesammelte Blütendüfte werden mittels Gaschromatographie gekoppelt mit Elektroantennographie (GC-EAD) an Antennen adulter weiblicher und männlicher Käfer getestet, um diejenigen Blütendüfte zu identifizieren, welche von den Käfern gerochen werden können.
III. Nach der Identifizierung der physiologisch aktiven Substanzen werden im Labor mit Hilfe von Verhaltensexperimenten (Olfaktometer) die minimal benötigten Duftstoffe bestimmt, welche maximal attraktiv für den Maiswurzelbohrer sind.
IV. Die im Labor identifizierten attraktiven Düfte werden in verschiedener Konzentration im Feld getestet, um die Lockwirkung unter natürlichen Bedingungen festzustellen und zu optimieren. Die Lockwirkung der neu entwickelten Duftmischung(en) wird mit der Lockwirkung von in Ungarn und den USA genutzten Duftmischungen verglichen.
V. Es wird getestet, wie effizient neu zu entwickelnde SPALT-Duftstoffkapseln im Feld gegen den Maiswurzelbohrer wirken. Auch wird die Wirkung dieser Duftstoffkapseln auf Nicht-Zielorganismen überprüft und die Ausbringung dieser Kapseln mittels Drohnen weiterentwickelt.
Praxisrelevanz
Die europäischen Landwirte interessieren sich zunehmend für alternative Schädlingsbekämpfungsmethoden, da die Zahl zugelassener Pestizide drastisch reduziert wird (z.B. Neonikotinoide). Die Herausforderung besteht darin, einen effektiven alternativen Ansatz zu entwickeln. Die Schaffung stabiler Bedingungen für die Maisproduktion, einschließlich wissensbasierter integrierter Schädlingsbekämpfungsstrategien auf der Grundlage wirtschaftlicher Schwellenwerte, ist daher für die wirtschaftliche Stabilität des österreichischen Agrarsektors unerlässlich. Gleichzeitig müssten die EU-Mitgliedstaaten die notwendigen Voraussetzungen für die Umsetzung des ab 2014 verbindlichen Integrierten Pflanzenschutzes schaffen (Richtlinie 2009/128/EG). Die Zeit ist kritisch und die öffentliche Meinung und die Sensibilität für ökologische Belange begünstigen unseren Ansatz, zu einer umweltverträglicheren Schädlingsbekämpfung beizutragen.
Die globale Erwärmung und der dramatische Anstieg der Maisproduktion als Energiepflanze in Europa werden in naher Zukunft die Ausbreitung der WMB-Population und -Schäden begünstigen. Die Entwicklung neuer Ansätze, die die gegen Larven gerichteten Methoden ergänzen, wie z.B. das Bekämpfen der adulten Tiere, ist dringend erforderlich. Die vielversprechendste Option in Österreich ist die Verwendung von Kairomonen (Blütendüften) des Ölkürbis. Diese Studie wird nicht nur eine der ersten sein, die landwirtschaftlich bedeutsame Blüten-Tier-Wechselwirkungen in Österreich im Detail untersucht, sondern auch neue Impulse für die grüne Bioökonomie in Österreich geben, um dieses zentrale landwirtschaftliche Problem innovativ und nachhaltig zu lösen. Das in Österreich geltende Moratorium für den Einsatz transgener Bt-Pflanzen reduziert die Möglichkeiten der Schädlingsbekämpfung weiter. Die Schaffung stabiler Bedingungen für die Maisproduktion, einschließlich integrierter Blüten- bzw. Blütenduft basierter Schädlingsbekämpfungsstrategien, ist daher für die wirtschaftliche Stabilität des österreichischen Agrarsektors von wesentlicher Bedeutung. Der Einsatz von Insektenfallen auf der Basis von Blütendüften und effiziente Ausbringungsmethoden werden es den Landwirten ermöglichen, ihren Pestizideinsatz um mehr als 90% zu senken und die Gewinnmargen zu erhöhen.
Das neue SPLAT-System, welches Kairomone zusammen mit Insektiziden verwendet, könnte in Zukunft auch für andere schwer bekämpfbare Schädlinge (z.B. Rübenderbrüssler, Kohlerdflöhe) eingesetzt werden. Die Etablierung dieser Methode in Österreich hat daher großes Potential, zumal anstelle von Kairomonen auch Pheromone verwendet werden können.
Berichte
Kurzfassung
Berichtsdateien
Abstract (deutsch)
Die Blüten des Steirischen Ölkürbis sind sehr attraktiv für Weibchen und Männchen des Westlichen Maiswurzelbohrers. Ziel des Forschungsprojektes war es, die Blütendüfte verschiedener Ölkürbissorten zu identifizieren, ein für Österreich neuartiges Köderfallensystem mit einem Lockmittel auf Basis von Ölkürbisblütendüften gegen adulte Westliche-Maiswurzelbohrer (WMB) zu entwickeln, und dieses auf seine Praxistauglichkeit zu testen. Unsere Messungen zeigten 40 Duftstoffe im Blütenduftprofil der fünf gängigsten Anbausorten des Ölkürbisses. Durch elektrophysiologische Messungen mit im Labor gezüchteten Käfern konnten wir 16 im Kürbisduft enthaltene Substanzen ermitteln, die von den Käfern wahrgenommen werden können. Von diesen Substanzen und einer weiteren potenziell aktiven Substanz wurden synthetische Mischungen hergestellt und im Labor sowie Feld auf die Attraktivität gegenüber WMB getestet. Eine Spurenkomponente im Blütenduft des Ölkürbis [(E)-p-Methoxyzimtaldehyd] stellte sich als Schlüsselkomponente bei der Anlockung von WMB heraus. Fallen auf einer Höhe von 1,5 m lockten deutlich mehr Käfer an als bodennah angebrachte Fallen. Versuche zur Überprüfung der effektiven Reichweite der Lockstoffe ergeben, dass die Lockmittel in einem Abstand von wenigen Metern zueinander im Maisfeld ausgebracht werden sollten. Auf zwei Feldern haben wir mit Kürbisblütendüften und einem organischen Insektizid versehene Spezialköder (SPLAT®) ausgebracht und den Effekt der Applikation auf den Käferbestand analysiert. Die Käferdichte war in behandelten Flächen von jener der Kontrollflächen nicht signifikant unterschiedlich. Obwohl scheinbar angelockt, haben die Käfer an der SPLAT®-Masse nicht gefressen, was abschließende Laborexperimente zeigten. Die potenzielle Schädlichkeit der Spezialköder auf Nicht-Zielorganismen wurde am Beispiel von Schwebfliegen und Honigbienen getestet. Es zeigte sich, dass die Tiere das SPLAT® nur innerhalb der ersten 30 min nach Ausbringung aufnehmen können und ein späterer Kontakt mit SPLAT® keinen Einfluss auf die Sterblichkeit der Nicht-Zielorganismen hat. Weitere Anpassungen in der Rezeptur des SPLAT®-Ködersystems sind notwendig, sodass die angelockten Käfer das Insektizid wie beabsichtigt aufnehmen. Die Ausbringung des Spezialköders mittels Drohnen konnte erfolgreich von unserem Kooperationspartner ISCA Technologies in den USA etabliert werden.
Abstract (englisch)
Flowers of the Styrian oil pumpkin are highly attractive to both sexes of the Western corn rootworm. In this study, we aimed to identify the floral volatiles released by various oil pumpkin reeds, to develop a new Attract-and-Kill pest management system for the Western corn rootworm in Austria and apply it in the field. We identified 40 scent compounds in headspace samples collected from flowers of five oil pumpkin breeds. Of these, 16 elicited electroantennographic responses in lab-reared beetles. These substances and one other potentially active compound have been tested in different mixtures for their attractiveness to the beetles in lab and field conditions. We were able to identify one minor scent compound, (E)-p-Methoxycinnamaldehyde, as key molecule in the attraction of the beetles. Traps positioned at a height of 1.5 m attracted more beetles than traps positioned close to the ground. Experiments on the effective attraction distance of the lure showed that the lure should be positioned close to each other (few meter) to attract as many beetles as possible. On two fields we applied the Attract and Kill setup, combining the attractive scent compounds, an organic insecticide and a carrier matrix called SPLAT®, and studied the efficacy in reducing the beetle population. The treatment was not effective, and subsequent analyses in the lab revealed that the beetles, though likely attracted, did not feed on SPLAT®, and thus, did not get in contact with the insecticide. We also tested for an effect of the SPLAT® formulation on non-target insects, i.e. honeybees and a species of syrphid fly. Our results showed that the the lure only reduced the lifespan when taken up within the first 30min after application. Further adaptations to the attract-and-kill setup and especially to the SPLAT® formulation are needed, with the aim that attracted beetles feed on the formulation and take up the insecticide as intended. Finally, our collaborators of ISCA Tec. in the US were successful in implementing a drone application for SPLAT®.
Autor/innen
Martin Schlager, Stephan Manhalter, Katharina Wechselberger, Stefan Dötterl