ARKS: Antibiotikaresistente Keime bei Schweinen und Schweinefleisch
Projektleitung
Alois Leidwein
Forschungseinrichtung
Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES)
Projektnummer
101897Projektlaufzeit
-
Finanzierungspartner
Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft | Züchtervereinigung und Erzeugergemeinschaften für Ferkel und Mast| SPAR Österreichische Warenhandels AG Zweigniederlassung Graz Abteilung TANN| BILLA AG| Norbert Marcher GmbH| Fleischhof Raabtal GmbH| Rudolf Großfurtner GmbH| Steirerfleisch Gesellschaft m.b.H.| Amt der Oberösterreichischen Landesregierung| Amt der Niederösterreichischen Landesregierung| Amt der Steiermärkischen Landesregierung
Allgemeine Projektinformationen
Abstract (deutsch)
Die Reduktion der antimikrobiellen Resistenz (AMR) bei der Lebensmittelerzeugung dienenden Tieren ist weltweit ein strategisches Ziel, um die Ausbreitung und Exposition von Menschen und Tieren gegenüber multiresistenten Keimen zu kontrollieren. Dies wird in mehreren Dokumenten angesprochen, einschließlich der AURES-Berichte.
Jüngste Daten zeigen, dass die Resistenzraten in der österreichischen Schweinepopulation und -produktion höher sind als in der Rinderproduktionskette und ähnlich denen in anderen EU-Ländern. Da die Schweineproduktion das höchste Produktionsvolumen und den höchsten Verbrauch an antimikrobiellen Mitteln aufweist, sind wirksame Interventionen zur Reduzierung antimikrobieller Resistenzen erforderlich. Um das zu erreichen, wird ein Grundlagenforschungsprojekt mit Fokus auf die gesamte Schweine-Wertschöpfungskette initiiert. Ziel ist es, im Sinne eines One-Health-Ansatzes die Eintragsquellen ausgewählter antibiotikaresistenter Keime sowie deren auslösende Faktoren zu identifizieren und mögliche Interventionen zur Keimreduktion zu definieren. Da den Möglichkeiten während des Schlacht- und Zerlegeprozesses rechtliche und technologische Grenzen gesetzt sind, müssen Maßnahmen auf allen Stufen der Lebensmittelkette ergriffen werden, um die Prävalenz in der Primärproduktion zu senken und die Übertragung antibiotikaresistenter Keime während der Gewinnung und Verarbeitung zu reduzieren. Das Projekt liefert aktuelle Informationen zur Prävalenz von ESBLs, MRSA, multiresistenten E.coli und Salmonella spp. entlang der Wertschöpfungskette von der Ferkelaufzucht über die Mast bis zur Schlachtung und in/auf Frischfleisch. Die Analyse umfasst die Genotypisierung von ESBL- und MRSA-Isolaten sowie die Resistenzprüfung von E. coli-Isolaten. Die Prävalenzstudie ermöglicht die Aufstellung von Hypothesen, die mittels einer chronologischen Untersuchung in mindestens 2 Durchgängen von der Sau bis zur Schlachtung von einzelnen Tieren oder Tiergruppen auf den Höfen entlang der Wertschöpfungskette untermauert werden. Zusätzliche Daten, die über die Verwendung antimikrobieller Mittel und das Betriebsmanagement gesammelt werden, tragen dazu bei, Risikofaktoren zu identifizieren.
Am Ende ermöglichen Ergebnisse zur Prävalenz entlang der Wertschöpfungskette, Angaben zu den Einflussfaktoren und Vergleiche der Isolate anhand detaillierter molekularer Typisierungen, klare Hypothesen zu ziehen und mögliche Interventionsmaßnahmen zur Antibiotikareduktion zu definieren.
Schlagwörter (deutsch)
Antibiotikaresistenz, ESBL, MRSA, Lebensmittelkette, Einflussfaktoren, Lebensmittelsicherheit
Titel, Abstract, Schlagwörter (englisch)
Titel (englisch)
Antibiotic-resistant germs in pigs and pork meat
Abstract (englisch)
Several documents including the AURES reports address reducing antimicrobial resistance (AMR) in food-producing animals as a key strategic goal worldwide to control the spread and exposure of humans and animals to multi-resistant germs.
Recent data show that resistance rates in Austrian pig population and pork production are higher compared to the cattle production chain and similar to those in other EU countries. As pig production has the highest production volume and the highest amount of consumption of antimicrobials, effective interventions to reduce AMR. To achieve that goal a foundational research project has to be initiated with focus on the whole pig value chain.
The aim of the project is to identify the sources of entry of selected antibiotic-resistant germs as well as the factors triggering their spread following an One Health approach and subsequently to define possible intervention measures to contain these germs.
Since there are legal and technological limitations on the possibilities for reducing the bacterial load during the slaughtering and cutting process, measures must be taken at all stages of the food chain to lower the prevalence in primary production and to reduce the transmission of antibiotic-resistant germs during further processing.
This project provides up-to-date information on the prevalence of ESBLs, MRSA, multiresistant E.coli and Salmonella spp. at different production steps along the pig value chain from piglet breeding to fattening to slaughter and in / on fresh meat. The analysis includes genotyping of ESBL and MRSA isolates as well as resistance testing of E. coli isolates. The prevalence study provides initial indications of the entry points and enables hypotheses to be drawn up. To substantiate the hypotheses further, individual animals or groups of animals on the farms chronologically along the stages of the value chain are examined in at least 2 complete rounds starting from the sow through to slaughter. Additional data collected on antimicrobial use, and farm management will help to identify potential risk factors and drivers of the observed situation.
At the end, results on the prevalence at the various stages of the value chain, data on the influencing factors and comparisons of the isolates based on detailed molecular typing enables to draw clear hypotheses regarding the influencing factors and to define possible intervention measures to reduce antibiotic-resistant germs along the pork value chain and in / on pork.
Schlagwörter (englisch)
Antibiotic resistance, ESBL, MRSA, food chain, influencing factors, food safety
Projektziele
Weltweit sterben jährlich schätzungsweise 700.000 Menschen an Infektionen, die durch antibiotikaresistente Keime verursacht werden. Davon entfallen allein etwa 33.000 Todesopfer auf die Europäischen Union (EU), in der jährlich zusätzliche Gesundheitskosten im Wert von 1,5 Mrd. Euro verursacht werden.
Wenn keine Lösungen gefunden werden, um den Anstieg der Antibiotikaresistenzen zu verlangsamen steigt die Zahl der jährlichen Todesfälle Prognosen zufolge auf mehrere Millionen und bis 2050 könnten antimikrobielle Resistenzen eine häufigere Todesursache darstellen als Krebs.
Antibiotika sind Medikamente mit antimikrobieller Wirkung. Sie werden zur Behandlung von bakteriellen Infektionen eingesetzt und stützen die uns bekannte moderne Medizin. Wenn diese ihre Wirksamkeit verlieren, entstehen bereits bei einfachen medizinischen Eingriffen wie Kaiserschnitt oder Darmchirurgie erhebliche Infektionsrisiken.
Die meisten der aus der Humanmedizin bekannten Wirkstoffe werden ebenfalls für lebensmittelliefernde Tiere verwendet. In der Landwirtschaft und Aquakultur muss jedoch unterschieden werden, ob es sich um einen notwendigen Antibiotikaeinsatz zur Wiederherstellung der Tiergesundheit, wie es zur Einhaltung des Tierschutzes und der Ernährungssicherheit geboten ist, handelt oder der Einsatz der Vorbeugung oder Verhinderung der Ausbreitung einer Infektionskrankheit dient. Während in der EU der Einsatz von Antibiotika zur Wachstumssteigerung verboten ist, ist dies weltweit noch nicht gegeben. Es wird angenommen, dass ein Großteil der weltweiten Antibiotikaabgabe im tierischen Bereich nicht zwingend notwendig ist [1].
Gemäß der Veterinär-Antibiotika-Mengenströme- Verordnung ist es in Österreich gesetzlich vorgeschrieben die an landwirtschaftliche Betriebe abgegebenen Antibiotikamengen zu melden. Neben der abgegebenen Menge der einzelnen Veterinärspezialitäten ist der landwirtschaftliche Betrieb sowie die Tierart und Nutzungsart anzugeben bei der die Antibiotika Anwendung finden. Aus dem Bericht über den Vertrieb von Antibiotika in der Veterinärmedizin in Österreich 2017-2021 geht hervor, dass im Jahr 2021 beinahe Dreiviertel der in Österreich abgegebenen Antibiotika (21,86 to) für die Tierart Schwein (70,6%), für Rind nur 22,7 % und Geflügel nur 6,4 % benötigt wurde. Diese Antibiotika wurden bei den Nutzungsarten Mast (29,8%), Zucht (21,5%), Ferkelaufzucht (11,2%) und andere Nutzungsarten (8,0%) angewendet. Bezogen auf die Nutzungsart entfällt der Großteil auf die Bereiche Mast und Zucht, d.h. es verteilt sich auf die verschiedenen Produktionsphasen.
Aus dem Resistenzbericht Österreich AURES 2017/2019/2021 welcher auch die Daten zur Antibiotikaresistenz-Überwachung gemäß Durchführungsbeschluss der Kommission 2013/652/EU in Österreich umfasst geht hervor, dass der höhere Antibiotikaeinsatz bei Schweinen ebenfalls mit höheren Antibiotikaresistenzraten verbunden ist. Laut dem Bericht weisen in 2017 50% der Indikator-E. coli-Isolate von 180 Mastschweinen mikrobielle Resistenzen auf, verglichen mit 27% der Isolate von 181 Rindern unter 1 Jahr. In 2019 zeigten nur 39,7% der Isolate von Mastschweinen und 56,8% der Isolate von frischem Schweinefleisch keine mikrobiologischen Resistenzen gegenüber den getesteten Antibiotika. Bei frischem Rindfleisch betrug dagegen dieser Anteil 88,8%. Aktuelle Zahlen für das Jahr 2021 zeigen, dass sich der Anteil vollständig sensibler Isolate weiter verringerte und nun noch 38,3% ausmacht.
Dieses Bild wird durch die mittels selektivem Anreicherungsverfahrenen auf ESBL/AmpC bildende E. coli untersuchten Caecumproben sowie Frischfleischproben bestätigt. Von den 291 Caecumproben von Mastschweinen konnten im Jahre 2017 in 62,2% (2019: 61,3%) verdächtige ESBL/AmpC bildende E. coli isoliert und bestätigt werden verglichen mit nur 22,4% der 303 Caecumproben von Rindern unter 1 Jahr. Die 309 Proben von frischem Schweine- und 300 von frischem Rindfleisch aus dem gleichen Zeitraum zeigten in Summe eine niedrigere Belastung, wenngleich die Schweinfleischproben mit 10,4% (2019: 10,1%) wieder über den Rindfleischproben mit nur 1,7% (2019: 1,2%) lagen. Der Bericht weist direkt darauf hin, dass „die Verringerung antimikrobieller Resistenzen bei lebensmittelliefernden Tieren ein weltweit bedeutendes strategisches Ziel, um die Verbreitung und Exposition von Menschen und Tieren gegenüber resistenten Pathogenen zu kontrollieren ist“[2]. Aktuelle Zahlen für das Jahr 2021 zeigen, dass sich die Situation nicht verbessert hat. In der Schweinefleischkette wurden bei 62,8% der Caecumproben und bei 8,5% der Schweinefleischproben ESBL/AmpC bildende E. coli nachgewiesen.
Im AURES 2019 werden auch aktuelle Daten zum Vorkommen von MRSA berichtet. Bei 15,7% der untersuchten 318 Schweinefleischproben und bei 2,6% der untersuchten 228 Rindfleischproben wurden MRSA isoliert. In einer EU-weiten Grundlagenstudie im Jahre 2008 waren bei 5,3% der österreichischen Zuchtbetriebe und 12,6% der Produktionsbetriebe MRSA nachgewiesen worden.
Untersuchungen von Blinddarminhalten bei Mastschweinen zeigten, dass nur bei 2,3% der Proben ein Salmonellennachweis geführt werden konnte. Dies bestätigt bisherige Erkenntnisse.
Studien belegen, dass die gleichen Bakterien-Subtypen bei Isolaten aus Populationen von Menschen, Nutztieren und Haustieren nachgewiesen werden können. Über die Übertragungswege und deren Bedeutung für die Gesamtproblematik ist allerdings noch vieles unklar.
Auf Grund der Tatsache, dass in Österreich im tierischen Bereich bei der Tierart Schwein das größte Potential besteht, wirksame Interventionen zur Reduktion des Antibiotikaeinsatzes und des Eintrags antibiotikaresistenter Keime in die Lebensmittelkette zu setzen, wird ein Projekt mit dem Fokus auf die Wertschöpfungskette Schwein initiiert.
Ziel des Projektes ist es im Sinne des One Health Ansatzes antibiotikaresistente Keime entlang der Wertschöpfungskette Schwein und im/am Schweinefleisch zu reduzieren. Den Möglichkeiten im Schlacht- bzw. Zerlegeprozess sind gesetzliche und technologische Grenzen gesetzt. Um das Ziel zu erreichen, müssen Maßnahmen gefunden werden die unter Praxisbedingungen einsetzbar und wirtschaftlich leistbar sind, um die Prävalenz in der Landwirtschaft zu senken und die antibiotikaresistenten Keime auf dem Lebensmittel zu verringern.
Die Fragen die in diesem Projekt geklärt werden sollen lauten:
- An welchen Stellen der Wertschöpfungskette Schwein erfolgt ein Eintrag von MRSA bzw. ESBL-bildenden E. coli, welche dieser Eintragsquellen sind von besonderer Bedeutung für die Verschleppung entlang der Lebensmittelkette bzw. der Kontamination von Lebensmitteln?
- Welche Faktoren tragen insbesondere dazu bei, dass sich diese Leitkeime und/oder multiresistente E .coli in einer Population ausbreiten?
[1] O’Neill J (2016) Review on Antimicrobial Resistance. Tackling drug-resistant infections globally: An overview of our work. 2016
[2] Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz (BMSGPK) (Hg.); Resistenzbericht Österreich AURES 2017 - Antibiotikaresistenz und Verbrauch antimikrobieller Substanzen in Österreich, 2018.
[3] Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz (BMSGPK) (Hg.); Resistenzbericht Österreich AURES 2019 - Antibiotikaresistenz und Verbrauch antimikrobieller Substanzen in Österreich, 2020.
[4] Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz (BMSGPK) (Hg.); Resistenzbericht Österreich AURES 2021 - Antibiotikaresistenz und Verbrauch antimikrobieller Substanzen in Österreich, 2022. Entwurf. Gemäß Vortrag Dr. Much am 17.11.2022
Praxisrelevanz
Innerhalb der österreichischen Landwirtschaft hat die Schweinehaltung einen hohen Stellenwert. Sie macht 23,1% (2020) der tierischen Erzeugung aus. Insgesamt hatte die österreichische Schweineproduktion 2020 einen Produktionswert von 847 Millionen Euro (VÖS Jahresbericht 2020). Allerdings unterliegt sie in den letzten Jahren einem zunehmenden Strukturwandel. Im zeitlichen Verlauf betrachtet hat sich der Schweinebestand in Österreich seit dem Jahr 2010 um 10,5 % und die Zahl der schweinehaltenden Betriebe um ca. 31,7 % verringert. Das bedeutet, dass der durchschnittliche Tierbestand pro Betrieb tendenziell steigt. Während 1993 pro Betrieb durchschnittlich knapp 30 Schweine gehalten wurden, waren es 2020 bereits 133 Tiere (Statistik Austria Viehbestandserhebung 15.02.2021). Dabei ist zu beachten, dass ein bedeutender Anteil der Betriebe nur wenige Tiere hält und zum großen Teil für den Eigenbedarf produziert. Im Jahr 2019 entfielen auf Betriebe, die bis zu 10 Schweine hielten, ganze 70%. Diese decken aber nur 2% der gesamten österreichischen Schweinehaltung ab. Gleichzeitig machen 10% der Betriebe durch ihre Betriebsgröße (Bestallung je Betrieb > 400 Tiere) über 70% der Schweinehaltung aus (AWI 2019). Diese Betriebe sind entscheidend dafür, dass aktuell der Bedarf bei Schweinefleisch durch die heimische Produktion gedeckt ist. Da Österreich hunderttausend Tonnen unbeliebte Teile exportiert und beliebtere Teile importiert hat Österreich dennoch eine große Bedeutung am Weltmarkt (FLEISCHATLAS 2021).
Österreich liegt mit einem jährlichen durchschnittlichen Fleischkonsum von 60,5 kg pro Person weltweit im Spitzenfeld. Mit 35,4 kg machen Erzeugnisse aus Schweinefleisch den größten Anteil aus (Statistik Austria 2020). Gerichte mit Schweinefleisch haben in der österreichischen Speisepalette einen fixen Bestandteil. Laut einer RollAMA Erhebung 2021 der AMA Marketing macht Schweinefleisch ca. 27 % des Gesamtmengenfleischanteils im Lebensmittelhandel aus (Schweinefleisch ohne Faschiertes, exkl. Fleischhauer und Direktvermarkter). Laut Daten des Gastronomiegroßhandels liegt dort der Anteil Menge Schwein an Fleisch gesamt bei 45 Prozent.
Dabei sind laut der RollAMA Motivanalyse vom November 2020 der AMA Marketing beim Haushaltseinkauf die Frische, die österreichische Herkunft, die kontrollierte Qualität und die Regionalität die wichtigsten Entscheidungsfaktoren.
Verbraucher sind durch Berichte zum Nachweis von resistenten Keimen in Schweinefleisch zunehmend verunsichert. Immer wieder werden Untersuchungsergebnisse aus wenigen, nicht repräsentativ gezogenen Proben veröffentlicht, um auf potenzielle Gefahren hinzuweisen. Der Vergleich mit anderen EU-Mitgliedsstaaten anhand belastbarer Daten ist nur punktuell möglich. Während in einer EU-weiten Grundlagenstudie in 2008 die Nachweisraten für MRSA bei Zucht- und Vermehrerbetrieben für Österreich deutlich unter dem EU-Durchschnitt lagen, wurde bei der Untersuchung von Schweinefleisch in 2019 bei 15,7% der Proben MRSA nachgewiesen. Dieser Wert liegt deutlich über den in anderen Mitgliedsstaaten berichteten Werten. Auch die Ergebnisse aus dem EU-Monitoring für ESBL-bildende E.coli in 2017 und 2019 belegen, dass die Prävalenz in Österreich bei Schlachtschweinen und in Schweinefleisch über dem EU-Mittel liegen. Daten aus den Mastbeständen liegen für beide Erreger nicht vor. Dies betont die Bedeutung des Projektes dahingehend, dass erstmalig repräsentative Daten für die Schweinefleischkette gewonnen werden mit denen mögliche Handlungsfelder identifiziert werden.
Da sich damit die Lebensmittelsicherheit in der Schweinebranche gesamt verbessern kann wird die gesamte Wertschöpfungskette von den Ergebnissen profitieren.
Auf Grund der anhaltenden negativen Publicity zum Thema Schweineproduktion ist die Stärkung des Vertrauens des Endkonsumenten und damit einhergehend eine Erhöhung der Wertschöpfung ein wichtiges Nebenziel. Auch die Erschließung neuer Exportmärkte, welche hohe Auflagen in Hinsicht auf Lebensmittelsicherheit fordern kann ein positiver Nebeneffekt sein.
Wissenschaftliche Studien haben belegt, dass aus Tierhaltungen (z.B. über Gülle) ebenso wie aus Schlachthöfen (z.B. über Abwasser) multiresistente Keime in die Umgebung ausgetragen werden. Bei erfolgreicher Umsetzung des Projekts soll der durch die Schweineproduktion verursachte Eintrag von antibiotikaresistenten Keimen in die Umwelt und in Lebensmittel und damit zusammenhängende Humanfälle verringert werden, wodurch die Ausgaben für das Gesundheitssystem verringert werden. Somit trägt das Projekt wesentlich zu den Zielen des nationalen Aktionsplans bei, die Exposition mit resistenten Keimen zu reduzieren.
Das Alleinstellungsmerkmal besteht darin, dass die Infektkette spezifisch für die Produktionsbedingungen in Österreich entlang der gesamten Wertschöpfungskette analysiert wird. In der vorliegenden Art wurde diese noch nicht erforscht.