Blooming Riverbanks: Artenvielfalt am Ufer - Blühende Gewässerrandstreifen

Projektleitung

Kathrin Blanzano

Forschungseinrichtung

HBLFA Raumberg-Gumpenstein

Projektnummer

101531

Projektlaufzeit

-

Finanzierungspartner

Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus| Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus

Allgemeine Projektinformationen

Schlagwörter (deutsch)

Gewässerrandstreifen, Neophyten, Biodiversität, Erosion, Artensterben, Pufferzone, Wasserschutz

Titel, Abstract, Schlagwörter (englisch)

Titel (englisch)

Biodiversity on Riverbanks - Blooming Riparian Strips

Abstract (englisch)

Watercourses and forest edges are neglected in the cultural landscape. They are often overgrown by invasive alien species or mown down. Missing or irregular riparian strips provide insufficient shade for watercourses, increase the water temperature and bring the natural structure out of balance. According to the European Water Framework Directive, about 60% of Austria's water bodies are currently not in good condition. The aim of the project is to strengthen biodiversity by means of blooming riparian strips with native woody plants, shrubs and herbs to create transition zones between arable land and grassland that would otherwise remain fallow. These green corridors protect against the extinction of species by spreading invasive neophytes, increased water temperature and erosion. In addition to plant biodiversity, the establishment and maintenance of flowering water margins, restores the habitat of insects and microorganisms in the earth, on land and in the air, as well as in the water.

Projektziele

Die Grünlandwirtschaft hat im Steirischen Ennstal eine Jahrhunderte alte Tradition, dazu gehören auch die unzähligen Entwässerungsgräben, die im Zuge der Ennsregulierung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts errichtet wurden. Die Gewässerrandstreifen sind prägende Elemente dieser Gebiete. Durch nicht vorhandene oder lückenhafte Gewässerrandstreifen kommt es im Einzugsgebiet der Wassergenossenschaft Irdning-Altirdning, am Fuße des Grimmings jedoch zu unterschiedlichen Problemen.
Einerseits führen Lücken im Pflanzenbestand entlang der unzähligen Wasserausleitungsgräben als Zubringer zu den Hauptgewässern zu Stoffeinträgen (Gülle, Rasenschnitt, etc.) durch teilweise unangepasste landwirtschaftliche Praktiken. Die in der Nähe der Gewässerrandstreifen befindlichen landwirtschaftlichen Betriebe sind potentielle Emittenten von Stoffeinträgen wie Nitrat oder Phosphat. Die Selbstreinigungskraft der Fließgewässer wird unter dem Druck zunehmender Nährstoffbelastung stark geschwächt. Dieser Druck verstärkt sich durch die fehlenden Grün-Korridore zu den überdüngten Acker- und Grünlandflächen. Die Grünlandflächen werden häufig gemäht und Blühpflanzen und somit Lebensraum für Tiere verschwinden auf den Wiesen.
Es etablieren sich häufig gebietsfremde invasive Neophyten wie z.B. die Kanadische Goldrute, das Drüsige Springkraut oder der Japanischer Staudenknöterich am Ufer dieser Gewässergräben. Diese schaden der heimischen Biodiversität, da sie in Konkurrenz zur natürlichen Vegetation stehen. Gleichzeitig verursachen sie Erosionsschäden durch abgestorbene Pflanzenteile, welche dazu führen, dass der Boden aufgelockert wird. Durch diesen Prozess lösen sich Feinsedimente, die sich dann im Fluss- oder Bachbett ablagern und so die Lebensgrundlage vieler Kleinstlebewesen in den heimischen Gewässern zerstören.
Ein Punkt ist die Veränderung der Wassertemperatur. Es ist nachgewiesen, dass durch fehlende Gewässerrandstreifen und unzureichende Beschattung die Wassertemperatur in kleinen Bächen um bis zu sechs Grad Celsius ansteigen kann.

Jedes Jahr im Herbst veranstaltet die Wassergenossenschaft Irdning-Altirdning gemeinsame „Robottage“ für Mitglieder der Genossenschaft, welche sehr arbeitsintensiv sind.
Die Beseitigung der invasiven Neophyten stellt dabei die Grundbesitzer und Pächter vor große Herausforderungen. Die derzeit vielfach ungenutzten Gewässerrandstreifen könnten sich zu ökologischen Nischen entwickeln, wenn sie eine gut strukturierte und gestufte Pflanzenartenvielfalt aufweisen. Ein intakter blühender Gewässerrandstreifen wirkt durch günstige Beschattung dem Anstieg der Wassertemperatur entgegen und schafft ein positives Mikroklima. Als ein- oder zweischnittige Mähflächen wären zusätzliche Erträge für z.B. Einstreu für Ställe oder als Pferdeheu möglich, denn dieses Pflanzenmaterial wird derzeit nicht genutzt. Zusätzlich werden die jährlichen Pflegemaßnahmen der Grundbesitzer und Pächter so reduziert. Die blühenden Gewässerrandstreifen sind auch wichtige Pufferzonen zu den intensiv genutzten landwirtschaftlichen Flächen.

Der Lösungsansatz beginnt mit der Zusammenarbeit der Grundbesitzer und Pächter der Wassergenossenschaft Irdning-Altirdning mit regionalen Partnern wie der HBLFA Raumberg-Gumpenstein, der steirischen Berg- und Naturwacht, dem Forsttechnischen Dienst für Wildbach- und Lawinenverbauung (Steiermark Nord), interessierten Gemeinden, der Baubezirksleitung und interessierten Schulen und Personen aus der Bevölkerung. Wir zielen auf eine Zusammenarbeit diesen Interessensgruppen ab, um Maßnahmen zur Sanierung und Errichtung von artenreichen, blühenden Gewässer- und Waldrandstreifen umzusetzen. Durch die Renaturierung und Restrukturierung bringen wir Landwirtschaft, Landschaftsschutz und Naturschutz unter einen Hut.
Die Etablierung bzw. Ausbesserung lückenhafter blühenden Gewässerrandstreifen soll nicht aus einer reinen Krautschicht, sondern je nach Standort auch aus artenreichen Stauden und Sträuchern bestehen. Je mehr Sträucher vorhanden sind, desto weniger Licht bleibt z.B. den invasiven Neophyten, die dadurch geschwächt bzw. in ihrem Wachstum gehemmt werden. Die starke Durchwurzelung der struktur- und artenreichen Gewässerrandstreifen verhindert die Bodenerosion. Diese nachhaltig begrünten Wasserwege und Böschungskanten bilden einen grünen Korridor zu den intensiver genutzten Acker- und Grünlandflächen und haben auch einen Mehrfachnutzen für Erholungssuchende. Neben der Erfassung des vielfältigen Pflanzenartenspektrums sollen Boden- und Wasserproben der Fließgewässer entnommen werden, um den aktuellen Gewässerzustand zu ermitteln und so feststellen zu können, ob die Begrünungsmaßnahmen auch den gewünschten Effekt der Selbstreinigungskraft und klimaausgleichende Wirkung durch die Beschattung bewirken. Somit wird auch der Lebensraum „Fließgewässer“ im Sinne der EU-Wasserrahmenrichtlinie für den guten ökologischen Zustand positiv beeinflusst.

Die invasiven gebietsfremden Pflanzenarten, die durch ihre enorme Ausbreitungskraft gerade in diesen Randlebensräumen den Verlust v.a. der pflanzlichen Artenvielfalt durch die Bildung von Monobeständen beschleunigen, werden in einem ersten Schritt zeitgerecht entfernt. Je nach Standort soll dann das Bioinventar erfasst und Lücken durch zusätzliche Renaturierungsmaßnahmen aufgewertet und somit die Artenvielfalt wiederhergestellt werden. Heckenpflanzen sind nicht nur blühende Wildsträucher, die die Biodiversität stärken, sondern tragen auch wertvolle Früchte für Tiere und bieten Deckung für Vögel und Kleinsäuger (z.B. Haselmaus). Weiters trägt auch die abgestufte Grünlandnutzung zu einer Verbesserung der natürlichen Pflanzenvielfalt bei. Damit verbunden können auf den weniger produktiven Flächen wieder mehr Blühpflanzen gefördert werden. Die Flächen entlang von Gewässern und Waldrändern (angrenzend zu Acker, - Grünland- und Weideflächen) bieten sich dabei besonders für diese extensive Nutzung mit maximal zwei späten Mähterminen, angepasst an Blühzeiten und Samenbildung, pro Jahr an. Das Material kann als Einstreu für Ställe oder Pferdeheu verwertet werden.
Die Effektivität der Bewirtschaftungsmethoden wird hinsichtlich ihrer Biodiversität, Lebensraumverbesserung und ihrer Auswirkung auf den Gewässerschutz analysiert. Die neu bewirtschafteten Blühstreifen entlang der Gewässer und Waldflächen sind Best Practice Beispiele für andere Flächen und sollen weitere Genossenschaften im Bezirk motivieren, ähnliche Initiativen zu setzen und so einen Mehrwert für die Einzugsgebiete der Entwässerungsgenossenschaften im westlichen Teil des Bezirkes Liezen zum Erhalt und zur Aufwertung der traditionellen Kulturlandschaft erhalten.

Praxisrelevanz

Das Kernziel heißt Zusammenarbeit für eine „blühende“ Pflanzenartenvielfalt in der Grünlandwirtschaft
Zusammenarbeit der Interessensgruppen durch Vernetzung von Landwirtschaft und Landschaftsschutz durch gemeinsame Arbeitseinsätze
Bewusstseinsbildung bei Landnutzern und Bevölkerung für den Erhalt und das Artenreichtum in der Kulturlandschaft
Konfliktminimierung zwischen Landwirtschaft und Naturschutz durch Vorzeigeprojekt
Anstieg der Artenvielfalt mit Blühpflanzen entlang der Gewässerrandstreifen, angepasste Mähtermine
Grüne Korridore in Kombination mit Gewässerschutz (Schaffung von Kleinbiotopen, Grüne Blühinseln) als Ergänzung zu grünlandgeprägten Mehrschnittwiesen

Berichte

Abschlussbericht , 10.04.2022

Kurzfassung

Das Projekt Blühende Gewässerrandstreifen „Blooming Riverbanks“ dient der Verbesserung und dem Schutz lokaler Gewässer im Bezirk Liezen, mit speziellem Fokus auf das mittlere Steirische Ennstal, entsprechend der Wasserrahmenrichtlinie der EU und des nationalen Gewässerbewirtschaftungsplans. Der Talboden des Ennstals ist bekannt für seine Feuchtwiesen. Die Enns selbst und Altarme der Enns bieten, umgeben von diesen feuchten Böden den idealen Nährboden für invasive, gebietsfremde Arten, sogenannte Neophyten. Auch in der Senke befindliche Waldränder bieten ausreichend Feuchtigkeit und Licht für diese Pflanzen um sich auszubreiten. Wasserläufe und Waldränder werden in der Kulturlandschaft vernachlässigt. Heimische Arten werden durch die Neuankömmlinge an diesen Standorten vertrieben. In den Fokus-Gemeinden Irdning-Donnersbachtal, Stainach-Prügg und Aigen im Ennstal sind die am häufigsten vorkommenden Gebietsfremden Arten Impatiens glandulifera/ Drüsiges Springkraut, Solidago canadensis/ Kanadische Goldrute und Fallopia japonica/ Japanischer Staudenknöterich. Ein Problem, welches fehlende oder unregelmäßige Uferstreifen mit sich bringen ist eine unzureichende Beschattung der Fließgewässer, die zu einer Erhöhung der Wassertemperatur führt, welche im Wasser lebende Kleinstlebewesen bedroht und die Ansiedlung der oben genannten, invasiven Arten unterstützt. Die Folge des Absterbens dieser Pflanzen im Herbst führt zu einer erhöhten Erosionsgefahr an Uferrändern. Im Rahmen des Projekts werden Bildungsmaßnahmen und Aktionen zur Bekämpfung oben genannter Neophyten durgeführt und längerfristige Zusammenarbeiten initiiert, um ein nachhaltiges Bekämpfungssystem zu schaffen.

Berichtsdateien

Abschlussbericht_BloomingRiverbanks05042022.pdf

Abstract (deutsch)

Das Projekt Blühende Gewässerrandstreifen „Blooming Riverbanks“ dient der Verbesserung und dem Schutz lokaler Gewässer im Bezirk Liezen, mit speziellem Fokus auf das mittlere Steirische Ennstal, entsprechend der Wasserrahmenrichtlinie der EU und des nationalen Gewässerbewirtschaftungsplans. Der Talboden des Ennstals ist bekannt für seine Feuchtwiesen. Die Enns selbst und Altarme der Enns bieten, umgeben von diesen feuchten Böden den idealen Nährboden für invasive, gebietsfremde Arten, sogenannte Neophyten. Auch in der Senke befindliche Waldränder bieten ausreichend Feuchtigkeit und Licht für diese Pflanzen um sich auszubreiten. Wasserläufe und Waldränder werden in der Kulturlandschaft vernachlässigt. Heimische Arten werden durch die Neuankömmlinge an diesen Standorten vertrieben. In den Fokus-Gemeinden Irdning-Donnersbachtal, Stainach-Prügg und Aigen im Ennstal sind die am häufigsten vorkommenden Gebietsfremden Arten Impatiens glandulifera/ Drüsiges Springkraut, Solidago canadensis/ Kanadische Goldrute und Fallopia japonica/ Japanischer Staudenknöterich. Ein Problem, welches fehlende oder unregelmäßige Uferstreifen mit sich bringen ist eine unzureichende Beschattung der Fließgewässer, die zu einer Erhöhung der Wassertemperatur führt, welche im Wasser lebende Kleinstlebewesen bedroht und die Ansiedlung der oben genannten, invasiven Arten unterstützt. Die Folge des Absterbens dieser Pflanzen im Herbst führt zu einer erhöhten Erosionsgefahr an Uferrändern. Im Rahmen des Projekts werden Bildungsmaßnahmen und Aktionen zur Bekämpfung oben genannter Neophyten durgeführt und längerfristige Zusammenarbeiten initiiert, um ein nachhaltiges Bekämpfungssystem zu schaffen.

Abstract (englisch)

The project Blooming Riverbanks serves to improve and protect local water bodies in the district of Liezen, with a special focus on the central Styrian Enns Valley, in accordance with the EU Water Framework Directive and the national water management plan. The valley floor of the Enns Valley is known for its wet meadows. The Enns itself and backwaters of the Enns, surrounded by these wet soils, provide the ideal breeding ground for invasive alien species, so-called neophytes. Forest edges located in the valley also provide sufficient moisture and light for these plants to spread. Watercourses and forest edges are often neglected in the cultivated landscape. Native species are displaced by invase species to these sites. In the focus communities of Irdning-Donnersbachtal, Stainach-Prügg and Aigen im Ennstal, the most common alien species are Impatiens glandulifera/ glandular knapweed, Solidago canadensis/ Canadian goldenrod and Fallopia japonica/ Japanese knotweed. One problem that missing or irregular riparian strips bring is insufficient shading of streams, which leads to an increase in water temperature that threatens aquatic microorganisms and supports the establishment of the invasive species mentioned above. The result of these plants dying in the fall leads to an increased risk of erosion along streambanks. Within the framework of the project, educational measures and actions to control the above-mentioned neophytes will be carried out and longer-term collaborations will be initiated in order to create a sustainable control system.


Autor/innen

Mag. Kathrin Blanzano, DI Renate Mayer