Bio-Forschungsnetzwerk: „Bio-Forschungsnetzwerk“: Ausarbeitung und wissenschaftliche Evaluierung geeigneter Optionen für die Einrichtung einer Vernetzungsstelle für die Forschung zur biologischen Landwirtschaft in Österreich

Projektleitung

Susanne Kummer

Forschungseinrichtung

Forschungsinstitut für biologischen Landbau

Projektnummer

102075

Projektlaufzeit

-

Finanzierungspartner

Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft 

Allgemeine Projektinformationen

Abstract (deutsch)

In der Forschung zur biologischen Landwirtschaft in Österreich ergänzen sich die thematischen Schwerpunkte der einzelnen Forschungsinstitutionen gut. Die Vernetzung und der Überblick über das Gesamtsystem sind aber nicht immer gegeben. Bisher sind übergeordnete Zielsetzungen und eine koordinierte Ausrichtung der Bioforschungsaktivitäten in Österreich kaum vorhanden. Um eine zielgerichtete Entwicklung der biologischen Landwirtschaft und der Bioforschung weiter zu fördern, ist die Einrichtung einer Vernetzungsstelle («Bio-Forschungsnetzwerk») sinnvoll.

Das geplante Bio-Forschungsnetzwerk hat zum Ziel, den gegenseitigen Informationsaustausch zwischen den Forschungsinstitutionen und weiteren Wissensakteur:innen zu verstärken, Möglichkeiten für Forschungskooperationen und Forschungsakquise zu intensivieren, Forschungsaktivitäten miteinander abzustimmen, Forschungsbedarfe und Schwerpunkte zu definieren sowie den Austausch und die Vernetzung zwischen Forschung, Beratung, Bildung und Biobetrieben weiter auszubauen. Dadurch soll die Entwicklung der biologischen Landwirtschaft in Österreich positiv beeinflusst werden.

Im Rahmen des Bio-Forschungsnetzwerkes ist weiters geplant, ein Netzwerk von forschungsinteressierten Biobetrieben zu etablieren, um transdisziplinäre Ansätze angewandter Biolandbauforschung leichter umsetzbar zu machen, den Wissensaustausch mit der Praxis auszubauen sowie die endogene Forschungs- und Innovationstätigkeiten auf Biobetrieben gezielt aufzugreifen und zu stärken.

Im vorliegenden Projekt sollen folgende Fragestellungen zum geplanten Bio-Forschungsnetzwerk bearbeitet werden: i) Klärung der Tätigkeiten, Struktur und Funktionen der Vernetzungsstelle; ii) Skizzierung der für die Einrichtung der Vernetzungsstelle erforderlichen Ressourcen; iii) Beschreibung von Vorschlägen für die konkrete Umsetzung, basierend auf gelungenen Beispielen aus anderen Ländern; iv) Ausloten der Möglichkeiten der institutionellen Ansiedlung; v) Formulierung und Bewertung möglicher Varianten für die Umsetzung des Bio-Forschungsnetzwerkes.

Das Projekt wird unter Einbindung der relevanten Forschungsinstitutionen und weiterer Akteursgruppen durchgeführt. Die Einbindung erfolgt durch Einzelgespräche, Expert:innen-Interviews und Befragungen sowie mittels Durchführung von Fokusgruppen-Diskussionen. Die Ergebnisse des Projektes stellen die Basis für die konkrete Umsetzung des Bio-Forschungsnetzwerkes dar.

Schlagwörter (deutsch)

Vernetzung, Wissenssystem, biologische Landwirtschaft, Wissensakteure

Titel, Abstract, Schlagwörter (englisch)

Titel (englisch)

Establishing a networking center for research on organic farming in Austria

Abstract (englisch)

In research on organic farming in Austria, the thematic focuses of the individual research institutions complement each other well. However, the synopsis, networking and overview of the overall system are not always given. To date, there has been a lack of overarching objectives and coordinated development of organic research activities in Austria. To promote the coordinated development of organic agriculture and organic research, the establishment of a networking center ("organic research network") is suggested.

The planned “organic research network” aims to strengthen the mutual exchange of information between research institutions and other knowledge actors, intensify opportunities for research cooperation, coordinate research activities, define research needs and priorities and further expand the exchange and networking between research, education, advisory services, and organic farms. The aim is to positively influence the development of organic farming in Austria.

As part of the organic research network, it is also planned to establish a network of organic farms interested in research to facilitate the implementation of transdisciplinary approaches to applied organic farming research, to expand the exchange of knowledge with practitioners and to support endogenous research and innovation activities on organic farms.

In this project, the following questions regarding the planned “organic research network” will be addressed: i) clarification of activities, structures and functions of the organic research network; ii) outline of the resources required for the establishment of the networking center; iii) description of proposals for concrete implementation, based on successful examples from other countries; iv) exploration of possibilities of institutional establishment; v) definition and evaluation of possible options for the implementation of the organic research network.

The project will be carried out with the involvement of the relevant research institutions and other stakeholder groups by individual discussions, expert interviews, surveys and focus group discussions. The results of the project will subsequently form the basis for the concrete implementation of the organic research network.

Schlagwörter (englisch)

network, knowledge system, organic farming, knowledge actors

Projektziele

In der Forschung zur biologischen Landwirtschaft in Österreich ergänzen sich die thematischen Schwerpunkte der einzelnen Forschungsinstitutionen gut. Die Zusammenschau, die Vernetzung und der Überblick über das Gesamtsystem sind aber nicht immer gegeben. Bisher sind übergeordnete Zielsetzungen, eine gemeinsame Strategie und eine koordinierte Ausrichtung der Bioforschungsaktivitäten in Österreich kaum vorhanden, die eine zielgerichtete Entwicklung der biologischen Landwirtschaft und der damit verbundenen Forschung weiter unterstützen würde. Zu diesem Schluss kamen Vertreter:innen aus Forschung, Beratung, Bildung und landwirtschaftlicher Praxis im Zuge des abgeschlossenen Projektes «Zukunft Bio 2030» (Kummer et al. 2022).

Um diese zielgerichtete Entwicklung voranzutreiben, ist die Einrichtung einer koordinierenden Stelle für die Bioforschung sinnvoll. Eine solche Vernetzungsstelle soll ein Anlaufpunkt für alle Wissensakteur:innen sein, die im Themenfeld biologische Landwirtschaft in Österreich aktiv sind (v.a. Forschungsinstitutionen, aber auch landwirtschaftliche Praxis, Beratung, Bildung).


Das geplante Bio-Forschungsnetzwerk hat folgende Ziele:

- den gegenseitigen Informationsaustausch zwischen den Forschungsinstitutionen und weiteren Wissensakteur:innen intensivieren und deutlich ausbauen;

- Möglichkeiten für Forschungskooperationen intensivieren, was auch die Einwerbung von EU-Forschungs- und Entwicklungsgeldern fördern soll;

- Forschungsaktivitäten miteinander abstimmen, Forschungsbedarfe und Schwerpunkte definieren;

- Vernetzung zwischen Forschung, Beratung, Bildung und Biobetrieben weiter ausbauen (insbesondere für die transdisziplinäre Ausrichtung angewandter Biolandbauforschung), u.a. auch mit der Etablierung eines «Netzwerkes von forschungsinteressierten Biobetrieben».


Im Rahmen der Bio-Forschungsvernetzung und ihrer Ziele ist auch von großer Bedeutung, ein «Netzwerk von forschungsinteressierten Biobetrieben» zu etablieren, um transdisziplinäre Ansätze angewandter Biolandbauforschung leichter umsetzbar und für die Praxis zugänglicher zu machen. Dadurch wird der Wissensaustausch zwischen Forschung und Praxis gefördert sowie die endogene Forschungs- und Innovationstätigkeiten auf Biobetrieben gezielt aufgegriffen und gestärkt.


Durch die Tätigkeiten des Bio-Forschungsnetzwerkes soll die Entwicklung der biologischen Landwirtschaft positiv beeinflusst werden, auch mit dem Ziel, die Anzahl der Betriebe, die biologisch bewirtschaftete Fläche und den Absatz von Bioprodukten mittel- und langfristig weiter zu erhöhen. Aktuell stagniert diese Entwicklung bzw. kam es 2023 sogar zu vermehrten Ausstiegen aus der biologischen Wirtschaftsweise. Insgesamt nimmt Österreich in der EU weiterhin eine Spitzenposition ein, was den Bio-Anteil in Landwirtschaft und im Konsum angeht und könnte diese Position noch stärker nützen, um durch ein gemeinsames Auftreten im Bereich der Forschung EU-Projekte verstärkt einzuwerben.


Unter «Bio-Forschungsnetzwerk» ist eine konkrete, personell ausgestattete und räumlich an einer der teilnehmenden Forschungseinrichtungen angesiedelte Vernetzungsstelle gemeint. Das geplante Netzwerk ist also keine Online-Plattform oder Datenbank. (Eine gut etablierte und langfristig finanzierte Online-Plattform zu Informationen und Forschungsergebnissen in der
Bioforschung besteht bereits: Organic Farm Knowledge (https://organic-farmknowledge.org/de/). Eine Zusammenarbeit des Bio-Forschungsnetzwerkes mit Organic Farm Knowledge ist jedoch sinnvoll.)


Das Bio-Forschungsnetzwerk wird durch das BML initiiert (als Teil der nationalen AKIS-Strategie) und ist an einer geeigneten Forschungsinstitution oder Bundesanstalt angesiedelt. Sie entspricht den Zielsetzungen des aktuellen Regierungsprogrammes, das eine „Forschungsoffensive in Richtung Bio- und klimataugliche Landwirtschaft (zweckgebundene Mittel)“ vorsieht (Bundeskanzleramt 2020, S. 112). Weiters entsprechen Inhalt und Zielsetzung des Projektes der Schwerpunktsetzung des aktuellen Programmes für Forschung und Entwicklung des BML (BMLRT 2020, S. 28): 3.1 Zukunftsfitte Lebensräume, generationengerechtes Wirtschaften: Durch das Projekt wird die Entwicklung der biologischen Landwirtschaft gefördert.


Ausgehend von den oben erwähnten Zielen ergeben sich u.a. folgende Funktionen und Tätigkeiten des geplanten Bio-Forschungsnetzwerkes:

1. Koordinations- und Vernetzungsaktivitäten mit den Forschungsinstitutionen zur zielgerichteten gemeinsamen Entwicklung der Bioforschung in Österreich;

2. Ausloten von Möglichkeiten und Initiieren von Forschungskooperationen zum Einwerben von nationalen und EU-Forschungs- und Entwicklungsgeldern;

3. Erarbeitung und Umsetzung einer nationalen Bio-Forschungs- und Entwicklungsstrategie;

4. Identifizieren und Bündeln von Forschungsbedarfen aus Sicht von Landwirt:innen, Berater:innen und Wissenschaftler:innen, für deren Bearbeitung wissenschaftliche Begleitung notwendig ist;

5. Aufbau eines Netzwerkes forschungsinteressierter Biobetriebe:

5a. Greift die Forschungs- und Innovations- / Entwicklungsaktivitäten von Bio-Landwirt:innen aktiv auf;

5b. Unterstützt Anpassungs-, Problemlösungs- und Innovationskapazität auf Biobetrieben zur Bewältigung aktueller Herausforderungen und zur zukunftsorientierten Entwicklung der (Bio-)Landwirtschaft und (Bio-)Lebensmittelproduktion;

5c. Verbessert die Kommunikation und den Wissensaustausch zwischen Wissenschaft und Praxis.

6. Anlauf- und Vernetzungsstelle für alle Bio-Wissensakteur:innen aus landwirtschaftlicher Praxis, Beratung, Bildung und Forschung

6a. Ermöglicht Informationsfluss zwischen den Akteursgruppen;

6b. Eröffnet niederschwellige Kooperationsmöglichkeiten zwischen den Akteursgruppen;

6c. Organisiert Veranstaltungen und Workshops, um die Akteursgruppen zu vernetzen, Informationen und Erkenntnisse zu teilen und die Bioforschung gemeinsam weiterzuentwickeln.


Die Etablierung einer Bio-Forschungsplattform ist bereits im Aktionsprogramm Biologische Landwirtschaft 2023+ vorgesehen (BML 2022, S. 16). Für die erfolgreiche Etablierung eines Bio-Forschungsnetzwerkes ist es im ersten Schritt notwendig, folgende Punkte zu klären:

- Geeignete institutionelle Verankerung und Ressourcenausstattung (Ansiedlung an einer geeigneten Institution, Ressourcen- und Finanzierungsbedarf für den laufenden Betrieb, geeignete Organisationsstruktur) für die konkrete Einrichtung und Umsetzung des Bio-Forschungsnetzwerkes;

- Tätigkeiten, Funktionen und thematischen Ausrichtung, die das Bio-Forschungsnetzwerk erfüllen soll.


Diese Punkte sollen im Rahmen eines DaFNE-Projektes geklärt und die Ergebnisse dem BML als Grundlage für die Umsetzung des Bio-Forschungsnetzwerkes vorgelegt werden.

Praxisrelevanz

Das geplante Bio-Forschungsnetzwerk ermöglicht zukünftig eine koordinierte Abstimmung zwischen den beteiligten Forschungsinstitutionen sowie einen intensivierten Austausch mit Biobetrieben, Bio-Beratung und Bildung sowie weiteren Akteuer:innen des landwirtschaftlichen Wissenssystems. Dadurch werden eine praxisorientierte Weiterentwicklung und Innovation im Bio-Sektor unterstützt sowie Synergien genutzt, u.a. auch für das gemeinsame Einwerben von Forschungs- und Innovationsprojekten auf nationaler und EU-Ebene. Die verschiedenen Bio-Akteur:innen haben im Bio-Forschungsnetzwerk eine zentrale Anlaufstelle und niederschwellige Vernetzungsmöglichkeit.

Durch die zudem vorgesehene Einrichtung eines Netzwerks an forschungsinteressierten Biobetrieben innerhalb von bzw. in Verbindung mit dem Bio-Forschungsnetzwerk wird der Praxisbezug in der Biolandbauforschung weiter ausgebaut und Möglichkeiten für partizipative, transdisziplinäre Forschung verstärkt. Im Netzwerk forschungsinteressierte Biobetriebe sollen aktuelle Fragestellungen, praxisrelevante Forschungsergebnisse sowie innovative Lösungsansätze (die bereits von Biobetrieben ausprobiert/etabliert wurden) in praktischen Versuchen, Demonstrationen, Seminaren und Feldtagen erarbeitet, (für verschiedene Standorte) getestet und einem interessierten Publikum vorgestellt werden. Daraus können in weiterer Folge entsprechende praxisorientierte Seminare und Weiterbildungsangebote entwickelt werden. Neben bäuerlichen Betrieben sollen auch interessierte Schulbetriebe landwirtschaftlicher Schulen in das Netzwerk eingebunden werden, womit zudem auch die Zielgruppen «Jugendliche» und «landwirtschaftlicher Nachwuchs» erreicht werden. Auch hier kann auf bestehende Zusammenarbeitsstrukturen (z.B. Bundesanstalten, landwirtschaftliche Mittelschulen und Fachschulen) aufgebaut werden.