AGROECOLOGY: Europäische Partnerschaft zur Beschleunigung der Transformation von Agrarsystemen: Agrarökologische Living Labs und Forschungsinfrastruktur
Projektleitung
Christian Rechberger
Forschungseinrichtung
Höhere Bundeslehr- und Forschungsanstalt Francisco Josephinum
Projektnummer
102064Projektlaufzeit
-
Finanzierungspartner
Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft | EU Kommission
Allgemeine Projektinformationen
Abstract (deutsch)
Die heutigen landwirtschaftlichen Produktionssysteme sind das Ergebnis jahrzehntelanger wissenschaftlicher und technologischer Innovationen, die dazu beigetragen haben, die Ernährungssicherheit in Europa zu gewährleisten. Dies wurde jedoch mit einer Reihe von ökologischen, sozioökonomischen und kulturellen Beeinträchtigungen erkauft, wie die Bewertungen des IPCC (2019) und des IPBES (2019) zeigen. Die Intensivierung der landwirtschaftlichen Systeme und der Landnutzung hat sich negativ auf die Umwelt und die Erhaltung der natürlichen Ressourcen ausgewirkt. Der Agrarsektor ist für 10,3 % der gesamten Treibhausgasemissionen in der EU verantwortlich. Darüber hinaus sind die Landwirte zunehmend mit den Folgen des Klimawandels und häufigeren extremen Wetterereignissen konfrontiert und müssen sich an deren vielfältige Auswirkungen anpassen. Hinzu kommt, dass viele Landwirte kein ausreichendes Einkommen aus ihrer landwirtschaftlichen Tätigkeit erzielen: Während 5 % der Betriebe im Jahr 2018 eine Nettowertschöpfung je Jahresarbeitseinheit (JAE) - ein Maß für das Jahreseinkommen eines Landwirts - von mehr als 70.000 EUR hatten, lag die Nettowertschöpfung je JAE bei 50 % der Betriebe unter 10.000 EUR. Gleichzeitig sind die Umweltauswirkungen und der CO2-Fußabdruck der derzeit vorherrschenden landwirtschaftlichen Praktiken anfälliger für Veränderungen und werden von der Öffentlichkeit und den Medien zunehmend kritisiert. In jüngster Zeit wurde die Anfälligkeit der derzeitigen Produktionssysteme durch die COVID-19-Pandemie und die russische Invasion in der Ukraine noch verstärkt. Es wächst die Erkenntnis, dass ein grundlegender Wandel notwendig ist, um den europäischen Agrarsektor nachhaltiger und widerstandsfähiger zu machen und den gesellschaftlichen und politischen Anforderungen besser gerecht zu werden.
Die Europäische Partnerschaft "Accelerating Farming Systems Transition: Agroecology Living Labs and Research Infrastructures" (AGROECOLOGY) geht davon aus, dass wir die Herausforderungen, mit denen der europäische Agrarsektor konfrontiert ist, mit Hilfe der Agrarökologie bewältigen können. Dabei handelt es sich um einen Ansatz, der auf natürlichen biologischen Wechselwirkungen basiert und gleichzeitig die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse und Technologien sowie Innovationen nutzt, die auf dem Wissen der Landwirte und bewährten Verfahren beruhen.
Schlagwörter (deutsch)
Agrarökologie, Living Lab, Forschungsinfrastruktur
Titel, Abstract, Schlagwörter (englisch)
Titel (englisch)
European partnership on accelerating farming systems transition – agroecology living labs and research infrastructures
Abstract (englisch)
Current agricultural production systems benefit from several decades of scientific and technological innovation, which have contributed to ensuring food security in Europe. This has come though at the cost of a series of environmental, socio-economic and cultural degradations, as illustrated in IPCC (2019) and IPBES (2019) assessments. Indeed, intensification of agricultural systems and land use have had adverse impacts on the environment and the preservation of natural resources. The agricultural sector is responsible for 10.3% of total EU Greenhouse Gas (GHG) emissions. Furthermore, farmers are increasingly confronted with the consequences of climate change and more frequent extreme climate events and must adapt to their diverse effects. In addition, many farmers do not draw a sufficient income from their farming activity: in 2018, while 5% of farms had a Farm Net Value Added (FNVA) per Annual Work Unit (AWU), a measure of a farmer’s income per year, of more than EUR 70 000, 50 % had a FNVA per AWU below EUR 10 000. At the same time, the environmental impact and carbon footprint of currently prevailing farming practices are more vulnerable to changes and are increasingly criticised by the public and the media. Recently, the fragility of current production systems has been exacerbated by the COVID-19 pandemic and the Russian invasion of Ukraine. There is increasing recognition that a major change is needed that would make the European agricultural sector more sustainable, resilient and responsive to societal and policy demands.
The assumption of the European Partnership “Accelerating Farming Systems Transition: Agroecology Living Labs and Research Infrastructures” (AGROECOLOGY) is that we can address challenges faced by the European agricultural sector through agroecology (AE), which is an approach that builds on natural, biological interactions while using state-of-the-art science and technology, and innovation based on farmers’ knowledge and tested best practices.
Schlagwörter (englisch)
Agroecology, living labs
Projektziele
Drei übergeordnete Ziele (ÜZ, langfristige Ziele) werden dazu beitragen, die Vision 2050 der Partnerschaft zu erreichen:
- ÜZ1: Umsetzung der Agrarumweltgrundsätze zur Umgestaltung der Agrarsysteme in einem vielfältigen Europa.
- ÜZ2: Aufbau und Entwicklung von Kooperationen zur gemeinsamen Schaffung und zum Austausch von Wissen und Lösungen, die es allen Akteuren (Erzeugern, Verbrauchern, politischen Entscheidungsträgern, Zivilgesellschaft) ermöglichen, den Übergang zur ökologischen Landwirtschaft zu unterstützen.
- ÜZ3: Beitrag zur Erreichung der Ziele für nachhaltige Entwicklung und des Green Deal bis 2030 sowie der Klimaneutralität in Europa bis 2050 durch Unterstützung der Umsetzung der wichtigsten EU-Strategien und -Politiken.
Um dies zu erreichen, konzentriert sich die Partnerschaft auf fünf spezifische Ziele (SZ), die bis zum Ende der Partnerschaft 2030-2035 erreicht werden sollen:
- SZ1: Erweiterung des forschungsbasierten Wissens über die Vorteile und Herausforderungen von Agrarumweltmaßnahmen und ihr Potenzial für Landwirtschaft, Ernährung, Klima, Ökosystemleistungen und die Verringerung von Umweltauswirkungen sowie für die Ressourcennutzung und die gesellschaftlichen Auswirkungen; dies beinhaltet z.B. die Erforschung der Vorteile von Agrarumweltmaßnahmen und der Zielkonflikte bei der Minderung des Klimawandels und der Anpassung an den Klimawandel.
- SZ2: Entwicklung und gemeinsame Schaffung von Innovationen, um die Risiken des Übergangs für Einzelpersonen und Gemeinschaften zu mindern und zu teilen. Living Labs (im Folgenden LL) bringen per Definition Akteure zusammen, um gemeinsam unter realen Bedingungen Innovationen zu schaffen, die die Risiken sowohl für den einzelnen Landwirt (oder andere Akteure) als auch für die Allgemeinheit mindern.
- SZ3: Verbesserung des Austauschs von und des Zugangs zu Wissen über Agrarumweltmaßnahmen und Stärkung der landwirtschaftlichen Wissens- und Innovationssysteme für Agrarumweltmaßnahmen in ganz Europa unter Berücksichtigung kultureller Aspekte, der Gleichstellung der Geschlechter und der Jugend; dies wird durch ein Netzwerk von LL und Forschungsinfrastrukturen sowie durch gezielte Kommunikation mit verschiedenen Akteuren erreicht; dazu gehört auch die Beseitigung bestehender Hindernisse und Hemmnisse, die Wissenschaftler, Berater und Landwirte davon abhalten, sich an der Agrarwende zu beteiligen.
- SZ4: Entwicklung eines Monitoring- und Datenrahmens zur Messung des Fortschritts bei der Umsetzung von Agrarumweltmaßnahmen und zur Verbesserung der Datennutzung und des Datenaustauschs; Entwicklung harmonisierter Methoden und einer Reihe gemeinsamer Indikatoren zur Messung des Fortschritts durch Integration und Bereitstellung der derzeit fragmentierten Datenbestände, einschließlich der Daten aus Forschungsinfrastrukturen.
- SZ5: Austausch mit politischen Entscheidungsträgern (Forschung und Sektor) und Stakeholdern über den Übergang zu Agrarumweltmaßnahmen und die Integration von Agrarumweltpraktiken, um zu einer besseren Governance, Politik und Institutionen beizutragen, die evidenzbasiert sind und Unterstützungsmechanismen bieten; um Wirkung zu erzielen, müssen politische Entscheidungsträger und Stakeholder einbezogen und Politik und Governance angepasst werden, um den Übergang zu Agrarumweltmaßnahmen zu unterstützen.
Die Partnerschaft wird transformative Veränderungen im breiteren F&I-Ökosystem anstoßen und die Richtung für die Wissensgenerierung vorgeben, indem sie Experimente erleichtert, die das Verständnis und die Akzeptanz von Agrarumweltprozessen verbessern und letztlich die politische Entscheidungsfindung beeinflussen. Die Aktivitäten reichen von der Grundlagenforschung über die Agrarumweltforschung bis hin zur angewandten Forschung, die zu einsatzbereiten Lösungen für die Ausweitung auf reale Umgebungen und zur Demonstration von möglichen Umsetzungsstrategien führen wird. Letztendlich wird die Partnerschaft dazu beitragen, bestehende Wissenslücken im Bereich der Agrarumweltpolitik zu schließen, zu mehr offener Innovation und nutzerorientierter Forschung im Bereich der Agrarumweltpolitik beizutragen, die großen geografischen/territorialen Unterschiede in der EU durch standortspezifische Ansätze mit langfristigen Perspektiven zu berücksichtigen und den Wissensaustausch innerhalb und zwischen den EU-Ländern und darüber hinaus zu verbessern.
Um die Ziele der Partnerschaft zu erreichen, muss ein Portfolio von Aktivitäten umgesetzt werden, das den folgenden acht operativen Zielen (OZ) entspricht, die während der Laufzeit der Partnerschaft erreicht werden sollen:
- OZ1: Unterstützung transnationaler F&I-Aktivitäten im Sinne der SRIA zu den Herausforderungen und Möglichkeiten von Agrarumweltmaßnahmen zur Bewältigung der biophysikalischen, ökologischen, klimatischen, sozialen und wirtschaftlichen Dimensionen der Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft, im lokalen Umfeld und auf breiterer gesellschaftlicher Ebene.
- OZ2: Förderung der Forschung in und über LL in ganz Europa, um den Übergang zu Agrarumweltmaßnahmen zu unterstützen.
- OZ3: Aufbau und Organisation eines europäischen Netzwerkes von neuen und bestehenden LL und RI für den Wissensaustausch und die gemeinsame Schaffung von Innovationen im Agrarumweltbereich auf verschiedenen Ebenen.
- OZ4: Aufbau von Kapazitäten bei verschiedenen Akteuren zur Förderung der Zusammenarbeit bei der Umstellung auf Agrarumweltmaßnahmen.
- OZ5: Verbesserung des Zugangs zu und der Nutzung von Dienstleistungen der RKI und anderer einschlägiger Initiativen für langfristige Messungen, Beobachtungen und Experimente zur Unterstützung von Agrarumweltmaßnahmen.
- OZ6: Schaffung eines Rahmens, einer Datenverwaltung, von Indikatoren und Instrumenten zur Überwachung des Übergangs zu Agrarumweltmaßnahmen und ihrer sozialen, wirtschaftlichen, ökologischen und klimatischen Leistungen und Auswirkungen für verschiedene Akteure, Kontexte und Maßstäbe.
- OZ7: Entwicklung und Umsetzung von Kommunikations- und Verbreitungsmaßnahmen, die durch die Übernahme von Agrarumweltmaßnahmen in die Praxis zu unterstützen und die Beteiligung von Interessengruppen, einschließlich der breiten Öffentlichkeit, zu verbessern.
- OZ8: Einrichtung von Mechanismen für den wissenschaftlichen und politischen Dialog zur Unterstützung der Einführung und Umsetzung evidenzbasierter Strategien (Forschung und Sektor), die den Übergang zu Agrarumweltmaßnahmen unterstützen, einschließlich der langfristigen Finanzierung von Agrarumweltforschung und -entwicklung.
Praxisrelevanz
Die allgemeine Interventionslogik von AGROECOLOGY ist vollständig auf den Strategieplan von Horizon Europe (HE) für den Zeitraum 2021-2024 abgestimmt, da es zu den vier strategischen Hauptausrichtungen (KSO) beitragen wird. Genauer gesagt ist es auf den Aktionsbereich "Hochwertige digitale Dienste für alle" der KSO A und auf die drei Aktionsbereiche der KSO B abgestimmt: "Nachhaltige Lebensmittelsysteme vom Erzeuger bis zum Verbraucher an Land und auf See", "Saubere und gesunde Luft, Wasser und Böden" und "Verbesserung der Ökosysteme und der biologischen Vielfalt an Land und im Wasser", den drei Handlungsfeldern der KSO C "Abschwächung des Klimawandels und Anpassung an seine Folgen", "Erschwingliche und saubere Energie" und "Regenerative, kreislauforientierte und saubere Wirtschaft" sowie dem Handlungsfeld "Integratives Wachstum und neue Beschäftigungsmöglichkeiten" der KSO D. Beide SOs und OOs sind mit den erwarteten Ergebnissen verbunden, die im Arbeitsprogrammthema HORIZON-CL6-2023-FARM2FORK-01-1 beschrieben sind, wie unten angegeben:
- Stärkung der Kapazitäten von Landwirten und Akteuren der Wertschöpfungsketten der landwirtschaftlichen Primärproduktion in ganz Europa zur Anwendung von Agrarumweltpraktiken, die zu nachhaltigen ökologischen, klima- und umweltbezogenen Auswirkungen und zu integrativen, wettbewerbsfähigen und widerstandsfähigen Agrar- und Lebensmittelsystemen beitragen: SZ1 und SZ3, OZ4, OZ7, OZ1 und OZ2
- Es wird ein europaweites Netzwerk bestehender und neuer Agrarumwelt- und Regionalentwicklungsprojekte aufgebaut. Der Wissensaustausch und die gemeinsame Schaffung von Agrarumweltinnovationen auf verschiedenen Ebenen durch verschiedene Interessengruppen wird sichergestellt. Es wird ein Rahmen für Datenmanagement, Indikatoren und Instrumente zur Überwachung des Übergangs zu einer nachhaltigen Entwicklung geschaffen: SZ3 und SZ4, OZ3, OZ5 und OZ6.
- Es wird ein starkes europäisches F&I-System für die Agrarpolitik geschaffen, das Wissenschaft und Praxis integriert. Die Richtung für den Ausbau bestehender und den Aufbau neuer Kooperationen, die Förderung der Wissensgenerierung und des Wissensaustausches sowie die gemeinsame Entwicklung standortspezifischer und maßgeschneiderter Lösungen durch Agrarumweltprogramme und -initiativen ist vorgegeben. Das Verständnis der technischen und sozioökonomischen Leistung und Akzeptanz von Agrarumweltmaßnahmen in Europa wird verbessert: SZ2 und SZ3, OZ2 und OZ1
- Der wissenschaftlich-politische Dialog über Agrarumweltmaßnahmen wird verstärkt. Wissenschaftliche Unterstützung und technische Demonstration für die Entwicklung, Umsetzung, Überwachung und Bewertung einschlägiger EU- und nationaler Politiken werden bereitgestellt. Evidenzbasierte, systemorientierte und transformative Governance und Politikgestaltung werden unterstützt: SZ5, OZ8 und OZ1
- EU und nationale/regionale Agrarumwelt- und F&I-Agenden der EU und der MS und AC sind komplementär und führen zur gemeinsamen Entwicklung und Umsetzung einer langfristigen gesamteuropäischen SRIA: SZ1 und SZ5, OZ8