BÜROKRATIE: Bürokratie fassbar machen – Fallstudien-Analysen zur Bürokratie auf landwirtschaftlichen Betrieben in Österreich

Projektleitung

Theresa Eichhorn

Forschungseinrichtung

Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik

Projektnummer

102108

Projektlaufzeit

-

Finanzierungspartner

Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft 

Allgemeine Projektinformationen

Abstract (deutsch)

Diese Studie untersucht die bürokratischen Anforderungen, auf landwirtschaftlichen Betrieben in Österreich, und die damit verbundenen Herausforderungen aus Sicht der Landwirt*innen. Angesichts der Ergebnisse der Vision 2028+ Befragung, die steigende gesetzliche Auflagen und zunehmende Bürokratie als große Herausforderung für landwirtschaftliche Betriebe identifizierte, zielt diese Forschung darauf ab, die aktuelle bürokratische Situation auf österreichischen Betrieben fallweise zu erfassen und zu analysieren. Es wird eine Analyse durchgeführt, die sich auf 12 Fallstudien stützt, um detaillierte Einblicke in die administrativen Verpflichtungen und Dokumentationsanforderungen zu gewinnen, die Landwirt*innen gegenüber verschiedenen Institutionen erfüllen müssen. Darüber hinaus wird untersucht, welcher zeitliche Aufwand mit diesen bürokratischen Tätigkeiten verbunden ist, wie diese Anforderungen praktisch umgesetzt werden und welche Rolle digitale Werkzeuge dabei spielen. Ein weiterer Fokus der Studie liegt auf der Erhebung der Vorteile und des Mehrwerts dieser bürokratischen Tätigkeiten, sowohl aus finanzieller und organisatorischer Sicht als auch ihren gesellschaftlichen Nutzen, wie z.B. die Gewährleistung von Lebensmittelsicherheit und Umweltstandards. Die methodische Herangehensweise umfasst eine Literaturrecherche zur Klärung des Begriffs "Bürokratie" und seiner Relevanz für die Landwirtschaft, ergänzt durch Expert*innengespräche zur Entwicklung eines strukturierten Protokolls für die Datenerhebung der Fallstudien, sowie der Erhebung von 12 Fallstudien. Die Analyse der Fallstudien erfolgt deskriptiv als auch mittels qualitativer Inhaltsanalyse, um Gemeinsamkeiten und Unterschiede in den bürokratischen Anforderungen herauszuarbeiten. Ergänzt wird die Studie durch die Anwendung der partizipativen Photovoice-Methode, die es einer kleinen Gruppe von Landwirt*innen ermöglicht, ihre eigenen Erfahrungen mit Bürokratie visuell zu dokumentieren und zu reflektieren. Diese visuellen Darstellungen sollen zusätzliche qualitative Einsichten liefern und werden in die abschließende Analyse integriert. Die Ergebnisse der Studie werden in einem Endbericht zusammengefasst, der sowohl die bürokratischen Belastungen als auch die potenziellen Vorteile aufzeigt. Daraus werden Implikationen für die landwirtschaftliche Bildung und Beratung abgeleitet, die darauf abzielen, die Bewältigung bürokratischer Herausforderungen in der Praxis zu erleichtern.

Schlagwörter (deutsch)

Verwaltungsaufwand, Fallstudien-Analyse, Photovoice-Methode

Titel, Abstract, Schlagwörter (englisch)

Titel (englisch)

Making bureaucracy accessible - case study analyses of bureaucracy on farms in Austria

Abstract (englisch)

This study examines the bureaucratic requirements on farms in Austria and the associated challenges from the farmers' perspective. Given the results of the Vision 2028+ survey, which identified increasing legal requirements and increasing bureaucracy as a major challenge for farms, this research aims to capture and analyze the current bureaucratic situation on Austrian farms on a case-by-case basis. An analysis based on 12 case studies is conducted to gain detailed insights into the administrative obligations and documentation requirements that farmers have to fulfill towards different institutions. In addition, the time required for these bureaucratic activities, how these requirements are implemented in practice and the role played by digital tools will be examined. Another focus of the study is on the benefits and added value of these bureaucratic activities, both from a financial and organizational point of view as well as their societal benefits, such as ensuring food safety and environmental standards. The methodological approach includes a literature review to clarify the term “bureaucracy” and its relevance for agriculture, supplemented by expert interviews to develop a structured protocol for the data collection of the case studies, as well as the collection of 12 case studies. The case studies are analyzed both descriptively and using qualitative content analysis to identify similarities and differences in bureaucratic requirements. The study is complemented by the application of the participatory photovoice method, which enables a small group of farmers to visually document and reflect on their own experiences with bureaucracy. These visual representations are intended to provide additional qualitative insights and will be integrated into the final analysis. The results of the study will be summarized in a final report, which will highlight both the bureaucratic burdens and the potential benefits. Implications for agricultural education and advice will be derived from this, aimed at making it easier to overcome bureaucratic challenges in practice.

Schlagwörter (englisch)

administrative effort, case study analysis, photovoice method

Projektziele

Das Ziel des Projektes ist es den Begriff Bürokratie auf österreichischen landwirtschaftlichen Betrieben sichtbar zu machen und den zeitlichen und finanziellen Umfang verursacht durch bürokratische Prozesse zu erfassen und zu veranschaulichen.

Forschungsfragen:

  • Wie wird der Begriff Bürokratie in der wissenschaftlichen Literatur aus verschiedenen Disziplinen (z.B. Verwaltung, Soziologie, Wirtschaftswissenschaften) definiert, und welche zentralen Merkmale und Dimensionen werden dabei hervorgehoben?
  • Welche spezifischen bürokratischen Anforderungen müssen österreichische Landwirt*innen erfüllen, und von welchen Institutionen werden diese gefordert?
  • Welcher zeitliche und finanzielle Aufwand ist mit der Erfüllung dieser Anforderungen verbunden?
  • Welche Vorteile ergeben sich aus bürokratischen Prozessen in Bezug auf finanzielle, organisatorische und gesellschaftliche Aspekte?
  • Welche Rolle spielt die Digitalisierung auf landwirtschaftlichen Betrieben, und welche digitalen und analogen Hilfsmittel werden eingesetzt, um den bürokratischen Anforderungen und Berichtspflichten nachzukommen?
  • Wie unterscheiden sich die bürokratischen Belastungen zwischen verschiedenen Betriebsformen und -größen?
  • Welche Schlussfolgerungen lassen sich aus der Studie für die Gestaltung und Verbesserung der agrarischen Bildung und Beratung ziehen, um Landwirt*innen bei der Bewältigung bürokratischer Anforderungen effektiver zu unterstützen?

Praxisrelevanz

Eine zentrale Aufgabe der Hochschule ist die Ausbildung der zukünftigen landwirtschaftlichen Berater*innen, die schwerpunktmäßig im Berufsfeld der agrarischen Bildung und Beratung tätig sind. Im Rahmen dieser Studie werden spezifische Bereiche identifiziert, in denen Landwirt*innen durch Bürokratie besonders stark belastet sind. Dies ermöglicht eine gezieltere und effizientere Beratung, indem basierend auf den Studienergebnissen nachfolgend Informationsmaterialien oder spezifische Softwarelösungen entwickelt werden können. Darüber hinaus können Berater*innen aufgrund der ermittelten Vorteile der Bürokratie eine Schlüsselrolle bei der Aufklärung dieser Vorteile übernehmen, was zu einer erhöhten Akzeptanz unter den Landwirt*innen führen kann. Die Studie liefert den Berater*innen Informationen, um die Landwirtinnen besser zu unterstützen, die bürokratischen Herausforderungen zu bewältigen und gleichzeitig die positiven Aspekte bürokratischer Prozesse zu verstehen und optimal zu nutzen.

Dies gilt ebenso für den Bereich Schule. Auch hier können die Erkenntnisse dabei helfen angehenden Landwirt*innen gezielter auf die Herausforderungen der Bürokratie vorzubereiten. Die Kommunikation und Aufbereitung des Mehrwertes von bürokratischen Prozessen, kann ebenso das Verständnis und die Akzeptanz bei zukünftigen Landwirt*innen erhöhen.

Ein weiterer Schwerpunkt des Projektes ist die Untersuchung der Rolle von digitalen Tools als Unterstützung für die Landwirt*innen in ihrem Arbeitsalltag. Hierbei werden sowohl Problemfelder als auch potenzielle Einsatzbereiche identifiziert. Die Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik kann die gewonnenen Erkenntnisse direkt in der Lehre an die Studierenden weitergeben. Dies könnte in Lehrveranstaltungen wie "Landwirtschaft 4.0", "Smart Farming" oder "Digitalisierung in Land- und Hauswirtschaft" erfolgen, wodurch die Ausbildung an aktuellen Herausforderungen und praxisnahen Lösungen ausgerichtet wird.