Bienkontext: BIENKONTEXT: Honigbienen-Wildbienen Konkurrenz im Kontext

Projektleitung

Robert Brodschneider

Forschungseinrichtung

Karl-Franzens-Universität Graz

Projektnummer

101799

Projektlaufzeit

-

Finanzierungspartner

Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus| Biene Österreich

Allgemeine Projektinformationen

Abstract (deutsch)

Ein in letzter Zeit oftmals hervorgebrachter Faktor für den Rückgang von Wildbienen ist eine mögliche Konkurrenz durch die Honigbiene (Apis mellifera). Ein oft diskutierter Mechanismus ist der der Nahrungskonkurrenz (Pollen und Nektar). In Gebieten wo die Honigbiene natürlicherweise, oder durch traditionelle Bienenhaltung, häufig vorkommt, ist bei kappen Ressourcen seit jeher ein gewisser Konkurrenzdruck zu erwarten. Die meisten rezenten wissenschaftlichen Arbeiten zur Konkurrenz halten diesen Druck erstmals wissenschaftlich dokumentiert fest. In dieser Studie werden wir die (wenigen) heimischen und zahlreicheren internationalen Arbeiten analysieren, um diese im Sinne einer Entscheidungshilfe für die Österreichischen Gegebenheiten einzuordnen. 

Schlagwörter (deutsch)

Apis mellifera, Biodiversität, Imkerei

Titel, Abstract, Schlagwörter (englisch)

Titel (englisch)

Honey bee and wild bee competition in context

Abstract (englisch)

A recently often heard argument for the reduction in wild bee species is a possible competition with the managed honey bee (Apis mellifera). One often discussed mechanism could be competition for food (pollen and nectar). In areas were the honey bee is native, or traditionally kept for beekeeping, limited ressources always excerted competition among species. The most recent scientific studies documented this form of competition. In this study we will analyse the (few) domestic and larger number of international studies to set the findings in context for the Austrian situation and enable optimal decision-making.

Schlagwörter (englisch)

Apis mellifera, Biodiversity, Beekeeping

Projektziele

Einordnen der wissenschaftlichen Erkenntnisse über die mögliche Konkurrenz von Honigbienen (Apis mellifera) auf österreichische Gegebenheiten zum Schutz von Wildbienen, der Honigbienen und des Imkereisektors.

  • Finden wir ökologisch begründete Hinweise, die eine Einschränkung der Imkerei rechtfertigen?

  • Welche Hinweise auf Konkurrenz zwischen Honigbienen und Wildbienen wurden nachgewiesen, die für Österreich auch zutreffen können?

  • Lässt sich die Nahrungskonkurrenz von Honigbienen besser über die Entfernung der Bienenvölker oder die Bienendichte beschreiben?

  • Sind die publizierten Artikel methodologisch adäquat, und ist ein ‘publication bias’ auszuschließen?

  • Welche weiteren Faktoren für den Rückgang der Wildbienen Diversität lassen sich finden?

Praxisrelevanz

In Österreich leben neben der Honigbiene noch fast 700 andere Bienenarten, welche folgenden Bedrohungen ausgesetzt sind: Landwirtschaftliche Expansion und Intensivierung, Viehhaltung, Ausbreitung von Siedlungsflächen u.a. Ein in den letzten Jahren vermehrt untersuchter Faktor ist, ob Honigbienen andere Bienenarten durch Konkurrenz verdrängen. Diese Tatsache wurde in unterschiedlichen Studien berichtet, in der wissenschaftlichen Gemeinschaft aber auch immer wieder widerlegt, siehe Harder & Miksha (2022) contra Renner et al. (2021). Allerdings ist offen, ob und wie sich die diskutierten Konkurrenzsituationen auf die österreichischen Gegebenheiten umlegen lassen. Eine Einschätzung ist jedenfalls wichtig, um Entscheidungsträger entsprechend zu informieren, zum berechtigten Schutz der Wildbienen bei gleichzeitiger Berücksichtigung der Interessen der Honigbiene.

Berichte

Abschlussbericht , 30.04.2023

Kurzfassung

Bienen (Apiformes) sind sowohl durch biotische, als auch abiotische Faktoren bedroht. Eine immer häufiger untersuchte und intensiv diskutierte Frage ist, ob das Vorkommen der generalistisch-eusozialen Honigbiene (Apis mellifera) ein Grund für schwindende Wildbienenpopulationen ist. Mechanismen für negative Auswirkungen können Interferenz- und Ausbeutungskonkurrenz, Auswirkungen der Honigbienenbestäubung auf Wildpflanzenzusammensetzung und die Übertragung und Infektiosität von Krankheitserregern sein. Aus dem deutschsprachigen Raum liegen kaum Studien vor. Trotz zahlreicher Studien aus anderen Ländern muss die Anzahl der Artikel, die problematische Konkurrenzsituationen zwischen Honigbienen und Wildbienen belegen, kritisch interpretiert werden, da der Großteil der Studien nicht kontrollierte Experimente, sondern Abundanzerhebungen aus Beobachtungsstudien sind. Studien, die das Auftreten von mit der Honigbiene assoziierten Krankheitserregern in anderen Bienenarten oder die Kreuzinfektion dieser Krankheitserreger zeigen, sind kein Beweis für eine Konkurrenz, da viele solche Krankheitserreger innerhalb der Hymenoptera verbreitet sind. In diesem Artikel setzen wir die wissenschaftlichen Erkenntnisse zum Konkurrenzkampf zwischen Bienenarten in einen kritischen Kontext, identifizieren Wissenslücken, diskutieren Verzerrungen im Publikationsbetrieb und empfehlen, wie zukünftige Untersuchungen verbessert werden können. Abschließend fassen wir zusammen, wie nach unserem Verständnis sowohl Wildbienen als auch bewirtschaftete Honigbienen am besten unterstützt werden können.

Berichtsdateien

Bienkontext.pdf

Abstract (deutsch)

Bienen (Apiformes) sind sowohl durch biotische, als auch abiotische Faktoren bedroht. Eine immer häufiger untersuchte und intensiv diskutierte Frage ist, ob das Vorkommen der generalistisch-eusozialen Honigbiene (Apis mellifera) ein Grund für schwindende Wildbienenpopulationen ist. Mechanismen für negative Auswirkungen können Interferenz- und Ausbeutungskonkurrenz, Auswirkungen der Honigbienenbestäubung auf Wildpflanzenzusammensetzung und die Übertragung und Infektiosität von Krankheitserregern sein. Aus dem deutschsprachigen Raum liegen kaum Studien vor. Trotz zahlreicher Studien aus anderen Ländern muss die Anzahl der Artikel, die problematische Konkurrenzsituationen zwischen Honigbienen und Wildbienen belegen, kritisch interpretiert werden, da der Großteil der Studien nicht kontrollierte Experimente, sondern Abundanzerhebungen aus Beobachtungsstudien sind. Studien, die das Auftreten von mit der Honigbiene assoziierten Krankheitserregern in anderen Bienenarten oder die Kreuzinfektion dieser Krankheitserreger zeigen, sind kein Beweis für eine Konkurrenz, da viele solche Krankheitserreger innerhalb der Hymenoptera verbreitet sind. In diesem Artikel setzen wir die wissenschaftlichen Erkenntnisse zum Konkurrenzkampf zwischen Bienenarten in einen kritischen Kontext, identifizieren Wissenslücken, diskutieren Verzerrungen im Publikationsbetrieb und empfehlen, wie zukünftige Untersuchungen verbessert werden können. Abschließend fassen wir zusammen, wie nach unserem Verständnis sowohl Wildbienen als auch bewirtschaftete Honigbienen am besten unterstützt werden können.

Abstract (englisch)

The competition between honey bees and wild bees in a critical context and lessons for the German-speaking countries. Bees (Apiformes) are threatened by multiple biotic and abiotic factors. One increasingly studied and intensely discussed question is whether the presence of the generalist, eusocial honey bee (Apis mellifera) is a reason for the decline of wild bee populations. Proposed mechanisms for a negative impact are interference and resource competition, effects of managed bees on plant communities via pollination, and transmission of pathogens. There are few studies for German-speaking countries. However, the number of articles purporting to document situations in which the honey bee outcompetes wild bees must be interpreted with care, because of a publication bias or as correlative results of bee abundances are presented, and causality is mostly not proven. Furthermore, studies showing the occurrence of honey bee-associated pathogens in other bee species or the cross-infectivity of these pathogens are no demonstration of competition that eventually leads to species decrease, as many pathogens typically known from the honey bee are commonly spread in Hymenoptera. In this article, we critically contextualize the scientific findings on competition between bee species, highlight knowledge gaps and suggest where research setups could be improved. We finally summarize how, to our understanding, wild bees and managed bees are both supported best.

Autor/innen

Gratzer, K., Brodschneider, R.