
© Christoph Kleinsasser
"Soil Walks" - Bewusstsein für Flächeninanspruchnahme, Versiegelung und Innenentwicklung
Neben seiner Bedeutung für die Nahrungsmittelversorgung und Biomasseproduktion sowie als Lebensraum für Mensch, Tiere und Pflanzen kommt dem Boden auch bei der Bekämpfung des Klimawandels eine wesentliche Rolle zu, etwa als Wasser- und Kohlenstoffspeicher. Der Druck auf die verfügbaren Bodenreserven durch Nutzungsintensivierung (landwirtschaftliche Nutzung, Siedlungserweiterung etc.) und die gleichzeitige Forderung nach Bodenschutz ist beträchtlich, da der Dauersiedlungsraum nur etwas mehr als ein Drittel der Gesamtfläche in Österreich ausmacht. Das Ziel, die Flächeninanspruchnahme und damit die Bodenversiegelung zu verringern – auf 2,5 Hektar pro Tag laut dem aktuellen Regierungsprogramm 2025-2029 auf Bundesebene und auf „netto null“ bis 2050 laut der Europäischen Kommission – ist für viele Menschen immer noch abstrakt und schwer greifbar, selbst wenn die Zahl in Fußballfeldern (bei einer Größe von 70x100 Metern wären es derzeit 16) angegeben wird. Für politische Entscheidungsträger:innen wiederum ist es wesentlich, Verständnis und Rückhalt in der Bevölkerung für die notwendigen Schutz- und Anpassungsmaßnahmen zu finden. In der zeitgemäßen räumlichen Planung nicht mehr wegzudenkende Beteiligungsverfahren können ihr Potenzial zudem nicht vollends entfalten, wenn die Teilnehmer:innen nicht über ausreichende Informationen und Aufklärung bezüglich Problemstellungen und Lösungsmöglichkeiten verfügen.
In diesem Spannungsfeld setzt Soil Walks an. Im Rahmen des Forschungsprojekts wurde eine Walk&Talk-Methode zur Bewusstseinsbildung über Flächeninanspruchnahme, Versiegelung und Innenentwicklung in vier österreichischen Gemeinden erprobt. Das Ergebnis ist ein Handbuch zur Durchführung von Soil Walks, das sich als universeller Leitfaden an all jene richtet, die sich mit dem Thema Flächennutzung, Raumentwicklung, Ortskernstärkung und Bodenschutz befassen – sei es in der Gemeindeverwaltung, in Planungsbüros, als Lehrkräfte, in Vereinen oder aus zivilgesellschaftlichem Engagement heraus. Ergänzend dazu wurde ein Dashboard zur Visualisierung der ÖROK-Daten zur Flächeninanspruchnahme und Versiegelung für das Referenzjahr 2022 entwickelt, sowie ein Schulungsvideo zur Methodenvermittlung angefertigt. Sämtliche Projektergebnisse sind auf der Projektwebsite soilwalks.at abrufbar.