Blick in ein Mastgeflügelversuchsabteil der HBLFA Raumberg-Gumpenstein mit Küken, Wassertränken, Futterautomaten und stallklimatechnischen Messgeräten

© HBLFA Raumberg-Gumpenstein

EmiProt II: Geruchs- und Ammoniakemissionen aus der Geflügelhaltung unter Anwendung unterschiedlicher Emissionsminderungsstrategien

Projektleitung

Michael Kropsch

Forschungseinrichtung

LFZ Raumberg-Gumpenstein

Projektnummer

101214

Projektlaufzeit

-

Finanzierungspartner

Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft| Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus| Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus

Allgemeine Projektinformationen

Abstract (deutsch)

Einen wesentlichen Einfluss auf Ammoniak- und Geruchsemissionen aus der Geflügelhaltung haben Proteinbestandteile der Futtermittel - die daraus resultierenden Immissionen im Bereich der Nachbarschaft führen in der Praxis zunehmend zu Problemen. Mittlerweile sind nicht nur jahrelange Verzögerungen bei landwirtschaftlichen Bauverfahren zu beobachten - in Oberösterreich, in der Steiermark und im Burgenland besteht zusätzlich die baurechtliche Möglichkeit, von Seiten der Behörde nachträglich auf bestehende und genehmigte Stallungen einzugreifen. Die Branche sieht sich auch zunehmend mit der Forderung konfrontiert, die zumal aus Überseeimporten integrierten Proteinkomponenten in den Futtermitteln (bspw. Soja aus Südamerika), zu reduzieren; bereits in den 1990er Jahren wurden umfangreiche Untersuchungen zu alternativen Eiweißquellen in der Nutztierfütterung durchgeführt. In der Zwischenzeit haben sich die zur Verfügung stehenden Rohstoffe als auch die Tiere – in erster Linie hinsichtlich ihrer Genetik – grundlegend geändert. Beispielsweise stieg bei Geflügel das Mastendgewicht mit 35 Tagen um rund 200g, die Futterverwertung verbesserte sich um rund 20%.

Um dem zunehmenden Wunsch nach Austausch des, bis dato großflächig verwendeten, Übersee-Eiweißes nachzukommen, benötigt die Geflügelwirtschaft im Vorfeld gesicherte Erkenntnisse über die Auswirkungen eingesetzter Eiweißersatzkomponenten; auch die Untersuchung von Futtermittelzusätzen zur Emissionsminderung sind von größtem Interesse. In gegenständlichem Projekt werden potenzielle Einflüsse auf die Mastleistung (tägliche Zunahme, Mastendgewicht, Futterverwertung), auf die Freisetzung von Schadgasen (Ammoniak und Kohlendioxid) sowie auf die Geruchsfreisetzung in der Geflügelhaltung untersucht. Ergänzend finden Analysen der eingesetzten Futtermittel sowie – am Ende der Mastdurchgänge - gezogener Kotproben statt. Keinesfalls ist es Ziel einen geeigneten „Sojaersatz“ bzw. ein Futtermitteladditiv hinsichtlich der Erhaltung der Mastleistung zu finden, der/das jedoch im Gegenzug zu einem Anstieg der Geruchs- und/oder Ammoniakemissionen führt.

Austausch/Ersatz des „regulären Überseeeiweißes“ und Verwendung von Zusätzen in den Futtersorten: Die Fütterung der Tiere erfolgt in der Regel gemäß den Vorgaben der Zuchtfirmen bzw. der Futtermittelhersteller. Für die Eiweißversorgung ist zunehmend nicht (nur) der Gesamt-Rohproteingehalt (RP), sondern die Versorgung mit essentiellen, verdaulichen Aminosäuren ausschlaggebend. Da diese auch synthetisch hergestellt werden können, lässt sich das Rohprotein bis zu einem gewissen Grad dadurch absenken. Neben dem Effekt der Einsparung von wertvollem Futtereiweiß könnten damit auch die Ammoniak- und Geruchsemissionen in der Tierhaltung zu einem bemerkenswerten Anteil reduziert werden; eine zweifach positive (Umwelt)Wirkung wäre die Folge. Einerseits könnten die Überseekomponenten in ihrer Importmenge stark abgesenkt werden andererseits bliebe bei Verwendung von inländischen oder europäischen Eiweißkomponenten die Wertschöpfung zunehmend im Land bzw. auf dem Kontinent.

Um diese Änderungen in der Ration samt ihren Bestandteilen entsprechend verifizieren zu können, braucht es vor der Freigabe in der Praxis entsprechende Untersuchungen mit abgesicherten Ergebnissen. Der Austausch des „herkömmlich“ in Verwendung stehenden Überseeeiweiß, bzw. der Einsatz von Futtermittelzusatzstoffen, sollen ausgelotet werden und die Effekte sowohl auf die biologischen Parameter (tägliche Zunahmen, Futterverwertung, Schlachtgewicht) als auch die Relevanz im Hinblick auf Umweltfaktoren (Geruchs- und Ammoniakemissionen) analysiert und publiziert werden.

Generelles Ziel dieses Projektes ist die Zurverfügungstellung von abgesichertem Datenmaterial, bevor die Umsetzung in der österreichischen Geflügelwirtschaft erfolgt. Eine Versuchsdurchführung direkt in der Praxis ist mit den zu untersuchenden Fragestellungen nicht möglich – bzw. wäre bei etwaigen negativen Auswirkungen der eingesetzten Futtermittelkomponenten das wirtschaftliche Risiko für einen Landwirt zu groß (auf Grund der hohen Anzahl der gehaltenen Tiere).

Schlagwörter (deutsch)

Geflügel, Fütterung, Mast, Ammoniak, Emission, Eiweiß, Forschung, Praxis, Landwirt, Lösungsansatz

Titel, Abstract, Schlagwörter (englisch)

Titel (englisch)

Odor and ammonia emissions from poultry farming under application of different emission reduction measures

Projektziele

Einen wesentlichen Einfluss auf Ammoniak- und Geruchsemissionen aus der Geflügelhaltung haben Proteinbestandteile der Futtermittel - die daraus resultierenden Immissionen im Bereich der Nachbarschaft führen in der Praxis zunehmend zu Problemen. Mittlerweile sind nicht nur jahrelange Verzögerungen bei landwirtschaftlichen Bauverfahren zu beobachten - in Oberösterreich, in der Steiermark und im Burgenland besteht zusätzlich die baurechtliche Möglichkeit, von Seiten der Behörde nachträglich auf bestehende und genehmigte Stallungen einzugreifen. Die Branche sieht sich auch zunehmend mit der Forderung konfrontiert, die zumal aus Überseeimporten integrierten Proteinkomponenten in den Futtermitteln (bspw. Soja aus Südamerika), zu reduzieren; bereits in den 1990er Jahren wurden umfangreiche Untersuchungen zu alternativen Eiweißquellen in der Nutztierfütterung durchgeführt. In der Zwischenzeit haben sich die zur Verfügung stehenden Rohstoffe als auch die Tiere – in erster Linie hinsichtlich ihrer Genetik – grundlegend geändert. Beispielsweise stieg bei Geflügel das Mastendgewicht mit 35 Tagen um rund 200g, die Futterverwertung verbesserte sich um rund 20%.

Um dem zunehmenden Wunsch nach Austausch des, bis dato großflächig verwendeten, Übersee-Eiweißes nachzukommen, benötigt die Geflügelwirtschaft im Vorfeld gesicherte Erkenntnisse über die Auswirkungen eingesetzter Eiweißersatzkomponenten; auch die Untersuchung von Futtermittelzusätzen zur Emissionsminderung sind von größtem Interesse. In gegenständlichem Projekt werden potenzielle Einflüsse auf die Mastleistung (tägliche Zunahme, Mastendgewicht, Futterverwertung), auf die Freisetzung von Schadgasen (Ammoniak und Kohlendioxid) sowie auf die Geruchsfreisetzung in der Geflügelhaltung untersucht. Ergänzend finden Analysen der eingesetzten Futtermittel sowie – am Ende der Mastdurchgänge - gezogener Kotproben statt. Keinesfalls ist es Ziel einen geeigneten „Sojaersatz“ bzw. ein Futtermitteladditiv hinsichtlich der Erhaltung der Mastleistung zu finden, der/das jedoch im Gegenzug zu einem Anstieg der Geruchs- und/oder Ammoniakemissionen führt.

Austausch/Ersatz des „regulären Überseeeiweißes“ und Verwendung von Zusätzen in den Futtersorten: Die Fütterung der Tiere erfolgt in der Regel gemäß den Vorgaben der Zuchtfirmen bzw. der Futtermittelhersteller. Für die Eiweißversorgung ist zunehmend nicht (nur) der Gesamt-Rohproteingehalt (RP), sondern die Versorgung mit essentiellen, verdaulichen Aminosäuren ausschlaggebend. Da diese auch synthetisch hergestellt werden können, lässt sich das Rohprotein bis zu einem gewissen Grad dadurch absenken. Neben dem Effekt der Einsparung von wertvollem Futtereiweiß könnten damit auch die Ammoniak- und Geruchsemissionen in der Tierhaltung zu einem bemerkenswerten Anteil reduziert werden; eine zweifach positive (Umwelt)Wirkung wäre die Folge. Einerseits könnten die Überseekomponenten in ihrer Importmenge stark abgesenkt werden andererseits bliebe bei Verwendung von inländischen oder europäischen Eiweißkomponenten die Wertschöpfung zunehmend im Land bzw. auf dem Kontinent.

Um diese Änderungen in der Ration samt ihren Bestandteilen entsprechend verifizieren zu können, braucht es vor der Freigabe in der Praxis entsprechende Untersuchungen mit abgesicherten Ergebnissen. Der Austausch des „herkömmlich“ in Verwendung stehenden Überseeeiweiß, bzw. der Einsatz von Futtermittelzusatzstoffen, sollen ausgelotet werden und die Effekte sowohl auf die biologischen Parameter (tägliche Zunahmen, Futterverwertung, Schlachtgewicht) als auch die Relevanz im Hinblick auf Umweltfaktoren (Geruchs- und Ammoniakemissionen) analysiert und publiziert werden.

Generelles Ziel dieses Projektes ist die Zurverfügungstellung von abgesichertem Datenmaterial, bevor die Umsetzung in der österreichischen Geflügelwirtschaft erfolgt. Eine Versuchsdurchführung direkt in der Praxis ist mit den zu untersuchenden Fragestellungen nicht möglich – bzw. wäre bei etwaigen negativen Auswirkungen der eingesetzten Futtermittelkomponenten das wirtschaftliche Risiko für einen Landwirt zu groß (auf Grund der hohen Anzahl der gehaltenen Tiere).

Praxisrelevanz

Die Bedeutung ist nach unserer Meinung für mehrere Bereiche als groß einzuschätzen. Für die Landwirtschaft bzw. die Tierhalter geht es darum, entsprechende Antworten auf die - nach wie vor zunehmenden - Diskussionen im Hinblick auf die Immissionsbelastung der Nachbarschaft und das Thema Reduktion von Überseesoja zu bekommen. Auf Basis der Untersuchung und Analyse der Festmistbestandteile jedes Durchgangs sind auch entsprechende Ergebnisse und Aussagen im Hinblick auf die Bodenbewirtschaftung und die Wasserwirtschaft (Grundwasser - Nitratrichtlinie) zu erwarten.

Insbesondere der umweltspezifische Aspekt wird eine entsprechende Würdigung im Projekt erfahren. Das Thema Geruchsreduktion spielt österreichweit eine Rolle in Beschwerdeverfahren von Anrainern, die Reduktion der Ammoniakemissionen ist vorgegebenes Ziel seitens der NEC-Richtlinie.

Berichte

Abschlussbericht , 28.02.2020

Kurzfassung

Die Emissionsfaktoren für Ammoniak und Geruch stellen das wesentliche Substrat zur Einschätzung der jeweiligen Verfrachtung – aus dem Stall in die Umgebung – dar. Mit den ermittelten Ammoniakemissionen in kg pro Tierplatz und Jahr von 0,012 in der Versuchs- und der Kontrollgruppe liegen Faktoren vor, die im untersten Bereich der in der Literatur genannten Werte rangieren. Zum Teil weisen frühere Studien (z. B. Keck, 2010) ungleich höhere Werte aus – auch die deutsche TA-Luft führt hier einen AmmoniakEmissionsfaktor von 0,0486 kg NH3 pro Tierplatz und Jahr an. Bei Betrachtung der ermittelten Geruchs-Emissionsfaktoren zeigt sich ein ähnliches Bild: Sowohl die Kontroll- als auch die Versuchsgruppen weisen sehr niedrige Geruchsemissionen auf; die Versuchsgruppe (77 GE/s*GVE) liegt dabei unter (statistisch nicht signifikant) der Kontrolle (92 GE/s*GVE). Die relativ geringen Emissionsfrachten in der Versuchsgruppe sind jedenfalls bemerkenswert, da aktuell in der Steiermark standardmäßig weitaus höhere Geruchsemissionsfaktoren für Mastgeflügel bei Ausbreitungsrechnungen zur Anwendung kommen (Öttl et. al, 2018). Auch weisen einige Untersuchungen in den Mastgeflügelstallungen der HBLFA Raumberg-Gumpenstein in Richtung höherer Geruchs-Emissionsfaktoren je Großvieheinheit (Zentner et. al, 2014). Im europäischen Vergleich führt einzig die deutsche VDI 3894 Blatt 1 einen ähnlich niedrigen Emissionsfaktor von 60 GE/s*GVE an; in anderen Ländern kommen weitaus höhere Faktoren zur Anwendung. In letzter Zeit lichten sich die „Nebel“ rund um die bisweilen großen Unterschiede hinsichtlich der Emissionsfrachten – neben der jeweiligen Futterzusammensetzung scheinen die Art der verwendeten Einstreu und das diesbezügliche Stallmanagement (trocken halten der Einstreu) wesentliche Einflussfaktoren darzustellen. Die Auswertung der biologischen Leistung fällt bei den betrachteten Parametern tägl. Zunahmen, Futterverwertung, Gewichtszunahme und Schlachtgewicht leicht zu Gunsten der Kontrollgruppe aus – dies ist vermutlich auf die versuchsbedingte Komponentenreduktion im Versuchsfutter (in Folge der Beimengung von 1% LithoFeed®) zurückzuführen. Hervorzuheben ist die generell gute Futterverwertung in der Kontrollgruppe (1,42) und im Versuch (1,43); die Deutsche Landwirtschaftsgesellschaft führt diesbezüglich, für die Mittellangmast (Mastdauer 32 – 35 Tage), eine Futterverwertung von 1,65 als kennzeichnend an (Berk, 2017).

Berichtsdateien

Abschlussbericht_EmiProt_II_0220.pdf

Autor/innen

Michael Kropsch; Birgit Heidinger; Irene Mösenbacher-Molterer; Lukas Lackner; Daniela Vockenhuber; Thomas Guggenberger; Eduard Zentner

Zwischenbericht , 01.10.2018

Kurzfassung

Einen wesentlichen Einfluss auf Ammoniak- und Geruchsemissionen aus der Nutztierhaltung haben erwiesenermaßen Proteinbestandteile der Futtermittel - die daraus resultierenden Immissionen im Bereich der Nachbarschaft führen in der Praxis regelmäßig zu Problemen. Mittlerweile sind nicht nur jahrelange Verzögerungen bei landwirtschaftlichen Bauverfahren zu beobachten - in Oberösterreich, in der Steiermark und im Burgenland besteht zusätzlich die baurechtliche Möglichkeit, von Seiten der Behörde nachträglich auf bestehende und genehmigte Stallungen einzugreifen.

Berichtsdateien

ZwiBer_EmiProt_II_Biomin_final.pdf

Autor/innen

Michael Kropsch, HBLFA Raumberg-Gumpenstein