Schafe auf der Weide

© M. Theurl

AnimalFutures: ERA-Net SUSAN: Nachhaltige Tierproduktion

Projektleitung

Karlheinz Erb

Forschungseinrichtung

Alpen-Adria-Universitaet Klagenfurt-Wien-Graz

Projektnummer

101243

Projektlaufzeit

-

Finanzierungspartner

Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft| Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus| Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus

Allgemeine Projektinformationen

Schlagwörter (deutsch)

Land use, Europe, cattle, sheep, pig, poultry, sustainability assessment, trade-off, synergy, ecosystem service, biodiversity, material flow accounting, multi-level modelling

Titel, Abstract, Schlagwörter (englisch)

Titel (englisch)

Steering Animal Production Systems towards Sustainable Future

Projektziele

Das übergeordnete Ziel in Animal-Futures ist die Entwicklung von Strategien, die die Komplexität der tierischen Produktionssysteme (animal production systems APS) in Bezug auf ihre sozio-ökonomische und ökologischen Einflussfaktoren berücksichtigen und auf Basis derer Aussagen und Handlungsoptionen über die zukünftige Nachhaltigkeit unterschiedlicher Produktionsformen gemacht werden können.
Animal-Futures basiert auf der Entwicklung und Bewertung eines Kosten-Nutzen-Portfolios, welches auf den drei Säulen der Nachhaltigkeit beruht, in dem Wirtschaft, Umwelt und Gesellschaft als gleichrangig betrachtet und unterschiedliche räumliche und zeitlichen Skalen integriert werden. Ein Portfolio besteht aus einer Vielzahl wirtschaftlicher, ökologischer und sozialer Aspekte, welche die einzelnen Akteure, z.B. Produktionsbetriebe, bei der Nachhaltigkeitsbewertung als wichtig erachten. Die Nutzen beziehen sich auf ökonomische Parameter (Cashflow, Einkommen etc.), soziale Leistungen (Arbeitsplätze, Produktqualität und Sicherheit im Zusammenhang mit menschlicher Ernährung usw.) und ökologische Vorteile (Biodiversität und Ökosystemleistungen). Kosten umfassen negative Umweltauswirkungen (Treibhausgasemissionen), die Nutzung knapper natürlicher Ressourcen (Land, Wasser, Nährstoffe und Energie) und ethische Fragen im Zusammenhang mit dem Wohlergehen von Nutztieren sowie der Prosperität landwirtschaftlicher Betriebe.
Die Arbeit in Animals Futures basiert auf drei Hypothesen: a) ökonomische, ökologische und soziale Vorteile und Kosten von APS sind nicht unabhängig voneinander, und dies führt zu trade-offs und Synergien zwischen Nutzen und Kosten in verschiedenen APS in Europa, b) sozioökonomische und ökologische Rahmenbedingungen prägen das Nutzen-Kosten-Portfolio von APS. Die Verschiedenheit regionsspezifischer Portfolios unterstreicht die Bedeutung regional ausgerichteter Nachhaltigkeitspfade; und c): die Einbettung und Vernetzung verschiedener räumlicher Skalen spielt eine wichtige Rolle bei Nutzen und Kosten z.B. Bauernhof, Region, Nationalstaat, Europa sowie zwischen diesen Skalen. Die Berücksichtigung der Skaleninteraktionen ist notwendig um die mehrdimensionalen Konsequenzen von verschiedenen Innovationen/Strategien abzubilden. Eine Innovation könnte beispielsweise auf einem bestimmten Niveau (z. B. der Farm) greifen, allerdings auf einer höheren räumlichen Ebene aufgrund von Auslagerungseffekten wirkungslos bleiben.
Mit Hilfe der Portfolios können Leistungsvergleiche zwischen APS in Europa gemacht werden. Animal-Futures wird erforschen, wie Vorteile durch die Einführung innovativer Praktiken maximiert werden unter der Berücksichtigung von trade-offs hinsichtlich ihres sozialen und ökologischen Nutzens, sowie ihrer Kosten. In einem partizipativen Multi-Akteur-Ansatz wird ein Entscheidungsinstrument (DSS) entwickelt, mit dessen Hilfe involvierte Akteure (Produzenten, Weiterverarbeitungsbetriebe und Beratern) zu ermitteln können, welche Innovationen in welchen Systemen und Regionen am effektivsten sind. So soll die Resilienz sowie die Innovationsfähigkeit und Wettbewerbsfähigkeit landwirtschaftlicher Betriebe erhöht werden. Zudem untersucht Animal Futures die positiven und negativen Auswirkungen von Produktivitätssteigerungen auf einer höheren räumlichen Ebene (regional, national, EU). Damit unterstützt Animal Futures politischen EntscheidungsträgerInnen in der Nachhaltigkeitsdebatte des Nutztiersektors der EU.
Bergige und Gebirgsregionen in Europa werden als Blaupausen für Innovationen dienen, da diese Regionen besonders von trade-offs betroffen sein werden, z. B. durch Klimawandel, Nutzung als Erholungsgebiete bzw. Tourismus, Produktqualität, Landschaftsschutz, wirtschaftlicher Rentabilität, Aufgabe landwirtschaftlicher Nutzung und daher z.B. Kohlenstoff- und Nährstoffflüsse wesentlich prägen. Mit einem am Institut für Soziale Ökologie entwickelten Biomasse-Balance Modell (Erb et al., 2016) erfolgt eine systematische Quantifizierung ökologischer Kosten (z. B. THG-Emission) und Nutzen (Biodiversität, verschiedene Ökosystemleistungen). Die systematische Analyse europäischer APS und deren gleichzeitige Einbindung in den globalen Kontext ermöglicht das Aufdecken z.B. von Verlagerungseffekten (Nutzen von Innovationen in einer Region könnten Kosten in anderen Ländern verursachen). Zudem ermöglicht die Integration von angebotsseitigen (z.B. tierische Futtermittel, verbesserte Futtermittelverwertung) mit nachfrageseitigen Maßnahmen (z.B. Ernährungsumstellung, Bioenergiebedarf, Recycling von Abfällen) eine solide und umfassende Grundlage für informierte Politikgestaltung, welche unbeabsichtigte ökologische Kosten vermeidet und zur gesellschaftlichen Akzeptanz von APS beiträgt.
Animal-Futures wird dazu beitragen das öffentliche Bewusstsein in Bezug auf die oft vernachlässigten Vorteile die APS für die Gesellschaft bieten zu erhöhen. Dazu gehört z.B. die Bereitstellung von sozialen (Beschäftigung) und kulturellen Services. Außerdem gewinnen Viehzüchter ein besseres Verständnis des gesamtgesellschaftlichen Nutzens ihrer Tätigkeit und sie erhalten Zugang zu einer Reihe innovativer Praktiken für ihre Betriebe, die an ihre jeweiligen APS und regionalen Gegebenheiten angepasst sind. Innovative Praktiken zielen insbesondere auf einen verantwortungsvolleren Einsatz von präventiven Antibiotika, Erhöhung der Qualität von tierischen Produkten, einer Verbesserung artgerechter Tierhaltung und der Erhöhung gesellschaftlicher Akzeptanz der tierischen Produktion. Die Landwirte werden in der Lage sein, die innovativsten Praktiken, welche im Einklang mit der spezifischen Situation sind, auszuwählen und können dadurch zur Erhaltung der Vielfalt von APS und ihrer Produkte in den ländlichen Gebieten beitragen. Der Dialog zwischen Landwirten, Verbrauchern und Beratungsinstitutionen, in Verbindung mit einer besseren sozialen Akzeptanz wird dazu beitragen, gemeinsam die landwirtschaftliche Nutztierhaltung in eine nachhaltige Zukunft zu führen.
Um effektive Strategien zur Bewertung und Verbesserung von APS hinsichtlich ihrer Nachhaltigkeit zu entwickeln, wird Animals Futures ein mehrstufiges Bewertungssystem implementieren, das eine wissenschaftlich fundierte Bewertung von Innovationen vor Ort ermöglicht. Neun Fallstudien vereinen Landwirte, Akteure aus der industriellen Tierproduktion sowie andere Akteure aus dem Bereich der Nutztierhaltung, und Nichtregierungsorganisationen aus dem Bereich Tierschutz und Umweltschutz. Der Multi-Akteur-Ansatz ermöglicht Wissenschaftlern und nicht-wissenschaftlichen Akteuren ein gemeinsames Verständnis zu entwickeln und gemeinsame Visionen zu den gewünschten Zielen zu erreichen.

Praxisrelevanz

Animal Futures applies a bottom-up, multi-actor approach. Thus, the project will embed a large set of animal production actors (breeding company, producers, processors, retailers, environmental and welfare organizations) in the inventory of benefits and costs and the inventory of innovations. The inclusion of such a broad variety of non-scientific actors along the whole production chain is a unique and transdisciplinary approach for an exploration of mutual synergies between scientific and practitioners knowledge. Furthermore, the broad sustainability approach including environmental, economic, and social dimensions of APS allows to identify trade-offs not only between these three dimensions, but also costs and benefits for individual economic sectors such as agriculture, forestry, or retailers. The future needs of one economic sector may infringe the freedom of action for other sectors or agents. While e.g. a spatial concentration and re-distribution of APS across Europe may have positive economic effects on GHG emissions, local producers or neighbors to landless APS may be impacted by such a development.

The ten case studies of the project have been selected with a view of both allowing the highest representativeness of animal production systems across Europe and enabling the largest dialogue between actors and scientists. The case studies bring together a large farm-network (min.200 farms), key animal production industry actors (nine processors, two breeding enterprises) and other socio-economic actors (e.g. husbandry organization, non-governmental organization related to animal welfare and environmental protection) as well as to focus on regional particularities (e.g. mountainous regions) in Europe. Via case studies, different animal production actors from various countries will be involved and contribute to Animal-Future from the beginning to the end of the project.

Animal-Future strives to achieve the following impacts:
I1 - Empowering the innovation potential of livestock actors and enhancing the resilience of farming enterprise by a correct understanding of benefit-cost portfolio by farmers and adoption of innovative solutions.
I2 - Moving farm management closer to the production frontier while considering tradeoffs with respect to social and environmental dimensions; Enabling farmers to optimize their production and at the same time respect social and environmental requirements.
I3 - Innovations improving efficiency of feed utilization, recycling biomass and by product, while minimizing unintended displacement effects; Enable regions to better understand the impacts of farm practices on the environment.
I4 - Better and more informed decision making thanks to the DSS which presents the cross-scale consequences of different innovative practices on the cost-benefit portfolio.
I5 - Raising awareness of different actors as regards the benefits and tradeoffs of different practices; improved self-image of farmers; improved societal image of APS.

Our starting point is that innovative practices in APS have multi-dimensional consequences, including impacts across levels (farm-region-nation-EU). Solutions to address sustainability challenges of APS might also appear at multiple levels. Four main arguments motivate our choice:
(1) Farm sustainability is a necessary but not sufficient condition for sustainable animal production. A low-emission farm, for example, can be located in region with a high livestock density, demonstrating the importance of addressing nutrient losses at both farm and region level.
(2) An innovative practice can improve sustainability in a given region but deteriorate sustainability in other regions (problem shifting); or an innovative practice at one level might be hampered by a trade-off at another level. Feeding more by-products from the human-food industry to chickens, for example, is limited by the availability of these by-products at regional or EU level, which might limit total production volume. In combination with a change in human diet, however, this could be well possible innovation.
(3) Multi-level impacts of livestock supply chains and inter-dependencies between regions have increased because of industrialization, specialization and globalization.
(4) Optimizing benefit and cost might require a smart combination of several innovative practices (e.g. innovation at farm and regional level). In many sustainability assessments, trade-offs and synergies of innovative practices are not addressed at interlinked levels, resulting in problem shifting and scale mismatches. Our approach unites and further develops a unique set of modelling tools into a dashboard to visualize benefit-cost portfolios across multiple levels, enabling identification of sound innovation pathways.

Berichte

Abschlussbericht , 30.11.2020

Kurzfassung

Das Projekt \"AnimalFuture\" untersuchte europäische Tierproduktionssysteme und Möglichkeiten, diese Richtung Nachhaltigkeit zu verändern, indem es (i) in verschiedenen europäischen Regionen eingeführten (agroökologische) Innovationen bewertete, (ii) ihre Nachhaltigkeit mittels Indikatoren maß, (iii) die Auswirkungen der Innovationen auf unterschiedliche Dimensionen der Nachhaltigkeit (Ökonomisch, Ökologisch, Sozial und Gesamtgesellschaftlich) und auf verschiedenen Ebenen bewertete. Als Fallstudien wurde folgenden Regionen und Systeme untersucht: extensive Milchwirtschaft im Boulonnais (FR); pflanzenbasierte Doppelnutzung von Rindern und Schweinen in Bayern (DE); Legehennen in Gelderland (NL); extensives Rindviehsystem im Bourbonnais (FR); extensive Rinderhaltung im Alentejo (PT); extensive Schafhaltung in Aragon (ES) und den Highlands (UK). Insgesamt wurden 19 Innovationen identifiziert und beschrieben, die die Kreativität des europäischen Viehzuchtsektors zeigen. Anhand bestehender Landwirtschaftsmodelle auf der Farm-Ebene wurden Auswirkungen spezifischer Innovationen quantifiziert. Der Fokus europäischer Modellierung lag auf der Quantifikation der Effekt der Umstellung von gemischten Wiederkäuersystemen auf graslandbasierte Wiederkäuersysteme. Die Ergebnisse aus allen Arbeitspaketen bestätigten, dass zentrale trade-offs zwischen den einzelnen Dimensionen der Nachhaltigkeit bestehen, dass es keine Einheitslösung gibt und dass lokale Besonderheiten bei der Auswahl der besten Innovationen eine große Rolle spielen. Das Hauptergebnis des Projekts war ein Entscheidungsunterstützungssystem, das über eine Reihe von Dashboards für eine breite Nutzung zur Verfügung steht und offen online verfügbar ist. Die Studie hat gezeigt, dass Verbesserung der Nachhaltigkeit von Tierproduktionssystemen möglich, aber trade-offs unvermeidlich sind, was besonderer Berücksichtigung bei der Politikgestaltung erfordert. Im beigefügten Dokument finden Sie die Kurzfassung des österreichischen Projektteils. Der gesamte Abschlussbericht des internationalen Projekts sollte bald unter https://era-susan.eu/node/540 verfügbar sein.

Berichtsdateien

BMLRT_Abschlussbericht_AnimalFuture_barrierefrei.pdf

Autor/innen

Karlheinz Erb; Michaela C. Theurl; Andreas Mayer; Lisa Kaufmann; Sarah Matej